Aus bescheidenen Anfängen. Zac Poonen

Читать онлайн книгу.

Aus bescheidenen Anfängen - Zac Poonen


Скачать книгу
von 24 Stunden“ zu entfernen. Ich sagte ihm respektvoll, dass Gott mir gesagt habe, diese Verse zu schreiben. Am nächsten Tag, als er sah, dass die Verse noch immer auf meinem Motorroller standen, ließ er mich zum Kapitän des Flottenstützpunktes „einbestellen“. (Das ist der erste Schritt, bevor man wegen Befehlsverweigerung vor ein Militärgericht gestellt wird). Ich gab auch dem Kapitän auf respektvolle Weise dieselbe Antwort. Der Kapitän war barmherzig und brachte mich nicht vor ein Militärgericht. Aber er sagte, dass er mir nicht erlauben würde, mit dem Motorroller innerhalb des Flottenstützpunktes zu fahren. Daher ließ ich den Motorroller außerhalb des Flottenstützpunktes im Hause eines Freundes und benutzte fortan innerhalb des Flottenstützpunktes ein Fahrrad.

      Ich war über die Wende der Ereignisse enttäuscht, weil ich glaubte, dass der Teufel gewonnen hatte, indem er mich daran hinderte, das Evangelium durch diese beiden Verse im gesamten Flottenstützpunkt zu verkünden. Aber Gott drehte den Spieß gegen Satan um – wie er es immer tut. Als die Leute am Flottenstützpunkt sahen, dass ich mit einem Fahrrad fuhr, waren sie neugierig, warum und fragten mich, was passiert war. Bald wurden die Verse auf meinem Motorroller von Mund zu Mund weitergegeben und verbreiteten sich auf dem Flottenstützpunkt schneller als wenn andere sie auf meinem Motorroller gesehen hätten. Einige meiner Offizierskollegen, die ich viele Jahre später traf, erinnerten sich immer noch daran! Auf diese Weise vereitelte Gott Satans Plan. Gott machte mich dadurch auch zu einem mutigeren Christen – der von den Meinungen von Menschen noch freier war. Diese Kühnheit hat mir seither in meinem Dienst ungemein geholfen.

      Die Salbung des Geistes und die Autorität Christi sind jedes Mal, in jedem Teil der Welt, als ich aufstand, um zu predigen, meine Stärke und meine Stütze gewesen. Aber die Wirklichkeit dieser Dinge lernte ich zuerst vor mehr als 40 Jahren auf den Straßen von Ernakulam.

      11. Der Ruf, die Marine zu verlassen

      Es war der Morgen des 6. Mai 1964. Ich war auf Urlaub von der Marine und hatte bei einer Reihe von besonderen Konferenzen in einer Kleinstadt in der Nähe von Bangalore zusammen mit Bruder Bakht Singh den Predigtdienst gerade beendet. Ich reiste von dort zusammen mit einigen seiner Mitarbeiter mit dem Zug nach Bangalore. Als ich über meinen täglichen Bibelabschnitt für diesen Tag (Jesaja 49) nachdachte, überkam mich ein starkes Gefühl, dass Gott mich berief, meine Arbeit aufzugeben, um ihm hauptberuflich zu dienen. Ich hatte schon eine Zeitlang den vollzeitlichen Dienst erwogen und hatte dem Herrn bereits im Juli 1959 (sobald ich die Gewissheit meines Heils erhielt) gesagt, dass ich bereit wäre, aus meinem Dienst bei der indischen Marine jederzeit auszuscheiden, wenn er mich dazu berufen würde. Aber ich traf die Entscheidung, dass ich die Marine nur verlassen würde, wenn der Herr mich berief.

      Ich hatte bereits meine anderen Ambitionen aufgegeben – auf dem Meer herumzureisen, die Welt zu sehen, viel Geld zu verdienen und der Admiral der indischen Marine zu werden. Aber ich musste wissen, ob Gott mich im hauptberuflichen Dienst für ihn haben wollte. Als ich Gottes Wort an verschiedenen Orten predigte, stellte ich fest, dass der Herr meinen Dienst segnete. Ich spürte auch ein wachsendes Verlangen in meinem Herzen, Gottes Wort in ganz Indien zu verbreiten.

      In dieser Verfassung las ich an diesem Morgen Jesaja 49. Der Herr sprach durch dieses Kapitel zu mir, dass er mich von Mutterleibe an berufen hatte, um sein Knecht zu sein (V. 1, 5), und dass er meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht hatte (V. 2). Ich machte mir über einige der anderen Verheißungen in diesem Kapitel keine Gedanken – dass Gott sein Heil durch mich bis an die Enden der Erde verkündigen würde (V. 6), dass Menschen vom Norden und vom Westen und von China kommen würden, um sein Wort zu hören (V. 12); dass Gott gegen alle Gegner, die mich bekämpften, kämpfen würde und dass all meine Söhne gerettet werden würden (V. 25). Nun, 40 Jahre später, sehe ich, dass Gott auch all diese Verheißungen erfüllt hat. Aber an diesem Tag (dem 6. Mai 1964) sah ich in Jesaja 49 nur Eines – dass Gott mich berief, um ihm hauptberuflich zu dienen. Ich entschied mich dann auf der Stelle, den Dienst bei der Marine zu kündigen.

      Ein paar Minuten nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, kam Bruder Bakht Singh (der mit uns im Zug reiste) zu mir und fragte mich: „Wann wirst du daran denken, die Marine zu verlassen?“ Ich war überrascht, diese Frage von ihm zu hören, denn ich hatte meine Gedanken zu dieser Angelegenheit nie mit ihm oder jemand anderem geteilt. Bakht Singh war derjenige, den ich zu der Zeit als einen echten Mann Gottes respektierte. Seine Worte waren für mich eine Bestätigung vom Herrn, dass das, was ich ein paar Minuten vorher in meinem Herzen gehört hatte, tatsächlich die Stimme Gottes war. Ich bin froh, dass ich ZUERST vom Herrn gehört hatte, bevor er mir sein Wort durch seinen Diener bestätigte – genauso wie Paulus und Barnabas erst NACHDEM sie Gottes Ruf direkt gehört hatten, eine Bestätigung ihrer Berufung von anderen Propheten erhielten (siehe Apg 13,2).

      In den darauffolgenden Tagen bestätigte Gott mir seine Berufung erneut – durch eine andere Schriftstelle: Der Herr forderte Petrus auf, aus dem Boot zu steigen und auf dem Wasser zu gehen (Mt 14,29). Der Herr rief auch mich, das Schiff zu verlassen, auf dem ich arbeitete, um ein Leben des Glaubens zu führen („auf dem Wasser zu gehen“) – indem ich auf ihn allein schaute, um all meine Bedürfnisse zu stillen.

      Ich reichte meine Kündigung unverzüglich beim Hauptquartier der indischen Marine ein, in der ich angab, dass mich der Herr Jesus Christus in sein Werk berufen hatte. Aber das leuchtete dem Hauptquartier der indischen Marine nicht ein und daher lehnten sie meinen Antrag umgehend ab. Ich fragte mich, was ich als Nächstes tun sollte. Der Herr erinnerte mich dann daran, was Mose tat, als der Pharao sich weigerte, die Israeliten ziehen zu lassen, um Gott zu dienen: Mose ging erneut zum Pharao zurück. So stellte ich einen neuen Antrag, in dem ich die gleichen Gründe detaillierter ausführte. Offiziersanwärter wie ich mussten der Marine mindestens 20 Jahre dienen, bevor wir kündigen konnten, weil das Verteidigungsministerium einen großen Geldbetrag in unsere Ausbildung investiert hatte. Daher wurde mein Antrag erneut abgelehnt. Ich betete weiter und stellte einige Monate später einen dritten Antrag. Erstaunlicherweise ließ mich die Marine im Mai 1966 gehen. Das war ein Wunder, denn ich war in der Geschichte der indischen Marine der einzige Offiziersanwärter, der die Erlaubnis erhielt, aus solchen Gründen aus dem Dienst auszuscheiden. Dies war dann für mich eine weitere Bestätigung von Gottes Ruf.

      Die eindeutige Gewissheit, dass Gott mich in seinen Dienst berufen hatte war der Faktor, der mich in den vielen Prüfungen, denen ich als Diener des Herrn gegenüberstand, aufrechterhalten hat. Das ist der Grund, warum ich Gläubige stets dringend bitte, niemals in den hauptberuflichen Dienst für den Herrn einzutreten, bis sie einen klaren Ruf von Gott gehört haben. Wenn Gott dich beruft, wird er dich bis ans Ende deines Lebens in seinem Dienst unterstützen: Dem Herrn zu dienen war für mich in den nunmehr 30 Jahren eine äußerste befriedigende Erfahrung.

      12. Von Gott geleitet

      Ich verließ im Mai 1966 die Marine, um dem Herrn hauptberuflich zu dienen. Ich war ledig und entschied mich, in Vellore (Tamilnadu) zu leben, als Ausgangspunkt für meine Reisen, um dem Herrn zu dienen. Im Oktober 1967 wurde ich eingeladen, bei einem Ferienlager zu sprechen, das für Studenten und Absolventen der Evangelical Graduates Fellowship in Ahmedabad organisiert wurde. So nahm ich den Zug und kam nach einer zweitägigen Reise frühmorgens in Ahmedabad an. Sobald ich dort ankam, am ersten Tag des Lagers, erhielt ich ein dringliches Telegramm von meinem Vater (der auch in Vellore lebte), dass Ärzte am CMC Hospital in Vellore bei ihm Krebs diagnostiziert hatten und er dringend operiert werden musste. Da ich sein ältester Sohn war (und das einzige seiner drei Kinder, das in Indien lebte), bat er mich, sofort nach Hause zu kommen, um ihm bei seiner Operation beizustehen.

      Ich fragte mich, was ich tun sollte. Da es am Camp einen weiteren Redner gab, hätten die Organisatoren des Ferienlagers meine Situation verstanden und mich nach Hause fahren lassen, wenn ich sie gebeten hätte, mich von meiner Verantwortung als Redner zu entbinden – obwohl dann die Last für den anderen Redner enorm gewesen wäre. Aber ich wollte wissen, ob dies ein listiger Plan Satans war, um mich davon abzuhalten, am Camp zu sprechen. Daher suchte ich den Herrn in dieser Angelegenheit.

      Ich


Скачать книгу