Das Ende der Weltmafia. Rolf Nagel

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Das Ende der Weltmafia - Rolf Nagel


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der Schrecken für Marian so groß, dass sie anfing, ein wenig hektisch zu werden.

      Marian wendete sich wieder zu Karl zurück und sagt: „Fein, erlauben Sie bitte, dass mein Wagen sie um acht abholt? Ist das recht, Karl?“ Fragend schauten ihre Augen ihn unablässig an.

      Er gab wieder wie automatisch zurück: „Ja! Ja, natürlich, gern!“

      Während er noch dachte, dass Stottern wirklich nicht seine Sache war, zog er eine private Visitenkarte aus dem Jackett und überreichte diese wortlos.

      „Ich freue mich Karl, also dann sehen wir uns zum Dinner. Ich muss jetzt leider gehen.“ Sie stand auf und ging in Richtung des Parkplatzes. Diese kräftezehrende Aktion war wohl auch für die ungeübte Marian etwas zu viel. Sie war recht froh, die Angelegenheit so gut erledigt zu haben.

      Aus der Ferne sah Karl, wie sie in eine weiße Limousine einstieg, während ein Mann ihr die hintere Türe öffnete. Anschließend stieg dieser selbst als Fahrer ein und setzte gemächlich den Wagen in Bewegung.

      Ein gewaltiger Ruck durchzog Karls gesamten Körper. Was war das? Soeben war er mit ein paar Sätzen aus seinem so gleichbleibenden Leben herausgerissen worden. In nur

      wenigen Minuten war sein Abend verplant, ohne dass er eine einzige Chance zum Widerspruch gehabt hatte. Er befand sich wie in einem Trancezustand. Auf seinem gesamten Lebensweg hatte er nichts Vergleichbares erlebt.

      Sollte er erfreut sein? Oder bekümmert? Ohne sein Zutun schlich sich jemand in sein Leben. Zudem noch aus der weiblichen Gattung und er konnte seinen männlichen Jagdtrieb noch nicht einmal im Ansatz einsetzen. Ein wenig geschmeichelt fügte er sich dennoch in sein Schicksal. Das musste eindeutig seiner Unerfahrenheit mit dem anderen Geschlecht zuzuschreiben sein. Welche Folgen würde dies für sein zukünftiges Leben haben? Eigentlich war alles einfach nur schrecklich. Aber die Verabredung wollte er in keinem Falle sausen lassen.

      Er musste sich sammeln und einen Schlachtplan entwickeln. So schaute er auf seine neue Luxus-Uhr und bemerkte, dass er nur noch 2 Stunden Zeit hatte.

      Ja, das war viel zu kurz, um noch einen gewaltigen Plan mit geeigneten Gegenmaßnahmen zu erschaffen. Die wenigen Freunde, die er hatte, konnte er auch nicht anrufen. Sicherlich hätten sie ihm seine Geschichte auch nicht geglaubt, obwohl er als absolut glaubwürdig galt. Also machte er sich schnell auf den Weg, um zu seiner Wohnung zu gelangen.

      Im ersten Stockwerk schloss er seine Tür auf und ging schnell hinein. Nach dem Schließen der Tür war er in seiner wohlvertrauten Umgebung und fühlte sich wieder geborgen und sicher. Sicherheit, das war seine Lebensdevise. Aber in welchem unabsehbaren Abenteuer befand er sich nun plötzlich?

      Duschen und rasieren, Haare frisieren und in aller Eile das Hemd, die Krawatte und den passenden Anzug finden. Stress pur! Das Telefon klingelte und er raste aus dem Bad ans Telefon. „Mutter, es tut mir sehr leid, ich habe keine Zeit. Nein, Mutter es ist alles in Ordnung! Aber ja, sicher. Ja, ganz sicher. Ich habe nur eine Verabredung mit einer Dame. Was? Nein, nein, nicht heiraten. Aber wie, kommst du denn nur darauf? Ganz sicher du wirst sie gegebenenfalls zuerst kennenlernen! Ich werde dir morgen berichten. Also bis dann.“

      Lieber Gott, seine sehr geehrte Frau Mutter dachte schon ans Heiraten. Aber darüber konnte er jetzt wirklich nicht nachdenken.

      Er sprach zu sich selbst: „Es eilt! Die Zeit läuft!“ Was konnte ein Mann schon in der noch verbleibenden Stunde anfangen. Ah! Socken, aber wo sind sie? Ja, natürlich im Schrank! Eine? Aber es sind doch immer zwei! Ein passendes Tuch für den Anzug, dazu die passend zur Krawatte. Die Socke! Wo ist diese verdammte Socke? Eine schwarz und Eine grau. So etwas gab es bei ihm nicht. Er hatte immer alles in Ordnung. Alles hatte seinen Platz. Aber was nun? An diesem Tag wurde einfach alles zum Chaos. Die gesamte Wohnung schien ihm nun der Inbegriff der Unordnung überhaupt zu sein. Schuhe! Ja, da! Wunderbar. Nun anziehen. Natürlich zwei Gleiche, also ein Paar. Am besten ein Paar. Halt! Erst die Socken. Aber es waren immer noch zwei Verschiedene. Da konnte nur ein Cognac helfen. Er rief sich selbst zur Ordnung: „Aber Karl, am Nachmittag Cognac? Nein geht nicht, das geht überhaupt nicht!“ Also Flasche zurück.

      Karl dachte: „So werde ich nie an mein Ziel gelangen. Ich muss einfach – wie immer – planmäßig an die Sache herangehen. Unterwäsche, dann Socken und das Hemd und zuletzt die Krawatte binden.“ Noch ganze 30 Minuten. Ein scheinbar vollkommen unmögliches Unterfangen in dieser kurzen Zeit. Doch dann die zweite Socke und auch noch ganz korrekt in der gleichen Farbe, zwei zueinander passende Schuhe, ein Paar. Wunderbar!

      Eigentlich war Karl reif für die Olympiade. Nun los, an den Spiegel. Die Krawatte legte sich gekonnt um seinen Hals, in den dafür vorgesehenen Kragen. Perfekt! Weiter! Hose! Der Mann braucht auch einen Gürtel zur Hose. Jackett. Fertig!

      Einzigartig, alles in einer absoluten Rekordzeit von nur 50 Minuten.

      Seine innere Stimme erinnerte ihn gerade noch rechtzeitig an Blumen. Wie, das auch noch? Ja, Blumen. Aber erst Manschettenknöpfe anbringen. Und woher die Blumen nehmen? Ein Gentleman hatte aber Blumen zu haben, zumindest beim ersten Treffen. Er wusste es bereits, alles in meinem Leben war von nun an dem Tohuwabohu gewidmet. Immerhin musste er wie gewohnt, am nächsten Tag seine Arbeit in der Privatbank leisten. Am besten würde er sich morgen zu einem Arzt begeben und eine Krankmeldung vorlegen. So völlig verstört konnte er unmöglich fehlerlose Arbeit leisten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es in seiner gesamten Beschäftigungszeit noch keine einzige Fehlstunde gegeben.

      Noch 15 Minuten waren ihm verblieben. Seine Welt war dem Einsturz nahe. Er dachte, dass nur noch ein Tsunami seine Rettung sein könne. Dieser würde aber wohl in Deutschland nicht mehr vor 20 Uhr eintreffen. Da half kein Zetern mehr.

      Er rannte die Treppe hinunter. Ein Blumengeschäft, seine Rettung! Seiner Meinung nach stürzten sich nun Menschenmassen auf die wenigen Blumen im Geschäft. So etwas hatte er noch nie erlebt. Allerdings fiel ihm dabei ein, dass er wohl die letzten 20 Jahre seines Lebens kein Blumengeschäft mehr betreten hatte. Mutter bekam immer Pralinen, die mit der Liquid Füllung.

      Nach einer Weile hatte er es geschafft. Die Verkäuferin band ihm den schönsten Blumenstrauß, den er je gesehen hatte. Der Preis überstieg nach seinen Vorstellungen die Gesamtausgaben für die Deutsche Einheit. Oh je, bezahlen, seine Geldbörse lag in seinem getrauten Heim. Er hatte die Verkäuferin noch nie in seinem Leben gesehen, dennoch sagte sie: „Alles kein Problem. Zahlen Sie morgen, ich kenne Sie ja.“

      Er raste zurück in seine Wohnung. Alles war jetzt so, wie es sein sollte, nun konnte ja einfach nichts mehr schiefgehen.

      Da klingelte es bereits an seiner Wohnungstür. Er sprang zum Fenster. Auf der Straße sah er eine weiße Limousine, einen Rolls Royce. „Das ist mein Auto für heute Abend? Karl aus der Mittelschicht in einem Rolls Royce?“, dachte er zweifelnd und hoffte, dass niemand aus der Nachbarschaft sehen würde, wenn er in diesen Protzwagen einstieg. Sollte das dennoch geschehen, würde jeder denken, er habe in einer Lotterie gewonnen.

      Also schlich er sich leise durch das Treppenhaus, öffnete und schloss die Haustüre ohne nennenswerte Geräusche.

      „Herr Karl Grosser?“, hörte er den Chauffeur im grauen Anzug fragen. Dabei öffnete dieser gleichzeitig die hintere Tür des Wagens. Karl schaute sich um, ob jemand in der Nachbarschaft etwas vernommen hatte, und stieg schnell in den Wagen ein.

      Weiße Ledersitze. Die Fahrzeugtüren schlossen in dem gleichen Klang wie die gepanzerten Safetüren in seiner Bank. War dieses leise Surren das Fahrgeräusch der Limousine? Ein Prinz dürfte nicht besser durch die Straßen gerauscht sein. In Karls Stadt gab es solche Nobelkarossen nicht allzu häufig zu sehen. Nur gut, dass die Wagenscheiben uneinsehbar verspiegelt waren. Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn seine Kollegen ihn in dieser Limousine erblickt hätten. Möglicherweise hätte die Bank ihn vor den Korruptionsausschuss gezerrt und ihn zwangsweise beurlaubt.

      Wäre er nur ausnahmsweise an diesem schrecklichen Tag nicht spazieren gegangen oder zumindest direkt an der Parkbank vorbeigehuscht. Dann wäre ihm all diese Aufregung erspart geblieben. Gleichwohl wollte er seiner neuen Position in der Gesellschaft gerecht werden.

      Marian saß bereits eine


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