Das Nibelungenlied. Unknown

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Das Nibelungenlied - Unknown


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Freude hier auf Erden wünscht' er sich.

      Wenn er bei den Recken auf dem Hofe stand,

      Wie man noch zur Kurzweil pflegt in allem Land,

      Wie stand dann so minniglich das Sieglindenkind,

      Daß manche Frau ihm heimlich war von Herzen hold gesinnt.

      Er gedacht auch manchmal: "Wie soll das geschehn,

      Daß ich das edle Mägdlein mit Augen möge sehn,

      Die ich von Herzen minne, wie ich schon längst gethan?

      Die ist mir noch gar fremde; mit Trauern denk ich daran."

      So oft die reichen Könige ritten in ihr Land,

      So musten auch die Recken mit ihnen all zur Hand.

      Auch Siegfried ritt mit ihnen: das war der Frauen leid;

      Er litt von ihrer Minne auch Beschwer zu mancher Zeit.

      So wohnt' er bei den Herren, das ist alles wahr,

      In König Gunthers Lande völliglich ein Jahr,

      Daß er die Minnigliche in all der Zeit nicht sah,

      Durch die ihm bald viel Liebes und auch viel Leides geschah.

* * * * *

      Viertes Abenteuer

Wie Siegfried mit den Sachsen stritt

      Da kamen fremde Mären in König Gunthers Land

      Durch Boten aus der Ferne ihnen zugesandt

      Von unbekannten Recken, die ihnen trugen Haß

      Als sie die Rede hörten, gar sehr betrübte sie das.

      Die will ich euch nennen: es war Lüdeger

      Aus der Sachsen Lande, ein mächtger König hehr;

      Dazu vom Dänenlande der König Lüdegast:

      Die gewannen zu dem Kriege gar manchen herrlichen Gast.

      Ihre Boten kamen in König Gunthers Land,

      Die seine Widersacher hatten hingesandt.

      Da frug man um die Märe die Unbekannten gleich

      Und führte bald die Boten zu Hofe vor den König reich.

      Schön grüßte sie der König und sprach: "Seid willkommen!

      Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:

      Das sollt ihr hören laßen," sprach der König gut.

      Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunther Muth.

      "Wollt ihr uns, Herr, erlauben, daß wir euch Bericht

      Von unsrer Märe sagen, wir hehlen sie euch nicht.

      Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:

      Lüdegast und Lüdeger die suchen heim euer Land.

      Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir vernahmen das

      Gar wohl, die Herren tragen euch beide großen Haß.

      Sie wollen heerfahrten gen Worms an den Rhein;

      Ihnen helfen viel der Degen: laßt euch das zur Warnung sein.

      "Binnen zwölf Wochen muß ihre Fahrt geschehn;

      Habt ihr nun guter Freunde, so laßt es bald ersehn,

      Die euch befrieden helfen die Burgen und das Land:

      Hier werden sie verhauen manchen Helm und Schildesrand.

      "Oder wollt ihr unterhandeln, so macht es offenbar;

      So reitet euch so nahe nicht gar manche Schar

      Eurer starken Feinde zu bitterm Herzeleid,

      Davon verderben müßen viel der Ritter kühn im Streit."

      "Nun harrt eine Weile (ich künd euch meinen Muth),

      Bis ich mich recht bedachte," sprach der König gut.

      "Hab ich noch Getreue, denen will ichs sagen,

      Diese schwere Botschaft muß ich meinen Freunden klagen."

      Dem mächtigen Gunther war es leid genug;

      Den Botenspruch er heimlich in seinem Herzen trug.

      Er hieß berufen Hagen und Andr' in seinem Lehn

      Und hieß auch gar geschwinde zu Hof nach Gernoten gehn.

      Da kamen ihm die Besten, so viel man deren fand.

      Er sprach: "Die Feinde wollen heimsuchen unser Land

      Mit starken Heerfahrten; das sei euch geklagt.

      Es ist gar unverschuldet, daß sie uns haben widersagt."

      "Dem wehren wir mit Schwertern," sprach da Gernot,

      "Da sterben nur, die müßen: die laßet liegen todt.

      Ich werde nicht vergeßen darum der Ehre mein:

      Unsre Widersacher sollen uns willkommen sein."

      Da sprach von Tronje Hagen: "Das dünkt mich nicht gut;

      Lüdegast und Lüdeger sind voll Uebermuth.

      Wir können uns nicht sammeln in so kurzen Tagen,"

      So sprach der kühne Recke: "ihr sollt es Siegfrieden sagen."

      Da gab man den Boten Herbergen in der Stadt.

      Wie feind sie ihnen waren, sie gut zu pflegen bat

      Gunther der reiche, das war wohlgethan,

      Bis er erprobt an Freunden, wer ihm zu Hülfe zög heran.

      Der König trug im Herzen Sorge doch und Leid.

      Da sah ihn also trauern ein Ritter allbereit,

      Der nicht wißen konnte, was ihm war geschehn:

      Da bat er König Gunthern, ihm den Grund zu gestehn.

      "Mich nimmt höchlich Wunder," sprach da Siegfried,

      "Wie die frohe Weise so völlig von euch schied,

      Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen."

      Zur Antwort gab ihm Gunther, dieser zierliche Degen:

      "Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen,

      Das ich muß verborgen in meinem Herzen tragen:

      Stäten Freunden klagen soll man des Herzens Noth."

      Siegfriedens Farbe ward da bleich und wieder roth.

      Er sprach zu dem Könige: "Was blieb euch je versagt?

      Ich will euch wenden helfen das Leid, das ihr klagt.

      Wollt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein

      Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein."

      "Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dünkt mich gut;

      Und kann mir auch nicht helfen eure Kraft und hoher Muth,

      So freut mich doch die Märe, daß ihr so hold mir seid:

      Leb ich noch eine Weile, ich vergelt es mit der Zeit.

      Ich will euch hören laßen, was mich traurig macht.

      Von Boten meiner Feinde ward mir hinterbracht,

      Mit Heerfahrten kämen sie mich zu suchen hie:

      Das geschah uns von Degen in diesen Landen noch nie."

      "Das laßt euch nicht betrüben," sprach da Siegfried,

      "Sänftet eur Gemüthe und thut, wie ich euch rieth:

      Laßt mich euch erwerben Ehre so wie Frommen,

      Bevor


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