Lieben, kämpfen, leiden!. Geri Schnell

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Lieben, kämpfen, leiden! - Geri Schnell


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sich aber keine Illusionen, dieses Projekt hat er nur erhalten, weil die andern vom TB, mit Dinos Hauptproblemen beschäftigt sind und sich nicht noch mit dem Nebenprojekt Lager, herumschlagen können. Ausserdem ist er vom TB so etwas wie der Lagerspezialist geworden. Alle Aufgaben, die in letzter Zeit im Lager erledigt werden mussten, wurden ihm übertragen.

      Er hat den Kopf noch voll von Gedanken an seine neue Aufgabe, als er in seinem kürzlich bezogenen neuen Zimmern, unter der Dusche steht. Das Zimmer im Zentrum von Reinach war ihm zu laut und zu teuer geworden. Auch das Feldbett und das improvisierte Mobiliar waren auf die Dauer zu unbequem.

      Sein möbliertes Zimmer hatte er jetzt bei Familie Gerig gemietet. Die Gerigs bewohnten ein Einfamilienhaus am Sonnenberg. Dadurch gibt es die Möglichkeit, in den eigentlichen Kellerräumen ein sonniges Zimmer einzurichten, das bis vor kurzem, von ihrem Sohn bewohnt wurde, der ist jetzt mit seiner Freundin zusammengezogen, so dass das Zimmer samt Mobiliar frei wurde. Der siebzehnjährigen Tochter wollen sie es nicht geben, da das Zimmer einen eigenen Eingang hat und diese Freiheit wollen sie ihrer Tochter noch nicht bieten. Priska besucht in Aarau das Gymnasium und wird zu Hause recht streng gehalten. Am Anfang mochte Priska Paul überhaupt nicht, da sie ihn für den Hauptschuldigen hielt, dass sie das Zimmer nicht bekommen hat. Inzwischen hat sie sich an ihn gewöhnt, er ist so etwas wie ein Ersatzbruder geworden.

      Abends hängt sie gewöhnlich mit ihrer Clique an der Strassenecke, zwei Strassen weiter unten, herum. Doch um spätestens acht Uhr ist sie auf ihrem Zimmer und macht ihre Aufgaben. Vom Vorplatz seines Zimmers, wo er einen Liegestuhl aufgestellt hat, kann Paul ihr Fenster sehen. In letzter Zeit zieht sie die Vorhänge nicht mehr ganz zu, so hat er schon einige Male beobachten können, wie sie sich auszieht. Irgendwie hat er das Gefühl, dass sie absichtlich diese kleine Show abzieht. Egal, er richtet es so ein, dass er die Show möglichst selten verpasst, das kleine Biest hat ihn in seinen Bann gezogen, besonders seit seine Hoffnungen auf Regula, an jenem Abend zerstört wurden.

      Seit drei Wochen arbeitet Paul intensiv an der Ausarbeitung des Pflichtenhefts. In dieser Zeit arbeitet er viel mit Yvonne zusammen. So langsam wird allen Beteiligten klar, dass neben Dino ein weiteres Grossprojekt in Angriff genommen werden muss. Die Lagerkapazität die bereitgestellt werden muss, ist enorm. Dazu kommt, dass man nicht viel Zeit hat, die schweren Rollen ein- und auszulagern. Es müssen entweder mehrere oder sehr leistungsfähige Transportfahrzeuge angeschafft werden. Als sicher gilt, dass es mehrere Fahrzeuge werden, schon aus Gründen der Verfügbarkeit. Doch wenn allzu viele Fahrzeuge umherkurven, behindern sie sich gegenseitig. In der jetzigen Phase des Projektes, ist es noch nicht wichtig zu entscheiden. Die Problematik muss den aussenstehenden Lieferanten nur möglichst gut mitgeteilt werden, so dass diese geeignete Fahrzeuge offerieren können.

      Auf heute hat man eine Sitzung einberufen, an der Yvonne, Kurt, Daniel und Paul teilnehmen. Es gilt aus den vielen Unterlagen, das Wichtigste in die Offerten-Anfrage zu packen und ein möglichst umfassendes Pflichtenheft zu erstellen, das auch den kritischen Fragen von Daniel standhält. Man hätte es nicht für möglich gehalten, was alles falsch oder zu ungenau sein kann. Paul hat Verständnis für die Einwände von Daniel, während sich Yvonne über den Tüpfle Schiesser aufregt, was sie nur sehr schlecht verbergen kann. Yvonne trägt heute, da es endlich einmal angenehm warm ist, eine bunte Bluse. Wenn sie sich vorbeugt, kann Paul sehen, dass sie heute keinen BH trägt. Dieser Umstand macht es Paul schwer sich zu konzentrieren.

      Kurz vor Mittag ist das mehrseitige Werk soweit bereinigt, dass sich Daniel zurückziehen kann. Er muss nur noch das fertige Schriftstück einer abschliessenden Kontrolle unterziehen. Am Nachmittag haben Yvonne und Paul die Aufgabe, das Ganze ins Reine zu schreiben, wozu auch Kurt nicht mehr benötigt wird.

      «So, das ging aber flott!», meint Yvonne, «vor allem, nachdem sich Daniel zurückgezogen hat! Kommst du mit in die Kantine, es ist Essenszeit, da können wir noch etwas plaudern?»

      Kurze Zeit später sitzen sie gemütlich am Tisch, Yvonne verzehrt ihre Riesenportion Salat. Paul macht sich über ein richtiges Menü her, er ist hungrig. Endlich kann er erzählen, dass er die neue Saison vermutlich in der ersten Mannschaft spielen kann.

      «Und was hast du am Wochenende gemacht?», fragt Paul Yvonne. «Ich war mit meiner Freundin auf einer Wanderung. Zwei Tag wandern, mit Übernachtung in einer Alphütte. Es war sehr anstrengend.»

      Während sie ihnen von der letzten Tour erzählt, welche sehr harmlos verlief, kommt ihr immer wieder die Tour mit Cornelia vor drei Jahren in den Sinn. Seit dieser Tour will Conny immer wieder Bergtouren machen.

      Yvonne muss aufpassen, dass sie nicht rot wird. Sie muss sich zwingen an den letzten Samstagabend in der Berghütte zu denken und nicht an jenen Abend vor drei Jahren, als sie in einer Berghütte mit Cornelia vier Jünglinge verführte.

      Am Nachmittag hat Yvonne Mühe, sich auf die Offerte zu konzentrieren. Zum Glück kann Paul nicht Gedanken lesen, sonst hätte auch er einige Konzentrationsprobleme.

      Langes Wochenende von Regula

      Im Aluminiumwerk herrscht Feierabendstimmung. Am Mittwochnachmittag sind alle schon mit dem Wochenende beschäftigt. Morgen ist Auffahrt und am Freitag wird nicht gearbeitet, so dass ein langes Wochenende bevorsteht. Regula hat das Gefühl, dass sie die einzige ist, die noch arbeiten muss. Den Letzten beissen die Hunde. Sie ist beauftragt die Offertenanfragen für das neue Lager dreimal zu kopieren und an drei Firmen zu verschicken. Natürlich ist das Pflichtenheft erst im letzten Moment fertig geworden und an ihr liegt es nun, dass die drei Briefe noch vor Auffahrt auf die Post kommen. Seite um Seite lässt sie durch den Kopierer.

      Plötzlich taucht Paul in der Rezeption auf: «Entschuldige Regula, aber auf Seite sechs ist noch ein Fehler! Das Gewicht der Rollen ist um eine Stelle zu gering angegeben, das muss unbedingt geändert werden, sonst gibt es eine Katastrophe!»

      «Hast du das nicht früher bemerkt? Die Post ist heute auch früher geschlossen als normal, wir haben nicht mehr viel Zeit.»

      «Ich helfe dir, so gut es geht, ich kopiere inzwischen die anderen Seiten fertig, während du die Seite sechs korrigierst.»

      Mürrisch setzt sie sich an die Schreibmaschine und sucht die falsche Stelle. Seit jenem Freitagabend vor ein paar Wochen ist die Beziehungen zwischen Regula und Paul etwas weniger herzlich. Regula hat ein schlechtes Gewissen und Paul ist eifersüchtig und macht sich Vorwürfe, dass er die Gelegenheit nicht genutzt hatte. Aber jetzt muss erst Gras über die Sache wachsen, dann kann man vielleicht wieder darüber reden, wenn es nicht für immer zu spät ist.

      Zu zweit geht es flott voran. Paul ist eine grosse Hilfe. Ohne lange Erklärungen weiss er was zu tun ist. Das Arbeiten wird nur durch Mitarbeiter behindert, die sich einer nach dem andern, für das lange Wochenende verabschieden. Zum Glück sind die meisten in Eile, so dass die kurzen Gespräche schnell beendet werden können, doch der eine oder andere kann es nicht lassen, noch in allen Details zu erklären, wo er das Wochenende verbringen will. Für Regula sind diese Gespräche heute sehr unangenehm. Ihr eigenes Wochenendprogramm will sie niemandem verraten, obwohl sie eigentlich nichts lieber tun würde. Doch sie weiss selber noch nicht, wie sich die geheimnisvolle Sache entwickelt und da ist es ratsam, für einmal nicht alles zu erzählen, wenn es auch schwer fällt. Paul ist kein Problem, der hat wegen der Änderung sowieso ein schlechtes Gewissen. Er erzählt nur, dass er mit den Eltern wegfahre. So gegen halb fünf sind die drei Briefe endlich versandbereit. Regula stellt die Zentrale auf Anrufbeantworter um und schliesst die Rezeption ab. Paul muss noch schnell an seinen Schreibtisch um etwas zu holen und verabschiedet sich von Regula.

      Regula kann endlich die drei Briefe, zusammen mit der anderen Post zur Post bringen und am Schalter abgeben und beeilt sich in ihre Wohnung zu kommen. Sie ist gespannt, auf das Wochenende. Vor zwei Wochen hatte sie von Roland einen Brief erhalten. Darin wurde sie eingeladen, am heutigen Mittwoch in einem Hotel am Bodensee auf ihn zu warten. Er hätte dort ein Zimmer für sie reservieren lassen. Im Brief war ein Bahnbillet beigelegt für die Fahrt von Reinach nach Arbon erster Klasse. Bitte fahre mit einem Taxi ins Hotel, ich kann dich nicht abholen, es kann spät werden, aber ich werde sicher kommen. Wenn du nicht kommen kannst oder willst, so rufe am Sonntag um genau


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