Die Träume von Macht. Eckhard Lange
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Eckhard Lange
Die Träume von Macht
Roman nach Motiven der Theseus-Sage
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Inhaltsverzeichnis
Zum Abschluß: Theseus – die Sage
Die Kindheit
Eigentlich war er nicht dumm. Im Gegenteil: Später sollte man feststellen, daß er sogar hochbegabt war. Aber da war es fast schon zu spät. "Er könnte das durchaus schaffen," sagte sein erster Klassenlehrer, "aber er ist einfach zu faul und zu träge." Und so sorgte er dafür, daß er eine Klasse wiederholen mußte - mit eher gegenteiligem Erfolg.
"Er läßt sich ständig ablenken, er kann sich einfach nicht konzentrieren," sagte zwei Klassen und drei Jahre später eine selbstbewußt-ahnungslose und vor allem junge und attraktive Lehrerin und merkte nicht, daß er sie mit all seiner noch recht knabenhaften Fantasie begehrte und deshalb unfähig war, auf schlichte und sachliche Fragen ebenso schlicht und sachlich zu antworten, weil er auf die begierig begehrten Rundungen ihres engsitzenden Pullovers schaute statt auf ihren Mund.
"Sie sollten einen Facharzt aufsuchen, es gibt heute durchaus schon Behandlungsmethoden gegen dieses hyperaktive Verhalten," riet ein wohlmeinender Schulleiter seiner herbeizitierten Mutter. Aber die schämte sich, mit "so etwas" zum Arzt zu gehen. Außerdem hatte sie Angst, man könnte ihr den Jungen fortnehmen und in die Psychiatrie stecken - sie benutzte für sich allerdings einen etwas anderen Begriff dafür.
"Du träumst schon wieder," sagte sie oft, vorwurfsvoll und verzweifelt bemüht, wenn er wieder einmal vor seinen Büchern saß, ohne doch seinen Blick auf deren zweifellos wissensvermittelnde Zeilen zu richten. Und sie hatte recht, vielleicht mehr als all die Pädagogen. Ja, er träumte. Er durchwanderte ganze opulent angereicherte köstliche Welten, während jenes Buch vor seiner Nase nur trocken Brot versprach,