Erfolgreich als Unternehmer für Dummies. Jan Evers
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Typische Herausforderungen im Alltag
Wie dieses Buch hilft, ein gelungenes Unternehmerleben zu führen
Es gibt nur wenige Berufsfelder, um die sich so viele Mythen ranken, wie das des Unternehmers. So müssen sich Gründerinnen in Deutschland häufig die Frage gefallen lassen, ob sie überhaupt eine »Unternehmerpersönlichkeit« seien. Und damit ist dann gemeint, ob sie bereit seien, jede Woche mindestens 50 Stunden zu arbeiten, auf Urlaub zu verzichten und sich von ihrem Privatleben zu verabschieden. In vielen Gründungsratgebern ist außerdem die Rede vom »geborenen Unternehmer«. Diese Menschen gelten als überdurchschnittlich ehrgeizig, risikofreudig und selbstbewusst. Falls Sie sich in dieser Beschreibung eher nicht wiedererkennen und falls Sie deshalb womöglich schon an sich gezweifelt haben, möchten wir Ihre Zweifel zerstreuen. In diesem Kapitel zeigen wir Ihnen, dass Unternehmertum in Wahrheit viel bunter und vielfältiger ist, als das verbreitete Klischee erwarten lässt. Und dass es nicht von Ihrer Persönlichkeit abhängt, ob Sie erfolgreich ein Unternehmen führen können, sondern allenfalls wie.
Was es heute bedeutet, Unternehmerin zu sein
Erfolgreiche Unternehmer gelten als überdurchschnittlich risikobereit, zupackend und selbstbewusst. Für diese Eigenschaften werden sie teils bewundert, teils auch gefürchtet.
Das ist aus drei Gründen problematisch:
1 Viele Menschen mit guten Ideen werden davon abgehalten, sich selbstständig zu machen, weil sie glauben, dieser Herausforderung nicht gewachsen zu sein.
2 Es werden diejenigen in unnötige Selbstzweifel gestürzt, die den Schritt in die Selbstständigkeit bereits gewagt haben und dann feststellen müssen, dass ihr Leben ganz anders ist, als es der allgemeinen Vorstellung entspricht.
3 Diese Mythen verstellen den Blick auf die Merkmale, die wirklich zählen, wenn es darum geht, als Unternehmerin erfolgreich und glücklich zu sein.
Deshalb ist es an der Zeit, mit den Märchen aufzuräumen und sie einem kleinen Faktencheck zu unterziehen.
Faktencheck Unternehmertum
Vorurteile gegenüber Unternehmern gibt es viele. Wir greifen drei besonders gängige heraus und zeigen daran auf, dass es jeglicher Grundlage entbehrt, alle Selbstständigen über einen Kamm scheren und bestimmte Eigenschaften unterstellen zu wollen, die diese Berufsgruppe angeblich von Sportreporterinnen, Kindergärtnern, Richterinnen oder anderen unterscheidet.
Mythos 1: Als Unternehmer müssen Sie risikofreudig sein
Das Leben hält vielfältige Risiken bereit und das gilt nicht nur für Selbstständige. Ob es darum geht, in eine andere Stadt zu ziehen, ein Kind in die Welt zu setzen oder im Job eine neue Aufgabe zu übernehmen – immer braucht es Mut und ein gewisses Maß an Risikobereitschaft, um Entscheidungen wie diese zu treffen. Sind Unternehmerinnen also wirklich wagemutiger als andere Menschen?
Faktencheck: Zwar müssen Unternehmer immer wieder Entscheidungen treffen, von denen sie nicht wissen, ob sie sich später als richtig herausstellen. Aber das Geheimnis des Erfolges liegt gerade nicht darin, hoch zu pokern, sondern kalkulierbare Risiken mit begrenztem Einsatz einzugehen.Schon wahr: Unternehmerinnen, die übervorsichtig sind und zu lange zögern, werden es eher schwer haben. Es ist aber belegt, dass Firmen besonders dann erfolgreich sind, wenn ihre Inhaber keine hohe, sondern lediglich eine mittlere Risikobereitschaft aufweisen (zum Beispiel hier: Marco Caliendo, Frank Fossen, Alexander Kritikos: The Impact of Risk Attitudes on Entrepreneurial Survival, IZA Discussion Paper No. 3525).
Bewertung: Falsch. Um ein Unternehmen zu führen, brauchen Sie keinen ausgeprägten Hang zum Risiko. Eine mittlere Risikobereitschaft ist perfekt.
Mythos 2: Als Unternehmerin müssen Sie ein echtes Arbeitstier sein
Haben Sie schon mal einen dieser Persönlichkeitstests für Gründer gemacht, die darüber aufklären sollen, ob jemand das Zeug zum Unternehmer hat? Eine Frage, die darin zuverlässig auftaucht, lautet: »Sind Sie bereit, mehr als 50 Stunden die Woche zu arbeiten und Ihre Freizeit einzuschränken?« Damit wird suggeriert, dass ein Leben in der Selbstständigkeit eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft voraussetzt und nur etwas für Menschen ist, die nichts kennen außer ihren Beruf. Zu Recht?
Faktencheck: Sicher gibt es sie, diese viel beschäftigten Chefinnen, die morgens die Ersten in der Firma sind und abends die Letzten, und die vor lauter Stress ständig kurz vorm Herzinfarkt stehen. Bei einigen ist das ein Ausdruck ihrer Leidenschaft, bei anderen aber auch aus der Not geboren: Sie schaffen es einfach nicht, ihre Aufgaben abzuschließen oder wirksam zu delegieren.Diese Fälle sollte man aber nicht zum allgemeinen Maßstab erklären. Tatsächlich gibt es auch ausgesprochen faule Unternehmer, die sehr erfolgreich sind. Der wohl bekannteste von ihnen ist Tim Ferriss, der mit seinem Bestseller Die 4-Stunden-Woche (Berlin 2008) gezeigt hat, dass sich ein Unternehmen auch mit minimalem Einsatz führen lässt. Auch wenn einige darin enthaltene Ratschläge hinterfragt werden dürfen, ist das Buch eine tolle Inspirationsquelle für alle, die vom Leben mehr als Arbeit erwarten.
Bewertung: Falsch. Sie müssen nicht jede Woche 50 Stunden und mehr arbeiten, um ein Unternehmen zu führen. Viele Beispiele zeigen, dass es auch anders geht. Wie viel Zeit Sie in Ihren Beruf investieren, hängt auch von der Art Ihres Unternehmens und von der formalen Organisation der Abläufe ab.
Mythos 3: Wenn Sie introvertiert sind, sollten Sie sich lieber um eine Festanstellung bemühen
Ein weiterer Dauerbrenner in besagten Persönlichkeitstests ist die Frage: »Gehen Sie offen auf andere Menschen zu und fällt es Ihnen leicht, Kontakte zu knüpfen?« Eine Frage, deren Aussagekraft gen null tendiert, denn wer sie mit Ja beantwortet, wird es in mindestens 95 Prozent aller Berufe leichter haben als jemand, der nicht gern mit anderen Menschen spricht und die Zähne nicht auseinanderbekommt, wenn er auf Fremde trifft.
Faktencheck: Es gibt keine seriösen Studien darüber, wie viele Firmeninhaberinnen introvertiert und wie viele extrovertiert sind. Aber als gesichert gilt, dass gut ein Drittel der Bevölkerung in die erste Kategorie gehört. Unter ihnen die erfolgreichsten Unternehmer des Planeten: Bill Gates, Warren Buffett, George Soros – allesamt zurückhaltende, aber unternehmerisch immens erfolgreiche Zeitgenossen.Diese Namensliste soll uns als Beleg dienen, dass das Persönlichkeitsmerkmal introvertiert/extrovertiert keine Auswirkungen darauf hat, wie erfolgreich eine Unternehmerkarriere verläuft. Es gibt sehr extrovertierte Unternehmerinnen und sehr zurückhaltende – und alles dazwischen.
Bewertung: Falsch. Ob jemand ein Unternehmen in eine strahlende Zukunft führt oder in die Pleite, hat nichts damit zu tun, wie aufgeschlossen oder schüchtern die Person ist. Extrovertierte Unternehmer fallen nur mehr auf und es wird mehr über sie geredet. Aber sie sind keineswegs erfolgreicher als ihre zurückhaltenden Kollegen.
Unsere Liste der Unternehmermythen ließe sich weiter fortsetzen. Wir belassen es dabei, weil schon diese drei Beispiele zeigen, dass die meisten Geschichten, die über Unternehmerinnen kursieren, schlicht falsch sind.
Es gibt weder einen »Unternehmertyp« noch müssen Sie zum Unternehmertum geboren sein. Es gibt junge und alte, laute und leise, risikofreudige und vorsichtige Menschen, die ein Unternehmen führen. Und sie alle können damit Erfolg haben, auf ihre Weise.
Verschiedene Unternehmerpersönlichkeiten – verschiedene Ziele
So unterschiedlich wie die Unternehmerpersönlichkeiten in der realen Welt, so unterschiedlich sind auch die Ziele, die sie verfolgen:
Die eine möchte viel Geld in kurzer Zeit