Nick Francis 3. Группа авторов
Читать онлайн книгу.in Wirklichkeit erst zwei Jahre nach meinem dortigen Aufenthalt gebaut wurde.
Aber nicht nur Willi hat viel recherchiert. Auch ich war nicht untätig und so besuchte ich unter anderem einen Computer-Elektronik-Experten, da ich davon überzeugt war, dass es in dem Buch technische Besonderheiten geben musste. Denn das war mit Sicherheit keine Zauberei. Vielleicht ist das Buch ja eine Art virtueller Cyberspace und irgendjemand hat mal wieder die Gebrauchsanweisung verbummelt. Ach ja, es sollte doch einen Brief gegeben
haben! Laut Aussage des Landstreichers. Wo der Brief nur geblieben ist? Auf dem Dachboden war er jedenfalls nicht.
***
Kaum hatte ich die Tür zur PC-Klinik Schubert geöffnet, begrüßte mich auch schon ein schlanker Mann hinter dem Verkaufstresen. Sein graues Haar stand wirr nach allen Seiten ab.
»Guten Tag, mein Name ist Nick Francis. Ich habe einen Termin mit Herrn Schubert.«
»Da sind Sie genau richtig, ich bin Schubert. Sie sagten am Telefon, Sie hätten etwas, was ich mir einmal ansehen sollte?«
»Ja, das hier«, antwortete ich und legte das Buch vor dem Mann auf den Tresen.
»Ein Buch?«, fragte er leicht irritiert.
»So sieht es aus.«
Verwundert schaute sich Herr Schubert das Buch an. Nach einer Weile drehte er sich um und rief nach hinten in den Laden: »Matthias, kommst du mal nach vorne!«
»Ja, Chef!«, hörte ich eine Stimme vom anderen Ende des Ladens und ein etwa zwanzigjähriger Mann mit schulterlangen Haaren, Stirnband und Kinnbart kam zu uns.
»Kannst du mal eben hier vorne bleiben, ich habe etwas mit dem Herrn hier zu besprechen.«
»Mach ich, Chef!«
Die Ladentür ging auf, ein Kunde trat herein und wir gingen nach hinten in einen kleinen Raum, der mit auseinandergenommenen Computern, Fernsehapparaten, Spielekonsolen, DVD-Playern, Radios und anderem Kram vollgestopft war. War dies das Reich eines Elektro-Willis? Ich setzte mich auf den Stuhl, den mir Herr Schubert anbot, und richtete all meine Aufmerksamkeit auf den Ladenbesitzer.
»Also, Herr Schubert, können Sie mir sagen, ob sich in diesem Buch etwas Elektronisches verbirgt?«
Herr Schubert betrachtete das Buch noch einmal und klappte die Seiten um.
»Keine Verschraubungen oder Nieten, keine Anzeichen dafür, dass die Seiten aus zwei Teilen zusammengepresst sind. Jede Seite scheint wie aus einem Guss zu sein, wie eine Metallplatte.«
Ungeduldig wippte ich hin und her: Ja, das weiß ich auch, erzähl mir lieber etwas, das ich noch nicht weiß.
»Also, mit Gewalt möchte ich nicht daran gehen.«
»Gewalt?!«
»Mit Hammer und Meißel etwa, um die Nuss, also die Seiten, aufzubekommen. Eher schlage ich vor, die Seiten zu durchleuchten.«
Das hört sich doch wie eine gute Idee an.
Herr Schubert holte einen schuhkartongroßen Kasten aus einem Schrank, stellte ihn auf die Seite mit dem Titel Die Festung und stöpselte den Stecker des Kastens in eine Steckdose.
»Mal sehen. Wenn die Außenschicht nicht zu dick ist, können wir mithilfe des Röntgenscanners erkennen, ob sich da was im Inneren verbirgt.«
Der Monitor des Geräts begann zu flackern, nachdem Herr Schubert einen Kippschalter an der Seite des Scanners betätigt hatte. Sekunden später flimmerte ein Bild auf dem Schirm.
»Sehen Sie, Herr Francis, da ist etwas. Sie hatten recht.«
Recht haben ist immer gut. Ich starrte auf den Monitor und rutschte auf dem Stuhl hin und her. Umrisse von Drähten, Schaltkreisen, Minirelais und Ähnlichem waren zu sehen. Steckte da eine Computerplatine in der Seite? Auf jeden Fall handelte es sich augenscheinlich um etwas Technisches und nicht um Zauberei. Doch wie das alles funktionierte, war damit noch nicht geklärt.
»Was kann denn dieses Buch, das Sie veranlasst hat, mich aufzusuchen? Offensichtlich gibt es keine Schalter oder so, womit man es aktivieren kann. Um einen überdimensionalen E-Book-Reader handelt es sich also nicht.«
»Nein, ein E-Book-Reader ist es nicht, das Buch ist mindestens dreißig Jahre alt. Was es genau kann, ist eine lange Geschichte und ich möchte Ihre Zeit nicht länger beanspruchen, denn, wie ich sehe, sind Sie ein viel beschäftigter Mann«, erklärte ich und wies mit einer unbestimmten Geste auf die Geräte, die uns umgaben.
»Ach, wissen Sie, meine Arbeit ist mein Hobby und so etwas wie Ihr Buch interessiert mich ungemein.«
»Das kann ich mir gut vorstellen, wenn ich mich hier so umsehe, aber seien Sie mir bitte nicht böse, dass ich Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr erzählen kann.«
»Schade, dann hoffe ich, dass es einen Zeitpunkt dafür geben wird«, sagte er etwas pikiert und nahm seinen Apparat von dem Buch.
»Ganz sicher, wenn ich ein vollständiges Bild von dem Buch habe, werde ich es Ihnen erzählen.« Ich zögerte etwas, fragte dann aber doch noch, ob wir uns alle Seiten mal mit dem Gerät ansehen könnten.
»Wenn es Ihnen hilft.« Herr Schubert sah noch etwas unzufrieden aus, setzte sein Gerät aber wieder auf das Buch.
Jede Seite wies im Inneren das gleiche Bild auf, auch der Buchdeckel. Nur die Buchrückseite war schaltkreisfrei.
Nachdem alle Seiten durchleuchtet waren, bedankte ich mich bei Herrn Schubert und versprach, mich bei ihm zu melden, sobald ich mehr in Erfahrung gebracht hatte.
Nach dem Besuch in der PC-Klinik beschloss ich, eine neue Reise zu unternehmen. Vielleicht würde ich da noch weitere Hinweise bekommen, und mit etwas Glück tauchte die Stimme wieder auf und war dann etwas redseliger, wenn ich ihr erzählte, was ich entdeckt hatte.
***
Am frühen Abend vor meinem Aufbruch in Die Festung besuchte ich noch einmal Willi und Doris. Als ich mein Fahrrad abgestellt hatte, öffnete Willi auch schon die Tür. Sein »Hallo« konnte ich so gerade noch verstehen, aber was er danach sagte, ging im Gezeter hinter seinem Rücken unter.
»Ich habe dir schon tausendmal gesagt, lass deine Bücher und Zeitschriften nicht überall im Haus rumfliegen! Dafür haben wir doch extra ein Zimmer eingerichtet, in dem du dich nach Herzenslust dichtmüllen kannst, so wie du es in deiner Buchhandlung geschafft hast.«
»Oh, oh!«, sagte ich.
»Ja, oh, oh«, murmelte Willi. Doch noch ehe wir ein weiteres Wort wechseln konnten, drängte sich Doris an ihm vorbei und begrüßte mich mit einer herzlichen Umarmung.
»Na, mein braver Junge, komm doch rein«, sagte sie und strahlte mich an. Danach wandte sie sich zu Willi um und sah ihm scharf ins Gesicht. »Und du sorgst gefälligst dafür, dass hier wieder etwas Ordnung herrscht.«
»Ach bitte, lass mich das nachher machen, wenn Nick wieder weg ist, er bleibt doch nicht lange.« Mit großen Augen sah er sie an, und Doris lenkte ein.
»Na schön, aber wehe dir, wenn du nachher eine andere Ausrede findest, um dich davor zu drücken, so wie du es schon seit drei Tagen machst. Nimm dir mal ein Beispiel an unserem ordentlichen Nick! Der Junge bringt jetzt deinen Chaosladen so schön auf Vordermann.«
Nach dieser Ansprache verließ uns die zierliche Frau, die keine eins sechzig groß war, und wir gingen ins Arbeitszimmer, das Willi extra wegen seines speziellen Ordnungssinnes bekommen hatte.
Wir schlängelten uns an Bücherstapeln vorbei, erreichten den Schreibtisch mit dem neuen Computer, an dem er das meiste recherchiert hatte, und setzten uns.
»So Nick, erzähl doch mal, bist du bereit für deine neue Reise? Aufgeregt? Hast du alles gepackt?«, fragte Willi mit leuchtenden Augen. Die ordnungsliebende Ehefrau war vergessen.
»Ich brauche doch nichts zu packen, Willi, das ist der Vorteil bei so einer Reise,