Amadeus’ Erbenerdenkinder. Siegrid Graunke Gruel

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Amadeus’ Erbenerdenkinder - Siegrid Graunke Gruel


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genug.

       2. Einig sein macht stark

      Am späten Morgen, als Matson erwachte, regnete es. Als er dann endlich aufstand, nachdem er noch lange liegen geblieben war, weil es bei Regen einfach so gemütlich im Bett war und er noch dazu einen freien Tag hatte - juhu! -, wurde bald klar, dass die Eltern nicht da waren. Ach ja, heute war Sonntag - und sonntags waren sie nie da. Erst gemeinsamer Kirchengang, dann Treffen mit Literaturspinnern zum Essen und Quatschen und so weiter bis der Arzt kommt. Den ganzen Tag außer Haus, bis spätabends oder noch später. Ach ja - arme Eltern!

      Er machte Kaffee und freute sich. Ja, für Marie am besten gleich mit - also ziemlich viel Kaffee. Hm … Bestimmt ist sie auch schon wach. Dann kann ich gleich mal an ihre Tür klopfen und sie ein bisschen ärgern! Mit dem Kaffeebecher in der Hand durchschritt er das Wohnzimmer, nippte im Gehen ein paar Schlückchen, damit nicht alles überschwappte, und musste plötzlich stehen bleiben.

      Auf dem Wohnzimmertisch erblickten seine plötzlich wachen Augen ein Bild auf einer CD-Hülle. Darauf war eine Schwanenfamilie zu sehen, die über einen See schwamm und durch ein zauberhaftes Sonnenlichtspiel … Er hielt den Atem an, denn bei genauerem Hinsehen schienen es dieselben Schwäne von gestern Abend zu sein. Nein! Wie kann das denn sein? Matson ließ seinen Kaffeebecher stehen, er wollte nur zurück in sein Zimmer. Nein, doch nicht. Kehrtwendung zurück ins Wohnzimmer, CD-Hülle abgreifen, den Becher auch, und gradewegs rüber zu Maries Zimmertür.

      Sie saß auf dem Bett und blätterte in einer Zeitschrift. „Hallo, was geht?“, sagte Matson und warf gleichzeitig die CD-Hülle gezielt auf ihre Zeitschrift. Volltreffer! „Noch nicht gefrühstückt, was?“, rief er dabei mit einem abscheulichem Grinsen im Gesicht aus.

      Marie sah auf wie eine Katze, die bei ihrer Fellpflege gestört worden war, legte die Hülle kommentarlos neben sich und wendete sich wieder ihrer Zeitschrift zu.

      Guckt sie sich das Bild vielleicht mal an?!, fluchte Matson innerlich und verließ schnell das Zimmer. Er würde aber nach etwa zwanzig Minuten wieder zurück sein - Mädchen brauchen ja immer Ewigkeiten, bis sie etwas checken.

      Ist der jetzt völlig durchgeknallt?, dachte Iris-Marie sich und schrieb einige Fragen in ihr Tagebuch:

      1. Was war das für ein Zauberlicht am See?

      2. Was war das für ein Leuchten am See?

      3. Was war das?!!!

      Dann sah sie sich das Bild auf der CD-Hülle genauer an. Aber was war das? Unglaublich … Mozarts Schwäne! Ist Matson vielleicht ein Licht aufgegangen? Der kommt bestimmt gleich wieder. Außerdem kannte sie ihren Bruder. Er hatte so viel überschüssige Energie, dass er oftmals einfach in ihr Zimmer trat, um ihr etwas davon abzugeben. Das sagte er ihr natürlich nicht, sondern fing an, in ihrem Zimmer herumzustöbern. Angeblich vermisste er dann irgendetwas, das zwischen ihren Sachen liegen müsste. Matson kannte seine ‚kleine Schwester‘ eben auch gut und wusste, wann sie sich allein fühlte und mit niemandem reden konnte. Und dann war er da, „um sie wach zu halten, bevor das Sterben anfängt“, wie er es bezeichnete.

      Es klopfte zwei-, dreimal an ihrer Tür. „Komm rein, die Tür ist doch auf“, sagte Iris-Marie und es klang erfreut. Nicht einmal ihre Freundin Anke hatte sie angerufen. Sie hätte reden wollen - nicht jedoch über das Leuchten am See. Da wären höchstens blöde Fragen wie „Sag mal, Iris, bist du vielleicht bekifft?“ gekommen.

      „Ähm, hallo“, sagte Matson und trat ein. „Was machst du?“

      „Nichts weiter.“

      „Ich auch nicht.“ Er setzte sich auf ihren gemütlichen Samtsessel. „Ich-weiß-es-doch-auch-nicht“, sagte er laut in Robotersprache. „Ein-Raum-schiff-viel-leicht. O-der-ein-Se-gel-bot, ei-ne-Küs-ten-wa-che - Oder eine Feier auf dem See. Ich weiß es nicht, Frau Marie-Iris.“

      „Eine Küstenwache?“, unterbrach sie ihn. „Klar, auf einem kleinen Segeberger Teichsee.“ Und schon flog der erste Gegenstand in ihre Richtung. Es war eine kleine Bastelfigur aus Holz aus greifbarer Nähe, doch Marie drehte ihren Kopf rechtzeitig zur Seite. „’tschuldigen Sie, Herr Matson!“, sagte sie und musste lachen. „Fang gar nicht erst an! Du - könntest recht haben!“

      „Ja klar“, sagte Matson, stand auf und ging zum Bücherregal. Ein, zwei Bücher purzelten unter seiner Hand aus dem Regal auf den Teppich. „Aufräumen ist wohl nicht gerade deine Stärke“, bemerkte er, warf ihr einen kurzen Blick mit lachenden Augen zu und fuhr dann mit einem Finger über alle Buchrücken der vielen Etagenreihen.

      „Deine aber auf jeden Fall!“, gab Iris-Marie ihm deutlich zu verstehen.

      Dann wälzten sie ein großes Astrologiebuch, um irgendeinen Hinweis für das Leuchten aus der Ferne zu erhalten. Aber es war nichts wirklich Passendes dabei.

      „Frag deinen Geschichtslehrer“, schlug Matson schließlich vor und stand auf.

      „Wir finden es heraus.“ Iris-Marie sah ihm in die Augen: Sie war sich sicher.

      „Ja, das werden wir. Tschau, Marie.“

      „Tschau, Matson.“

      Jetzt war alles gut. Sie waren sich einig, und einig sein macht stark!

      Matson ging am späten Nachmittag noch einmal aus dem Haus. Es war wichtig für ihn, sich mit ein paar Freunden zu treffen. Marie dagegen raffte sich für ein paar Hausaufgaben auf. Was sein muss, muss eben sein! Auch wenn neueste Geheimnisse vom See es einem nicht gerade leicht machen …

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