Der Magische Chip. Andrea Celik

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Der Magische Chip - Andrea Celik


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      »Sag mal Fritz, du glaubst doch selbst nicht, dass auf einem Soldatenfriedhof ein Frauengrab ist, oder?«

      Eine Nachteule schrie über den Friedhof und Fritz schreckte jämmerlich zusammen und fing an am ganzen Körper zu zittern.

      »Also, ich gehe rechts und schaue mir jedes einzelne Grab an und du gehst links und tust dasselbe, wenn einer von uns was Verdächtiges sieht oder findet, pfeift er kurz.«

      Fritz war es mulmig bei dem Gedanken, abends über längst verstorbene Soldaten zu laufen. Trotzdem ging er langsam Schritt für Schritt, jeden einzelnen Grabstein entlang, um sich nicht bei Kai zu blamieren. In der Dämmerung gelang es ihm nicht besonders gut, die alten Schriften auf den Grabsteinen zu entziffern. Kai ging es ähnlich, er hatte bereits zehn Grabsteine hinter sich, als er auf ein kleines Grab stieß. Der Stein war so verstaubt, dass Kai sein mit blauen Blümchen bestickte, Taschentuch opferte, um mit etwas Spucke den Staub vom Namen zu entfernen. Kai traute seinen Augen nicht, da stand auf glänzenden schwarzen Marmor in goldener Schrift:

      Isolde Kunz

      geb. 18.05.1830

      verstorben 11.12.1901

      Kai pfiff zweimal und leise näherte sich Fritz.

      »Wow, du hast unsere Dame gefunden, echt gut was?«

      »Fällt dir nichts auf Fritz? Du hast doch sonst immer so einen scharfen Verstand.«

      »Na ja, das Grab ist etwas kleiner, die Dame war vielleicht Liliputanerin.«

      »Glaubst du wirklich, dass es vor über 100 Jahren glänzender schwarzen Marmor als Grabstein verwendet wurde?«

      »Hey, Sie was machen sie da?«, rief der Friedhofswächter aufgebracht, während er sich den beiden wütend näherte.

      Flüsternd sagte Kai zu Fritz:

      »Du sagst nichts, ich habe eine Idee.«

      Der Wächter erreichte das Grab und in dem Augenblick fing Kai mit seinen mitleidvollen Augen, die traurigste Geschichte seines Lebens zu erzählen:

      »Sorry, wir wollten natürlich nicht die Toten stören. Wissen sie, wir sind Fremde in der Stadt und besuchten unseren Onkel. Er erzählte mir, dass meine Urgroßmutter väterlicherseits, hier begraben wurde. Sie können sich ja nicht vorstellen, welche große Freude mir diese Nachricht gemacht hat. Mein Vater verlor seine Mutter, bereits in frühen Jahren. Seine Oma kümmerte sich um ihn wie eine Mama. Sie war eine wunderbare und fürsorgliche Frau.«

      Tränen stiegen Kai in die Augen, mit weinerlicher Stimme setzte er seine Geschichte fort:

      »Als mein Vater in Gefangenschaft musste, starb seine Großmutter. Niemand aus der Familie wusste, wo man sie begraben hatte. Lange Zeit suchte mein Vater nach ihr, leider erfuhr er vor seinem Tode, nicht, wo sich die Ruhestätte seiner geliebten Omi befand. Erst durch die Wende 1989 konnte ich den Kontakt zu meinem Onkel herstellen. Bisher trafen wir uns nur außerhalb von München, daher konnten wir nicht das Grab, meiner Urgroßmutter besuchen. Wir fliegen in drei Stunden zurück in die Vereinigten Staaten. Dort leben wir seit fünf Jahren. Da ich nicht ständig in Deutschland bin und nicht weiß, wann ich wieder hier sein werde, wollte ich doch nur kurz einen Blick auf das Grab meiner Oma werfen«, beendete Kai, seine Story.

      Der Wächter verteilte Taschentücher und nahm sich selbst eins, um tief in das Innere hinein zu schnäuzen.

      »Es tut mir wirklich aufrichtig Leid der Herr, unter diesen Umständen kann ich natürlich verstehen, dass sie hier sind.«, während der Wächter das sagte, schaute er auf die Uhr und setzte dann fort:

      »Bedauerlicherweise bin ich in Eile, meine Frau bekommt unser erstes Kind. Könnten sie - ehm würde es ihnen was ausmachen, das Tor, nachher mit dem Riegel davor zu verschließen?«

      Selbstverständlich willigten Fritz und Kai ein und verabschiedeten sich danach vom Friedhofs-Wächter. Sie wünschten ihm und seiner Frau noch alles Gute.

      »Puh!«, sagte Fritz, »das war knapp. Ich wusste nicht, dass du so gute Geschichten erzählen kannst.«

      »Komm, lass uns versuchen, ob wir den Stein umdrehen können.«

      »Wir können doch nicht einfach deine Urgroßmutter ausbuddeln!«

      »Machst du Witze? Jetzt hilf mir gefälligst, dieser Stein ist verdammt schwer.«

      Nach weiteren Versuchen, wussten die sie nicht mehr weiter bis Fritz eine Idee kam. Er schaufelte die Erde an den Seiten vom Stein, weiteren weg schaufeln konnte Kai den Stein an der Vorderseite leicht anheben.

      Fritz legte einige Kieselsteine darunter. Langsam kamen sie ihrem Ziel näher. Kai und Fritz dachten nicht, dass es so schwierig sein würde, den schweren Marmorstein zur Seite zu legen. Unter dem Stein befand sich lediglich jede Menge Erde. Kai fühlte sich bereits total genervt und sagte:

      »Irgendwie habe ich das Gefühl, das wir auf der falschen Fährte sind, lass uns noch mal in Ruhe überlegen.

      Die Zeitschrift heißt IntOCus und veröffentlichte eine Anzeige, mit deren Text wir nichts anfangen können, wir suchen die Person, die sie aufgegeben hat, aber diese hat wahrscheinlich nie gelebt. Wir fahren bei Dunkelheit in die Quellwasserstraße und betreten einen alten Friedhof. Dort finden wir ein Grab und einen Stein, aber keinen einzigen Hinweis auf die Anzeige.«, beendete Kai seine Worte.

      »Schau mal zu diesem wunderschönen Sternenhimmel und der Mond scheint so schön« - doch da wurde Fritz schon unterbrochen:

      »Ich hab's, warum sind wir nicht gleich darauf gekommen?«

      »Ja, was denn?«

      »Fritz, in der Anzeige steht:

      Rot und weiß zwischen Europa und Asien!

      Der Halbmond und die Sterne in Rot und Weiß, das ist doch die Flagge der Türkei, ein Hinweis, dass das Land zwischen Europa und Asien liegt. Vielleicht hat der Name sowie das Geburtsdatum, eine Bedeutung, die uns näher an unser Ziel kommen lassen.«

      »Kai, deine Rekonstruktion gefällt mir, allerdings tief in meinem inneren, sagt eine Stimme zu mir, den Stein noch mal genauer anzuschauen.«

      Fritz untersuchte den Stein nochmals gründlich. Dreck und Staub bedeckten die Vorderseite, Erdklumpen die Hinterseite. Mit dem bestickten Taschentuch von Kai machte sich Fritz an die Arbeit und putzte den Marmorstein rein und sauber. In der Dunkelheit war die Sicht allerdings äußerst ungünstig um Genaueres erkennen zu können. Fritz wollte gerade aufhören den Stein anzusehen, als er zufällig auf ein kleines Seitenfach stieß.

      »Kai, schau mal, hier ist doch irgendwas, na komm schon«, die linke Hand von Fritz, steckte so tief in dem Seitenfach, dass es richtig schwierig war, den Inhalt zu entnehmen.

      »Noch ein Stückchen vor und dann habe ich es«, gab Fritz mit mühseliger Stimme von sich.

      »Da Kai schau doch nur, was ich gefunden habe!«

      Fritz zog den Rest seiner Hand aus dem Grabstein und versuchte zu erkennen, um welchen Gegenstand es sich hier handelte.

      Bevor Fritz und Kai den Friedhof verließen, legten sie den Stein, an seinen Platz zurück. Sie notierten die Angaben auf dem Stein. Danach schlossen sie die Tür, wie es ihnen der Wächter abverlangt hatte. Sie fuhren mit dem Gegenstand, den sie noch nicht entschlüsseln konnten, nach Hause.

      »Fabian, um wie viel Uhr kommen deine Gäste?«, wollte Mama Schuhmann wissen.

      »Ungefähr in einer halben Stunde«, antwortete Fabi

      »Hast du wenigstens Deine Unordnung weggeräumt?«

      »Natürlich Mami, ich habe alles in den großen Schrank gestopft.«

      »Fabian gewöhne dich endlich daran, deine Sachen zu sortieren und danach in deine Schränke einzuräumen. Hat es nicht gereicht, dass vor einigen Tagen unsere Haushaltshilfe bösartig ihren Kopf verletzte, nachdem


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