ZURÜCK IN DIE STEINZEIT. Edgar Rice Burroughs
Читать онлайн книгу.Raubtiere, Raubvögel und fliegenden Reptilien.
Von Horst hatte keine Vorstellung davon, wie lange er brauchte, um den Unterschlupf fertigzustellen, denn es gab viel zu tun und die Zeit verfolg schnell.
Hin und wieder aß er Nüsse und Früchte und trank mehrmals, aber er verspürte kein Verlangen nach Schlaf, bis der Unterschlupf fast fertig war.
Er trug Dangar mit grosser Mühe die klapprige Leiter hinauf, die er gebaut hatte, damit sie die primitive Behausung betreten konnten. Mehrmals stürzte er fast ab, schließlich waren die beiden aber oben angekommen und von Horst legte Dangar auf den Boden der kleinen Hütte. Gleich darauf legte er sich hin und schlief augenblicklich ein.
Kapitel 4: Skruf von Basti
Als von Horst erwachte, hatte er einen Bärenhunger. Er stemmte sich auf einen Ellbogen und blickte Dangar an, der breit grinste. »Du hast einen langen Schlaf gehabt«, sagte er, »aber du hast ihn gebraucht.«
»Wie lange denn?«, fragte von Horst.
»Ich habe zweimal geschlafen, während du einmal geschlafen hast«, antwortete Dangar, »und jetzt bin ich wieder müde.«
»Und ich habe Hunger«, sagte von Horst, »Heißhunger. Aber ich habe genug von Nüssen und Früchten. Ich brauche Fleisch.«
»Flussabwärts wirst du viel Wild finden«, sagte Dangar. »Ich habe ein kleines Tal nicht weit unterhalb von hier bemerkt, während du mich den Hügel hinuntergetragen hast. Dort gab es viele Tiere.«
Von Horst erhob sich auf die Beine. »Ich gehe erjage eines.«
»Sei vorsichtig«, mahnte der Pellucidarer. »Du bist ein Fremder in dieser Welt. Du weisst nicht, welche Tiere gefährlich sind. Es gibt einige, die ganz harmlos aussehen, es aber nicht sind. Der Rothirsch und der Thag werden sich auf dich stürzen, dich mit dem Geweih aufgabeln oder dich zu Tode trampeln – und das, obwohl sie kein Fleisch fressen. Achte auch auf die Böcke und Bullen aller Arten und auf die Weibchen, wenn sie Junge haben. Behalte zudem immer den Himmel im Blick, denn plötzlich könnte dich ein Vogel oder eine Flugechse angreifen. Gehe wenn möglich immer im Schutz der Bäume, wo du von oben geschützt bist oder in die Äste klettern kannst, wenn dich etwas vom Boden aus angreift.
»Wenigstens bin ich vor einer Gefahr sicher«, kommentierte von Horst.
»Welche wäre das?«, fragte Dangar.
»In Pellucidar werde ich bestimmt nicht an Langeweile sterben.«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich weiß nicht, was Langeweile ist.«
»Kein Pellucidarer könnte das jemals«, lachte von Horst, als er die Hütte verließ und hinunterkletterte.
Wie Dangar es vorgeschlagen hatte, folgte er dem Bach hinunter in Richtung des Tals, das der Sarier bemerkt hatte, wobei er darauf achtete, so nah wie möglich an den Bäumen zu bleiben und immer auf der Hut vor den Raubtieren, Vögeln und Reptilien zu sein, die immer wieder Jagd auf kleinere Kreaturen machen.
Er war noch nicht weit gegangen, als er in Sichtweite des oberen Endes des Tals kam und einen prächtigen Antilopenbock sah, der alleine stand, fast, als würde er Wache halten. Die Entfernung war zu groß, um einen Schuss mit der Pistole zu riskieren. Darum schlich sich von Horst näher heran und nutzte die Deckung, die ihm die hohen Grasbüschel, das bambusartige Schilf und die Bäume boten. Vorsichtig tastete er sich immer näher an seine Beute heran, um sicher zu sein, dass er sie mit dem ersten Schuss zu Fall bringen konnte. Er hatte noch einen vollen Patronengürtel, wusste jedoch, dass er diesen Vorrat nicht wieder auffüllen konnte, sollte er zu Neige gehen – jede einzelne Patrone musste treffen.
Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf den Bock und vernachlässigte dafür für einen Moment, nach Gefahren Ausschau zu halten. Langsam schlich er weiter, bis er einen Punkt hinter einigen hohen Gräsern erreichte, die nur wenige Schritte von dem immer noch ahnungslosen Tier entfernt wuchsen. Er hob seine Pistole, um vorsichtig zu zielen, und als er dies tat, zog ein Schatten über ihm vorbei. Es war nur ein flüchtiger Schatten, aber im gleißenden Licht der pellucidarischen Sonne schien er Substanz zu haben. Es war fast so, als ob eine Hand auf seine Schulter gelegt worden wäre. Er blickte auf, und als er dies tat, sah er ein abscheuliches Ding, das wie ein Geschoss aus dem Himmel scheinbar direkt auf ihn zustürzte – ein mächtiges Reptil, das er unbewusst als Pteranodon aus der Kreidezeit erkannte. Mit einem dröhnenden Zischen, wie aus dem Auspuff einer Dampflokomotive, stürzte das Ding mit unglaublicher Geschwindigkeit herab. Mechanisch hob von Horst seine Pistole, obwohl er wusste, dass nichts außer einem Wunder diese schreckliche Zerstörungsmaschine aufhalten oder abwehren konnte, bevor sie ihr Ziel erreichte. Dann sah er, dass nicht er ihr Ziel war. Es war der Bock. Die Antilope stand einen Moment lang wie gelähmt vor Schreck, dann sprang sie weg – aber es war bereits zu spät. Der Pteranodon stürzte sich auf sie, packte sie mit seinen mächtigen Krallen und erhob sich wieder in die Luft.
Von Horst atmete erleichtert auf, als er sich den Schweiß von der Stirn wischte. »Was für eine Welt!«, murmelte er und fragte sich, wie der Mensch inmitten einer solch wilden Umgebung überlebt hatte.
Weiter unten im kleinen Tal sah er nun viele Tiere grasen. Es gab Rehe und Antilopen und die großen, zotteligen Büffel, die auf der äußeren Kruste schon längst ausgestorben waren. Unter ihnen bewegten sich auch kleine, pferdeähnliche Kreaturen, nicht größer als ein Foxterrier, die dem Hyracotherium aus dem Eozän ähnelten, einem frühen Vorfahren des Pferdes. Alles in allem war hier ein erstaunliches Durcheinander von Vögeln, Säugetieren und Reptilien aus verschiedenen Epochen der Evolution des Lebens auf der äußeren Kruste zu sehen.
Der plötzliche Angriff des Pteranodons erschreckte die anderen Tiere in der unmittelbaren Umgebung, worauf sie galoppierten schnaubend, quiekend und röhrend hinab ins Tal stürmten. Von Horst musste mit ansehen, wie sich so manch gute Mahlzeit aus dem Staub machte. Wenn er unbedingt Fleisch haben wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen, also machte er sich auf den Weg hinter ihnen her, wobei er sich dicht an den Saum der Bäume entlang des Baches hielt, der sich an einer Seite des Tales entlangschlängelte.
Unglücklicherweise alarmierte die Panik der fliehenden Tiere alle weiteren weiter unten im Tal, worauf diese sich der Stampede anschlossen. Innert kurzer Zeit waren sie alle außer Sichtweite. Von Horst sah einige Schafe in eine Schlucht zwischen zwei Hügelausläufern fliehen und beschloss, ihnen zu folgen.
Als er den Canyon betrat, sah er, dass dieser schnell enger wurde und offensichtlich durch die Erosion des Wassers entstanden war, welches zerbrochene Lavafelsen eines früheren Stroms freigelegt hatte. Zwischen den riesigen Felsbrocken, die ringsherum in einem grossen Durcheinander verstreut lagen, verlief ein schmaler Pfad. Die Schafe waren schnell und hatten bereits einen beträchtlichen Vorsprung. Darum machte von Horst keine Anstalten, ihnen unbemerkt folgen zu wollen und hetzte ihnen in schnellen Schritten zwischen den Felsen hinterher.
Endlich kam er an eine Stelle, wo der Pfad in einen breiteren Teil der Schlucht mündete, wo er, als er ihn betreten wollte, deutlich das Geräusch laufender Füße vernahm, die aus dem oberen Teil der Schlucht, auf ihn zukamen.
Aus der gleichen Richtung vernahm er gleich darauf auch eine beunruhigende Reihe von Geknurre und Gebrülle.
Er hatte bereits genug von Pellucidar und seiner blutrünstigen Fauna gesehen, um davon auszugehen, dass praktisch alles, was hier lebte, als potenzielle Bedrohung angesehen werden konnte. Er sprang schnell hinter einen großen Lavabrocken und wartete.
Kaum hatte er sich versteckt, kam ein Mann vom oberen Ende der Schlucht angerannt. Dieser Neuankömmling, so schien es von Horst, war so flink wie ein Reh. Und es war gut für ihn, dass er so flink war, denn hinter ihm kam der Urheber des wilden Knurrens und Brüllens, das von Horst gehört hatte – ein großes, hundeartiges Tier, wild wie ein Leopard. So behände der Mann auch war, das Tier holte ihn ein, und es war für von Horst klar, dass es seine Beute erwischen und zu Boden reißen würde, noch bevor er die offene Fläche überquert hatte.
Der Bursche war nur mit einem primitiven Steinmesser bewaffnet, das er jetzt in einer Hand hielt, als