Der Magische Chip. Andrea Celik
Читать онлайн книгу.Getränke wurden ebenfalls reichlich ausgeschenkt. Übermäßig satt und müde kehrten die Familien, am Abend nach Hause. Jessy, Conny und Fabi lernten sich während des Festes näher kennen, sie tauschten Adressen und Telefonnummern aus. Außerdem stellten sie fest, dass sie dieselbe Schule besuchten. Das war nicht unbedingt verwunderlich, weil diese Schule unter den Diplomaten beliebt war. Montag früh, als eine neue Schulwoche begann, brach bei Conny fast wie jeden Morgen die Panik aus. Sie schaffte es einfach nicht, pünktlich aufzustehen. Verspätung wäre für sie äußerst ungünstig, weil sie sonst ihren Schulbus verpassen würde. Die Fahrt mit dem Schulbus dauerte ungefähr eine Stunde. Sollte sie den Bus jedoch verpassen, müsste sie die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen. Dann wäre sie vermutlich, dass doppelte an Zeit unterwegs.
Da Conny es nicht schaffte rechtzeitig aufzustehen, ging sie meistens, ohne vorher zu frühstücken, aus dem Haus. Heute früh stieg sie so früh aus den Federn, dass sogar dem Wecker langweilig wurde. Familie Bug, fand es besonders angenehm, ausnahmsweise mit der Tochter zu frühstücken.
»Was hat dich denn aus dem Bett geholt?«, fragte der Vater erstaunt.
»Heute bin ich richtig glücklich, ich habe mich für die große Pause mit Jessy und Fabi verabredet.«, während sie das sagte, lief aus ihrem rechten Mundwinkel die Marmelade und tropfte langsam über ihre Bluse. Die Mutter schüttelte nur den Kopf und sagte:
»Kind so kannst du nicht zum Unterricht gehen. In Deinem Schrank hängt noch ein sauberes Schulhemd.«
In Windeseile begab sich Conny in ihr Zimmer und zog sich gerade das neue Hemd an, als es draußen: Tüt, tüt, tüt, machte.
»Oje, das ist der Schulbus«, dachte sie.
Das Hemd noch nicht ganz im Rock gesteckt, den Mund noch voller Marmelade verschmiert, in einer Hand die Schultasche, stürmte Conny gerade noch rechtzeitig aus dem Haus und stolperte direkt in den Bus. Hechelnd außer Atem, band sie die Schnürsenkel ihrer Schuhe zu. Sie nahm die Serviette, die sie sich in der Eile noch vom Frühstückstisch mitgenommen hatte, putzte sich den Rest von dem klebrigen Zeug aus dem Gesicht und ordnete ihr Schulhemd. Obwohl sie so früh aufgestanden war, kam sie trotzdem mal wieder zu spät. Bisher war sie nicht einen Tag zur verabredeten Zeit am Bus.
Der Busfahrer war zum Glück die Ruhe in Person. Er hieß Denim und hatte immer die neueste Popmusik auf Lager. Mit guter Laune verging die Fahrt ziemlich schnell. Bei Fabian und Jessy sah es morgens fast ähnlich aus. Fabi war ein absolutes Murmeltier. Seine
Mama musste ihn morgens mindestens viermal rufen, um ihn beim fünften Mal aus dem Bett zu ziehen. Er schaute sie dann immer mit schläfrigen Augen an. Fabi merkte nicht, dass er seine Mutter damit bis zur Weißglut wütend machte. Den Wecker fand Fabi nicht sonderlich toll. Das schrille Läuten weckte sogar die Nachbarn auf. Da Fabi also nicht rechtzeitig aufstand, weckte ihn seine Mutter neuerdings eine Stunde früher als gewohnt. Anfangs bekam das Fabi nicht so richtig mit. Mit der Zeit wunderte er sich allerdings, dass er nach dem Frühstück noch massig Zeit hatte, um sein Bett zu machen. Jessy hingegen liebte es, früh aufzustehen. Bevor jeder aus dem Bett war, hatte sie schon das Frühstück zubereitet und ihr Zimmer aufgeräumt. Danach machte sie sich "schön", das jedenfalls, behauptete sie. Gesicht waschen und Zähne putzen reichte nicht aus. Jeden Morgen nachdem duschen frisierte sie sich ordentlich die Haare, dann hockte sie mindestens eine gute Stunde vor dem Spiegel, um irgendwelche Schönheitsprodukte auf ihre zarte Haut zu schmieren. Das allmorgendliche Eincremen der Füße sowie das Auftragen von durchsichtigem Nagellack gab ihrer Schönheitspflege, nach dem Feilen, der Finger und Fußnägel, den perfekten Abschluss. Da Jessys Eltern den Stau morgens im Badezimmer, nicht länger ertragen konnten, bekam sie in Istanbul ihr eigenes Bad. Die Schüler der deutschen Schule stürmten zur großen Pause aus allen Türen hinaus auf den Hof. Obwohl es draußen heiß war, wehte doch ein kühler Wind. Der Schulhof war sehr groß und in mehrere Plätze unterteilt.
Vor dem Haupteingang stand in der Mitte eine große Palme, ringsherum waren Holzbänke in der Erde verankert. Ein Großteil der Fläche wurde von den Schülern für sportliche Aktivitäten genutzt. Fußball, Basketball und Tischtennis spielten die Schüler während der Pausen. Direkt vor dem Hintereingang befand sich ein großer Kiosk, an dem es vom Butterbrot, über Cola, bis hin zur Seife alles gab. Vor dem Kiosk versammelten sich immer viele Schüler. Im Hauptgebäude gab es auch eine Kantine. Die Schüler konnten aus verschiedenen Gerichten,
wie beispielsweise Hamburger, Spaghetti und Würstchen wählen. Fabi traf bereits, als Erstes in der Kantine ein. Sein Klassenzimmer befand sich schräg gegenüber. Anfangs fand Fabi das total gut, inzwischen hätte er lieber einen weiteren Weg. Die Nähe der Kantine hat ihn innerhalb eines Monats mehr als 3 Kilo zulegen lassen. In den kleinen Pausen holte er sich dort entweder Süßigkeiten oder leckeres Eis, von den kalorienreichen Hauptmahlzeiten mal ganz abgesehen. Mutter Schuhmann kochte neuerdings Diätkost für ihren Sohn. Fabis geliebte Limo wurde vom Essplan gestrichen, der hohe Zuckergehalt würde laut Mama Schuhmann, schon alle Grenzen sprengen. Fabi fand das nicht witzig und kaufte sich trotzdem heimlich immer mal wieder eine Limonade, obwohl es ihm seine Mama ausdrücklich verboten hatte. Nachdem sich Fabian sein Essen geholt hatte, setzte er sich an einen Tisch in der Mitte der Kantine. Auf seinem persönlichen Speiseplan standen Salat, Köfte (kleine Hackfleisch Frikadellen) mit Gemüse, Weißbrot und einen Apfel. Von seinem Platz hatte er einen guten Überblick und konnte genau sehen, wer die Kantine betrat. Kurze Zeit später betraten Conny und Jessy die Kantine.
Fabian stand schnell auf und rief:
»Jessy, Conny hier bin ich!«
Die beiden Mädchen erblickten ihn und kamen an seinen Tisch. Nach einer kurzen Begrüßung holten sich Jessy und Conny ebenfalls etwas zum Essen. Jessy nahm sich das gleiche Essen wie Fabi. Conny hingegen nahm sich einen großen Salat und Hamburger. Nachdem sich die Jugendlichen wieder am Tisch versammelten, begann Fabi zu erzählen:
»Wir wohnen in einem Haus mit einem schönen Garten, mein Kaninchen, Rambo läuft überall herum. Seinen Käfig benutzt er widerwillig und nur wenn wir mit ihm zum Doktor müssen. Immer wenn ich aus der Schule komme, erwartet mich Rambo bereits am Eingang. Tagsüber scheint er sich ohne mich zu langweilen. Er lässt mich nicht eher in mein Zimmer, bevor ich mit ihm gespielt habe. Ich lasse ihn ungern in meinem Zimmer,
weil da immer Unordnung herrscht und er dann immer alles anknabbert, was ihm in die Schnute kommt.«
»Das ist ja niedlich, können wir dich mal besuchen kommen?«,
fragte Conny interessiert.
»Ja sehr gerne sogar«, antwortete Fabi.
»Das würde mir, auch Spaß machen«, betonte Jessy,
»Als ich noch klein war, besaßen wir einen Hamster, er sah so
süß aus, und obwohl ich nicht viel Ahnung von Tierpflege hatte, wurden wir die besten Freunde. Vor einem Jahr starb mein Süßer und wir beerdigten ihn. Er bekam ein schönes Grab. Danach wollte ich kein neues Haustier haben. Meinen Hamster könnte kein anderes Tier ersetzen.«
Fabi und Conny blickten zu Jenny und ihre Augen drückten Mitgefühl aus.
Dong-Dong! Die Schulglocken läuteten zum Unterricht. Sie verabredeten sich für den nächsten Nachmittag bei Fabi.
München – Flughafen,
Fritz Sauerbohne kam vor einer Dreiviertelstunde aus London an. Er war ca. 1.90 m groß und sehr schlank. Seine Haare sahen immer zerzaust aus, selbst wenn er sie sich frisch frisierte. Regentropfen preschten ihm direkt ins Gesicht. Nervös und klitschnass forderte er ein kommendes Taxi zum Halten auf:
»Fahren sie mich bitte in die Taunusstraße 87.«, während er das sagte, machte er es sich auf dem Rücksitz des Wagens bequem. Seine nassen Kleidungsstücke befeuchteten die Ledersitze. Aus dem Zeitungsständer vor ihm entnahm er sich die erstbeste Zeitschrift und begann darin herumzublättern. Draußen schüttete es aus allen Kübeln. Es schien, als würde der Regen nie mehr aufhören wollen. In der Zeitschrift entdeckte Sauerbohne eine kleine Anzeige:
Internet