Gschichtln aus mein Lem. Da Fraunz

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Gschichtln aus mein Lem - Da Fraunz


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Ungarn ummeschaun. I wuit schaun, obs eh brav auf meine Hund schaun und wies meinen aundan Viechaln geht hätt i a gern gwusst.

      Iagandwaun san da Großvoda und da Papa mit mir ins Auto gstieng und aus da Hauptstodt aussegfoahrn. Noch an Randl samma iagandwo auf ana Laundstroßn stehbliem und ob do hots ghaßn, dass ma zu Fuaß weidaschaun miasn. I glaub wir san circa zehn Minutn gaungan, daun woan ma auf an klanan Higal und i hob ned gwusst, wos do vor mir is.

      A Zaun. A gaunz launger Zaun, der aunscheinend ka Ende nimmt. Groß woa er ah und aun da Spitzn is a schräg noch hintn gaungan. Und da Zaun hot lauta Stacheln ghobt. »Des muas jo wehtuan, do kau ma jo ned drüwa,« hob i ma docht. Daun hob i zwa Türme gsehng, de mi aun die Jägerstände in Ungarn erinnert hom, nur vü greßa. Do san einige Leid drauf gstaundn und hom wos Komisches in da Haund ghoidn. Mei Großvoda hot si zu mir owebeigt und gsogd:

      »Schau Fraunz, desweng kennts die Großötan in Ungarn ned besuchn. Weu ma afoch ned vorbeikennan. De Leid do drübn wuin des ned, desweng mias ma auf der Seitn bleim. Und wenn ma trotzdem ummekraxln, wean de Burschn do oman auf uns schiaßn. Daun samma tot und wir kennan nix mehr mochn. Do is daun ois vorbei. Wir miasn no a bissl woatn, daun wird des ois sicha vorbei sei und wir kennan gemeinsaum ummeschaun. Vastehst, wos i man?«

      I hob mitn Schädl gnickt und geng meine Tränan kämpft, i wuitat ned aufaungan zum plärrn.

      Daun hot si mei Papa nem mir hinghucktl, mitn Finger in Richtung Zaun deit und gsogd:

      »Wir kennan owa rüberwinken wennst mogst. Oma und Opa sehng uns zwoa ned, owa sie wean des sicha mitgriang und zruckwinkn.« Oiso homma ummegwunkn, iagandwie muas des a trauriges Büd gwen sei …

      In dem Moment hom daun a boa Burschn vom Wochturm zruckgwunkn und i hob mi gschreckt, weu da Großvoda hot ma gsogd, dass mi de daschiaßn, wenn i durchn Zaun kraxln wü. I hob mi hintam Papa undn Großvoda vasteckt und gsogd: »I mog de Buam ned. De san gemein. De solln aufhörn.«

      Do hot ma mei Großvoda sei Haund aufd Schuita glegt und gsogd: »Sie hom ka aundare Woih, sie miasn des mochn, sunst werdns söwa tot gmocht. Iagandwaun wennst öta bist, wirst du des vasteh Fraunz. Und i vasprich da ans: Du wirst in ana Zeit leben, wo’s da sehr guat geh wird, vü bessa ois jetza dein Papa und mir geht. Denk drau, vagiss des ned und genieß de kommende Zeit. Es wird no dauan, owa es wird besser!«

      I hobs ned vagessn, wos er ma an dem Tog ungefähr hundat Meter vorm Eisernen Vorhaung gsogd hot. Und jo, heite vasteh i ah, wos er ma domois gsogd hot.

      VUIKS- UND HAUPTSCHUIZEIT

      August 1968

      I woa grod fünfeinhoib Joahre jung, ois da Geri zu mir hamkumman is und ma gaunz stuiz dazöht hot, dass a zum Schuigeh aufaungt. Er hot si total drauf gfreit und is obgaungan wie a Zapfal.

      »Mit wem spü i daun den gaunzn Tog?« woa mei anzige Frog drauf? Do hot er gsogd: »Geh afoch a scho ind Schule, wirst eh vor Weihnochtn scho sechs.«

      Schnö samma zu die Ötan grennt und de hom gsogd, dass des woahrscheinlich ned geh wird und i erst nächstes Joahr ind Schui kumm. Hättens hoit a bissl friacha mitn Vegln augfaungt, daun hätt i ma domois a wengl an Stress daspoat …

      Wie klane Kinder hoit so san, wuins mit Ach und Krach eanare Wünsche in Erfüllung bringan. Desweng hob i zur inoffiziellen Geheimwoffn griffn: Plärrn, dass die Fenster scheppan.

      Iagandwaun hom meine Ötan daun wiakli kla bei gem und si erkundigt. I hätt a glei mitn Geri im September 1968 zum Schui geh beginnan kennan, olladings hätt i do a boa Tests durchfiahrn miasn. Meine oidn Leid woan a bissl skeptisch, weu i jo no so kla und jung woa und bla bla bla so an Schas hoit. Owa i wuitat mit mein bestn Freind die Schuibaunk druckn, wos interessierts mi a Joahr späda, waun i mit lauta unbekaunnte Gschroppal in ana Klass huck? An Schas interessierts mi, desweng hob i mi a bis zu de besagten Tests geplärrt.

      Des woan im Endeffekt Trottltests. Augfaungan hots, dass i moi wos üwa mi dazöhn hob miasn.

      »Franz, wann hast du Geburtstag, Frühling, Sommer, Herbst oder Winter?«

      »Im Dezember, kuaz vor Weihnochtn, warum?«

      »Ist das im Frühling, Sommer, Herbst oder im Winter?«

      »Im Winta natialich, im Summa gibt’s ka Weihnochtn.«

      »Franz, zähl bis zehn« – gesagt getan, is jo ned schwa.

      »Sehr gut, kannst du auch von zehn auf null zählen? Also rückwärts?« – »Wü mi de Oide eigantlich vaorschn? Sicha kau i des,« how i dacht. Oiso hob i ihr den Bledsinn gach owegrattert.

      »Super machst du das Franz, kannst du schon rechnen? Schau mal her, weißt du wie viel das ist? Zwei plus zwei ergibt wie viel?«

      »Vier!«

      »Warum?« – wos sui de damische Frog? Warum ergibt zwa plus zwa vier? Do kaunst jo nur varruckt wean, wennst so damische »Einstufungstests« vor da erstn Klass host.

      »Weu zwa und zwa zu vier wird. Des is so.«

      »Franz, ich glaube, du wirst dir in Deutsch etwas schwer tun. Kannst du schon lesen? Weißt du was hier steht?« – Do hots ma a Kindabiachl herglegt, wo a boa klane Leck-mi-in-Oasch Gsatzln gstaundn san. Oiso hob i ihr des gach vorglesn.

      »Ami ist hier. Mia ist im Haus. Mama ist im Garten. Papa ist weg. Oma macht Kuchen. Opa spielt mit mir« – supa hot a des gmocht da klane Fraunz, des woa jo so richtig schwa, do darads jo jedn Studiertn aufstöhn. Meine Güte …

      Wir woan fertig und i hob die Bestätigung griagt, dass i fia die erste Klasse geeignet bin. Iagandwie woa a die Rede vo hochbegabt. Ohne Scheiß, mit suiche Futziaufgobn wuins aussafindn, ob wer hochbegabt is? Zu dem Zeitpunkt hob i scho a Bier aufmochn kenna, des woa meina Meinung noch schwara ois bis zehn zu zöhn und suiche Prunzgsatzln vorzulesen.

      Die Lehrerin, de mi getestet hot, woa jedoch total begeistert vo mir und is gaunz stuiz zu meine Ötan gaungan und hot eana gsogd, dass eana Sohn scho lesen kau.

      Mama: »Wirklich? Des wusst i gar nicht.«

      Papa: »Hob i eh gwusst, wos is so bsundas drau?«

      Mama: »Des hast gwusst? Wieso hast mirs nicht gesagt?«

      Papa: »Hätt is da leicht song suin? Des hob i daun ned gwusst. Da Bua lest jo imma mit mir in da Zeitung mit.«

      Mama: »I hab dacht, er schaut sich nur die Bilder an.«

      Papa: »Jo genau, weng sowos bickt a dauand nehm mir. Außa bei die Büdln vo die Madln, do muas i a imma länga hischaun.«

      So is mei Eistufungstest fiad erste Klass Vuiksschui obglaufn. Ziemlich unspektakulär, wenns mi frogts. Owa i hob mei Zü erreicht, i bin mit mein bestn Freind zeitgleich ind Schui kumman und natialich a ind gleiche Klass. Sehr zum Nochteu unsara Lehrer.

      Die erste Klass woa relativ lustig und so ziemlich es Fadeste, wos i je erlebt hob. Lesen hob i kennan, bis zwanzg rechnan woa a ois aundare ois schwa und die Aufgobn hob i meistns scho während da Unterrichtszeit gmocht. I bin eher vablödet ois gscheida woan, owa aus iagandan Grund woa mei Hirn afoch produktiver und weida ausgreift ois des vo meine Klassenkameraden. Is hoit so, kau ma nix mochn, ma muas si hoit aun die aundan aupassn. Des woa am Aufaung jedoch ois aundare ois leicht.

      I kau mi no aun die ollaerste Ansage (Diktat) erinnern. Die Lehrerin steht vuan mit ihrn Zettl und lest iagandan Sotz vor. I schreib eam auf. Vurn san a boa Schnöschreiwa gwen, de woan zu dem Zeitpunkt grod mit da Höftn vom erstn Wort fertig. Desweng hots den Sotz wiedahuit. Aha, leiwaund, guad, daun schreib i eam hoit nomoi auf. Des gaunze hot si glauwi fünf Moi wiedahuit. De Oide hot gsogd, dass ma ois aufschreim suin, wos si uns vorlest. Es woa in meine Augn zwar relativ sinnlos den gleichn Sotz fünf Moi aufzuschreim, owa guad, vielleicht mocht ma des so in da Schui, iagandan Sinn wirds scho hom.

      Wie i di Vabessarung griagt hob, san ma moi die Gugga hoiwat aussagfoin. So vü rot markiert und so vü durchgstrichn. Wos wüdn de vo mir? Do sogts uns, dass


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