Ratgeber Arthrose. Hans-Peter Wolff

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Ratgeber Arthrose - Hans-Peter Wolff


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sind das Leitsymptom einer Arthrose. Nach längerer Ruhe oder am frühen Morgen nach dem Aufstehen reagiert das Gelenk schmerzhaft und steif. Doch auch wenn die Anlaufschmerzen stets nach wenigen Schritten wieder verschwinden oder zumindest erheblich nachlassen, ist eine fachärztliche Diagnose erforderlich. Dadurch lassen sich andere mögliche Ursachen wie beispielsweise Sehnenentzündungen zuverlässig ausschließen und eine frühe gezielte Behandlung sichern. Ein wichtiger Schritt, um eine dauerhafte Entlastung des Gelenks zu bewirken und sich trotz Arthrose weiterhin möglichst frei bewegen zu können.

       Was sind die offiziellen Ursachen einer Arthrose?

      Manchmal ist die Arthrose die Folge eines Unfalls, einer angeborenen Fehlstellung der Gelenke (z. B. O-Beine) oder auch einer übermäßigen Belastung bei bestimmten Leistungssportarten. Hier kann man in vielen Fällen die Fehlstellung korrigieren und Überlastungen mindern und damit die Ursache der Arthrose beheben.

      Joggen gilt nicht mehr als Risikofaktor für Arthrose. Im Gegenteil, ausführliche wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass regelmäßiges Laufen das Risiko für eine Kniearthrose sogar senken kann.

      Nun hat die Mehrzahl der Betroffenen aber weder einen angeborenen Gelenkstellungsfehler noch eine Leistungsportart betrieben und auch keinen Unfall gehabt. Man bezeichnet die Arthrose dann kurzerhand als altersbedingte und/oder erblich bedingte Verschleißerscheinung, womit man im Grunde nur zugibt, dass man keine Ahnung von der Krankheit und ihren Ursachen hat.

      Das aber schließt nun natürlich nicht aus, dass die Krankheit unter Umständen sehr wohl gestoppt werden könnte, wenn die tatsächliche Ursache gefunden würde.

       Welcher Arzt stellt eine Arthrose fest?

      Normalerweise kann schon der Hausarzt aufgrund der Symptome eine Arthrose als Grund für Ihre Beschwerden in die engere Wahl nehmen. Will man die Gelenkschmerzen abklären lassen, kann man sich zum Orthopäden überweisen lassen, der das Gelenk röntgen oder mit Ultraschall überprüfen kann.

       Was macht der Arzt bei Arthrose?

      Wie geht die Schulmedizin vor, wenn ein Patient über Schmerzen im Gelenk klagt? Man untersucht das Gelenk – und stellt fest: "Oh, da ist ja gar kein Knorpel mehr vorhanden (oder nur sehr wenig!)" Die Ursache des Schmerzes ist also der nicht vorhandene Knorpel. Was will man mehr? Wo kein Knorpel, da Arthrose und deshalb Schmerz.

      Und so konzentriert sich die Schulmedizin auf den nicht vorhandenen Knorpel und sonst auf nichts. Möchte man von den behandelnden Fachärzten nun wissen, warum denn der Knorpel verschwunden ist, dann wird man mit den Worten "altersbedingte Abnutzung" ruhiggestellt.

      Abgesehen von den schmerzhaften oder einschränkenden Beschwerden und der ohnehin schon wenig erheiternden Diagnose Arthrose schwächen diese Worte jeden Patienten noch zusätzlich, drücken sie doch eine gewisse Geringschätzung des Alters aus in Kombination mit dem Hinweis auf eine totale Ausweglosigkeit. Schließlich weiß jeder, die Chance, in absehbarer Zeit jünger zu werden, ist gering. Und so bereitet sich die Mehrheit der Arthrose kranken bereits seelisch auf ein künstliches Gelenk vor.

      Wer die Diagnose Arthrose bereits in jüngeren Jahren zu hören bekommt, hat ganz besonderes Pech, weil derjenige – nach Meinung der Schulmedizin – praktisch frühzeitig am Altern ist (wenn nicht gerade ein Unfall der Auslöser war), gleichzeitig aber für ein künstliches Gelenk noch viel zu jung ist. Die Lebensdauer eines solchen beträgt in etwa 15 Jahre. Bei jedem zehnten Patienten muss es bereits nach zehn Jahren wieder ausgetauscht werden.

      Wenn Ihr Arzt Ihnen also freudestrahlend verkündet. Sie hätten endlich das passende Alter für ein künstliches Gelenk erreicht, dann wissen Sie, er gibt Ihnen noch höchstens 15 Jahre – oder er glaubt, dass Sie bald sowieso nicht mehr in der Lage sein werden, sich groß zu bewegen. Denn je stärker die Belastung, desto kürzer die Lebensdauer der Implantate.

       Spritzen helfen nicht gegen Arthrose

      Hyaluronsäure kommt natürlicherweise in der Gelenkflüssigkeit vor. Arthrose Patienten haben jedoch meist weniger Hyaluronsäure im Gelenk als Gesunde. Corticosteroide sind entzündungshemmende Substanzen.

      Beide Behandlungen lindern die Arthrose-Beschwerden zwar kurzfristig. Aber nach wenigen Wochen ist alles wieder wie zuvor.

      Kein Wunder müssen Hyaluron-Injektionen selbst bezahlt werden, denn die gesetzlichen Kassen übernehmen die Kosten nicht – vermutlich ausnahmsweise einmal aus gutem Grund.

      Eine Studie des US-amerikanischen Massachusetts General Hospital ergab: Ob Arthrose-Patienten ein Medikament oder ein Placebo gespritzt bekommen, macht einen bis drei Monate nach der Behandlung keinen Unterschied mehr.

      Gerötete Haut, Schwellungen und Gelenkentzündungen sind überdies mögliche Nebenwirkungen der gespritzten Medikamente.

       Arthroskopie verspricht keinen Erfolg

      Auch eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) verspricht keine langfristigen Behandlungserfolge.

      Bei der Gelenkspiegelung wird durch einen kleinen Schnitt in der Haut eine Kamera ins betroffene Gelenk eingeführt. Wenn der Arzt dabei auf etwas stößt, das er behandlungswürdig findet, kann er zur Kamera gleich auch Skalpell, Fräse oder andere Werkzeuge ins Gelenk befördern und damit endoskopisch operieren.

      Der Analyse von Prof. Gigerenzer und seinen Kollegen zufolge sind diese Eingriffe ebenso sinnlos wie Spritzen und Medikamente. Operierte Arthrose-Patienten können keine Verbesserung der Beschwerden erwarten – dafür aber wieder Nebenwirkungen.

      Zu den Narkose-Risiken kommen unter anderem mögliche Infektionen des behandelten Gelenks, starke Blutungen, dauerhafte Gelenkergüsse sowie eine erhöhte Thrombosegefahr.

      Dies ergab sich jedoch nicht nur aus Prof. Gigerenzers Untersuchung. Schon in den 2013 neu aktualisierten Leitlinien der American Academy of Orthopaedic Surgeons (AAOS) zum Thema Kniegelenksarthrose war ganz Ähnliches zu lesen.

      Man riet hier aufgrund eindeutiger Studienlage nicht nur von der Arthroskopie ab (Arthroskopie gemeinsam mit Physiotherapie hatte keinerlei Vorteile für die Patienten im Vergleich zur alleinigen Physiotherapie), von den Cortison Spritzen und den Hyaluronsäureinjektionen, sondern musste zähneknirschend zugeben, dass auch keine Hinweise auf eine besondere Wirkung von Einlagen oder einer reinen Manual Therapie ersichtlich seien.

      Professor Josef Zacher vom Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie am Helios Klinikum Berlin-Buch meinte in der Ärztezeitung vom 16. Mai 2014, es gäbe auch nach fünf Jahren keinen Unterschied zwischen operierten und nicht operierten Patienten (wie eine Studie zeigte, die im Frühjahr 2013 veröffentlich worden war).

      Erst wenn die konservative Therapie keinen Erfolg bringe, könne man ja immer noch operieren, so Zacher.

      Weshalb aber, wo doch Operationen sowieso sinnlos sind, verrät der Professor leider nicht.

       Arthrose-Behandlung ohne Medikamente und ohne Nebenwirkungen

      Gibt es für Arthrose-Patienten also gar keine Chance mehr auf eine Besserung ihrer Beschwerden – und zwar ohne Medikamente und ohne Nebenwirkungen?

      Eckhard Volbracht von der Bertelsmann Stiftung – Auftraggeberin der Studie – erklärt, dass es zahlreiche alternative Behandlungsmöglichkeiten gegen Arthrose gibt. Sie alle bieten vielversprechende Erfolgsaussichten – ohne die Einnahme fragwürdiger Medikamente.

      Frei von schädlichen Nebenwirkungen und Risiken ist der ganzheitliche Weg natürlich ebenfalls.

      "Dazu zählen Gewichtsreduktion, gelenkschonende Aktivitäten, Physio-, Ergo- und physikalische Therapie", so Volbracht. "Richtig eingesetzt, helfen sie oft nachhaltig."

       Da Arthrose zumeist die Folge einer jahrzehntelangen ungesunden Ernährungs- und Lebensweise


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