Am Ende bleibt das Leben. Fia Payton
Читать онлайн книгу.Hause. In meine Welt. Mit mindestens 60kg. Von mir aus auch 70kg. Oder 100.
"Du perverse Sau!"
"Man Ana! Es ist ein Traum! Lass mir doch wenigsten...."
"Ein Traum? Wie in Gottes Namen kommst du darauf davon zu träumen mehr als 40kg zu wiegen? Geschweige denn 100? Wie ekelhaft bist du eigentlich?"
"Ich bin das ekelhafteste was es gibt!"
"Naja. Einsicht soll ja bekanntlich..."
"Ach halt den Mund! Du hast ja keine Ahnung!"
"Aber du, ja?"
"Jawohl! Ich habe eine Ahnung davon, wie blöd wir sind, weil wir verhungern. Wie dumm wir sind weil wir uns wegwerfen. Und wie hässlich wir sind, wenn wir uns zerstören. Und du, du hast davon keine Ahnung, du weißt nichts absolut nichts, vom Leben und vom glücklich sein und von mir, von mir weißt du schon gar nichts!" werfe ich ihr unter Tränen an den Kopf. Dabei wusste ich noch nicht einmal, dass ich das noch kann. Weinen.
"Doch, Sophie. Etwas weiß ich. Dass dein Vater sicher nicht der klügste Mensch auf Erden war als er dich vergewaltigt hat."
"Ach halt doch den Mund! Was hat das mit Intelligenz zu tun?"
"Vielleicht nichts. Aber ganz sicher genauso viel wie Selbstverletzung und ich."
"Ja. Wahrscheinlich. Hast du Recht."
"Selbstverständlich habe ich Recht. Hab ich das nicht immer?"
"Fast."
"Was?"
"Fast immer."
"Wann hatte ich Unrecht?
"Du sagtest ich werde niemals perfekt sein."
"Wirst du nicht!"
"Wer weiß. Vielleicht. Kann es doch noch besser werden."
"Vielleich. Hast du Recht. Werden wir trotzdem Freunde bleiben?"
"Hast du mir nicht versprochen mich nie allein zu lassen?"
"Hab ich!"
"Gut. Ich bleibe unter 50kg. Ganz bestimmt."
"Ganz bestimmt."
Und ich bleibe Ana. Für den Rest meines Lebens. Oder vielleicht auch nur ein paar Jahre.
"Wo ist der Unterschied?"
Das war nicht Ana. Aber wer war das?
"Vielleicht gibt es keinen."
"Vielleicht?"
"Vielleicht gibt es auch einen ganz entscheidenden."
"Nämlich?
"Die Zeit."
"Du bist so naiv!"
"Das weiß ich doch, Lliane."
Lliane ist meine Großmutter. Natürlich nur in meiner Welt. Da ist sie die Königin der Elfen. Ich bin eine Prinzessin. Die Juniorprinzessin. Da leg ich Wert drauf. Auf das Junior. Denn meine Mutter Alexandria, die lebt noch. Und sie ist mein ein und alles. Sie liebt mich über alle Maßen. Und mein Vater Dominus auch. Auf Vaterweise. Nicht auf die perverse Weise, wie sein menschliches Pendant. Und ich bin eine Heilerin und Kriegerin, auch wenn meine Mutter davon nicht so ganz begeistert ist. Ich bin die Herrin des Wassers und kann es beherrschen. Ich habe einen Mann, er ist genauso wie Jonas, nur das unsere Beziehung einfacher und harmonischer ist, weil ich nicht so einen Totalschaden im Hirn habe. Und, dass er eben mein Mann ist. Wir haben geheiratet. Und es war wunderschön. Und wir haben eine Tochter, die wir beide lieben. Über alles.
Hier weiß niemand, was es heißt vergewaltigt zu werden. Sich selbst zu verletzen. Zu hungern. Geschlagen zu werden. Und Hass. Den kennt man da auch nicht.
Vielleicht ist es nur Fantasie.
Aber versteht mich jetzt jemand? Warum ich lieber tot sein will. Und dort wieder zu leben.
Ja, gut, vielleicht ist die Chance nach dem Tod genau dort hinzukommen. 1 : 1 Million. Aber die Chance, dass diese Welt hier einmal so wird wie meine Welt. Die ist 0,00 %.
Und das weiß ich. Nicht erst seit 5 Jahren. Aber erst seit 5 Jahren. Ist es mir wichtig. Denn erst seitdem. Ist meine Welt kaputt. So kaputt. Dass nichts sie mehr heilen kann. Außer dem Tod.
"Oder dem Leben?"
"Oder dem Leben!"
Und wieder kommt es nicht aus Anas Mund. Sondern aus Libells Mund.
Wer Libell ist? Ich. In gesund. Und 60 Kilogramm. Und Juniorprinzessin. Und Ungeschnitten.
Was ein Wortspiel. Aus meinem Mund.
"Werd ich unendlich sein?"
"Kommt auf die Definition an."
"Von?"
"Unendlich. Und dir."
"Unendlich, das heißt ewig. In Erinnerung. Bei Menschen. Denen ich wichtig bin. Und die diese Erinnerung. Nicht vergessen wollen. Und ich. Ich bin nur ein Wort. Oder ein Buch. Oder ein ganzes Bücherregal. Oder vielleicht. Vielleicht bin ich für irgendjemanden. Auch die Welt."
"Dann ja. Denn für irgendjemanden, für den du die Welt bist. Ist die Erinnerung an dich ein ganzes Universum. An Glück. Und für wen du nicht die Welt bist, sind deine Worte. Vielleicht nur Schall und Rauch. Oder vielleicht auch. Die Luft zum Atmen."
"Ich vermisse mich."
"Du dich auch."
"Dacht ich mir."
"Warum."
"Naja.... Ich und ich... so verschieden sind wir gar nicht."
"Wenn du aufhörst dich und dein Seelenheil mit deinem Schaden zu begrenzen, den du nicht selbst an dir verbrochen hast."
"Dann sind wir vielleicht sogar Ein."
"Und die selbe Person."
"Wir verstehen uns."
"Wortlos."
"Oder Wortgewandt."
"Oder auch ohne uns."
"Ich sehe, wir verstehen uns."
Ich mag solche Gespräche zwischen mir und mir und Lliane. Sie sind bedingungslos und frei und ungehalten. Ohne mich fallen zu lassen. Und nichts ist schöner. Als nicht fallen gelassen zu werden. Selbst wenn man nicht gehalten wird. Oder vielleicht auch gerade dann.
Bis morgen.
Ist es Mut viel durchzumachen
und vor den andern trotzdem lachen?
Ist es Mut dich anzusprechen,
obwohl vor Angst mein Herz könnt brechen?
Ist es Stärke Mut zu sprechen,
wenn andre alle Nacht durchzechen?
Ist es Stärke viel zu geben,
obwohl die Schultern schwer vom heben?
Ist es Mut bei dir zu bleiben,
auch wenn wir in Gewalt uns reiben.
Ist es Mut Respekt zu wahren,
auch wenn verletzt in all den Jahren?
Ist es Stärke ewig schweigen,
auch wenn mein Herz tanzt Todesreigen?
Ist es Stärke ewig lieben,
auch wenn aus Schuld nur hier geblieben?
Ist es Mut dich ewig halten?