MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Thomas Ostwald

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MAGAZIN für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur - Thomas Ostwald


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und „Billy Jenkins“, mit „Rolf Torring“» Jörn Farrow“, „Bob Hunter“ und „Hein Class“, mit „Tom Shark“, „Fred Parker“ und „Frank Allan“. Aber alle euphorischen Versuche konnten eine Epoche nicht neu beleben, deren Wirkungszeit abgelaufen war. Wirkte das technische Fundament des „Sun Koh“ jetzt, fünfzehn Jahre nach seinem Erstauftreten, zu simpel? Hatte der langmähnige „Buffalo Bill“, den man mit dem nunmehrigen Untertitel „Der Mephisto der Prärie“ nun zum dritten Mal bemühte, in einer Ära des Stoppelhaarschnitts seine Faszinationskraft vollends eingebüßt? Wie das nun auch gewesen sein mag, Tatsache blieb, dass die „alten“ Helden müde wirkten und über kurz oder länger endgültig abtraten. Das geschah bei den meisten Mitte der fünfziger Jahre, einige gelangten unter Mühen (und neuem Verlag) bis ans sechste Jahrzehnt. Noch aber existieren kaum Alternativfiguren. Die im Kleinformat der zwanziger Jahre aufgemachten, recht ansprechenden Serien „Meisterdetektiv Bob Hill“ (später „Bob Hill im Wilden Westen“) und „John Hill – Der Meisterdetektiv“, 1950 bzw. 1948 begonnen, schafften nicht die Profilierung. Jene Reihen, denen das vom Äußeren her zuzutrauen gewesen wäre: „Schwarzer Pirat“, „Rote Schlange“, „Coyote“, scheiterten wahrscheinlich an ihrem Verkaufspreis von 1, DM, der seinerzeit, als der Heftpreis bei 30 bis 40 Pfg. lag, astronomisch wirkte. Warum andere Titelfiguren der Jahre 1949 bis 1952 kurzlebig blieben, lässt sich heute kaum noch feststellen; registrieren wir sie immerhin: „Flying Jack“, „Hanns Hart – Tollkühne Abenteuer eines deutschen Seemannes in aller Welt“, „Frank Kenney – Kriminalabenteuer aus unserer Zeit“, „Zorro“, „Kansas Jack – Der Held der Prärie und Cowboykönig“.

      Einige Verlage versuchten, der Serienfigur Valet zu sagen, starteten Reihen, die Einzelwerke vieler Autoren brachten, so wie das auf dem Gebiet des Frauenromans seit eh und je der Fall war. Es entstanden so: „Kriminal Erdball Romane“ und „Westmann Erdball Romane“, beide im Marken Verlag, und der „Moewig-Kriminalroman“ sowie „Bastei-Kriminal-Roman“.

      Zum großen Teil wurden Arbeiten der Vorkriegszeit nochmals verwandt, Arbeiten, die einst in Buchform publiziert worden waren, jetzt für die Heftreihen entsprechend bearbeitet, sprich gekürzt, wurden. Eine der wenigen Reihen mit Serienfiguren neuen Namens, die sich Mitte der fünfziger Jahre im Schlepptau der „Jenkins „Hefte halten konnte und auch das gleiche Aussehen hatte, war „Tom Prox“.

      In diese Situation wurden zwei Kriminalsäuglinge hineingeboren, die sich schon rasch zu wahren Supermännern auswachsen sollten: „G-man Jerry Cotton“ und „Kommissar X“! Cotton im Jahre 1955 und Kommissar X wenig später trafen wahrscheinlich eine Szenerie an, die zum Umkrempeln wie geeignet, zum völligen Neubeginn prädestiniert war. Der schlag und mundgewaltige Held amerikanischer Prägung, dem guten Tropfen aufgeschlossen und auch sonst kein Kind von Traurigkeit, er schickte sich an, das zunächst letzte Kapitel des deutschsprachigen Heftromans zu schreiben. Dass er Verlage für seine Kinderstube fand, die finanzkräftig und weitsichtig genug waren, mögliche Durststrecken einzuplanen und durchzustehen, war sein persönliches Glück. Bestimmender aber war wohl doch die Tatsache, dass der deutsche Leser in jenen Jahren willens war, diesen „Neuling“ anzunehmen. Dieses Raubein mit durchaus edler Gangart, das so gänzlich anders war als alles, was bis dahin vom deutschen Kiosk geholt werden konnte. Gewiss spielte es eine wichtige Rolle, dass sowohl Bastei- wie auch Pabel-Verlag, die glücklichen „Väter“ der neuen Melden, in Sicht von Text und Aufmachung alles taten, um einen neuen Höhenflug, den ersten nach dem letzten Kriege, vorzubereiten. Entscheidender aber noch als das scheint mir die Gesamtkonstellation auf dem Heftmarkt damals gewesen zu sein. Eine Lage, die einen Schnittpunkt anbot zwischen Vergangenem und erst zu Erwartendem, zwischen Gestern und der Zukunft. Diese Situationen wird es in bestimmten Intervallen wohl immer geben, sie zu erfühlen und auszunützen wird es mehr als unternehmerisches Gespür, als sachkundige Marktanalyse brauchen. Ich glaube, man muss einfach einmal Glück haben.

      Natürlich versuchte man es, sich an den abgefahrenen Zug des Erfolges zu hängen – was Wunder? Es erschienen im Cotton-Schatten Serien wie „McCormick“ und „Jeff Conter“, wie „Cliff Morris“ oder „John Drake“. Aber wie einfach war doch die Rechnung: Das Publikum hatte ja Cotton, hatte Kommissar X – wozu brauchte es die anderen? Die Leserschaft von einem angenommenen Köder fortzubringen, wird es intensiverer Anstrengungen bedürfen als simpler Nachahmung; am besten natürlich der Zeit. Aber wenn man die nicht hat oder nicht abwarten kann, geht man zweckmäßigerweise andere Wege – was zu beweisen war: Der Erfolg von „Perry Rhodan“ zu einer Zeit, als die Menschheit buchstäblich ins Weltall hinausschaute, lag ja sozusagen „in der Luft“, wenn es in Rhodans sowie dessen Zunftgenossen „Rex Corda“, „Atlan“, „Dragon“ Existenzbereichen auch nichts dergleichen geben mag. Aber selbst auf anderen Gebieten waren Erfolge noch durchaus möglich – sie müssen ja nicht cottonscher Größenordnung sein. Die mit wunderbarer Bildgestaltung präsentierten Reihen „Gaslicht“, „Rodeo Western“ und „Silber Wildwest“, die ohne Titelfigur arbeiten, bewiesen es. Seriengestalten neueren Datums wie „Ronco – Der Geächtete“ und „Lassiter – Der härteste Mann seiner Zeit“ behaupteten sich genauso, wie die schon über zehn Jahre laufende Reihe „Fledermaus“ sowie „Butler Parker“. Dass das Wildwestheft lange Jahre hindurch nahezu ohne durchlaufende Heldenfigur auskommen musste, nachdem um 1962/63 mit „Jonny Weston“, „Jim Hatfield“, „Rocky Steel“ die Vertreter der zweiten Nachkriegsgeneration abgedankt hatten, war so übel gar nicht, weil einige Autoren wie z.B. Stammel und Unger, auch ohne diese Leitgestalt gut zu unterhalten verstanden und unter Benutzung diverser Pseudonyme viel für die Hebung des Textniveaus im Western taten. Auf diesem Sektor des Heftromans begann zu dieser Zeit die Einbeziehung historischen bzw. pseudohistorischen Geschehens nordamerikanischer Geschichte in die Storys, was der Farbigkeit der Reihen durchaus zugutekam.

      In allerjüngster Stunde entdeckte man das Feld des Horror-, Vampir-, Grusel-Romans für den Heftbereich ein im Grunde altes Thema, das aber für den Seriensektor neu war. Die eigentlich mit „Butler Parker“ begonnene Aufweichung der Grundkonzeption, die Beschichtung der Kriminalerzählung durch humoreske Attribute und Klamaukszenen, sie wird hier in anderer Richtung verfolgt. Dabei ist zu bemerken, dass auch die Parkersche Variante nichts absolut Neues darstellte, denn bereits in den Jahren 1933/35 erschienen in der „Kling“-Reihe sogenannte Burlesken, die von Situationskomik und Clownerie lebten. Als „Halleluja – Fun Western“ scheint diese Thematik jetzt auch im ehrwürdigen Wilden Westen für Spaß sorgen zu wollen.

      Der Qualitätsbogen in puncto Ausstattung stieg beim deutschen Heftroman nach dem letzten Kriege stetig. Betrachtet man einmal Hefte der 1950 laufenden Serien „Tom Brack – Der Grenzreiter“ oder „Jack Morlan – Der Meisterdetektiv“ neben heutigen Exemplaren von „Lassiter“ und „Kommissar X“, dann ist da ein Unterschied zu registrieren, wie er gravierender kaum sein könnte. Dort die plumpe, einfältige Titelskizze, die unpassenden Farben, der matte Druck; hier die ausgewogene Farbgebung, die gekonnte Linienführung der Zeichnung, der Kunstdruckumschlag. Für die „Cotton“-Gestalt blieb man allerdings bis auf den heutigen Tag bei der Verwendung von Filmbildmaterial auf den Umschlägen; einer Methode, die kurzfristig schon in den zwanziger Jahren bei den Dietsch’schen Filmserien und 1934 in der späteren „Harald Harst“-Reihe des Verlages moderner Lektüre praktiziert worden war. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sollte sie sich entscheidender behaupten können.

      Das Format der Nachkriegsserien lag im Wesentlichen bei ca. 22 x 15 cm; einige Folgen der ersten Stunde erschienen noch in der aus den dreißiger Jahren gewohnten Größe. Im Textlichen liegen die Wertunterschiede ähnlich denen der Aufmachung: Von der unqualifizierten Primitiverzählung erster Nachkriegsreihen erfolgte eine Entwicklung zu durchaus lesenswerten, sauber konzipierten Storys. Inwieweit allerdings heutzutage Lektorate beratend und schleifend tätig sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Die Preiskurve stieg analog der allgemeinen Entwicklung ebenfalls stetig. Hier wurde von den 30 Pfennigen „Startgeld“ inzwischen die 1-DM-Grenze erreicht, die mir fast eine Barriere zu sein scheint. Denn wie man hört, sollen Planungen dahin zielen, das Heft zugunsten des Taschenbuches gleicher Provenienz zurückzustellen. Das wäre dann auch in Deutschland eine Entwicklung, wie sie in den USA bereits stattgefunden hat. Wenn einige der bekanntesten Titelfiguren augenblicklicher Heftreihen wie „Kommissar X“, „Lassiter“ und auch „Jerry


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