Das Gehirn eines Buddha. Rick Hanson

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Das Gehirn eines Buddha - Rick  Hanson


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entgegen als anderen. Um sich selbst auf Ihre Seite zu bekommen, kann es nützlich sein, überzeugende Gründe dafür zu liefern, dass Sie sich um Dinge kümmern, die Ihr Gehirn zum Besseren hin verändern. Bedenken Sie bitte zum Beispiel diese Tatsachen:

      Sie waren einst ein kleines Kind und der Fürsorge genauso würdig wie ein jedes andere. Können Sie sich selber als Kind sehen? Würden Sie dieser kleinen Person nicht das Beste wünschen? Dasselbe gilt heute: Sie sind ein Mensch wie jeder andere – und verdienen in gleichem Maße Glück, Liebe und Weisheit. Das Vorankommen auf Ihrem Pfad des Erwachens wird Ihre Effektivität bei der Arbeit und in Ihren Beziehungen erhöhen. Bedenken Sie, auf wie viel Art und Weise andere davon profitieren werden, dass Sie besser gelaunt, warmherziger und klüger sind. Die Förderung der eigenen Entwicklung ist keine eigennützige Sache. Sie ist in Wahrheit ein großes Geschenk, das man anderen Menschen macht.

      Die Welt auf der Schneide eines Schwertes

      Das Wichtigste ist vielleicht, dass Sie an die kleinen Wellen denken, die von Ihrem eigenen Wachstum ausgehen und unmerklich, aber wahrhaft einer Welt voller Habgier, Verwirrung, Furcht und Wut helfen werden. Unsere Welt balanciert auf der Schneide eines Schwertes und könnte zu beiden Seiten kippen. Einerseits sehen wir auf dem gesamten Planeten langsam, aber sicher eine zunehmende Demokratisierung, eine wachsende Zahl an Basisorganisationen und ein größeres Verständnis unseres fragilen Miteinander-Verbundenseins. Andererseits erwärmt sich die Erde, militärische Technologien werden zunehmend tödlich und eine Milliarde Menschen gehen jeden Abend hungrig schlafen.

      Die Tragik und die Chance dieses Zeitpunkts in der Geschichte sind exakt die gleichen: Die natürlichen und technischen Ressourcen, die notwendig sind, um uns vom Abgrund zurückzuziehen, existieren bereits. Das Problem ist nicht ein Mangel an Ressourcen. Es ist ein Mangel an Wille und Beherrschung, an Aufmerksamkeit für das, was wirklich geschieht, und an einem aufgeklärten Eigeninteresse, von dem alle Seiten profitieren – mit anderen Worten ein Zuwenig an Tugend, Achtsamkeit und Weisheit.

      Wenn Sie und andere Menschen zunehmend geschickt im Umgang mit dem Geist – und damit dem Gehirn – werden, könnte dies dabei helfen, unsere Welt in eine bessere Richtung zu lenken.

      KAPITEL 1Hauptpunkte

      • Was in Ihrem Geist passiert, verändert Ihr Gehirn, sowohl vorübergehend als auch dauerhaft; Neuronen, die gemeinsam feuern, verdrahten sich. Und was in Ihrem Gehirn geschieht, verändert Ihren Geist, da das Gehirn und der Geist ein einziges, integriertes System sind.

      • Deshalb können Sie Ihren Geist dafür verwenden, Ihr Gehirn zu verändern, um Ihrem Geist Nutzen zu bringen – und jedem anderen Menschen, dessen Leben Sie berühren.

      • Menschen, die sich tief in die Übungen der kontemplativen Traditionen versenkt haben, sind die „Olympiaathleten“ des Geistes. Lernt man, wie sie ihren Geist (und folglich ihr Gehirn) trainiert haben, offenbaren sich machtvolle Wege zum Erreichen von mehr Glück, Liebe und Weisheit.

      • Das Gehirn entwickelte sich, um Ihnen beim Überleben zu helfen, doch bewirken seine drei hauptsächlichen Überlebensstrategien auch, dass Sie leiden.

      • Tugend, Achtsamkeit und Weisheit sind die Säulen, auf denen tägliches Wohlbefinden, persönliches Wachstum und spirituelle Praxis ruhen; sie stützen sich auf die drei grundlegenden neuronalen Funktionen Regulation, Lernen und Selektion.

      • Der Pfad des Erwachens umfasst sowohl die Transformation des Geistes/Gehirns als auch das Aufdecken der wunderbaren wahren Natur, die schon immer da war.

      • Tägliche kleine, positive Maßnahmen summieren sich mit der Zeit zu großen Veränderungen, weil Sie Schritt für Schritt neue neuronale Strukturen aufbauen. Um am Ball zu bleiben, müssen Sie auf Ihrer Seite sein.

      • Gesunde Veränderungen in den Gehirnen vieler Menschen könnten dabei helfen, die Welt in eine bessere Richtung zu lenken.

      TEIL EINS

      Die Ursachen des Leidens

      KAPITEL 2

      Die Evolution des Leidens

      Nichts in der Biologie ergibt einen Sinn,

      außer im Lichte der Evolution.

      THEODOSIUS DOBZHANSKY

      Vieles am Leben ist wunderbar, aber es hat auch seine harten Seiten. Schauen Sie sich die Gesichter um Sie herum an – wahrscheinlich sehen Sie ziemlich viel Anspannung, Enttäuschung und Sorge. Und Sie kennen auch Ihre eigenen Frustrationen und Sorgen. Die Schmerzen des Lebens reichen von subtiler Einsamkeit und Bestürzung über Stress, Schmerz und Wut in moderatem Ausmaß bis hin zu starkem Trauma und heftiger Qual. Dieses ganze Spektrum ist es, was wir mit dem Wort Leiden meinen. Vieles Leiden ist mild, aber chronisch, wie zum Beispiel Hintergrundgefühle der Angst, Reizbarkeit oder des Fehlens von Erfüllung. Es ist normal, weniger davon zu wollen. Und stattdessen mehr Zufriedenheit, Liebe und Frieden.

      Zur Verringerung eines jeden Problems muss man dessen Ursachen verstehen. Dies ist der Grund dafür, warum schon immer alle großen Ärzte, Psychologen und spirituellen Lehrer meisterhafte Diagnostiker waren. Beispielsweise identifizierte der Buddha in seinen Vier Edlen Wahrheiten ein Übel (Leiden), diagnostizierte seine Ursache (Verlangen: ein überwältigendes Gefühl des Bedürfnisses nach etwas), gab ein Heilmittel an (Freiheit von Verlangen) und verordnete eine Behandlung (den Achtfachen Pfad).

      Dieses Kapitel untersucht das Leiden im Lichte der Evolution, um seine Ursprünge in unserem Gehirn zu erkennen. Wenn Sie verstehen, warum Sie sich nervös, verärgert, bedrängt, getrieben, traurig oder unzulänglich fühlen, haben diese Gefühle weniger Macht über Sie. Dies allein kann schon Erleichterung bringen. Ihr diesbezügliches Verständnis wird Ihnen auch dabei helfen, besseren Gebrauch von den „Rezepten“ im weiteren Teil dieses Buches zu machen.

      Das sich entwickelnde Gehirn

      • Das Leben begann vor rund 3,5 Milliarden Jahren. Mehrzellige Wesen tauchten erstmals vor etwa 650 Millionen Jahren auf. (Denken Sie, wenn Sie sich erkälten, daran, dass Mikroben einen Vorsprung von beinah drei Milliarden Jahren haben!) Als vor etwa 600 Millionen Jahren die allererste Qualle auftauchte, waren Tiere mittlerweile so komplex geworden, dass ihre sensorischen und motorischen Systeme miteinander kommunizieren mussten; so erklären sich die Anfänge des Nervengewebes. Während die Tiere sich entwickelten, entwickelten sich auch ihre Nervensysteme, die langsam eine zentrale Leitstelle in Form eines Gehirns hervorbrachten.

      • Die Evolution baut auf bereits vorhandenen Fähigkeiten auf. Die Weiterentwicklung des Lebens lässt sich in Ihrem eigenen Gehirn sehen: in Form dessen, was Paul MacLean (1990) als die reptilische, paläo-mammmalische und neo-mammmalische Entwicklungsstufe bezeichnete (siehe Abbildung 2; alle Abbildungen sind ein wenig ungenau und dienen lediglich der Veranschaulichung).

      • Relativ neues, komplexes, konzeptualisierendes, langsames und motivational diffuses kortikales Gewebe sitzt auf subkortikalen Strukturen und Strukturen des Hirnstamms, die uralt, einfach, konkret, schnell und motivational stark sind. (Die subkortikale Region liegt in der Mitte Ihres Gehirns, unter dem Kortex und auf dem Hirnstamm; der Hirnstamm korrespondiert ungefähr mit dem „reptilischen Gehirn“, das in Abbildung 2 zu sehen ist.) Während Sie durch den Tag gehen, sitzt in Ihrem Kopf eine Art Eidechsen-Eichhörnchen-Affen-Gehirn, das in einem von unten nach oben verlaufenden Prozess Ihre Reaktionen formt.

      • Trotzdem hat der moderne Kortex großen Einfluss auf den Rest des Gehirns und ist durch den Druck der Evolution dahin gehend geprägt worden, dass er beim Menschen die sich ständig verbessernden Fähigkeiten entwickelt hat, Kinder großzuziehen, sich zu binden, zu kommunizieren, zu kooperieren und zu lieben (Dunbar und Shultz 2007).

      • Der Kortex ist in zwei „Hemisphären“ unterteilt, die durch den Balken miteinander verbunden sind. Im Verlauf unserer Evolution konzentrierte sich die linke Hemisphäre (bei den meisten Menschen) allmählich auf sequenzielle und sprachliche Verarbeitung, während sich die rechte Hemisphäre auf holistische


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