Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit. Adrian Plass

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Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit - Adrian Plass


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wenn man sie sich einmal angewöhnt hat.

      Just, als wir am Tag unserer theoretischen Abreise gepäckbeladen und ziemlich ratlos die High Street entlangwanderten, bot sich uns eine unwahrscheinliche Lösung. Einer von uns bemerkte eine Werbung in einem Schaufenster. Für jeden Mars-Riegel, den man dort kaufte, gab es einen Gutschein für den Bus dazu. Wir legten alle silbernen und kupferfarbenen Münzen zusammen, die wir besaßen, und brachten es auf insgesamt etwas über vier Pfund. Damit konnten wir zwanzig Mars-Riegel kaufen und – o unbegreifliches Wunder! – genügend Gutscheine für sämtliche Fahrkarten für unsere Busfahrt sammeln. Ein echter Erfolg, aber der Nachteil der Sache wird Ihnen nicht entgangen sein. Für diese unendliche Reise stand uns Fünfen nur ein einziges Lebensmittel zur Verfügung. Zwar mochten wir Mars alle gern, schon seit jeher, aber unsere sehr einseitige Ernährung wurde im Lauf der Stunden dann doch ein wenig deprimierend.

      Da sich die Kolumne im Family Magazine steigender Beliebtheit erfreute, wurde ich von meinem Bücherverleger gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Kolumnen zu einem gleichnamigen Buch auszubauen. Natürlich hatte ich Lust. Aber wie wäre es, aus dem „Secret“ ein „Sacred“ zu machen? Der Verlag war einverstanden.

      Ich schrieb das Tagebuch eines frommen Chaoten in einem alten Wohnwagen am hinteren Ende unseres Gartens, und Bridget schickte die handgeschriebenen Blätter an den Verlag. Wir hatten keine Ahnung, wie sich das wohl als Buch verkaufen würde. Im folgenden Frühjahr erschien es, und wieder einmal wurde ich zu Spring Harvest eingeladen (diesmal nach Minehead), um Auszüge daraus zu präsentieren. Am Tag nach meiner Ankunft schlug jemand vor, ich könnte doch mal hinüber zu den Büchertischen gehen, um Exemplare meines neu erschienenen Werkes zu signieren.

      Schon machten sich wieder die Nerven bemerkbar. Bestimmt würde niemand mein Buch kaufen. Und selbst wenn, signieren lassen würde es sich ganz sicher niemand. Schweren Herzens schleppte ich mich zu der Signierveranstaltung und hielt den Kopf gesenkt, während ich mich an den kleinen Tisch setzte, an den die Käufer kommen sollten, um sich ihre Bücher signieren zu lassen. Zehn Minuten, dachte ich, dann bin ich hier weg. Zehn Minuten Peinlichkeit, dass sich die Fußnägel aufrollen, und dann ist alles vorbei. Zwei dieser Minuten vergingen. Eine Stille schien sich auszubreiten. Waren schon alle gegangen? Ich hob den Kopf.

      Alle hatten ein Exemplar meines Buches in der Hand. Zwei Stunden lang signierte ich Bücher; dann kehrte ich im tiefsten Schockzustand in das Chalet zurück, wo Bridget, die Jungs und unsere gerade erst geborene kleine Tochter darauf brannten, zu hören, wie es gelaufen war.

      Wie war es gelaufen? Nun, was meine Zukunftsaussichten anging, hatte ich eben noch bei null gestanden. Und nun war plötzlich etwas da – und es sah so aus, als könnte mehr daraus werden.

      Es wurde mehr daraus. Für Bridget und mich zeigen das die letzten zweieinhalb Jahrzehnte, in denen wir geschrieben und überall auf der Welt zu Leuten gesprochen haben, eindrücklich. In den letzten drei Jahren waren wir beide eng an der „Auferstehung“ von Scargill House beteiligt, einem Tagungs- und Freizeitzentrum in North Yorkshire. Dort haben wir gelernt, falls wir es nicht schon vorher wussten, dass das Lachen, wenn es darum geht, anderen wirklich zu helfen, ganz gewiss nicht nur ein armseliger Ersatz für ernsthafte Seelsorge ist (was immer das sein mag). Das Lachen und die Liebe, so wird uns immer wieder aufs Neue vor Augen geführt, sind unverzichtbar für Leute, denen niemand einen nachvollziehbaren theologischen Erklärungsrahmen für ihre Verzweiflung anbieten kann.

      Diese Erkenntnis, in der alles gipfelt und bestätigt wird, was wir in den letzten siebenundzwanzig Jahren erlebt haben, ist wahrscheinlich der Grund, warum dieses Buch ganz anders ist als die frühen Tagebuch-Veröffentlichungen. Ich bin weit davon entfernt, so unglücklich zu sein, wie ich es damals war, aber die Wahrheit ist, dass ich das Leben, die Arbeit, die christliche Gemeinde und Gott viel lustiger und gleichzeitig viel ernster finde als jemals zuvor. Vielleicht bin ich ein bisschen erwachsener geworden, und darum trifft dasselbe auch auf den Adrian aus dem Tagebuch zu. Wir beide sind ja ein und derselbe, nur noch mehr.

      Wenn es einen Gott gibt – und es hat immer mehr den Anschein, als ob das der Fall sein könnte –, müssen wir uns ein paar Dinge bewusst machen. Zum Beispiel, dass er nicht nach ganz tollen Christen sucht, sondern nach unzulänglichen Nachfolgern mit der Bereitschaft, gehorsam zu sein. Oder, dass das ungezwungene Gesicht des christlichen Lebens das wahre

      Gesicht ist, mit dem Jesus in dieser Welt wirkt und schon immer gewirkt hat. Deshalb ist der Adrian in diesem Buch in der Lage, zwar furchtsam, aber doch beständig und treu der Belastung einer möglichen Tragödie in seinem Leben zu begegnen, während er zugleich hilflos den absurden und enervierenden Annäherungsversuchen von Minnie Stamp ausgesetzt ist – einer neuen Tagebuch-Figur, die wild entschlossen ist, Adrian bei jeder sich bietenden Gelegenheit Seelsorge und Trost angedeihen zu lassen, ob er deren nun bedarf oder nicht.

      Dunkelheit und Licht. Tränen und Gelächter. Minnie Stamp und Heldentum. Tragik und Auferstehung. Albernheit und Heil. Dies sind die Schmerzen und Freuden des Weges mit Jesus, und so wird es immer sein.

      Ich sollte hinzufügen, dass meine Schilderung von Scarleeswanvale zwar gewiss nicht als Porträt von Scargill House gedacht ist, aber manche Leute zweifellos den einen oder anderen Pinselstrich wiedererkennen werden.

      Ich hoffe, Sie haben beim Lesen dieses Buches ebenso viel Spaß wie ich beim Schreiben.

      Eben kam mir übrigens eine Frage in den Sinn. Was wäre gewesen, wenn ich nicht Adrian hieße?

Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit

      Habe beschlossen, mein Tagebuch aus seinem Schlummer zu erwecken, um in einem kurzen Memorial die Höhepunkte der Gemeindefreizeit festzuhalten, die Dennis mich zu organisieren gebeten hat. Dennis Strang hat vor zwei Jahren den guten Edwin Burlesford als Vorsteher unserer Gemeinde abgelöst. Er ist ein großartiger Prediger und im Allgemeinen ein sehr guter Mann. Ich muss allerdings sagen, wenn er nicht gerade in Aktion ist, dann ist er einer der gelassensten Menschen, denen ich je begegnet bin. In jeder Situation, ob formell oder informell, drinnen oder draußen, ungeachtet des Wetters oder des Anlasses oder irgendwelcher Schwierigkeiten, die sich zeigen mögen, wirkt er wie jemand, der gerade auf den Malediven in der Sonne badet. Unser erstes Gespräch über diese Gemeindefreizeit letztes Jahr war ein gutes Beispiel dafür.

      DENNIS: (so, als schirmte er mit einer Hand sein Gesicht von der Sonne ab und riebe sich mit der anderen gemächlich Sonnencreme auf die Brust, obwohl wir in Wirklichkeit im Eingang des Gemeindehauses stehen und es draußen in Strömen regnet) Ach, Adrian, was hältst du davon, irgendwann nächstes Jahr zusammen mit Anne eine Gemeindefreizeit zu organisieren?

      ICH: (etwas bestürzt) Äh, nun, das könnte man machen – ja, das würde wahrscheinlich gehen. So eine richtige Gemeindefreizeit haben wir noch nie gemacht, glaube ich. Äh, was ist denn da im Einzelnen zu tun, Dennis?

      DENNIS: (bringt gerade noch die Energie auf, um zu antworten, bevor er seinen Strohhut über die Augen zieht und wegdöst, begleitet vom Ruf der Möwen, die hoch über seinem Kopf kreisen) Ach, nicht viel. Du suchst etwas aus, wo wir hinfahren können, stellst das Programm auf und lässt dir ein Thema einfallen. „Wo bleibt die Liebe“ wäre eine Idee. Dann sagst du allen Bescheid, rechnest aus, was es kostet und kümmerst dich um den Transport. Solche Sachen halt. Genau deine Kragenweite, Adrian. Okay? Zzzzzzzz …

      ICH: (leise, um ihn nicht zu wecken) Okay. Alles klar. Gut. Prima. Machen wir.

      War ein bisschen nervös, wie ich das Anne beibringen sollte. Nachdem ich eine Weile zu Hause war, sagte ich: „Ach übrigens, Dennis hat mich gefragt, was ich davon halte, eine Wochenendfreizeit für die Gemeinde zu organisieren.“

      Anne blätterte ungerührt ihre Zeitschrift um und sagte: „Interessant. Na ja, Fragen kostet ja nichts, oder? Du kannst ja mal darüber nachdenken.“

      Pause.

      „Ja.“

      „Was?“

      „Ja, ich kann darüber nachdenken,


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