Die Therapie entdeckt die Familie. Dr. med. Günther Montag

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Die Therapie entdeckt die Familie - Dr. med. Günther Montag


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schöne Erinnerungen, über alles was hilft oder geholfen hat.

      Wir schauen also auf die Kraftquellen. (Wer gern Fremdwörter mag kann auch sagen, das ist „Ressourcen-orientierte Therapie“.) Auch viele Selbsthilfegruppen arbeiten so mit Erfolg.

      Sehr bekannt und weitverbreitet und auch als Zusatzverfahren bei uns von den Krankenkassen anerkannt sind die 2 Entspannungsverfahren „Progressive Muskel­ent­spannung nach Jacobson“ und das „Autogene Training“. Das erste unterscheidet sich vom zweiten dadurch, dass vor dem Entspannen die Muskeln 5 Sekunden lang bewusst angespannt werden, also „Entspannen mit Anlauf“.

      Diese Übungen, die etwa eine halbe bis eine Stunde dauern, kann man verbinden mit einer „geführten Meditation“, einer Phantasiereise in die Natur und zu Menschen die man liebt. In den positiven Bildern und Erinnerungen sind verschlüsselte Lösungen enthalten.

      Oft gelingt ein Gespräch besser nach einer solchen Übung. Manches löst sich dabei fast von selbst. Danach meinen Sie vielleicht. sie hätten geschlafen, oder Ihr Therapeut. Wer weiß, was da in der Tiefe Ihres Unbewussten passiert ist. Später werden Sie es merken, an den Veränderungen in Ihrem Körper, in Ihrem Blick, wie Sie die Welt anders sehen und wie ihnen die anderen anders begegnen.

      Als Unterstützung der Therapie ist es gut, regelmäßig an Entspannungs- oder Achtsamkeits- Gruppen oder Meditationen in Gruppen teilzunehmen. Viele haben sich damit erstaunlich gut weiter entwickelt.

      Wer das Entspannen regelmäßig unter Anleitung übt, lernt mit der Zeit, sich immer besser auch allein zu entspannen - erst in der Ruhe, und dann auch im Sturm.

      Hypnose oder Hypnotherapie ist fast das gleiche wie eine tiefe Entspannung. Das eine geht in das andere über. Das Wort kommt von dem griechischen „hypnos“, das ist der Schlaf.

      Aber keine Angst, in Hypnose schläft man nicht wirklich, und sie hat nichts zu tun mit irgendwelchen Show-Veranstaltungen. Im Grunde passiert schon eine kleine Hypnose durch eine nachdenkliche Redewendung! Viele schöne Beispiele dazu finden wir in den Büchern des bekannten Psychiaters Milton Erickson, des Begründers der modernen klinischen Hypnose.

      Wer vor diesem Wort Angst hat, dem hilft es, zu wissen: Wir haben uns schon die ganze Zeit selbst hypnotisiert durch seltsame Ideen oder das endlose und geistlose Geplapper im Fernsehen oder unser eigenes. Die Therapie holt uns da endlich heraus.

      Wenn Hypnose mit systemischem Wissen zusammenwirkt, sprechen wir von „hypno­systemi­schen Interventionen“. In späteren Kapiteln werden Sie Beispiele davon finden, die Sie selbst über die fachliche Information hinaus persönlich bereichern, und auch heilsam auf Menschen wirken werden, an die Sie denken.

      (Dieser Satz wart auch schon eine kleine hypnosystemische Intervention. Gemerkt?)

      Energetische Therapie, Körpertherapie, EMDR

      Wer tiefsinnig ist, der ahnt, dass die eigentlichen kraftvollen Wirkungen einer Therapie mit geistiger Kraft zu tun haben und nicht mit Worten. Darauf beruhen die „energetischen“ Therapieformen.

      Der Begriff „somatic experiencing“, körperliches Erfahren, stammt aus der Traumatherapie Peter Levins. Er beschreibt es in seinem Buch „Sprache ohne Worte“.

      Dazu gehört die Vorstellung dass die Energie eines Traumas im Körper, besonders in unseren Muskeln, gespeichert ist. Wilhelm Reich, ein Schüler Freuds, sprach von einem „Charakterpanzer“. Wenn wir in Atem- und Entspannungsübungen uns in Körperstellen hineinfühlen, wo eine Verspannung oder ein Schmerz zu bemerken ist, und uns vorstellen, dorthin Wärme und Licht zu senden, löst sich der Schmerz aus dem Körper heraus und wird wieder als seelischer Schmerz spürbar. Durch Bewegungsübungen und tiefes Atmen kann sich die Verhärtung heilsam auflösen, ohne dass wir uns unbedingt noch einmal an das Trauma erinnern müssen.

      Als eine Art der körperbezogenen Therapie sehe ich auch das „EMDR“ (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine Technik der Traumatherapie, bewusst schnelle Augenbewegungen auszuführen. Diese scheinen hilfreich beim Verarbeiten schmerzlicher Erinnerungen. Dies ist derzeit das neueste der 4 in Deutschland von den Krankenkassen anerkannten Therapieformen (Stand 2015).

      Die systemische Therapie

      Die Erkenntnis, dass unsere Grundhaltungen mit den gestörten Ordnung und dem unterbrochenen Energiefluß in unserer Familie zu tun haben, öffnet das weite Feld der „systemischen“ Therapieformen. Sie tragen zur Heilung der Beziehungen in unseren Familien bei.

      Das systemische Wahrnehmen und Helfen ist in einer besonderen Weise „non-direktiv“: Nicht nur du, sondern auch die anderen dürfen so sein und sich so zeigen, wie sie sind.

      Es ist auch eine Erweiterung der Trauma-Therapie, da es sich auch mit Traumen Anderer beschäftigt, deren Folgen wir tragen.

      Seit den Siebzigern bekannt sind traditionelle systemischen Verfahren (z.B. das „Psychodrama“ nach Moreno oder die „Familienrekonstruktion“ nach Virginia Satir), die sich weitgehend mit dem „Sichtbaren“ in einer Familie beschäftigen, z.B. mit den Personen, die nun gerade in einem Haus zusammenleben.

      Als Erweiterung dazu geht die moderne systemische Arbeit auch noch weit über die sichtbar anwesenden Personen der Familie hinaus. Sie öffnet uns für eine Achtsamkeit gegenüber abwesenden, sogar gegenüber verstorbenen, aber energetisch noch anwesenden Personen aus unserer Familie und ihrem Umkreis, für die wir vielleicht unbewusst stellvertretend handeln und leben.

      Aufgrund ihrer Tragweite und der bahnbrechenden neuen Perspektiven behandle ich diese neuen Formen der systemischen Strukturaufstellungen oder Familienaufstellungen besonders ausführlich. Sie verbinde uns mit heilenden Kräften in uns oder außerhalb von uns (energetische Arbeit) – und heilen tiefe Verletzungen (Traumen), auch solche die unbewusst von früheren Generationen übernommen wurden.

      Diese Arbeit führt über das mit Worten Beschreibbare hinaus, ergibt neues Wissen über das achtsame Helfen über die Therapie hinaus auch im Bereich der Pädagogik und Organisationsberatung, und neue philosophischen Sichtweisen. Ein Pionier unter den Buchautoren und Lehrern auf diesem Gebiet ist der durch die „Familienaufstellungen“ bekannte und 2011 für den Friedens-Nobelpreis nominierte Bert Hellinger.

      Das Stellvertreter- Phänomen

      Wir können die Wirkungsweise der systemischen Wahrnehmung und Heilung nur verstehen, wenn wir über zuerst das „Stellvertreter- Phänomen“ Bescheid wissen.

      Wenn wir Kindern beim Spielen zuschauen, sehen wir oft, wie sie mit Hingabe in einer Rolle aufgehen und sich exakt mit vielen Einzelheiten in Andere einfühlen können. Was sie da spielen, können sie manchmal gar nicht gewusst haben. Auch im Ernst gehen manche Kinder fast völlig in Stellvertreter- Rollen auf. In manchen Familien vertreten Kinder unbewusst jemanden aus ihrer Familie.

      Kann das Stellvertreter- Phänomen Kinder krank machen?

      Ja. Das Stellvertreten wirkt sich besonders dann zum Schlimmen aus, wenn das Kind eine Person vertreten muss, die ein schweres Schicksal hatte. Solche Personen werden in vielen Familien „ausgeklammert“, das heißt, manchmal verachtet, manchmal nicht mehr bewusst wahrgenommen, vergessen, obwohl sie doch dazugehören. Das kann ein früh verstorbener Großvater oder Großmutter sein, ein früherer Partner von Vater oder Mutter, oder eine früh verstorbene Schwester oder Bruder, ein abgetriebenes Kind oder ein Zwilling der nicht bis zur Geburt am Leben blieb. Das Kind fühlt wie die ungesehene Person und lebt wie sie. Als ob es diese Person unbewusst genau wahrnehmen würde und als ob es innerlich sagen würde „ich lebe jetzt an deiner Stelle – ich mache das alles jetzt für dich“. Oder „ich bin wie du – ich bin wie tot“. Dieses Vertreten, man sagt dazu auch Identifizierung, kann eine tiefe Ursache für Verwirrung, Unruhe, seltsames Verhalten, Schwermut, und auch körperliche Krankheit und eine Neigung zu Unfall und Selbstmord sein.

      Versuchen die Kinder damit, jemanden zu


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