Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett. Alfred Bekker

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Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett - Alfred Bekker


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kommen würden”, sagte Frau Savonian, zu deren Füßen sich die riesige Dogge hingelegt hatte.

      “Wo finden wir Ihren Neffen?”, fragte ich.

      “Ich nehme an, dass Sie wissen, dass er eine Wohnung in der Stadt hat. Und wenn Sie mit ihm sprechen wollen, dann sollten Sie mit seinem Büro einen Termin ausmachen, wie sich das gehört.” Frau Savonians Tonfall erinnerte an den Klang von klirrendem Eis.

      “Frau Savonian, ich nehme an, Ihr Mann hat mit Ihnen darüber gesprochen, dass er gute Chancen hat, aus dem Gefängnis entlassen zu werden”, sagte ich.

      Ich beobachtete ihr Gesicht. Es blieb fast völlig unbewegt. Aber sie wich meinem Blick aus. “Jörn hatte einen Anwalt engagiert, der eine Wiederaufnahme des Verfahrens betreiben sollte”, gab sie dann ausweichend zurück. “Sind Sie deswegen hier?”

      “Dann ist Ihnen sicher auch bekannt, dass dieser Anwalt inzwischen erschossen wurde.”

      “Ja, das ist mir bekannt”, antwortete sie etwas gereizt.

      “Auf den Gerichtsmediziner, den dieser Anwalt bat, die Originalbefunde zu überprüfen, ist ein Sprengstoffattentat verübt worden. Haben Sie davon auch gehört?”

      “Worauf wollen Sie hinaus?”, fragte sie.

      “Wir sind der Ansicht, dass jemand mit allen Mitteln verhindern will, dass der Fall Ihres Mannes nochmal aufgerollt wird. Haben Sie eine Ahnung, wer dahinterstecken könnte?”

      Frau Savonian rieb ihre Handflächen gegeneinander und wirkte etwas nervös. “Können Sie sich vorstellen, wie das ist, wenn Sie die Nachricht bekommen, dass Ihr Mann im Bett mit einem toten Call-Girl aufgegriffen wurde?”

      “Nun, ich…”

      “Ich will ganz offen sein. In der ersten Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass mein Mann zu Unrecht im Gefängnis sitzt.”

      “Sie haben ihn aber trotzdem die ganze Zeit über regelmäßig besucht.”

      “Es gab eine Menge zu besprechen. Vor allem Geschäftliches.”

      “Hat Franz Lutterbeck mit Ihnen gesprochen?”

      “Ja, sehr ausführlich. Er hat versucht, mich davon zu überzeugen, dass Jörn die tote Frau, die man bei ihm gefunden hat, nicht umbrachte.” Sie schluckte. “Er wollte mich sogar davon überzeugen, dass er nichtmal Sex mit ihr hatte, sondern ihm ein jemand eine Leiche ins Bett legte, nachdem man ihn mit k.o.-Tropfen außer Gefecht setzte.”

      “Haben Sie Herrn Lutterbeck geglaubt?”

      “Anfangs nicht. Er sprach dauernd davon, dass es bei einem Wiederaufnahmeverfahren wichtig sei, dass ich hinter der Sache stehen würde und genauso von Jörns Unschuld überzeugt sei wie er.” Sie zuckte mit den Schultern. “Ein typischer Anwalt eben, so habe ich gedacht. Einer, bei dem es nur darum geht, den Prozess zu gewinnen und dem es im Grunde egal ist, was wirklich geschah.”

      “Aber Ihre Ansicht hat sich geändert?”, hakte ich nach.

      “Das wäre vielleicht zuviel gesagt. Ich würde es lieber so formulieren: Ich halte es nicht mehr für ausgeschlossen, dass es tatsächlich so war, wie Jörn immer behauptet hat. Warum er allerdings überhaupt in diesem Club war und ob er etwas mit dieser Frau hatte, steht auf einem anderen Blatt.”

      “Diese Frau war ein Call-Girl”, stellte ich fest. “Und wir wissen, dass die Würgemale der Toten nicht zu den Händen Ihres Mannes passen. Die Sache hätte gute Aussichten gehabt, vor Gericht erfolgreich zu sein. Aber jemand wollte das um jeden Preis verhindern. Wir gehen davon aus, dass ein Killer beauftragt wurde, um das Problem zu lösen. Und unsere Theorie ist, dass der von jemandem beauftragt wurde, der einen Vorteil davon hat, wenn Ihr Mann weiter im Knast sitzt.”

      “Wenn Sie mich verdächtigen sollten, dann irren Sie sich gewaltig. Sie können das nicht wissen, aber Jörn und ich haben bei der Hochzeit einen Ehevertrag unterschrieben. Er könnte sich jederzeit von mir scheiden lassen können, ohne dabei ein besonders hohes finanzielles Risiko befürchten zu müssen.”

      “Diesen Vertrag würden wir gerne sehen”, verlangte ich. “Und davon abgesehen: Vielleicht würde Ihr Mann ja genau das tun, sobald er draußen ist und und er sieht, wie die Dinge während seiner Abwesenheit gelaufen sind.”

      “Dazu hätte er keinen Grund”, behauptete sie.

      “Wenn das tatsächlich so sein sollte, dann spricht doch nichts dagegen, dass Sie uns helfen, den Fall aufzuklären.”

      “Natürlich nicht. Und ich habe auch nie gesagt, dass ich nicht kooperieren würde.”

      “Wenn Sie kein Interesse daran haben, dass Ihr Mann länger als nötig im Gefängnis schmort, dann bleibt unseren bisherigen Erkenntnissen nach eigentlich nur eine andere Person übrig, die dafür in Frage käme.”

      “Ich habe keine Ahnung von wem Sie sprechen.”

      Ich stand auf, und deutete auf eines der Fotos von Selim Savonian. “Ich glaube, Sie wissen ganz genau, wen ich meine. Und Ihr Mann wusste das auch, als ich ihn danach fragte, wer denn möglicherweise ein Interesse daran haben könnte, dass er im Knast bleibt. Ihr Neffe Selim, der jetzt die Geschäfte kontrolliert, die er sich dadurch unter den Nagel gerissen hat, dass er Ihren Mann in eine Falle lockte.”

      “Hören Sie, wenn mein Mann unschuldig ist, wieso sorgen Sie nicht einfach dafür, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird?”

      “Und wieso schützen Sie und Ihr Mann Ihren Neffen?”

      “Sie wissen nicht, was Selim für uns bedeutet.”

      “Sie haben in ihm ihren Ersatz-Sohn gesehen, das habe ich inzwischen begriffen.” Ich deutete zu den Fotos. “Und dieser Schrein hier spricht Bände darüber. Aber es geht noch um etwas anderes. Und so ahnungslos können Sie gar nicht sein, dass Sie das nicht wenigstens ahnen!”

      “Ich denke, es ist jetzt das Beste, wenn Sie gehen. Kommen Sie wieder, wenn ein Anwalt der Familie anwesend ist. Ich habe keine Lust, mich oder die geschäftlichen Aktivitäten unserer Familie in irgendwelche Schwierigkeiten zu bringen.”

      “Womit wir beim Kern der Sache wären! Die Geschäfte, die Ihr Ersatz-Sohn übernommen hat, arbeiten mit Geld aus illegalen Quellen. Und natürlich wollen weder Ihr Mann noch Sie, dass man diese Geschäfte genauer unter die Lupe nimmt, denn dann wäre Jörn Savonian vielleicht am Ende wieder im Knast - allerdings wegen Geldwäsche und den Verbrechen, die er in seiner Eigenschaft als Anführer einer kriminellen Organisation beging.”

      Frau Savonian sah mich an. Aus ihren Augen blitzte so viel Wut, dass ich mit meinen Mutmaßungen eigentlich nur richtig liegen konnte. “Wenn Sie Beweise für all diese Dinge hätten, dann wäre mein Mann schon viel, viel früher verhaftet worden! Und Selim ebenso! Aber Sie haben diese dunklen Geschäfte, von denen Sie da faseln, nie nachweisen können! Es gab nicht einmal eine Anklage.”

      Ich war in diesem Moment etwas abgelenkt. Eines der Fotos fiel mir auf. Ich nahm es von der Wand. Es zeigte Selim Savonian mit ein paar Freunden auf einer Segelyacht. Selim alberte offenbar mit zwei jungen Frauen herum. Die Stimmung schien sehr ausgelassen. Ein anderer Mann hatte eine Flasche Champagner in der Hand. Mir fiel die Hand auf, deren Finger um den Flaschenhals griffen.

      Der kleine Finger war deutlich kürzer und wirkte verkrüppelt.

      “Wann und wo wurde dieses Bild aufgenommen?”, fragte ich Frau Savonian.

      “Das ist schon etwas her. Das sind Selim und seine Freunde. Mein Mann hat ihnen jedes Jahr unsere Yacht geliehen. “

      “Wer ist der Mann mit der Champagnerflasche?”

      “Selim ist erwachsen. Denken Sie wirklich, dass ich ihm noch vorschreibe, mit wem er spielen darf?”, fragte sie ärgerlich. “Ich habe wirklich keine Ahnung. Er hat viele Freunde und Bekannte.”

      “Sehen Sie den kleinen Finger? Der ist verkrüppelt


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