Magisches Kompendium - Chaosmagie - Erste Schritte der chaosmagischen Theorie und Praxis. Frater LYSIR
Читать онлайн книгу.Schliff geben kann.
Bei allen praktischen Arbeiten, allen Ritualen, allen Riten, allen Meditationen und allen astralen Reisen, gilt, dass es stets nur Vorschläge und Methoden sind, die man alle für sich selbstständig verändern, erweitern oder auch ergänzen kann – vielleicht sogar ergänzen muss?! Dies kann sehr passend und erfolgreich sein, doch es kann auch töricht und gefährlich sein.
So ist nun einmal die Magie! Die Kreativität eines jeden magischen Menschen kann sich selbst erkennen und erwecken, wenn man Schablonen als Fundamente erkennt, und sich selbst etwas aus diesen Fundamenten erschafft, wodurch man seinem eigenen Selbst folgt, und nicht irgendeinem Autor, der im Endeffekt seine magischen Wege, Erfahrungen, Ansichten, Meinungen und Maximen einfach nur veröffentlicht hat, um sich selbst Werkzeuge zu erschaffen, die individuelle, aber auch universelle Noten beinhalten.
So will ich nun jedem, der den Weg zu diesem Buch / Kapitel und auch zu dieser gesamten Buchreihe gefunden hat, viel Spaß und Erfolg wünschen. Gleichzeitig will ich aber auch eine obligatorische Warnung mit auf den Weg geben! Alle Arbeiten und beschriebenen Ausführungen – egal, ob diese in der Theorie oder in der Praxis eine Anwendung finden – werden stets auf eigene Gefahr vollzogen! Das Problem mit der Magie ist nicht, ob sie funktioniert, sondern dass sie funktioniert! Daher muss sich jeder selbst prüfen, ob er wirklich für diese geistigen und energetischen Arbeiten bereit ist. Wenn dies so ist … schreite mutig voran und vergöttliche dich selbst! SO SOLL ES SEIN!
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Chaos im Kosmos!
Was ist Chaos? Was ist Kosmos? Wo gibt es das Chaos im Kosmos, oder gibt es den Kosmos im Chaos? Wenn man sich hier ausschließlich auf die Wortbedeutung beziehen will, auf die eigentlichen Vokabeln „Chaos“ und „Kosmos“, dann muss man in die griechische Sprache eintauchen, wo der Begriff „Chaos“ mit dem Wort χάος bezeichnet wird, und sich auf das das Verb „Chainō“ χαίνω bezieht, was in der Übersetzung als „gähnen“, „klaffen“, „spalten“, „offenstehen/aufstehen“ deklariert werden kann. Es mag überraschen, dass das Wort „Chaos“ eine solche Bedeutung hat, doch wenn man hier sich auf die griechische Wortwurzel beziehen will, dann findet man einen realen Ort auf der griechischen Halbinsel Peloponnes, wo eine „Schlucht“, wortwörtlich eine „Gähnschlucht“ bezeichnet wurde, also ein großer Abgrund, eine Kluft, ein Abyss, eine gähnende Leere, eine unendliche Tiefe, die im volksmagischen Sinne auch „unbegreiflich“ war. Wenn man sich dann die normale Wortbedeutung des Begriffes „Chaos“ anschaut, und hier in die Alltagssprache geht, dann geht es einfach um eine Unordnung, um ein Durcheinander, um Konfusion, aber auch um ein Wirrwarr, möglicherweise aber auch um Anarchie, Disziplinlosigkeit, Missstände und denkbare Tumulte. Dies alles hat nicht viel mit einer Schlucht, mit einer gähnenden Leere, mit einem Abgrund, mit einem Abyss zu tun, doch muss man auch berücksichtigen, dass der Glaube existierte, dass am Fuße dieses Abgrunds eine solche „Unordnung“, eine solche „Disharmonie“ herrschen würde, sodass der Mensch, aus seinem Leben, aus seiner Ordnung, in den Abgrund, in die Leere stürzen würde. Im wortwörtlichen Sinne würde der Mensch aus seinem Kosmos ins Chaos fallen. Dieser wortwörtliche Sinn zeigt dann auch, dass der Ausdruck „Kosmos“ auch wieder aus dem griechischen kommt, hier als Vokabel „κόσμος“ existiert, und in der Übersetzung „Welt“ bedeutet, wobei man hier sofort auch eine spezifische „Ordnung“ betitelt, eine Ordnung, die sich auf alle erdenklichen, menschlichen Systeme bezieht. So findet man im Begriff „Kosmos“ eine Ordnung, wobei es in diesem Kontext irrelevant ist, ob es eine menschlich geschaffene Ordnung ist, die man in seinem Leben etabliert hat, eine staatliche Ordnung, sodass hier Regeln und Gesetze existieren, oder auch eine militärische Ordnung, die eher an Disziplin erinnert, also an eine bewusst herbeigeführte, befohlene Ordnung. Es kann auch eine „natürliche Ordnung“ sein, da die Griechen die Welt bzw. das „Welten-All“ als eine solche Ordnung deklarierten.
Doch neben dieser Übersetzungsmöglichkeit kann man das Wort Kosmos / κόσμος auch mit „Pracht“, „Glanz“, „Schmuck“ oder „Kleinod“ übersetzen, was damit zu erklären ist, dass die griechische Denkweise, die griechische Lebensart, sich auf ein entsprechendes Ansehen bezog.
Da die verschiedenen griechischen Vokabeln auch des Öfteren mit dem Lateinischen eine Verknüpfung erfuhren, dies sieht man sehr klar und deutlich, wenn man sich die beiden Panthea der griechischen und römischen Kultur anschaut, gibt es im römischen Paradigma selbstverständlich auch ein „Chaos“, und natürlich auch einen „Kosmos“. Das Chaos in der lateinischen Sprache trägt hier die Bezeichnung „Caligo“, wobei in diesem Kontext ein „dichter Dampf“ als Ursprung aller Dinge thematisiert ist. Doch mit „Caligo“ ist letztlich auch die Finsternis betitelt, also auch wieder eine unendliche Leere, genauso wie der Ursprung aller Dinge, wobei aus diesem Ursprung aller Dinge auch das Chaos in personifizierter Form emporstieg. Wenn es dann um die lateinische Entsprechung für den Begriff „Kosmos“ geht, dann findet man die Vokabel „Universum“, abgeleitet von dem lateinischen Wort „universus“, was man mit der Übersetzung „gesamt“ oder „ganz“ versehen kann, sodass es hier also auch wieder um ein „Alles“ geht.
Wenn man sich also die Wortbedeutungen anschaut, dann geht es beim Chaos und auch beim Kosmos stets um etwas Gigantisches, wobei der Kosmos hier ein „Alles“ ist, während das Chaos eine „Unendlichkeit“ oder auch eine „Leere“ ist. Man müsste sich jetzt philosophisch damit befassen, ob eine „Leere“ in einem „Alles“ existieren kann, oder ob das „Alles“ von einer „Leere“ begrenzt oder auch umschlossen werden kann. Man sieht also, dass man allein mit dem Intellekt hier nicht wirklich weiter kommt, auch wenn sich jeder unter den Vokabeln „Chaos“ und „Kosmos“ ohne weiteres etwas vorstellen kann. Vielleicht muss man hier ein wenig weiter gehen, und eine metaphorische Sichtweise anstimmen, sodass man hier sagen kann, dass das Chaos zwar im ersten Augenblick etwas Ungeordnetes ist, doch dass es genauso gut möglich ist, dass das Chaos einen inneren Kosmos besitzt, der sich dem Betrachter aber einfach nicht erschließt, bzw. sich bewusst entzieht. Wenn man sich im Wald einen Ameisenhaufen anschaut, dann liegt die Assoziation mit dem Chaos recht nahe. Doch wenn man sich das ganze Ameisenvolk biologisch anschaut, ist hier wahrlich ein Kosmos vorhanden. So muss man hier festhalten, dass die beiden Vokabeln „Chaos“ und „Kosmos“ stets in vielen Zusammenhängen und Blickwinkeln verstanden werden müssen, da es hier immer wieder Beziehungen gibt, Beziehungen zu anderen Begrifflichkeiten, die dann eine bessere Erklärung bilden.
Es geht also um systemische Bedingungen, um Strukturen, um Muster, auch wenn es sich hier um Systeme, Strukturen und Muster handelt, die der Mensch von seinem jetzigen Standpunkt aus nicht begreifen kann. Was im ersten Augenblick das Chaos ist, entpuppt sich sehr oft im Anschluss als eine harmonische und ausgefeilte Art des Kosmos. Wenn es also um irgendwelche Systeme geht, dann muss man auch wieder sagen, dass diese Systeme meistens mit irgendwelchen besonderen Gesetzen korrespondieren, was wiederum bedeutet, dass sie im Idealfall deterministisch sind. „Determinismus“ bedeutet im wortwörtlichen Sinne, dass es hier um ein Festlegen geht, um ein Begrenzen, sodass hier Grenzen gesetzt werden und hierdurch alles eine Ordnung, einen Kosmos, erhält, wodurch „alle“ zukünftigen, und letztlich auch denkbaren Ergebnisse, auf Bedingungen beruhen, die einer eindeutigen, unumstößlichen Kondition entsprechen. Kurz und knapp bedeutet das einfach, dass alles planbar, erklärbar, berechenbar, erkennbar und logisch ist. Doch ist das so? Natürlich kann es so sein,