Menschen im Krieg – Gone to Soldiers. Marge Piercy

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Menschen im Krieg – Gone to Soldiers - Marge Piercy


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über deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg, die angeblich Babys mit dem Bajonett aufgespießt hatten. Alle standen den Horrorgeschichten skeptisch gegenüber, niemand wollte sich zum Narren halten lassen wie die Öffentlichkeit in jenem Krieg, der allen Kriegen ein Ende hatte machen sollen.

      Erst im Zug nach New York sprachen sie über den Krieg. »Wenn die Sowjetunion sie nicht aufhält, dann niemand«, sagte Claude. »Die Amerikaner sind völlig unvorbereitet, und die Engländer scheinen verlernt zu haben, wie man zu Lande siegt. Wenn Hitler erst mal die kaukasischen Ölfelder eingenommen hat, wird er doppelt so stark sein.« Während sie durch Connecticut fuhren, fragte er: »Was macht dein geschiedener Mann jetzt? Ist er beim Militär oder unterrichtet er noch?«

      »Er ist bei Donovans neu eingerichtetem Amt OSS. Das ist –« Claude setzte sich auf, alle Nerven hellwach wie neulich, als sie ihm Gloria beschrieben hatte. »Welche Abteilung?«

      »Ich weiß nur, dass er Nachforschungen anstellt. Unter deutschen Emigranten.«

      »R & A wahrscheinlich.« Er griff nach der Times, sein Interesse war verflogen.

      Louise spürte einen kleinen Nerv in ihrem Hals ein Signal zucken. Sie schaute ihn von der Seite an, stellte aber keine Fragen. Nicht, dass sie ihn auch nur für einen Moment verdächtigte, denn Claude war Jude und würde sich deshalb nicht plötzlich als Nazispion entpuppen, aber sie spürte die gleiche Undurchsichtigkeit wie neulich bei Oscar in dem spanischen Restaurant. Irgendwo in diesem leichten Erschauern des Nervensystems stak eine Geschichte, dachte Louise: die gute Ehefrau, die weit mehr weiß, als sie sollte, und weit mehr sieht und sich alles zusammenreimt wie ein erstklassiger Detektiv, aber – in der Sprachregelung der Frauenzeitschriften – so klug ist, dass ihr eigener Mann weiterhin glaubt, sie sei naiv und akzeptiere seine Tarngeschichten. Sie machte sich ein paar Notizen auf dem Rand ihrer Zeitschrift.

      Als sie in ihre New Yorker Wohnung kam – stickig, reichlich staubig, groß und leer, Kay fort im Lager und Mrs. Shaunessy auf Urlaub bei einer ihrer verheirateten Töchter –, durchlitt Louise mehrere Augenblicke überwältigender Traurigkeit, eine endlose Prärie der Einsamkeit, von der vergangenen Woche nur noch verstärkt. Ihr Körper war erwacht und heulte jetzt schon in der leeren Wohnung wie ein angebundener und verlassener Hund. Sie wollte Claude wiederhaben. Sie wollte ihn bei sich haben. Sie hatte gerade begonnen, ihn kennenzulernen. Sie fühlte sich, als habe sie sich die ganze Woche lang vergeblich angestrengt, sich gegen das zu schützen, was unvermeidlich war. Sie war im Begriff, sich zu verlieben, in seine kraftvolle, nervöse Anmut, sein schrulliges Liebesspiel, seine anekdotische Denkweise, die ein wenig wie ihre eigene war, und sie fürchtete sich vor der möglichen Erkenntnis, dass für ihn die Affäre nichts war als ein Histörchen.

      Sie konnte sich nicht einmal überwinden, sich auf ihre Post zu stürzen, von Blanche in Türme sortiert, Türme, die hundert Ansuchen darstellten, zweihundert Pflichten und null Liebe, null Freude. Auf dem einen lagen zuoberst die Vorgaben, an denen sie mit ihrer Gruppe in der Zeitschriftenabteilung des OWI, des Amtes für Kriegsinformation gearbeitet hatte, die Kriegsrichtlinien für Prosaschriftsteller. Sie legten die Propagandaziele fest und auch die Themen, die die Regierung betont wissen wollte, und sollten alle drei Monate aktualisiert werden. Sie gingen an die Chefredakteure von mehreren hundert Zeitschriften und an über tausend freie Schriftsteller. Louise hatte zwar die Hoffnung, dass all diese Propaganda etwas Gutes ausrichtete, doch im Augenblick lag ihr das alles recht fern. Sie nahm ein Bad, wusch sich die Haare, kochte sich eine Kanne Kaffee und setzte sich daran, eine Geschichte zu schreiben, die das Geld für die Miete bringen würde, eine Geschichte über die kluge Ehefrau, die den Mund hielt. Draußen waren die Straßen der Stadt so düster wie ihre Stimmung, alle Neonreklamen abgeschaltet, die Straßenbeleuchtung nur auf Viertelleistung. Also warum nicht arbeiten?

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