Das Geschenk der Schlacht . Морган Райс

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Das Geschenk der Schlacht  - Морган Райс


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dort sein Sohn war.

      Die Zeit war gekommen. Nichts würde ihn mehr aufhalten und er würde endlich seinen Sohn zurückholen.

      KAPITEL ELF

      Volusia stand vor ihren vielen Beratern in den Straßen der Hauptstadt des Empire und starrte schockiert in den Spiegel in ihrer Hand. Sie betrachtete ihr Gesicht von allen Seiten. Die eine Hälfte war schön wie eh und je, die andere entstellt, geschmolzen – und eine Welle der Abscheu stieg in ihr auf. Die Tatsache, dass eine Seite noch immer schön war, machte alles noch schlimmer. Für sie wäre es einfacher gewesen, wenn sie vollkommen entstellt gewesen wäre – dann wäre sie nicht andauernd an ihre frühere Schönheit erinnert worden.

      Volusia erinnerte sich an ihre atemberaubende Schönheit, die Wurzel ihrer Macht, die sie durch ihr ganzes Leben getragen hatte, die ihr erlaubt hatte, Männer wie Frauen zu manipulieren und ihnen mit einem einzigen Blick die Knie weich werden zu lassen. All das war nun Vergangenheit. Nun war sie nicht mehr als jedes andere siebzehnjährige Mädchen – viel schlimmer noch, eine Hälfte von ihr sah aus wie ein Monster. Sie konnte den Anblick ihres eigenen Gesichts nicht ertragen.

      In einem Ausbruch von Wut und Verzweiflung zertrümmerte sie den Spiegel. Ihre Berater standen schweigend mit gesenkten Blicken da. Sie alle wussten, dass es besser war, sie jetzt nicht anzusprechen. Als sie ihre Gesichter sah wurde ihr klar, dass sie sie nicht ansehen wollten, um dem Schrecken ihres neuen Anblicks zu entgehen.

      Volusia sah sich nach den Voks um, begierig, sie zu zerreißen – doch sie waren schon fort. Sie waren in dem Augenblick verschwunden, in dem Vokin seinen schrecklichen Zauber über sie gebracht hatte. Man hatte sie gewarnt, sich mit ihnen zu verbünden, und nun erkannte sie, dass die Warner Recht behalten hatten. Sie hatten einen hohen Preis dafür gezahlt. Einen Preis, den sie nie ungeschehen machen konnte.

      Volusia hatte das Bedürfnis, ihren Zorn an jemandem auszulassen, und ihr Blick fiel auf Brin, ihrem neuen Kommandanten, einem statuesken Krieger, der nur wenige Jahre älter als sie war und ihr seit vielen Monden den Hof machte. Jung, groß, muskulös, sah er unglaublich gut aus und hatte seit ihrer ersten Begegnung nach ihr gegiert. Doch jetzt, in ihrem Zorn, konnte sie ihn nicht einmal ins Gesicht sehen.

      „Du!“, zischte sie ihn an, und konnte sich dabei kaum beherrschen. „Nicht einmal du willst mich mehr ansehen?“

      Sie wurde rot als er aufblickte, dabei jedoch ihren Augen auswich. Das war nun ihr Schicksal – für den Rest ihres Lebens entstellt zu sein.

      „Findest du mich jetzt so abstoßend?“, fragte sie mit vor Verzweiflung brüchiger Stimme.

      Er ließ den Kopf hängen, antwortete jedoch nicht.

      „Nun gut“, sagte sie schließlich nach langem Schweigen, entschlossen, an irgendjemandem Rache zu üben. „Dann befehle ich es dir: du wirst mir ins Gesicht sehen. Du wirst mir beweisen, dass ich schön bin, und mit mir schlafen!“

      Der Kommandant hob den Blick und sah ihr das erste Mal in die Augen, und Angst und Schrecken lagen in seiner Miene.

      „Meine Göttin?“, fragte er mit brüchiger Stimme, denn er wusste, dass sie ihn umbringen würde, wenn er sich ihrem Befehl widersetzte.

      Volusia lächelte. Es bereitete ihr eine perverse Freude, als sie erkannte, dass das die perfekte Rache war: mit dem Mann zu schlafen der sie einst begehrt hatte und sie nun abstoßend fand.

      „Nach dir“, sagte sie und machte eine einladende Geste in Richtung ihres Palasts.

*

      Volusia stand vor dem hohen offenen Fenster im obersten Stockwerk ihres Palasts in der Hauptstadt des Empire. Während die Sonne aufging und eine sanfte Brise die Vorhänge in ihr Gesicht wehten, weinte sie stumm. Sie spürte, wie die Tränen über die schöne Seite ihres Gesichts rollten, doch die andere Seite war taub.

      Leises Schnarchen drang an ihr Ohr. Volusia blickte über die Schulter und sah Brin schlafend im Bett liegen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich selbst im Schlaf noch immer ein angewiderter Ausdruck ab.

      Er hatte jeden Augenblick verabscheut, als er mit ihr geschlafen hatte, das wusste sie, und es hatte ihr zumindest ein leises Gefühl der Genugtuung gegeben. Doch sie war noch nicht zufrieden. Sie konnte ihren Zorn nicht an den Voks auslassen, und ihr Bedürfnis nach Rache war noch immer nicht gestillt.

      Ihre Rache war schwach und entsprach kaum der, nach der sie sich sehnte. Schließlich waren die Voks verschwunden, während sie am Morgen danach immer noch am Leben war, für immer in ihrem Körper gefangen. Gefangen in diesem Gesicht, dessen Anblick sie nicht einmal selbst ertragen konnte.

      Volusia wischte die Tränen ab und blickte über die Stadt und ihre Mauern hinweg zum Horizont. Als die Sonnen aufgingen, sah sie die ersten schwarzen Banner der Armee der Ritter der Sieben in der Ferne. Sie lagerten und sammelten sich dort. Sie umzingelten sie langsam, sammelten Millionen von Männern aus allen Ecken des Empire, und ließen sich Zeit, einzumarschieren. Sie zu vernichten.

      Sie freute sich auf die Konfrontation. Sie wusste, dass sie die Voks nicht brauchte. Sie brauchte ihre Männer nicht. Sie konnte sie ganz alleine töten. Schließlich war sie eine Göttin. Sie hatte das Reich der Lebenden vor langer Zeit verlassen und war nun eine Legende, eine Legende, die niemand, keine Armee der Welt, aufhalten konnte. Sie würde sie alleine begrüßen und sie würde sie alle töten.

      Dann endlich gäbe es niemanden mehr, der ihr die Stirn bieten konnte. Dann hätte sie die höchste Macht erlangt.

      Volusia hörte ein Rascheln hinter sich und nahm aus dem Augenwinkel Bewegung wahr. Sie sah, wie Brin sich aus dem Bett erhob und begann, sich anzuziehen. Sie sah, wie er vorsichtig umherschlich, und realisierte, dass er sich davonmachen wollte, bevor sie ihn sah – damit er ihr nicht wieder ins Gesicht blicken musste.

      Das machte alles nur noch schlimmer.

      „Oh, Kommandant“, sagte sie beiläufig, und sah, wie er vor Angst erstarrte. Als er sich widerwillig zu ihr umdrehte, lächelte sie ihn mit ihren grotesk geschmolzenen Lippen an und genoss es, ihn damit zu quälen.

      „Komm her, Kommandant“, sagte sie. „Bevor du gehst, möchte ich dir noch etwas zeigen.“

      Langsam kam er zu ihr herüber und wartete, ohne sie dabei anzusehen.

      „Hast du keinen süßen Abschiedskuss für mich?“, fragte sie.

      Sie konnte sehen, wie er kaum merklich zusammenzuckte, und der Zorn begann wieder in ihr zu brodeln.

      „Macht nichts“, fügte sie hinzu, und ihre Miene verfinsterte sich. „Doch da ist etwas, was ich dir zumindest zeigen möchte. Schau. Siehst du da draußen am Horizont? Schau genau hin. Sag mir, was du siehst.“

      Er trat ans Fenster und sie legte ihre Hand auf seine Schulter. Angestrengt betrachtete er den Horizont und legte seine Stirn dabei irritiert in Falten.

      „Ich kann nichts sehen, meine Göttin“, sagte er. „Zumindest nichts Ungewöhnliches. Was meinst du?“

      Volusia lächelte über das gesamte Gesicht, und spürte, wie ihre alte Rachgier wieder in ihr aufstieg, das alte Bedürfnis nach Gewalt, nach Grausamkeit.

      „Schau genauer hin, Kommandant“, sagte sie.

      Er beugte sich ein wenig vor, und in einer schnellen Bewegung packte sie sein Hemd und warf ihn mit aller Kraft aus dem Fenster.

      Brin kreischte, als er um sich schlagend in die Tiefe stürzte, bis er mit dem Kopf voran auf der Straße aufschlug. Sein Schrei hallte durch die sonst vollkommen stillen Straßen.

      Volusia lächelte breit und blickte auf den Leichnam hinab.

      „Dich, du Idiot“, antwortete sie. „Wer von uns ist jetzt der Groteskere?“

      KAPITEL ZWÖLF

      Gwendolyn wanderte durch die schwach beleuchteten Flure des Turms der Lichtsucher. Krohn wich nicht von ihrer Seite, als sie langsam die Rampe an den äußeren Mauern des Gebäudes hochging. Ihr Weg war gesäumt von Fackeln und Betenden, die schweigend dastanden, die Hände in ihren Kutten verborgen. Gwendolyns Neugier wuchs, je weiter sie nach oben kam. Der Sohn des


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