Amadeus’ Erbenerdenkinder. Siegrid Graunke Gruel
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Siegrid Graunke Gruel
Amadeus’ Erbenerdenkinder
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Alle Rechte bei der Autorin
ISBN 9783957444790
Zeichnungen © Matthew Cole - Fotolia.com
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhaltsverzeichnis
3. Geheime Botschaften im Café
1. Wundernachtleuchten
Wenn du noch einen Schritt weitergehst, fällst du!“, erklärte Iris-Marie und hielt Matson an der Jacke fest.
„Lass mich los!“, sagte er laut. „Ich falle nie um!“ Schon landeten beide im Matsch des Schilfufers, an dem sie entlanggingen, um den Weg zurückzufinden. „Mann! Jetzt hab ich mich eingesaut - deine Schuld!“, rief Matson vorwurfsvoll.
Ehe Marie jedoch, außer dem Aufschrei „Iih!“, etwas entgegnen konnte, sahen sie es beide zusammen: ein Leuchten, mitten auf dem See! Gleichzeitig sahen sie eine Schwanenfamilie, die mitten durch das helle Licht schwamm!
Neugierig wie zwei kleine Kinder schlichen sie sich in der Deckung des Schilfs näher heran. Das sehr helle Licht blendete sie, war aber eher bläulich und grünlich, blinkte dann zweimal lang und dreimal kurz noch heller auf, warf einen Sternenschweif von goldenen kleinen Rastern über den ganzen See - und war dann wieder aus. Alles war wieder dunkel, nichts mehr zu sehen.
Was war das denn bloß?!
„Was war das, Matson?“, fragte Iris-Marie leise und atemlos, nachdem es nicht noch einmal aufgeleuchtet war.
Matson spähte immer noch wie gebannt durch das Schilf und sagte jedes Mal „Pscht!“, sobald sie wieder anfangen wollte zu reden. Schließlich sagte er dann aber: „Weiß auch nich. Lass uns gehen.“
„Wie … Aber was glaubst du, was kann es denn gewesen sein? Das war doch was Überirdisches, oder?“, fragte sie ihn - und auch sich selbst, während sie hinter ihm herstapfte, über einen festen Pfad, den er gefunden hatte. Und so schnell - schneller, als sie sich darüber wundern konnte.
„Was?“, fragte Matson und blieb kurz stehen. „Keine Ahnung … Komm einfach!“
Er führte sie über viele kleine Wege, die sie nicht kannte, und sie folgte ihm vertrauensvoll. Immerhin ging es jetzt fest und sicher voran. Bald waren die ersten Lichter der Hauptstraße zu erkennen - und schon war’s nicht mehr weit bis zur Bushaltestelle. Endlich geschafft!
Sie ließen sich auf die Rückbank des Busses fallen - dankbar und froh. Und Matson lachte das erste Mal seit tausend Stunden wieder. „Hey, warum lachst du jetzt?“, wollte Iris-Marie wissen, war aber schon angesteckt und lachte einfach mit.
„Darüber, dass mein Handy noch da ist!“, freute sich Matson. „Ich glaubte schon, es im Matsch verloren zu haben!“
Das beruhigende Brummen des Busses ließ sie das gemeinsame Erlebnis wieder gegenwärtig werden. Aber Iris-Marie sagte jetzt auch nichts mehr. Sie kannte ihren Bruder. Er musste immer erst abwarten, bevor darüber geredet werden konnte - und zwar über alles, was ihr sehr wichtig schien, damit sie sofort Klarheit bekam. Ja klar, und da hatte er auch schon seine Kopfhörer auf!
Als sie später in ihrem Bett lag, drangen aus dem Wohnzimmer die wundervollen Klänge von Mozarts Klaviersonaten zu ihr herüber. Wie wunderbar er spielte. War er vielleicht ihr Seelenverwandter? Aus einer fernen Welt? Das wäre schön … Aber wer in ihrer Familie würde das schon verstehen? Ihre Eltern hörten das ganze Klassikprogramm ja bloß rauf und runter, um Entspannung nach ihren anstrengenden Jobs zu finden.
Iris-Marie hatte den Film ‚Mozart‘ gesehen - vor zwei Jahren, zusammen mit ihrer Freundin Sigrid und deren Freund Jahn. Alle drei waren von dem Film gleichermaßen begeistert gewesen. Aber seitdem hatten sie sich kaum noch gesehen, denn Iris-Marie hatte nicht aufdringlich wirken wollen, weil die beiden von da an richtig zusammen gewesen waren. Und jetzt sehnte sie sich wieder nach ihren alten Freunden.
Amadeus … war das Licht vorhin am See vielleicht eine Botschaft von dir? Denn nur in diesem grandiosen Film war ein ähnliches Licht am See zu sehen … Es war ein Jungfilmprojekt gewesen. Ja, gleich morgen würde sie sich in die Videothek und auf die Suche nach dem Film begeben. Hoffentlich würde sie Glück haben, denn der Film war bestimmt schon zehn Jahre alt.
Matson lag auf seinem Bett im anderen Zimmer. Zwischen seinem und dem Zimmer von Iris-Marie lag bloß eine Wand. Er war eineinhalb Jahre jünger als Iris-Marie, musste seit ein paar Wochen nicht mehr zur Schule und machte auch keine besondere Ausbildung. Jetzt jobbte er lieber vergnügt in einem Fastfood- und Fitnesscenter und freute sich insgeheim darüber, dass seine Eltern sich ständig von Neuem darüber aufregten. Was er wollte, war ihnen wohl völlig egal! Na, dann waren sie für ihn eben auch nicht mehr besonders ernst zu nehmen.
Aber seine kleine ältere Schwester Marie, wie er sie einfach nur nannte, die liebte er. Und obwohl er sich angewöhnt hatte, so wenig wie möglich über irgendetwas nachzudenken, so beschäftigte ihn das Geschehnis am See doch sehr! Wie war es dahingekommen, dieses … Leuchten? Und von wo wurde es ausgestrahlt? Ein Boot war nicht sichtbar gewesen.
Seine ‚kleine‘ Schwester sah er nie so ganz als erwachsener an und nahm sie nicht besonders ernst. Sie weiß ja nichts, wie alle Mädchen. Ja, eigentlich weiß sie von nichts. Aber Fragen stellen ohne Ende, das kann sie gut! Aber so sind Mädels eben. Als wenn er immer alles wissen kann, dieser Mozart … Ja, für den ist sie Feuer und Flamme! Bloß, wer interessiert