Reise um den Mond. Jules Verne

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Reise um den Mond - Jules Verne


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      REISE

      UM DEN

      MOND

      JULES VERNE

      MIT DEN ILLUSTRATIONEN

      DER ORIGINALAUSGABE

      Mit den Illustrationen der

      französischen Originalausgabe des

      Verlages J. Hetzel & Cie.

      Nach der deutschen Übersetzung des

      A. Hartleben’s Verlages (1874-1911)

      der neuen Rechtschreibung angepasst.

      Leicht bearbeitet durch den Wunderkammer Verlag.

      © 2013 Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,

      Hamburg

      Alle Rechte, auch das der fotomechanischen Wiedergabe

      (einschließlich Fotokopie) oder der Speicherung auf

      elektronischen Systemen, vorbehalten.

      All rights reserved.

      Titelabbildung: akg-images, Berlin

      Umschlag: Timon Schlichenmaier, Hamburg

      E-Book Erstellung: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH

      ISBN: 978-3-86820-955-6

       www.nikol-verlag.de

      Vorwort und Rückblick

      I

      m Laufe des Jahres 186... wurde die ganze Welt durch ein Unternehmen, das in den Annalen der Wissenschaft ohnegleichen war, in außerordentliche Spannung versetzt. Die Mitglieder des Gun-Clubs, eines Vereins von Artilleristen, welcher sich nach dem amerikanischen Krieg in Baltimore zusammengefunden hatte, hatten die Idee, durch das Abschießen eines Geschosses mit dem Mond in Kontakt zu treten. Ihr Präsident Barbicane, der die Unternehmung angeregt hatte, ergriff, nachdem er die Astronomen des Observatoriums von Cambridge zu Rate gezogen hatte, alle notwendigen Maßnahmen, die für einen glücklichen Ausgang des von der Mehrzahl sachverständiger Männer für ausführbar erklärten Vorhabens erforderlich waren. Nachdem durch eine öffentliche Subskription etwa dreißig Millionen Dollar aufgebracht worden waren, begannen die gigantischen Arbeiten.

      In Übereinstimmung mit einem von den Mitgliedern des Observatoriums erstellten Gutachten musste die Kanone, welche das Projektil abschießen sollte, in einem Gebiet zwischen 0° und 28° nördlicher oder südlicher Breite aufgestellt werden, damit man den Mond traf, wenn er sich genau im Zenit befinden würde. Außerdem musste das Geschoss eine Anfangsgeschwindigkeit von 12.000 Yards pro Sekunde erreichen.

      Wurde das Projektil am 1. Dezember abends exakt um 13 Minuten und 20 Sekunden vor 11 Uhr abgeschossen, so musste es vier Tage später, also am 5. Dezember um 12 Uhr nachts, genau zu dem Zeitpunkt auf dem Mond einschlagen, wo dieser der Erde am nächsten stand, nämlich in einer Entfernung von 86.410 französischen Meilen.

      Die wichtigsten Mitglieder des Gun-Clubs, zu ihnen gehörten der Präsident Barbicane, Major Elphiston, der Sekretär J. T. Maston und andere kluge Leute, hielten mehrere Sitzungen ab, in denen die Form und das Material der Kugel, die Art und Einrichtung der Kanone sowie die Beschaffenheit und Menge des Pulvers besprochen wurden. In Zahlen ausgedrückt waren die Ergebnisse dieser Verhandlungen: 1. Das Geschoss sollte eine Hohlkugel aus Aluminium mit einem Durchmesser von 108 Zoll, 12 Zoll dicken Wänden und 19.250 Pfund Gewicht sein. 2. Das Geschütz sollte aus Gusseisen bestehen, 900 Fuß lang sein und direkt in den Erdboden gegossen werden. 3. Als Ladung sollten 400.000 Pfund Schießbaumwolle dienen, welche dann 6 Milliarden Volumen-Liter Gas hinter dem Projektil erzeugten, womit dessen Triebkraft leicht bis zum Mond reichen würde.

      Nachdem diese Fragen beantwortet waren, wählte Präsident Barbicane zusammen mit dem Ingenieur Murchison einen Ort in Florida aus, der die Koordinaten 27° 7‘ nördliche Breite und 5° 7‘ westliche Länge aufwies. An dieser Stelle wurde der Guss der Kanone erfolgreich durchgeführt.

      So standen die Dinge, als ein Ereignis eintrat, welches das Interesse an dem großen Vorhaben noch hundertfach vergrößerte: Ein Abenteurer aus Paris, seines Zeichens genialer und auch couragierter Künstler, wünschte und erbot sich, eingeschlossen in eine Kugel die Reise zum Mond anzutreten, um über den Erdtrabanten Forschungen anstellen zu können. Der Name dieses mutigen Mannes war Michel Ardan. Bei seiner Ankunft in Amerika wurde er mit großer Begeisterung empfangen; er hielt Versammlungen, wurde in seinem Triumphzug auf den Schultern getragen, versöhnte Barbicane mit seinem Todfeind Kapitän Nicholl und überredete beide dazu, die Reise in der Kanonenkugel mit anzutreten. Der Vorschlag wurde angenommen und die Form der Kugel in einen Zylinder umgewandelt. Dieses ›Raumfahrzeug‹ wurde durch eine spezielle Konstruktion verbessert, um die Stoßgewalt des Abschusses etwas einzudämmen. Außerdem wurden in dem Gefährt Lebensmittel für ein Jahr, Wasser für einige Monate und Gas für mehrere Tage untergebracht. Eine mechanische Apparatur bereitete und lieferte die zum Atmen für die drei Reisenden notwendige Luft. Zur selben Zeit ließ der Gun-Club auf einem der höchsten Gipfel des Felsengebirges ein Riesenteleskop errichten, um damit die Möglichkeit zu erhalten, das Projektil während seiner Fahrt durch den Weltraum zu beobachten. Alles war nun fertig und das Unternehmen konnte beginnen.

      Inmitten einer riesigen Zuschauermenge fand die Abfahrt am 1. Dezember zur vorgegebenen Zeit statt. Und zum ersten Male verfolgte man, wie drei menschliche Wesen den Erdball verließen und in den weiten Weltraum emporstiegen. Fast ausnahmslos war man davon überzeugt, dass diese am Ziel ihrer Reise auch anlangen würden. Die mutigen Reisenden, Michel Ardan, Präsident Barbicane und Kapitän Nicholl, sollten ihre Reise in 97 Stunden, 13 Minuten und 20 Sekunden überstanden haben. Folglich konnte ihre Ankunft auf der Mondoberfläche erst am 5. Dezember um 12 Uhr nachts erfolgen, gerade in dem Augenblick, wenn der Vollmond eintreten würde, und nicht am 4., wie einige Journale fälschlich berichteten.

      Doch ereignete sich etwas Unerwartetes: Die von der Kanone hervorgerufene Erschütterung bewirkte durch eine Anhäufung einer großen Menge an Qualm unverzüglich eine Trübung der Atmosphäre. Dies rief allgemeine Enttäuschung hervor, da der Mond für einige Nächte hindurch den Augen seiner Beobachter verhüllt war. J. T. Maston, ehrwürdiger und tapferer Freund der drei Reisenden, eilte zum Felsengebirge, um dem verdienstvollen Direktor des Observatoriums von Cambridge, I. Belfast, Gesellschaft zu leisten und durch das in Longs Peak errichtete Riesenteleskop, das den Mond bis auf zwei Meilen vergrößerte, die Fahrt seiner kühnen Freunde zu beobachten. Doch der sich in der Atmosphäre verdichtende Qualm verhinderte während des 5., 6., 7., 8., 9. und 10. Dezembers jede Möglichkeit der Observation. Man fürchtete bereits, dieselbe bis zum 3. Januar des folgenden Jahres verschieben zu müssen, weil der am 11. Dezember in sein letztes Viertel tretende Mond danach stets nur einen abnehmenden Teil seiner Oberfläche zeigte. Dies reichte jedoch nicht aus, um die Spur des Geschosses erkennen zu können. Zur allgemeinen Befriedigung vertrieb in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember ein starker Sturm endlich den Rauch aus der Atmosphäre und der zur Hälfte leuchtende Mond trat vor dem dunklen Hintergrund des Himmels deutlich hervor. Noch in derselben Nacht traf ein Telegramm ein, das die Herren Belfast und Maston von der Station Longs Peak an das Büro des Observatoriums in Cambridge abgeschickt hatten. Und welchen Inhalt hatte dieses Telegramm? Es berichtete darüber, dass das von der Kanone in Stones-Hill abgeschossene Projektil am 11. Dezember um 8.47 Uhr abends von den Herren Belfast und Maston gesehen worden sei. – Aus unbekanntem Grund sei es von seiner Bahn abgewichen und nicht an sein Ziel gelangt, doch sei es nahe genug gekommen, um von der Anziehungskraft des Mondes festgehalten zu werden; – seine gerade Richtung sei in eine Kreisbewegung übergegangen und so sei es zu einem Trabanten geworden, der in elliptischer Bahn um den Mond kreist. Das Telegramm informierte zusätzlich darüber, dass die exakten Daten dieses neuen Himmelskörpers noch nicht berechnet werden könnten


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