Handbuch der vergleichenden Zivilisatorik. D.Dere

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Handbuch der vergleichenden Zivilisatorik - D.Dere


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letzlich die Funktion eines Hilferufes hat, um noch schlafende, passiv-flüchtende Mitmenschen aufzuwecken, damit sie sich der Gefahrensituation bewusst werden und vor Ort handeln. Es geht im Beispiel auch darum, dass die drei Geschwisterkinder bei der Rettungsaktion schnell ermüden könnten und deshalb die Beteiligung möglichst vieler dringend notwendig ist. Ein bewusster Mensch, für den Liebe und Mitgefühl keine leeren Worte sind, könne sich nicht durch Flucht oder Isolation seiner Aufgabe entziehen.

      "Vielleicht ist deine Welt auf dich angewiesen. Du der Du dieses Buch liest, sollst wissen, dass es auf deine Handlung ankommt und dass man dich am Schicksal deines Planeten messen wird", sagt Ami und er möchte gern, dass dies wortwörtlich so im Buch steht. Es ist also falsch, allein darauf zu vertrauen, dass ein "Gott" die Dinge schon irgendwie richten wird. Als Pedro die Frage gestellt wird, was für den Landwirt wohl besser und effektiver sei: Bestellen, Düngen und Wässern oder nur beten ? versteht er schließlich, dass "Gott" tatsächlich "gar nichts" macht und es darauf ankommt, dass seine Geschöpfe im richtigen Sinne aktiv werden.

      Neben den Glaubensfanatikern geht es thematisch auch um die "hochmütigen Intellektuellen, die die Kraft der Liebe nicht wahrhaben wollen" und dabei wird das chinesische Sprichwort zitiert:" Wenn man mit einem Erwachsenen über die wahre Liebe redet, dann lacht er schallend und wenn er darüber nicht schallend lacht, dann ist es nicht die wahre Liebe". Alles Spirituelle bezieht sich auf das innere Wesen, das ganz Liebe ist, denn wer in Liebe lebt, kann nicht mehr gleichgültig gegenüber dem Leid anderer bleiben. Das ganze intellektuelle Wissen, alle Gebete und Kasteiungen, nützen nichts, wenn die Liebe fehlt; deshalb bestehe auch die Gefahr des "spirituellen Ego" und dies sei das unsichtbare Chamäleon, der letzte, aber gefährlichste Feind, den es in der menschlichen Bewusstseinsentwicklung zu bezwingen gilt. Das "spirituelle Ego" verachtet, aber die wahre Liebe verachtet nicht, sondern sie will dienen. Vinka sieht ein, dass ihr ursprüngliches "Auge um Auge - Zahn um Zahn", ihre Verachtung der Terri falsch war. "Wer eigene Irrtümer überwindet, statt zu brandmarken, ist weise; solange Du etwas zu verurteilen hast, bist Du nicht weise".

      Die Botschaft, die die Kinder erhalten, sagt im Kern aus, dass eine Welt nur dann überlebt, wenn sie in der Liebe die einzige Kraft sieht, die sie vor der Zerstörung bewahren kann. Allerdings sei es manchmal notwendig, auch bei der Liebe gewisse Unterschiede z.B. bezüglich Begrenztheit und Unbegrenztheit zu machen, denn auch eine Wölfin kann gewissermaßen "aus Liebe" zu einer Bestie werden. Wahre Liebe lässt sich aber nicht durch die eigene Familie oder Gruppenzugehörigkeit eingrenzen.

      Alle drei besuchen Amis Heimatplaneten, die "galaktische Puppe", und sie treffen dabei auf Amis Mutter, die ebenfalls das Äußere eines etwa 8 jährigen Mädchens besitzt. Auch sie bemerkt gleich, dass Vinka und Pedro "Zwillingsseelen" sind und wünscht ihnen die nötige Kraft, auch Trennungen zu überstehen. Auf noch unentwickelten Planeten sei es zudem recht schwer, den materiellen Verlockungen zu widerstehen. Den beiden wird verdeutlicht, dass Zwillingsseelen über viele Inkarnationsketten zueinander finden und auch Amis Vater ist kurz nach Amis Geburt bereits in eine neue Inkarnationsstufe auf einem ganz anderen, noch höher entwickelten Planeten eingetreten. Er wartet dort auf Amis Mutter, die ihm bald folgen will und deshalb auch schon auf die entsprechenden biologischen Prozeduren, die die Zellalterung aufhalten können, verzichtet hat. Innerhalb der Gemeinschaft der entwickelten Hochzivilisationen hat der Tod all seine Schrecken verloren und wenn die unzivilisierten Planeten die nötige Reife haben, könnten auch sie sich anschließen und das Wissen über eine viele Jahrhunderte währende Langlebigkeit stünde auch ihnen zur Verfügung.

      Ami gibt den Besuchern einen kleinen Einblick in die sehr herzliche, offene und "verspielte" Kultur und Landschaft seines Heimatplaneten, die etwas an eine irdische Polarregion erinnert; einzelne familiäre Häuser und Siedlungen sind genauso vorhanden wie der obligatorische Schnee. Später nehmen sie per Bildschirmübertragung Kontakt mit Amis Vater auf, der als Wissenschaftler gut über die Verhältnisse auf der Erde informiert ist. Alle wichtigen Daten werden von einem "Supercomputer" aktuell zentral erfasst und ausgewertet. Pedro erfährt, dass die Erdenzivilisation beim Übergang vom dritten in den vierten Grad eine Art "Prüfung" ablegen müsse, einige Zivilisationen bestehen sie, einige nicht. Aber diese "Auslese" sei notwendig. Außerdem bestehe die "Spezies Mensch" auf dem 4. Grad bereits als "große Familie", die in Einklang mit den göttlichen Prinzipien lebt und man hätte die Möglichkeit, sich dieser Familie anzuschließen (evtl. könnten damit z.B. die Hominiden, siehe Kap.5, gemeint sein).

      Ami zeigt ihnen in seinem Raumschiff einen Bereich, der etwas an eine Kapelle erinnert und der Meditation gewidmet ist. Hier ist der geeignete Platz, an dem ggf. das Denken ausgeschaltet werden kann und das Erleben dadurch noch intensiver wird. Der Ruhende hat dort die optimale Möglichkeit, langsam und immer mehr in ein "goldenes Licht" einzutauchen, um sich so ganz individuell dem "Göttlichen" zu nähern. Jede Zivilisation sei gewissermaßen ja Bestandteil eines "Gottes, der spielt" und Pedro stellt fest, dass dieses Bild weit authentischer und besser ist, als seine frühere, etwa durch Ehrfurcht beschreibbare Gottesvorstellung, in der Gott stets eine recht "ernste" Gestalt angenommen hatte. Unser eigentliches Problem sei das "Vergessen des wahren Ichs", das ist der Grund, der uns Irrtümer begehen lässt, die wir dann mit viel Leid bezahlen müssen. Ami sagt auch, dass die Atomenergie die menschlichen Wesen zerstört und der Natur Gewalt antut (siehe "Atomausstieg").

      Als es bei Pedro und Vinka wegen der bevorstehenden Trennung zu einer gewissen "Trotzreaktion" kommt, die Ami später scherzhaft als "Meuterei" bezeichnet, wird der UFO-Kommandant für einen Sekundenbruchteil in seiner wahren Gestalt sichtbar. Vinka will spontan vor ihm niederknien, was von Ami aber mit dem Hinweis verhindert wird, dass man nur vor dem Göttlichen, nicht aber vor seinen älteren Geschwistern niederknien dürfe.

      Bemerkenswert ist auch eine konkrete Jesus-Analogie, denn den Satz: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" soll ja laut Vinka auch "der Gerechte von Kia" verkündet haben. Demnach wird offensichtlich, dass das "Göttliche" stets irgendwie seine Gesandten bzw. Propheten schickt, um auf wenig zivilisierten Planeten das Bewusstsein der Liebe zu entwickeln. Es liegt nun ganz beim Betrachter, ob er diese "zufällige" (oder nicht so ganz zufällige ?) Übereinstimmung der Worte - bzw. Taten - als Zeichen der Wahrhaftigkeit oder eher als Indiz der Unwahrscheinlichkeit des Kontaktberichtes wertet. Obwohl die wortwörtliche Übereinstimmung beider Sätze bei oberflächlicher Sicht zunächst als Indiz für die Unglaubwürdigkeit der ganzen Geschichte erscheinen könnte, dürfte eine tolerante, ganzheitliche Betrachtung den Blick dafür schärfen, dass diese Übereinstimmung eher ein gutes Argument für die Wahrhaftigkeit ist. Das Buch endet damit, dass sowohl Vinka als auch Pedro wieder per gewohnter "Situierung" in Sekunden zu ihren Heimatplaneten gebracht werden, aber nicht ohne die Hoffnung auf ein gemeinsames Wiedersehen, das irgendwann erfolgen würde, wenn beide ihr jeweils zweites Buch geschrieben haben...

      Als Quintessenz dieser Geschichte lässt sich allein aus den sehr komplexen Inhalten eine bemerkenswerte Nähe zur gegenwärtigen Realität konstatieren, obwohl die jugendgemäße Verpackung der Rahmenhandlung dem ja so erwachsenen "ernsthaften" Betrachter schalkhaft das Gegenteil vorzuspielen versucht. Innerhalb der Geschichte wird durch die sogenannte "Situierung" eine sehr extreme bzw. avantgardistische Transporttechnologie angedacht, die (wenn sie so funktioniert) weit besser und effektiver wäre, als sonstige Varianten, die in der Kontaktliteratur zumeist beschrieben werden und wohl um Größenordnungen langsamer sind. Etwas problematisch ist dies deshalb, weil der irdische Betrachter ggf. aus rein logischen Gründen davon ausgehen wird, dass eine potentielle kosmische Gemeinschaft zumindest bezüglich ihrer angewandten interstellaren Transporttechnologie inzwischen überall eine ähnlich hohe Technologie realisiert hat.

      Bei offensichtlich gravierenden Qualitätsdifferenzen begünstigt das evtl. die eher skeptische Interpretationsrichtung. Sehr starke Zweifel dürfte das bestehende wissenschaftliche Weltbild sicher auch den der Geschichte zu Grunde liegenden extremen Zeitdehnungs- bzw. Stauchungsmechanismen entgegenbringen. Weit einleuchtender wäre wohl, wenn man annimmt, dass diese erwähnten Kosmosreisen genaugenommen nur über filmartige, immaterielle Geist-Projektionen stattgefunden haben. Bei entsprechender hoher Technologie des "Illusionsmanagements" wird die irdische Seite da wohl kaum Unterschiede feststellen können. Gegen eine allzu immaterielle Sicht spräche höchstens die Zusicherung: "Ich bin kein Traum, sondern Realität", die Ami im Buch seinem irdischen Freund gibt. Warum sollte er lügen ?


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