In der Q-Schlinge. Manfred Hinderer
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Manfred Hinderer
In der Q-Schlinge
Betrachtungen zum Qualitätsgeschäft
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Inhaltsverzeichnis
3. Kapitel Der Qualitätsfaktor im Wirtschaftsgeschehen
4. Kapitel Gesetzeskonformität und Business
6. Kapitel Das Handwerkszeug zum Qualitätsmanagement
8. Kapitel Norm und Wirklichkeit
9. Kapitel Qualität und Gesellschaft
Vorwort
Der Buchstabe Q hat sich als Kürzel für alles, was mit Qualität zu tun hat, quer durch die Branchen der Wirtschaft, etabliert. Der Q-Leiter, die Q-Abteilung, die Q-Leute schlechthin spielen wichtige Rollen im Tagesgeschehen.
Qualitätsfachleute werden nicht in Talk-Shows eingeladen. Die Gremien, über die sie kommunizieren, haben eher etwas Nüchternes und Ernstes. Dabei sind nicht alle Themen nur trocken und schon gar nicht entbehren alle Vorkommnisse im Qualitätsgeschäft des Humors.
Einen Strauß von Episoden, die dem Autor widerfahren sind und Betrachtungen, die ihm mitteilungswürdig erscheinen, hat er hier zusammengestellt. Bei vielen Kollegen dürfte ein Wiedererkennungseffekt ausgelöst werden und Erinnerungen an eigene, vielleicht spektakulärere Geschichten geweckt werden. Alles, was berichtet wird, hat autobiographischen Hintergrund. Die Tatsachen wurden nicht verfremdet, die Personen in geringem Maß.
Mit der gewählten Form soll einerseits auf die Vielfältigkeit des Geschehens hingewiesen werden, und andererseits natürlich auch Botschaft transportiert werden. Manches hat einen kleinen Touch von Enthüllung, aber damit soll die Realitätsnähe unterstrichen werden.
Allen Lesern viel Vergnügen und, wenn möglich, auch ein paar hilfreiche Erkenntnisse.
Im April 2013
Manfred Hinderer
Widmung:
Meiner lieben Frau Gretel, die seit Jahrzehnten an meiner kontinuierlichen Verbesserung arbeitet.
1.Kapitel Inder Q-Schlinge
Der Tag war noch bei der Morgentoilette. Das Taxi verpasste die Einfahrt in die Walter-Heller-Straße. F konnte es beobachten. Er wartete, bis der Fahrer seinen Irrtum bemerkt und den Wagen zurückgesetzt hatte, so dass er einbiegen und vorfahren konnte.
„Flughafen bitte,Terminal 3“. Um diese Zeit konnte man noch ungehindert vom dichten Verkehr durchrauschen. Wie oft hatte F in den letzten 15 Jahren sich früh auf den Weg gemacht, um noch am selben Tag irgendwo in Europa eine Firma zu besuchen und seiner Arbeit nachzugehen. Er gab seinen Rollkoffer am Gepäckschalter auf. Fast eine Million Flugmeilen hatte ihn das gute Stück begleitet und dabei 4 Kontinente gesehen.
Um 10 Uhr sollte das Audit mit dem Gespräch bei der Unternehmensleitung beginnen.
Abflug 06:40h nach Lyon war pünktlich.
Régional Air flog im Auftrag der Air France. Das Morgenlicht hübschte die Alpen zusätzlich auf und der Mont Blanc spreizte sein Portrait ins Kabinenfenster. F bewegte der Gedanke, dass solche Momente wohl gezählt sind, denn er hatte seinen Entschluss gefasst, im Dezember mit der Auditorentätigkeit aufzuhören.
Noch einmal ließ er die Stationen seines Berufslebens Revue passieren: nach dem Diplom begann er in einem Konzernunternehmen der Nachrichtentechnik mit der Aufgabe, eine Laborgruppe für Kunststoffanwendung zu leiten. Die wachsende Anwendung von Kunststoffen konnte er mit der Auswahl geeigneter Materialien und konstruktiven Auslegungsempfehlungen begleiten. So hat er noch heute, wenn er einen Telefontischapparat in postgrauer Farbe sieht, einen „aha“-Moment. Die Veränderung in ein ganz neues Gebiet, der „integrierten Qualitätssicherung“, war ein Schritt, der ihn aufgrund einer Firmen-internen Ausschreibung nach wenigen Jahren gereizt hatte: die Mitarbeit bei der Entwicklung der ersten sogenannten „Null-Fehler-Programme“ in Deutschland und die Gestaltung des entsprechenden Qualitätsgeschehens, ausgehend von einem Pilotbereich.“Null-Fehler“? Der Gedanke klang grandios und ambitioniert. Die systematische Umsetzung im Unternehmensalltag erwies sich als überaus vielgestaltig und forderte Ausdauer. Im Laufe der üblichen organisatorischen Veränderungen wurde sein Arbeitsgebiet schließlich im Zentralen Qualitätswesen als Referat „Qualitätstechnik und Produktsicherheit“ eingeordnet. In den 14 Jahren, die daraus wurden, betrat man auf dem Gebiet des Qualitätsmanagements viel Neuland, es gab Bewusstseinsveränderungen und missionarische Aufgaben, innerhalb und außerhalb der Firma.
Mit dem Gelernten aus dem Großunternehmen begab er sich als Qualitätsleiter an die Front bei einem mittelständisch geprägten Zulieferunternehmen mit mehreren Fertigungsstätten. Die Gestaltung eines bis dahin fehlenden Qualitätsmanagementsystems war neben der Präsenz für die täglichen Fragen und Entscheidungen erwartet und gefordert. Zum Aufbau und Betrieb des Systems, der Repräsentanz gegenüber den Kunden und zur Behandlung der Probleme stand ihm ein kleines Team zur Seite, dem er seine Denkweise gut vermitteln konnte. Er bereute es nicht, diese Aufgabe übernommen zu haben, obwohl kitzlige Momente zu überstehen waren, insbesondere als das Unternehmen in Konkurs geriet. Das war aus verschiedenen Gründen durch Qualität nicht zu verhindern. Immerhin war die Qualitätsreputation der Firma für die Weiterführung durch neue Investoren der entscheidende Faktor. Sie ließen F in seiner Funktion und holten ihn auch zur Unterstützung ihrer Werke, die sie in den U.S.A. betrieben. Daneben hatte er sich ein zweites Standbein durch die Qualifikation als Auditor für Zertifizierungsgesellschaften geschaffen.
Anfangs hatte er auf einen Teil seines Angestelltengehaltes verzichtet, um Begutachtungen für die Zertifizierungsgesellschaft , mit der er sich als freier Auditor geeinigt hatte, durchführen zu können. Die Anfragen für Audits zur Zertifizierung der Managementsysteme wurden mehr, insbesondere aus der Automobilindustrie, für die er sich spezielle Zusatzqualifikationen erworben hatte.
Damals, als er die Weiche für die Auditorentätigkeit als Hauptberuf stellen musste, hatte er eine Handvoll Audits bei verschiedenen Firmen durchgeführt und arbeitete sich in die Abläufe ein, die zur Planung und Berichterstattung gefordert waren. Er musste sich entscheiden, ob er die Sicherheiten des Angestelltendaseins aufgeben wollte zugunsten der Freiheiten, aber auch der Risiken, in der Rolle des Freiberuflers. Die Warnungen vor der „Selbstausbeutung“ der Selbständigen hatte er vernommen. Er musste die Robustheit seiner