Der Fall Vaucher / Der Sturzflugkapitän. Jon Pan

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Der Fall Vaucher / Der Sturzflugkapitän - Jon Pan


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      4. Der Fall Vaucher

      »Also gut«, ergab sich Roselski. »Ich kenne Margaretha Vaucher, habe sie aber seit Wochen nicht mehr gesehen.«

      »Und wie gut kannten Sie sie?«, hakte ich nach.

      »Sie mochte Klaviermusik«, durchsägte des Doktors Stimme die stickige Luft.

      »Schweinekram!«, rief ich. »Sie musste sich auch nackt auf den Flügel legen!«

      »Weiße Haut, schwarzer Lack und Klaviermusik», hob Roselski stimmungsgeladen ab, um dann ruckartig zu landen: »Nein, sie musste sich nicht nackt auf den Flügel legen.«

      »Sondern?«

      »Sie wollte es tun, freiwillig, wenn Sie verstehen?«

      Ich verstand überhaupt nicht.

      »Was zahlten sie dem Mädchen dafür?«, fragte ich, weil ich mir alles andere beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

      »Aber ich bitte Sie?« Roselski schaute äußerst empört und zupfte am Gummiband seiner Unterhose herum, die ganz offensichtlich unter einem Waschmaschinentrauma litt.

      »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass die Mädchen das umsonst für Sie tun?« Dabei musterte ich kritisch des Doktors unelegante Kopfform.

      Roselski hielt nach seinem gestreiften Morgenmantel Ausschau. Ich schob ihm den unappetitlichen Fetzen mit der Schuhspitze vorsichtig zu. Er ließ ihn aber vor seinen Füssen liegen.

      »Sagen Sie es ihm nur«, wandte sich der Doktor der Nackten auf dem Flügel zu. »Da ist keine Bezahlung im Spiel.«

      Sie blieb ebenso stumm wie nackt.

      »Reden Sie!«, brüllte ich den Doktor an und fuchtelte dazu mit der schwarzen Krachmache vor seinem läppischen Gesicht herum.

      Er zögerte, also ließ ich seine Nasenspitze im Lauf der Pistole verschwinden.

      »Sie kam immer Donnerstags», näselte er drauflos, »nur zwei Stunden lang und legte sich auf den Flügel, um dem Spiel meiner Hände auf den Tasten zu lauschen.«

      »Lauschen?« Ich zog die Knarre zurück und hinterließ einen schwarzen Fleck auf des Doktors Rotzzinken. »Sind Sie sicher, dass da kein Irrtum vorliegt?«

      Als er schielenden Blicks das Rohr meiner Bleipuste wieder näher kommen sah, sagte er hastig: »Sie lauschte und bekam dafür eine kleine Unterstützung.«

      »In Form von Geld«, stellte ich klar.

      »Ist es verboten?« Der Kreissäge schienen schon einige Zähne abgebrochen zu sein.

      »Warum hat sie das getan?«, wollte ich neugierig wissen. »Sie ist doch die Tochter von Vaucher, dem schwerreichen Pommes-Frites-König."

      »Möglich.«

      »Sie wissen es!«, dröhnte ich die schlaffe Unterhose an.

      »Und wenn es so wäre!«, sagte Roselski, und der Spruch war gedehnt wie das Gummiband an seinem blassblauen Lendenstück.

      »Erpressung!« rief ich.

      Die Nackte auf dem Flügel zuckte kurz.

      »Ist es nicht so?«, doppelte ich nach.

      »Nein, so ist es nicht«, antwortete Roselski mutig.

      Ich dirigierte mit der Bleiposaune herum.

      »Mit Erpressung habe ich nichts zu tun«, wehrte sich der Doktor.

      Meine Taschenkanone brüllte auf. Heißes Blei zischte durch die abgestandene Zimmerluft und trennte das Band der traumatisierten Unterhose entzwei. Roselski hüpfte in seinen Bademantel und konnte so das Schlimmste verhindern.

      »Wir sehen uns noch!«, verabschiedete ich mich.

      »Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit«, heuchelte er mir nach.

      Ich ließ die geölten Flügeltüren flattern und verließ die lügengeschwängerte Atmosphäre. Dabei begegnete ich dem Butler, der plaudernd bei den beiden Golfschlägern im Schirmständer stand. Ich warf ihm den heißen Ballermann auf die Zehen und wandte mich der kühlen Luft zu.

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