Das Ende der Weltmafia. Rolf Nagel
Читать онлайн книгу.um seine offene Rechnung zu begleichen und sich wieder mit einem bunten Blumenstrauß für seine Geliebte einzudecken.
„Ah, der Gentleman von gestern! Jetzt besuchen Sie uns täglich?“, begrüßte ihn die hübsche Blumenverkäuferin. Karl hatte in seiner Eile am Vortag nicht bemerkt, dass sie eine jugendliche Schönheit war, die sich mit ihren langen schwarzen Haaren sehr wohl in Szene setzten konnte.
Karl antwortete: „Ich benötigte einen bunten Strauß, aber etwas größer als gestern, nein, doppelt so groß.“ „Gerne mein Herr“, sagte die Blumenverkäuferin und warf ihre lange Haarpracht gekonnt und sexy nach hinten.
Es fiel ihm auf, dass dieses jugendliche Fräulein ein wenig mit ihm flirtete. Das war früher nie der Fall gewesen. Möglicherweise machte Liebe sexy oder es lag daran, dass er wohl früher stets mürrisch und unfreundlich auf andere gewirkt hatte. Es missfiel ihm nicht, dass diese junge Frau ihn wohl attraktiv fand. Karl war erstaunt, wie schnell sich die Dinge doch ändern können. Gestern war er noch die Pech Marie und heute schon die Goldmarie.
Marian war etwas früher als geplant in Paris angekommen und schlenderte über die berühmte Avenue des Champs Élysées. Eine prachtvolle Straße mit allen erdenklichen Luxusgeschäften. Die Sonne richtete ihre wärmenden Strahlen auf die Einkaufsmeile und die Menschen liefen fröhlich über die Promenaden. Zwischenzeitlich hatte Marian eine kleine, aber feine Goldkette mit einem Herz als Anhänger für ihren liebsten Karl erworben.
Ihr Ziel war nun, das exklusive Kaffee und Restaurant an der Ecke. Dort konnte man an schönen Tagen draußen sitzen und dem bunten Menschengewirr zuschauen konnte. Genau wie ihr Vater liebte sie es, dort einfach zu sitzen und die Seele baumeln zu lassen. Auch ansonsten hatten sie und ihr Vater sehr viele Gemeinsamkeiten.
In einem Schweitzer Internat bekamen alle eine Erziehung
Wie bereits ihr Vater hatte Marian ihre Jugendzeit in einem sündhaft teuren Internat in der Schweiz verbracht.
Schon die Väter des 1. Ranges und der Vater Don Rossos waren sehr weitsichtig gewesen und hatten ihre Kinder auf dieses private Internat geschickt. So konnten die Nachfahren alle gemeinsam ihre Jugend verbringen und verfügten über eine hervorragende Bildung. Ein weiterer Grund war, dass die Kinder durch die gemeinsame Schulzeit eine feste und vertrauensvolle Freundschaft und Bindung aufbauen konnten. Auch dies war von den Vätern so gewünscht. Der innere Zirkel sollte eine unumstößliche Vertrauensgemeinschaft eingehen und was konnte besser sein, als damit bereits in der Schulzeit zu beginnen. So hielt es auch Don Rosso mit seiner Tochter.
Das strenge Internat war auf einer kleinen Anhöhe am Rande des idyllischen Schweizer Luzern, direkt am Vierwaldstädter See, gelegen. Von dem Hügel aus konnte man auf das schöne Städtchen mit seinem Fluss und dem berühmten Wahrzeichen, der Kapellenbrücke, schauen.
Im Winter fuhr man in die Berge zum Ski laufen und im Sommer konnte man im See baden. Außerdem waren in dem Internat natürlich nur die Kinder der reichsten Eltern unterbracht, was auch den Heranwachsenden die besten Kontakte in die internationale und einflussreiche Gesellschaft verschaffte. Natürlich war niemandem in dem Internat bekannt, welchen tatsächlichen Hintergrund ein Teil der Eltern in der Mafia hatte.
Marian erinnerte sich schwach, dass es wohl nur ein einziges Mal einen Ausrutscher gab, als ein Junge die Behauptung aufstellte, dass Kinder aus kriminellen Familien stammen würden. Diese Behauptung war durch nichts zu beweisen und Don Rosso und seine Freunde beschwerten sich sofort bei der Schulleitung. Daraufhin musste der Junge die Schule verlassen und man hörte nie wieder etwas von ihm oder seiner Familie. Ob die Aussage des Jungen auf einer reinen Vermutung basierte oder ein begründeter Verdacht dahinter stand, wurde nicht aufgeklärt.
Die Ehefrauen und Kinder der Familien waren zu keiner Zeit in die Geschäfte der Väter involviert worden. Nur am Rande hörten sie, dass die Väter einer geheimen Organisation angehörten. Aber es war allen verboten, darüber auch nur ansatzweise zu sprechen und es gab auch zu keinem Zeitpunkt eine Entgleisung. Selbst das Denken in diese Richtung war absolut verboten. Die Meisten hatten dies wohl gänzlich aus ihren Gedanken verbannt.
Marian erreichte das Kaffee an der Ecke und sah Don Rosso mit seiner Sonnenbrille gemütlich an einem Tisch für vier Personen in der Sonne sitzen. Vor ihm standen eine Flasche Wasser und ein Espresso. Seine beiden Bodyguards hatten sich an einem Tisch hinter ihm platziert und schauten umsichtig auf die Gegend.
Don Rosso liebte seine Heimatstadt Palermo zwar immer noch, war aber zwischenzeitlich in so vielen Staaten unterwegs, dass er die typischen Attitüden eines Sizilianers abgelegt hatte. Er kleidete sich mehr wie ein Banker aus London und hatte deren gutbürgerlichen Züge. Ansonsten verfügte er eher über eine normale Statur und war in seinem Aussehen nicht besonders auffallend. Stets war er ein sehr liebevoller Vater, der das richtige Maß zwischen notwendiger Strenge und großzügiger Liebe in der Erziehung seiner einzigen Tochter fand. Nachdem die Mutter bereits früh an einer unheilbaren Krankheit verstorben war, übernahm Don Rosso auch den mütterlichen Teil und versuchte diesen, soweit es ihm möglich war, ebenfalls auszufüllen. Marian und ihr Vater gingen sehr vertrauensvoll miteinander um und hatten eine starke Bindung zueinander. Sie hatte nur die besten Erinnerungen an eine glückliche Kindheit und ihr Vater bemühte sich immer wieder, ihr alle Wünsche zu erfüllen.
„Hallo Papa.“, sprach sie ihren Vater an und küsste ihn auf beide Wangen. Ihre Augen sprachen süße Bände, sodass Don Rosso eigentlich schon alles aus ihnen lesen konnte.
„Schön, dich so glücklich zu sehen, meine Tochter“, sprach er mit seiner markanten Stimme: „Ja, ich kann bereits alles aus deinem Gesicht lesen, aber setze dich und erzähle mir alle Details.“
Marian berichtete ihm von der Begegnung mit Karl auf der Parkbank. Die Dinge hatten sich wie geplant gefügt und zudem hatte sie sich Hals über Kopf in Karl verliebt, ohne den eigentlichen Grund dafür zu kennen. Sie schilderte alles mit einer riesigen Begeisterung und so ausführlich, dass Don Rosso es erlebte, als ob er selbst dabei gewesen wäre.
Als Vater war er jetzt sehr glücklich und zufrieden, wie gut die ganze Arbeit fruchtete. Jetzt musste Karl nur noch zukünftig in der Organisation mitspielen und alles wäre perfekt. Besser konnten die Dinge für Don Rosso gar nicht laufen.
„Papa, herzlichen Dank, dass du dich für Karl so schnell bei der Bank verwendet hast. Er war heute Morgen sichtlich besorgt, zu spät in die Bank zu kommen.“ Sie schaute ihren Vater dankbar an, beide amüsierten sich über Karls Aufregung.
„Selbstverständlich mein Kind, das ist wirklich keine große Sache für mich und ich möchte doch, dass meine Prinzessin glücklich ist. Macht zusammen ein paar Wochen einen schönen Urlaub und dann stell mir mal den Kerl vor, der es wagt, mir meine Tochter zu nehmen.“ Mit einem freundlichen Grinsen fragte er seine Tochter, was er für sie bestellen sollte.
„Papa, darauf sollten wir einen guten Champagner trinken, oder?“ Don Rosso, der äußerst selten Alkohol trank, stimmte in diesem Fall zu und winkte zu einem seiner schwarz gekleideten Bewacher. Auf der Stelle stand dieser auf und ging zu einem Kellner, um die Order weiterzuleiten.
„Wo ist denn dein Leibwächter?“, fragte Don Rosso seine Tochter.
„Ach Papa!“ Marian zog die beiden Worte wie einen Kaugummi lang. „Du bist immer so liebevoll um mich besorgt, dabei liegt doch kein Grund dafür vor. Karl hat mich mit dem Fahrer zusammen zum Flughafen gebracht, na ja und hier ...“ Sie wurde durch den herannahenden Kellner unterbrochen, der mit einem Knall gekonnt die Champagnerflasche öffnete und die Gläser füllte.
„Mein liebes Kind, du weißt, dass diese Vorsichtmaßnahmen sehr wohl angebracht sind und dein Karl ist keine ausgebildete Sicherheitskraft. Schließlich sind Raub und Entführungen an der Tagesordnung. Jeden Tag liest man in der Zeitung davon. Also, bitte! Für die Zukunft! Auch wenn dein Karl dabei ist, möchte ich, dass der Sicherheitsmann in deiner Nähe ist. Das muss auch deinem Karl einleuchten!“ Ein wenig grimmig schaute Don Rosso jetzt schon.
Es hatte zwar noch keinen Anschlag auf ihn oder seine Tochter gegeben, aber die neuen Clans