Besucher aus der Spiegelwelt. Gottfried Bonn
Читать онлайн книгу.allem ihre glühenden Augen und Flügel sind äußerst mysteriös. Handelt es sich bei der Beschreibung ihres Aussehens lediglich um Ausschmückungen missverstandener, möglicherweise außerirdischer Technologie? Waren ihre Augen, welche alle, die sie anschauten, zu Stein erstarren ließen, vielleicht eine Art von unseren Vorfahren fehlgedeutete, lähmende Strahlenwaffe, die Angreifer zur Bewegungslosigkeit verurteilte? Für die Hypothese außerirdischer Besucher relevant sind jedoch auch in jedem Fall ihre Flügel und dass, nachdem Perseus sie köpfte, ein ebenfalls geflügeltes Pferd namens Pegasos aus ihrem Haupt entsprang.
Abb. 7: Perseus und Pegasos, Foto: Gottfried Bonn
Dieses verwendete dann Perseus auch sofort für seine Flucht. Der abgetrennte Kopf der Medusa sollte ihm als Waffe in weiteren Kämpfen gute Dienste leisten. War Pegasos ein extraterrestrisches Fluggerät und auch die Medusa und ihr abgetrennter Kopf in Wahrheit mythologisch umschriebene High-Tech fremder Wesen aus dem All oder aus multidimensionalen Realitäten? Wir wissen es nicht.
Auch ein anderes geflügeltes Monster der Antike und des Mittelalters, der sogenannte „Basilisk“, soll laut mittelalterlichen Darstellungen einen versteinernden Blick besessen haben, welcher ebenfalls nur durch einen Metall-Spiegel zu besiegen oder außer Gefecht zu setzen war. Im Gegensatz zur Medusa wendete sich der Blick des Basilisken dabei jedoch gegen sich selbst, wobei er versteinerte. Wurde hier ein tatsächlich lebendes, drachenähnliches Reptil beschrieben, oder war auch der Basilisk lediglich die Umschreibung einer missverstandenen extraterrestrischen Technologie? Und wieder lesen wir von einem Spiegel, welcher als Waffe gegen das Monster eingesetzt wurde 9.
Verborgene Realität in der Symmetrie?
Auch heute, im Zeitalter der High-Tech und der Aufklärung, hat die Mystik des Spiegels nichts von ihrer Faszination verloren. Waren es im Mittelalter noch spiegelnde Kristall-Kugeln, welche einen Blick ins Jenseits erlauben sollten, bedient man sich heute, um die Existenz einer scheinbar überirdischen Realität sichtbar zu machen, digitaler Kameras und ausgeklügelter Effekt-Techniken. Merkwürdig in diesem Zusammenhang ist jedoch eine mehr oder weniger neue Art des Fotografierens, bei welcher Natur- und Gebäudefotos oder sogar Aufnahmen von Planeten-Oberflächen bzw. Galaxien mittels spezieller Foto-Software gespiegelt werden. Nach dieser Spiegelung vermeint der Betrachter in den dabei entstandenen Symmetrien plötzlich seltsame fremde Gestalten, Formen oder auch Gesichter zu erkennen. Was passiert hier? Spielt uns bei jenen Bildern die menschliche Phantasie etwas vor? Skeptiker nennen jenes Phänomen Pareidolie. Es handelt sich dabei um eine Fähigkeit des Gehirns, in zusammenhanglosen, zufällig entstandenen Mustern sinnvolle Strukturen zu erkennen.
Dabei würde sich das Unterbewusstsein an vertrauten Mustern orientieren und seine Interpretation diesen angleichen. Natürlich wird die Pareidolie, wie so vieles, auf die evolutive Entwicklung des Menschen zurückgeführt, welcher in der Frühzeit darauf konditioniert sein musste, beispielsweise verborgene „Personen und Gesichter“ zu erkennen 10. Im Falle der Spiegelfotografien würde man es sich jedoch etwas zu einfach machen, auf diese Bilder lediglich die Theorie der Pareidolie anzuwenden. Denn seltsam ist, dass bei den mittels Spiegelung entstandenen, auf Symmetrien basierenden Natur-Fotos die meisten Menschen immer wieder Wesen erkennen, welche uns vorkommen wie Engel, Elfen oder Baumgeister aus der Mythologie. Wobei innerhalb der gespiegelten Motive immer wieder Symmetrien in der Natur für unser Bewusstsein eine sinnvolle Form ergeben. Es ist nach meinem Dafürhalten deshalb sogar ein kardinaler Trugschluss der materialistisch denkenden Mainstream-Wissenschaft, die Interpretations- Fähigkeit des Bewusstseins von den Formen der materiellen Welt zu trennen.
Abb. 8: Gespiegelte Wolke mit Engelhafter Gestalt. Foto: Gottfried Bonn
So wie ich es sehe, sind bewusste Beobachtung und materielle Schöpfung eins. Der Mensch vergas jedoch im Verlaufe seiner langen Evolution möglicherweise, wie er schöpferisch in die Vorgänge der materiellen Welt eingebunden ist. Er hat sich, mittels seines Verstandes, als vom Rest des Universums getrenntes Subjekt gesehen und dadurch die Natur eines jeglichen spirituellen, ihr innewohnenden Zaubers bzw. ihrer Sinnhaftigkeit beraubt. Durch die Trennung von Subjekt und Objekt wurde die Natur als seelenlose Maschinerie dargestellt, welche am ehesten wie eine Art maschinelles Uhrwerk funktioniert. In einer derartigen Maschinerie ist jedoch kein Platz für Spontanität und ein organisches und beseeltes Eigenleben. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu sein, nämlich das die Natur ein organisches, sich immerzu wandelndes und weiterentwickelndes Ganzes ist. Ein Ganzes, welches aus einem immanenten, in sich selbst vorhandenen Spirit agiert. Jener der Materie selbst zu Grunde liegende Geist formt möglicherweise aus den Symmetrien der Natur heraus durch schöpferische Imagination erst die Formen. Vielleicht müsste man sogar so weit gehen zu sagen, dass Materie nichts weiter als verdichteter Geist ist, nämlich Seele, die sich aus dem unvorhersehbaren Chaos heraus in die Form der Materie spielerisch hinein träumt und ihre für den bewussten Betrachter sinnvolle Gestalt damit gleichzeitig seit Urzeiten erschafft. Eine Vorstellung welche frappierend an die Traumzeit der australischen Aborigines erinnert, in welcher die Götter dieses mystischen Zeitalters Landschaften erschufen, indem sie sich in diese hinein träumten. Wobei jener kreative, wandlungsfähige Prozess wahrscheinlich niemals enden wird.
Insofern könnte in den Symmetrien der Natur und womöglich sogar innerhalb der Formen des gesamten Universums tatsächlich der Schlüssel für das Wirken einer höher geordneten Spiritualität stecken. Die Spiegelfotografie schafft vielleicht einen Einblick hinter die Kulissen einer bis Dato für unsere Sinne unbekannten Welt, wo bewusste Interpretation und Schöpfung eins sind. Wie dem auch sei. Meines Wissens konnte bis dato für das eindrucksvolle Phänomen der Spiegelfotografie von wissenschaftlicher Seite aus noch keine eindeutige Erklärung geliefert werden, und es sieht fast so aus, als ob sich in den Symmetrien der Natur eine für unsere Sinne verborgene Wirklichkeit bzw. andere Realität offenbaren würde. In diesem Zusammenhang bleibt erneut festzuhalten, dass für den Betrachter sinnhafte Formentstehung in der Natur erst durch Symmetrien ermöglicht wird. Symmetrie ist ein Ausdruck für die natürliche Schönheit der Natur, ohne sie wäre im menschlichen Sinne keinerlei Ästhetik vorstellbar. Es stellt sich also bei den fotografischen Naturspiegelungen die Frage, wie es möglich ist, dass durch einfache Spiegelungen plötzlich scheinbar märchenhafte Figuren entstehen, welche zudem an die Naturwesen des menschlichen Sagenschatzes erinnern? Spiegeln sich hierbei möglicherweise innerhalb der Symmetrie unbewusste Erinnerungen an eine Realität, welche dem Menschen zwar wohlbekannt ist, die er allerdings durch fortschreitende Modernisierung und Rationalisierung in die hintersten Schichten seiner Seele verdrängt hat? Oder wird mit den Spiegelsymmetrien ein – wie bereits beschrieben – bis dato unbekanntes Ordnungsprinzip der Natur sichtbar, welches letztlich unter anderem für die Formgebung alles Lebendigen verantwortlich zeichnet? Wer schon einmal einen Spiegel in einen Spiegel hielt, der kennt, da der Spiegel sich jedes Mal aufs Neue spiegelt, den Blick in die Unendlichkeit. Doch sind Spiegel tatsächlich nur reflektierende Oberflächen, in welchem sich der Betrachter selbst erkennt? Oder stellen sie auch einen Zugang zu anderen, dem menschlichen Bewusstsein verborgenen, multidimensionalen Welten dar?
Spiegel-Universen
Ebenfalls die Physik kennt Welten, die sich dem menschlichen Bewusstsein bis dato verschließen. Aus der Quantenphysik leitet sich beispielsweise die Vorstellung paralleler Universen ab. Der Physiker Hugh Everetth entwickelte in diesem Zusammenhang die sogenannte „Multiversen-Theorie“, nach der unser Universum nur eines von zahlreichen parallelen Universen ist, in welchem die zeitlichen Abläufe und möglicherweise die Entwicklung des Lebens jedes Mal anders verlaufen ist. Laut Everetths Theorien wären jene Universen mit unzähligen Doppelgängern von uns bevölkert, welche sich jedoch ganz anders als wir selbst entwickelt haben und bei denen ihr Leben