ad Ernst Bloch. Micha Brumlik

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ad Ernst Bloch - Micha Brumlik


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marxistische Rechtsphilosophie vorgelegt hatte, wurde übrigens 1937 unter Stalin erschossen, um 1956 rehabilitiert zu werden.

      Auf jeden Fall findet sich bei Bloch ein grundlegend anderer Ausgangspunkt: Indem er nämlich die Geschichte des zumal bürgerlichen Rechts keineswegs nur aus der Warenform sowie der Geschichte der Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsform herleitet, sondern doch auch aus dem Aufbegehren der Erniedrigten und Beleidigten erklärt, gewinnt er einen Ausgangspunkt, der – ganz im Sinne des frühen Karl Marx – nicht nur materielles Elend, also Armut in Zentrum stellt, sondern eben auch Erniedrigung und Beleidigung. Endete doch Marx’ Einleitung zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie mit folgenden Worten:

      „Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“6.

      Das sind Begriffe, die weitaus mehr umfassen, als die später – im Kommunistischen Manifest sowie im Kapital – begründete und konsequent zu Ende geführte Verelendungstheorie, eine Theorie, die dem historischen Objektivismus die normativen Intuitionen der Frühschriften geopfert hat.

      Tatsächlich wird ja Karl Marx bis heute mit guten Gründen vorgehalten, das Schicksal der schwarzen Sklaven in den USA systematisch vernachlässigt zu haben – und das dem Umstand zum Trotz, dass Marx sich durchaus zum us-amerikanischen Bürgerkrieg geäußert hat. Gleichwohl ist noch nicht einmal Karl Marx vom Vorwurf der Nichtberücksichtigung eines schwarzen Widerstandes gefeit – wie die Berliner Kulturwissenschaftlerin Iris Därmann in einem neueren Buch wohlbegründet nachgewiesen hat. Im entsprechenden Kapitel ihres 2020 publizierten Buches Gewaltgeschichte und politische Philosophie – es trägt die Überschrift: „‚Schwarze‘ und ‚weiße‘ Sklaverei in Karl Marx’ Kritik des Amerikanischen Bürgerkrieges und der politischen Ökonomie“ – hält Därmann Marx vor, sich in keiner überzeugenden Weise mit dem schwarzen Widerstand gegen die us-amerikanische Sklaverei auseinandergesetzt zu haben. Habe er doch sogar seine Leser aufgefordert, das eine Leid – das der Schwarzen – durch die „weiße Sklaverei“ der Lohnarbeiter zu ersetzen.

      Fragt man nun nach den Motiven, die den 1961 immerhin schon sechsundsiebzig Jahre alten Bloch dazu brachten, die menschliche Würde ins Zentrum seiner Philosophie, einer Revolution der Hoffnung zu stellen, wird man auf ein Phänomen stoßen, das auf den ersten Blick merkwürdig anmutet: auf eine Form des „Neukantianischen Linksradikalismus“; war doch der Neukantianismus in politischer Hinsicht nicht eben für Radikalität bekannt, sondern allenfalls für einen alles in allem sozialdemokratischen Reformismus. Auf jeden Fall waren bedeutende Neukantianer – genannt sei nur Hermann Cohen – überzeugte, auch institutionell gebundene Sozialdemokraten. Wie stark Bloch von dieser Denkströmung geprägt war, erweist sich auch an seinen Arbeiten zum Deutschen Bauernkrieg, namentlich an der schon 1921 verfassten Studie zu Thomas Münzer.

      Blochs Rechtsphilosophie soll in den folgenden Kapiteln untersucht werden. Während sich das zweite Kapitel grundsätzlich und theologisch belehrt mit dem Begriff der „menschlichen Würde“ auseinandersetzt, geht es im dritten Kapitel um Blochs Auseinandersetzung mit Kant. Im vierten Kapitel geht es dann um Blochs Theorie des Bauernkrieges und seines charismatischen Predigers Thomas Münzer. Darauf untersucht das fünfte Kapitel noch einmal Blochs Kritik an Kant. Im sechsten Kapitel geht es dann im engeren Sinne um rechtsphilosophische Überlegungen: zum Naturrecht, zu Herbert Ihering, Hans Kelsen und Carl Schmitt. Abschließend soll im siebten Kapitel gefragt werden, ob und – wenn ja – in welchem Sinne Blochs Rechtsphilosophie auch gegenwärtig noch von Aktualität ist – und das vor dem Hintergrund des jungen Marx.

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