Der Psychocoach 8: Zu viel Erziehung schadet!. Andreas Winter

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Der Psychocoach 8: Zu viel Erziehung schadet! - Andreas Winter


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damit zu regulieren. Hierfür braucht man übrigens weder Disziplin noch gute Vorsätze, sondern lediglich ein paar Erkenntnisse.

      Am Ende des Buches finden Sie eine rund 30-minütige Audio-CD, die Ihnen hilft, das Gelesene auf emotionaler Ebene nachzuvollziehen, damit Sie es im Alltag auch umsetzen können. Diese CD enthält ein Coachingprogramm. Ich verwende darin keine Suggestionen oder Informationen unterhalb der bewusst hörbaren Wahrnehmung (Subliminals), sondern arbeite einzig mit Ihrem wachen Verstand und Ihrer Vorstellungskraft. Hören Sie sich diese CD nach der Lektüre des Buches ganz bewusst an. Stellen Sie sich idealerweise dabei vor, ich würde tatsächlich mit Ihnen reden und Ihnen Fragen stellen, auf die Sie mir hörbar antworten. So erzeugen Sie den größtmöglichen Effekt an Bewusstmachung – ähnlich einem Coaching-Gespräch.

      Dieses Buch richtet sich einerseits an Menschen, die noch Eltern werden wollen, andererseits an „praktizierende“ Eltern, in jedem Falle aber auch an Menschen, die einmal Eltern hatten, also an Sie alle. Ich möchte Sie zum Nachdenken anregen und zum Verstehen Ihrer eigenen Eltern einladen, weil ich glaube, dass die meisten Konflikte auf Missverständnisse zurückzuführen sind. Ich bin wirklich ganz fest der Ansicht, dass Menschen, die sich der Aufgabe des Elternseins stellen, größten Respekt verdienen; und Menschen, die sich durch diese Aufgabe überfordert fühlen, sollten eine Chance zur Vergebung bekommen. In diesem Buch, in meinen Coachings, Seminaren und Vorträgen versuche ich stets, beide Seiten einer Medaille zu beleuchten, weil ich denke, dass es keine absolute Wahrheit gibt, sondern nur Standpunkte. Die Sichtweisen und Argumente der Kinder zu verdeutlichen und transparent zu machen, ist die Aufgabe, der ich mich hier stellen möchte.

      Ich benutze teilweise eine recht schonungslose Ausdrucksweise, um verborgene oder verdrängte Themen zu verdeutlichen. Ich versichere Ihnen jedoch, dass ich dabei stets respektvoll und sachlich zu Ihnen sprechen möchte.

      Zu viel Erziehung schadet? In Anbetracht steigender Jugendkriminalität und erschreckender Zahlen bei Schulversagern und Jugendarbeitslosigkeit erscheint das zunächst paradox. Ist es denn nicht so, dass gerade deswegen, weil Eltern ihre Erziehungsaufgaben nicht wahrnehmen, der Nachwuchs keinen Bezug zu den Normen und Werten dieser Gesellschaft entwickelt? Geraten nicht Anstand und Ordnung in Vergessenheit, weil Eltern sich nicht ihrer Erziehungsverantwortung bewusst sind? Resultieren daraus nicht die gesamten Probleme unserer Gesellschaft? Müssten sich Eltern nicht sogar noch viel mehr erzieherisch engagieren, lenkend einbringen und um ihre Kinder kümmern?

      Ich sage: Nein! Es sind oftmals gerade diejenigen Eltern, die mit ihrer eigenen Unreife und ihrem eigenen Unvermögen, ein positives Vorbild zu vermitteln, den Kindern das konfliktfreie Leben in unserer Gesellschaft erschweren. Überforderte und unsichere Eltern bewirken oftmals genau das Gegenteil von dem, was Erziehung eigentlich leisten sollte: Verantwortungsbewusstsein, Sozialkompetenz, eigenständiges und kreatives Handeln sowie Denken, Konfliktfähigkeit, Sachkompetenz und mehr. Doch ganz ehrlich: Von wem sollen Kinder das lernen? Wie viele Menschen kennen Sie, die ein optimales Beispiel für ein glückliches, zufriedenes Leben mit Erfolg, Gesundheit und Wohlstand abgeben und zudem auch noch die Kompetenz besitzen, dieses Denken vorbildhaft an ihren Nachwuchs zu vermitteln? Solche Menschen sind – nicht nur hierzulande – dünn gesät. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Kinder von ihren Eltern eher lernen können, wie man sich ein Leben lang unzulänglich, abhängig und bevormundet fühlt. Die Folge: fehlendes Verantwortungsbewusstsein, unangepasstes Sozialverhalten, chronische Krankheiten, dauerhafte Konflikte und Erfolglosigkeit. Wer nicht weiß, wie man glücklich, zufrieden und gesund lebt, wer glaubt, das Leben sei ein harter Kampf, der wird seinen Kindern nicht glaubwürdig ein positiveres Bild vermitteln können.

      Erziehen ist Elternsache: Aber sinnvoll ist dies nur, wenn Eltern wirklich wissen, was Kinder zu erfolgreichen Erwachsenen macht, und dies zudem vermitteln können. Hinzu kommt, dass unsere Welt sich in einem rasanten Wandel befindet. Die Normen und Werte, mit denen die Generation der 1940er Jahre aufwuchs, sind für die kommenden Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts oftmals veraltet und damit wertlos. Angepasst und unauffällig sein, sich zurückhalten und kritiklos Widerspruch hinnehmen – damit werden die Menschen der Zukunft wahrscheinlich weder glückliche Partnerschaften noch glanzvolle berufliche Karrieren haben, geschweige denn für andere Menschen unersetzlich und gesellschaftlich wertvoll werden. Doch die Eltern der Gegenwart sind von ihren eigenen Eltern mit genau diesen überkommenen Werten versehen worden. Deren Denken und Verhalten bezog sich auf die Normen vorangegangener Generationen – entweder mit Anpassung, Trotz oder mit Orientierungslosigkeit. Genauso wird es dann wiederum den Kindern gehen und so weiter.

      Der Weg zu glücklichen, erfolgreichen und gesunden Kindern führt also über Sie selbst:

      Befreien Sie sich zunächst von den schädlichen Spätfolgen der eigenen Erziehung und lernen Sie danach, wie man seinen Nachwuchs derart fördert und begleitet, dass es diesem mindestens genauso gut ergeht wie Ihnen selbst. Wie das funktioniert und dass dies möglich ist, ist die ungewöhnliche Botschaft dieses Buches.

      Ich bin Diplom-Pädagoge. Seit mehr als 24 Jahren helfe ich Menschen mit scheinbar unlösbaren Verhaltensproblemen, davon zehn Jahre lang in meinem Beruf als Gesundheits-, Erziehungs- und Konfliktberater. In unser Institut kommen Männer und Frauen mit Stress- und Überforderungssymptomen, Ängsten und Depressionen, Übergewicht, Nikotin-, Alkohol- und Drogenproblemen, Straffälligkeiten, Finanz- und Partnerschaftskrisen, chronischen Krankheiten und Psychosen – allesamt auf der Suche nach einem Ausweg. Ich begleite Schüler auf dem Weg zum Beruf und Erwachsene durch die Midlife-Crisis. Selbst Senioren und Greisen konnte ich dazu verhelfen, ihre verloren geglaubte Lebensqualität wiederzuentdecken. Mehr als mein halbes Leben lang beschäftige ich mich mit der Frage: Wie kommt es eigentlich dazu, dass diese Menschen – alle durchweg intelligent und gebildet – solche Leidenswege gehen mussten?

      Die traurige Antwort lautet fast immer: Oft ist es nicht etwa ein Schlag auf den Kopf, eine schwere Krankheit oder ein Unfall, der die Menschen in Lebenskrisen bringt. Es sind traumatische Erfahrungen mit den eigenen Eltern, die denen meist noch nicht einmal bewusst waren.

      Die Lösung ist gottlob auch fast immer die gleiche: „emotional abnabeln“, die Eltern aus der Elternrolle entlassen, seine eigene Mündigkeit spüren und sich zudem bewusst machen, dass ein Kindheitstrauma natürlich auch keine Entschuldigung für ein unglückliches Leben ist.

      Ich beschäftige mich also im ganz konkreten Sinne mit der Erziehung von Menschen jeden Alters, wenn Sie so wollen. Genauer gesagt, mache ich mit tiefenpsychologischen Methoden „rückgängig“, was die eigenen Eltern ihren nun erwachsenen Sprösslingen versehentlich angetan haben („Reframing“ – abgeleitet vom englischen „frame“ = Rahmen – nennt man diese Technik, mit welcher uralte Gefühlserinnerungen unschädlich gemacht und durch eine andere Sichtweise mit einem „neuen Rahmen“ versehen werden können). Wenn diese Erziehungsfolgen aufgelöst sind, die Menschen von ihren unterbewussten Verhaltensmustern befreit sind und das Selbstvertrauen wieder repariert ist, verändert sich schlagartig, innerhalb weniger Wochen das gesamte Leben zum Positiven. Partnerschaften funktionieren wieder, berufliche Chancen offenbaren sich, die körperliche Gesundheit kehrt zurück und somit die gesamte Lebensqualität. Das, was Eltern eigentlich von vornherein für ihr Kind wollten, wird dann endlich wahr: ein Leben als zufriedener und erfolgreicher Mensch.

      Vorab: Ich selbst habe keine eigenen leiblichen Kinder, habe aber eine 11-jährige Ziehtochter. Meine „Studienobjekte“ in punkto Erziehung sind meine vielen erwachsenen Kunden. Daher kann ich Ihnen keine Tipps geben, sondern nur Transparenz schaffen, wie elterliches Verhalten Kindern auch noch im reifen Erwachsenenalter nachhängt. Ich untersuche bei meinen Kunden stets die frühkindlichen Abschnitte ihrer Biografie, um an Traumatisierungen heranzukommen. Viel zu oft, eigentlich so gut wie immer, finden wir in der Kindheit einschneidende Erlebnisse von zu starker Bevormundung, fehlendem Vertrauen und Überforderungen seitens der Eltern. Daher liegt der Schluss sehr nahe, dass ein Zuviel an Erziehung schadet. In den Coaching-Sitzungen


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