Märchen helfen heilen. Gudrun Anders

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Märchen helfen heilen - Gudrun Anders


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aber er wusste nicht, wie. Vielleicht braucht sie Wasser, überlegte er und machte sich Gedanken, wie er das bewerkstelligen sollte, wo er doch so klein war und keine Möglichkeit hatte, an das Wasser im Brunnen heranzukommen. Und er überlegte, was er wohl tun konnte.

      

       Am Nachmittag des Tages bekam der Igel unverhofften Besuch. Klapp, Klapp machte es und der Igel schaute heraus, wer da kam. Und er sah ein weißes Pferd, das einen sehr müden Eindruck machte, langsam den Weg heraufkommen. „Darf ich vielleicht bei dir überwintern?“ fragte das Pferd. „Ich bin so müde vom langen wandern.“ „Ja, gern“, sagte der Igel, und freute sich, dass er jemanden bekam, mit dem er sich unterhalten konnte.

      

       „Ich stelle aber eine Bedingung, Pferd!“ sprach der Igel. „Bevor du bei mir einziehst, musst du Wasser für meine Blume holen, die langsam verwelkt. Dann kannst du gern bei mir wohnen.“

      

       „Das will ich gern tun“, meinte das Pferd und trabte zum Brunnen. Dort stand ein Eimer und der Igel half dem Pferd, den Eimer am Seil zu befestigen. Das Pferd ließ langsam den Eimer herunter und als dieser gefüllt war, drehte er die Kurbel und zog den Eimer wieder herauf. Der Igel half dem Pferd, den Haken wieder zu lösen und das Pferd trug den Eimer voller Wasser in die Holzhütte. Vorsichtig gaben sie der Blume Wasser. Und dann konnten die Beiden zusehen, wie aus der fast verwelkten Blume innerhalb von Sekunden wieder eine strahlend schöne Blume wurde, deren Farben leuchteten, wie die eines Regenbogens. Staunend betrachteten der Igel und das Pferd diese Verwandlung. Und als die Blume auch noch zu sprechen anfing, war die Verblüffung perfekt.

      

       „Ich danke euch, meine Freunde! Ihr habt mir sehr geholfen, denn ihr habt mich wieder zum Leben erweckt. Ich möchte euch danken für Eure Güte, denn ich habe Zauberkraft. Gebt mir weiterhin frisches Wasser und euch wird es niemals mehr an etwas mangeln. Denn so, wie dieses Feuer im Kamin niemals erlöschen wird, wenn ich es nicht will, so sollt ihr niemals Mangel leiden.“ Und dann blieb die Blume stumm. So sehr sich der Igel und das Pferd auch bemühten, die sprach nie mehr. So gaben sie ihr täglich frisches Wasser aus dem Brunnen und bedachten sie liebevoll. Sie dachten noch lange darüber nach, was die Blume wohl gemeint hatte, als sie sagte, dass sie Zauberkraft besitzt, aber die Lösung fanden sie nicht. Es war nur eines sicher: Sie warfen kein Holz in den Kamin - aber das Feuer ging niemals aus.

      

       Es schneite draußen immer mehr und mehr und bald kam die Zeit, als das Pferd kein Futter mehr fand. Der Igel hatte noch genügend Vorräte, aber die schmeckten dem Pferd nicht. Und als sie am Abend zu der Blume sprachen und von Ihrem Leid klagten, wünschten sie sich gemeinsam einen großen Haufen Hafer für das Pferd. Und sie konnten es kaum glauben, als plötzlich eine Menge Hafer in der alten Holzhütte war. Das Pferd jubelte und bedankte sich sehr bei der Zauberblume. Und so ging es fortan mit allen Wünschen, die die Beiden hatten. Wenn es aufrichtige, ehrliche Wünsche waren, wurden sie sofort erfüllt. Vielleicht ist es ja mit den Wünschen im Reich der Menschen genauso?

      Reisen in unsere Phantasie

      Seit einigen Jahren merken immer mehr und mehr Menschen, wie wichtig es ist, sich effektiv zu entspannen. Die schnelllebige Zeit, hohe Anforderungen im Beruf, ein starker Leistungsdruck und das immer umfangreichere Angebot an Zerstreuungsmöglichkeiten gibt gleichzeitig auch einem neuen Markt Raum - der Entspannungstherapie.

      Was vielleicht vor 50 Jahren noch belächelt wurde, ist für viele Menschen heute eine bittere Notwendigkeit geworden. Professor Schulz, der Erfinder des weithin bekannten Autogenen Trainings wurde seinerzeit belächelt, über diese damals revolutionäre Entdeckung, Körper und Geist in einen entspannten Zustand zu führen. Hypnose hatte damals etwas mit Magie zu tun und insgesamt gesehen wurde der Wert der kreativen Entspannung noch nicht geschätzt. Das sieht heute grundlegend anders aus. Im den letzten zwei Jahrzehnten entdeckten immer mehr Menschen die Vorteile für Körper und Geist, den Meditation, Trance- und Phantasiereisen zu bringen vermögen. Auch ich bin einer dieser Menschen und ich kann sagen, dass Phantasiereisen mir mein Leben gerettet haben.

      Kurz bevor ich zum kreativen Schreiben gekommen bin, hatte ich mir einige Suggestionskassetten von einem bekannten Erfolgsautor gekauft und häufig angehört. Die ersten Reisen dieser Art in mein Unbewusstes waren geprägt von Anspannung und Kontrolle. Ich wollte unbedingt hören, was auf dieser Kassette gesprochen wurde, damit ich ja keinen unerwünschten Einflüssen unterliege und schön die Kontrolle darüber behalte, was in meinem Kopf vor sich geht. Das hatte leider einen Nachteil: an wahre Entspannung war nicht zu denken.

      Erst nach und nach, als ich die Texte kannte und für mich als nicht „gefährlich“ eingestuft hatte, war es mir mehr und mehr möglich, mich dem einschläfernden Gesäusel der Kassette hinzugeben und immer tiefer in einen erholsamen, entspannten Zustand zu gleiten.

      Einige Male war ich so entspannt, dass ich während der Sitzungen einschlief und mich selber schalt, doch wach zu bleiben, damit ich ja die Texte, die ja mein Unbewusstes positiv beeinflussen sollten, auch mitbekam und mir - bewusst - die Texte merken konnte. Erst viel später erkannte ich, dass es sinnvoller war, diese Texte nicht bewusst anzuhören, um sie auswendig zu lernen. Auch das unbewusste hören - z.B. während eines scheinbaren Nickerchen - hatte einen positiven Effekt.

      Ich begann, bestimmte Affirmationskassetten mit positiven Sätzen die ganze Nacht lang zu hören und wachte am Morgen erfrischt und mit der Erinnerung an viele bedeutungsreiche Träume auf. Mein Weg aus der Krise heraus zu einem unbeschwerten, lebensfrohen Menschen war damit geebnet worden. Meine weitere „Selbsttherapie“ mit Märchen schloss sich an diesen Prozess des Öffnens und Bewusstwerdens erst an und half mir, den menschlichen Geist und seine Funktionsweise ein bisschen mehr zu verstehen.

      Wenn sie selbst Schwierigkeiten mit Entspannung haben, schlage ich Ihnen vor, sich in Fachbuchhandlungen einmal nach entsprechender Meditationsmusik oder Phantasiereisen umzuschauen, die es in einer Vielzahl gibt. Unabhängig davon für welche Thematik sie sich ent-scheiden: sie öffnen sich den Weg zu ihrer kreativen, intuitiven Seite und haben gleichzeitig den positiven Effekt der Entspannung, die übrigens nur dann eintreten kann, wenn Sie es sich selbst erlauben, von den bohrenden Gedanken einmal loszulassen.

      Ein entspannter Geist ist relativ frei von Gedanken, die sich immer wieder im Kreise drehen. Loslassen ist das Geheimnis, dass dahinter steckt. Je mehr sie von den Gedanken in einer Entspannungsphase loskommen können, umso mehr öffnen sie sich den Weg für ihre inneren Farben und Symbole. Zwar ist es wichtig, mit den eigenen Gedanken zu arbeiten, um diese dirigieren zu können - z.B. von negativen Gedanken hin zu positiven -, es ist aber auch wichtig, die Sprache des Unbewussten kennenzulernen. Das Unbewusste aber drückt sich in Farben, Formen und vor allem in Bildern aus.

      In meinen Seminaren bin ich von Teilnehmern sehr häufig gefragt worden, wie sie lernen könnten, die inneren Bilder zu sehen. Sie versuchten, sich anzustrengen, um Bilder des Unbewussten sehen zu können, aber haben sie damit im Grunde verhindert, denn die Energie, die sie einsetzen, um Bilder sehen zu wollen, ist genau die Energie, die sie hindert, diese Bilder sehen zu können.

      Jeder kann Bilder sehen, so wie jeder Mensch träumen kann. Nur: Der eine erinnert sich an seine Träume und der andere eben nicht - wobei natürlich auch das beeinflusst werden kann. Wenn sie glauben, keine Bilder sehen zu können, dann machen Sie doch bitte einmal mit mir den nachfolgenden, kurzen Test:

      Bitte lesen Sie die folgenden Zeilen möglichst langsam und bedächtig.

       Bitte stellen Sie sich jetzt keinen rosa Elefanten vor. Bitte tun sie nicht! Nein! Hören Sie bitte sofort damit auf, sich einen rosa Elefanten vorzustellen. Bitte lassen Sie es. Stellen Sie sich keinen rosa Elefanten vor. Es gibt keine rosa Elefanten, also brauchen Sie sich auch keinen rosa


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