Die tägliche Heilung. Georg Weidinger
Читать онлайн книгу.nicht mehr extra vor der Arbeit laufen gehen (können Sie natürlich zusätzlich machen) oder extra nach der Arbeit ins Fitnessstudio gehen (können Sie ja auch trotzdem gerne machen), sondern können ihre freie Zeit benutzen, um einfach nur da zu sein, um einfach nur bei ihrer Familie zu sein, um die Lebenszeit, die freien Stunden, einfach entspannt leben zu können.
Die Lösung lautet: GAUFEN!
Vor 150 Jahren hat man nicht darüber nachdenken müssen, sich täglich zu bewegen. Im täglichen Leben war die tägliche Bewegung ein unverzichtbarer Teil. Man hat ohne lange darüber nachzudenken lange Strecken regelmäßig zu Fuß zurückgelegt. Um in die Arbeit oder in die Schule, zu Freunden und Verwandten zu gelangen, musste man einfach gehen. Und weil das eben so normal war, ist man sehr entspannt gegangen, und weil das so regelmäßig war, war die beste Gehtechnik das Selbstverständlichste der Welt. Wenn man heute bei uns in der Stadt zu Fuß geht, um zur Arbeit oder nach Hause zu gelangen (und beobachten Sie einmal arbeitende Menschen beim Gehen …), dann ist das meist schnell und angestrengt, auch weil die Schuhe – wie zum Beispiel schöne Schuhe, die zu einem Anzug passen – nicht fürs schnelle Gehen gemacht sind. Schnelles Gehen auf Asphalt und Beton strengt den Körper sehr an. Entspannung, auch unter Zeitdruck, ist dann schwer möglich.
Und nochmals zur Bekräftigung, wie wichtig tägliche Bewegung ist:
Was sagen Ihnen Ihr Hausarzt und -verstand, wenn Sie zum Beispiel Osteoporose haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie übergewichtig sind? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie ständig gestresst sind und auch schon einen erhöhten Blutdruck haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie erhöhte Blutfette haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie ständig Schmerzen im Rücken und Verspannungen haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie ständig Spannungskopfschmerzen haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie einen Diabetes (Typ II, die häufigste Variante, aber auch bei Typ I, um den Insulinbedarf zu senken), eine Zuckerkrankheit haben? – Regelmäßige Bewegung! Wenn Sie ständig müde sind und niedergeschlagen? – Regelmäßige Bewegung! Und, und, und! Sie hören es vielleicht schon gar nicht mehr, wenn es Ihr Hausarzt und -verstand sagen. Darum sage ich es noch einmal: REGELMÄSSIGE BEWEGUNG! Und regelmäßig heißt täglich!
Warum täglich – genügt nicht dreimal die Woche?
Wenn Sie sich täglich bewegen, müssen Sie nicht darüber nachdenken, ob heute Montag, Dienstag oder Mittwoch ist, um sich zu bewegen, da Sie sich ja ohnedies täglich bewegen! Denken Sie an den HUN. Der muss ja auch täglich schauen, dass alles im Körper glatt fließt. Wenn Sie sich zum Beispiel Montag, Mittwoch und Freitag gut bewegen, was macht dann der HUN an den anderen Tagen? Natürlich ist es besser, sich dreimal pro Woche zu bewegen als zweimal, und besser sich viermal pro Woche zu bewegen als dreimal. Aber wenn Sie sich zum Beispiel nur einmal in der Woche aufraffen, Laufen oder Wandern oder ins Fitnessstudio zu gehen, dann ist das sogar Stress für den Körper, weil ja der Körper auf einmal eine Anforderung leisten muss, die er nicht gewohnt ist, und weil Sie auch noch ein schlechtes Gewissen haben, weil Sie sich ja die ganze Woche nicht bewegt haben. Weil Sie sich ja schon so auf die Bewegung am Wochenende freuen, übertreiben Sie und das bedeutet wiederum Stress für den Körper, obwohl Sie ja diesen Stress eigentlich abbauen wollen! Denken Sie ans Zähneputzen: Wenn Sie nur einmal die Woche, zum Beispiel am Sonntag, eine Stunde lang die Zähne putzen, sonst aber die ganze Woche nicht, dann irritieren Sie das Zahnfleisch durch die einstündige Bürsterei und ruinieren Ihren Zahnschmelz. Wenn Sie jedoch täglich, und noch besser zweimal täglich die Zähne putzen, dann hat das einen sehr positiven Effekt auf den Zustand Ihrer Zähne. Sie entwickeln ein tägliches Ritual, das dann einfach zum Tagesablauf dazugehört und Sie werden nach einiger Zeit nicht mehr darüber nachdenken, sich die Zähne zu putzen. Sie werden es einfach tun. – Und genau so sollte es mit Bewegung auch sein. Sie sollten es einfach tun, ohne darüber groß und lange nachdenken zu müssen, ohne sich lange zu fragen, ob man denn heute Lust hat, sich zu bewegen. Wenn Sie sich die Frage stellen, haben Sie zumeist schon verloren … Also, nicht lange fragen, einfach tun!
Und damit es ganz natürlich und selbstverständlich wird, sollte die Bewegung so gut wie möglich in den ganz normalen Tages- und Wochenablauf integriert sein. Wenn Sie täglich in die Arbeit müssen, dann eben gleich mit Bewegung! Irgendwann wird es dann normal, dass Sie sich bewegen müssen, um an ihre Arbeitsstätte zu gelangen, und Sie werden nicht mehr lange darüber nachdenken.
Aus Studien wissen wir heute, dass auch Erkrankungen, die wir im Westen niemals mit Bewegung in Verbindung gebracht haben, durch regelmäßige Bewegung einen deutlich günstigeren Verlauf nehmen. Zum Beispiel wird bei Krebserkrankungen heute auch schon in der Phase der Chemotherapie und der Bestrahlung empfohlen, sich gut und regelmäßig zu bewegen. Auch bei Morbus Parkinson kann konsequente regelmäßige Bewegung den Krankheitsverlauf verzögern. Auch bei den häufigsten Demenzformen (vor allem der so genannten vaskulären Demenz, bei der es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Blut kommt, aber auch bei der Alzheimer-Demenz) sollte tägliche Bewegung Teil des Therapie-Konzepts sein. Auch bei den verschiedensten Formen psychischer Erkrankungen wie Depression, Panikattacken, Essstörungen, ist tägliche entspannte Ausdauerbewegung die beste Medizin. Und auch bei den verschiedensten Suchtformen hilft tägliche entspannte Bewegung den Tagesablauf gut und gesund zu strukturieren und den Körper wieder zu kräftigen. Früher war eine gängige Form der Therapie die Bettruhe, wie wir sie auch heute noch bei schweren Infekten einhalten. Zumeist aber ist frühzeitiges Aufstehen und Bewegung viel besser als Inaktivität!
Welche Form der Bewegung ist die beste?
Jede Form, die Ihnen Spaß macht und Ihnen keine Schmerzen oder Beschwerden verursacht. Wenn Ihnen die tägliche Bewegung keine Freude bereitet, werden Sie sich zwei Monate mir oder Ihrem anderen Arzt zuliebe, drei Monate sich selbst zuliebe bewegen und dann wieder aufhören. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich täglich gut zu bewegen. Damit die Bewegung einen dauerhaften körperlichen Trainings- und damit auch Gesundheitseffekt hat, sollte die Bewegung mindestens eine halbe Stunde täglich sein und Sie sollten auch schon leicht zu schwitzen anfangen als Zeichen, dass Ihr Körper gut durch- und aufgewärmt ist. Das Gaufen – das heißt die Bewegung – in den Alltag und in Ihren Arbeitsweg einzubauen, ist nur ein Vorschlag und eine Möglichkeit von vielen. Doch wenn Sie ansonsten weder Zeit noch Lust haben, sich regelmäßig zu bewegen, dann gaufen Sie, dann brauchen Sie nicht weiter übers Bewegen nachzudenken. Sie können aber auch täglich gaufen und sich trotzdem zusätzlich bewegen, zum Beispiel irgendeinen Sport treiben, der Sie anspornt, der Sie mit netten Menschen zusammenbringt, der Ihnen Spaß verschafft – so wie all die Ballspiele von Fußball, Handball, Tennis, Badminton, Squash oder Tischtennis, Trampolinspringen oder die klassischen Ausdauersportarten wie Schwimmen, Joggen, Radfahren, Nordic Walking, Rudern, Langlaufen, Inlineskaten, Wandern gehen, auf den Berg gehen oder die asiatischen Bewegungsformen wie Yoga, TaiQi, TschiGong oder Kampfsport wie Boxen, Kickboxen, Karate, WuShu, Judo oder jede Form von Gymnastik mit oder ohne Musik oder Tanzen oder ins Fitnessstudio gehen und auch zusätzlich zur Ausdauer die Kraft trainieren. Welche Bewegung auch immer Sie wählen, lernen Sie die richtige Technik, damit Sie sich nicht verletzen oder unnötig belasten oder quälen! So habe ich selbst etwa ein Jahr konsequentes Schwimmtraining genossen, um dann endlich richtig und entspannt kraulen zu können. Und lassen Sie sich helfen, wenn Sie bemerken, Sie kommen bei einem Sport oder bei einer Bewegung an Ihre Grenzen, sei es, dass Sie längere Strecken laufen wollen, sei es, dass Sie Yoga aus einem Buch oder nach einer DVD lernen. Der persönliche Kontakt mit einem Lehrer, mit einem, der das schon viel, viel länger als Sie macht, ist wichtig. Oft sind kleinste Korrekturen ihres Lehrers, als würden sich neue Türen und Möglichkeiten für Sie auftun. Man erkennt nur, was man kennt. Nur wenn Sie um alle Möglichkeiten der Technik wissen, können Sie und Ihr Körper frei entscheiden, welche Form der Technik für Sie die Richtige ist. Lernen Sie also, sich richtig zu bewegen, richtig zu laufen, richtig zu gehen. Und dieses Buch soll einmal ein Anfang in die richtige Richtung sein …
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