Die Herrschaft Der Königinnen . Морган Райс
Читать онлайн книгу.in seinen Krallen gesund und munter war.
Guwayne, hatte der Mann geschrien.
Der Drache konnte noch immer das Echo der Schreie hören, als er schon weit über ihm flog. Er war froh, dass er das Baby rechtzeitig gerettet hatte, bevor die Männer ihre Dolche in ihn rammen konnten. Er hatte Guwayne in letzter Sekunde aus ihren Händen gerissen. Er hatte seine Aufgabe, die ihm anvertraut worden war, gut erfüllt.
Der Drache flog höher und höher über die einsame Insel, in die Wolken hinein, bereits außer Sichtweite der Menschen unter sich. Er flog über die Insel hinweg, über die Vulkane und Gebirgszüge, durch den Nebel, und immer weiter fort.
Bald flog er über dem Meer und ließ die Insel hinter sich. Vor ihm lag die unendliche Weite des Meeres und des Himmels, nichts was die Monotonie für lange Zeit unterbrach.
Der Drache wusste genau, wohin er flog. Er hatte einen Ort, an den er das Kind bringen würde, dieses Kind, das er schon jetzt mehr liebte, als Worte es auszudrücken vermochten.
Einen ganz besonderen Ort.
KAPITEL DREI
Volusia stand über Romulus und blickte zufrieden auf den Leichnam herab. Sein Blut, das noch warm war, floss über ihre Füße in ihre Sandalen. Sie genoss das Gefühl. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wie viele Männer sie in ihrem jungen Alter schon überrascht und getötet hatte. Sie unterschätzten sie immer, und ihnen zu zeigen, wie grausam sie sein konnte, bereitete ihr die größte Freude.
Und nun den Großen Romulus selbst getötet zu haben – mit ihrer eigenen Hand, nicht durch einen ihrer Männer – den Großen Romulus, den sagenumwobenen Krieger, der Andronicus getötet und sich damit den Thron genommen hatte. Der oberste Herrscher des Empire.
Volusia lächelte freudig. Hier war der, der oberste Herrscher, reduziert auf ein paar Spritzer Blut auf ihren Füssen. Und alles von ihrer eigenen Hand.
Volusia fühlte sich ermutigt. Sie spürte ein Feuer in ihren Adern, ein Feuer, das alles zerstören wollte. Sie spürte, wie sie sich ihrem Schicksal näherte. Sie spürte, dass ihre Zeit gekommen war. Sie wusste genauso klar, wie sie gewusst hatte, dass sie ihre eigene Mutter töten musste, dass sie eines Tages das Empire regieren würde.
„Ihr habt unseren Herrn getötet“, kam eine zittrige Stimme. „Ihr habt den Großen Romulus getötet!“
Volusia blickte auf, und sah das Gesicht von Romulus Kommandanten, der sie mit einer Mischung aus Schock, Angst und Bewunderung ansah.
„Ihr habt den Mann getötet“, sagte er zögernd, „der nicht zu töten war.“
Volusia starrte ihn hart und kalt an, und sah hinter ihm hunderte von Romulus Männern, alle in feinsten Rüstungen, in Reih und Glied auf den Schiffen, die zusahen, und abwarteten, was sie als nächstes tun würde. Sie bereiteten sich auf einen Angriff vor.
Romulus Kommandant stand mit einem Dutzend seiner Männer am Pier, die auf seinen Befehl warteten.
Volusia wusste, dass hinter ihr tausende ihrer eigenen Männer standen. Romulus‘ Schiffe und seine Männer, so gut sie auch sein mochten standen eingekesselt hier in diesem Hafen. Sie waren gefangen. Das hier war Volusias Gebiet und sie wussten es. Sie wussten, dass jeder Angriff, jeder Fluchtversuch, vergeblich war.
„Diese Tat kann nicht ungesühnt bleiben“, fuhr der Kommandant fort. „Romulus hat eine Million Männer, die treu seinem Befehl folgen im Ring, und eine weitere Million im Süden, in der Hauptstadt des Empire. Wenn die Nachricht von dem, was Ihr getan habt, sie erreicht, werden sie sich hierher aufmachen, und gegen Euch marschieren. Ihr habt vielleicht den Großen Romulus getötet, doch nicht seine Männer. Und Eure paar Tausend Mann können gegen sie nichts ausrichten, auch wenn Ihr heute in der Überzahl seid. Sie werden Rache suchen; und sie werden ihre Rache bekommen.“
„Werden sie?“, sagte Volusia lächelnd, während sie auf ihn zutrat und ihren Dolch in die andere Hand nahm. Sie stellte sich vor, wie sei seinen Hals aufschnitt, und spürte ein unstillbares Verlangen es zu tun.
Der Kommandant blickte auf ihren Dolch hinab, die Klinge, die Romulus getötet hatte, und er schluckte schwer, als ob er ihre Gedanken lesen konnte. Sie konnte die Angst in seinen Augen sehen.
„Lasst uns gehen“, sagte er zu ihr. „Schickt meine Männer nach Hause. Sie haben Euch nichts getan. Gebt uns ein Schiff voller Gold, und Ihr habt unser Schweigen. Ich werde mit meinen Männern in die Hauptstadt segeln, und ihnen sagen, dass Ihr unschuldig seid, dass Romulus versucht hat, Euch anzugreifen. Sie werden Euch in Ruhe lassen, Ihr habt Euren Frieden hier im Norden, und sie werden einen neuen Herrscher über das Empire finden.“
Volusia lächelte amüsiert.
„Doch schaust du deinem neuen Herrscher nicht schon in die Augen?“, fragte sie.
Der Kommandant sah sie kurz schockiert, dann brach er in höhnisches Gelächter aus.
„Ihr?“, lachte er. „Ihr seid nur ein Mädchen mit ein paar Tausend Männern. Glaubt Ihr etwa, dass Ihr sein ganzes Heer vernichten könnt, nur weil Ihr einen Mann ermordet habt? Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr nach dem, was Ihr heute getan habt, mit dem Leben davonkommt. Mein Angebot ist ein Geschenk. Lasst das alberne Geschwätz sein, und akzeptiert es mit Dankbarkeit. Und nun schickt uns fort, bevor ich es mir anders überlege.“
„Und wenn ich dich und deine Männer nicht fortschicken will?“
Der Kommandant sah ihr in die Augen und schluckte.
„Ihr könnt uns alle hier töten“, sagte er. „Das ist Eure Wahl. Doch wenn Ihr es tut, bringt Ihr damit nur Euch und Euer ganzes Volk um. Die Armee, die uns folgen wird, wird Euch vernichten.“
„Er spricht die Wahrheit, Herrin“, flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr.
Sie drehte sich um, und sah Soku, ihren kommandierenden General neben sich, einen großen Mann, mit grünen Augen, dem Kinn eines Kriegers und kurzem, rotem Haar.
„Schickt sie nach Süden“, sagte er. „Gebt ihnen das Gold. Ihr habt Romulus getötet, nun müsst Ihr einen Frieden aushandeln. Wir haben keine Wahl.“
Volusia wandte sich Romulus Mann wieder zu. Sie nahm sich Zeit, ihn zu mustern und genoss den Augenblick.
„Ich werde tun, was du verlangst“, sagte sie, „und dich in die Hauptstadt schicken.“
Der Kommandant lächelte sie zufrieden an, und wollte sich gerade zum Gehen wenden, als Volusia vortrat und hinzufügte:
„Doch nicht um zu verschleiern, was ich getan habe“, sagte sie.
Er blieb stehen und sah sie verwirrt an.
„Ich werde dich in die Hauptstadt schicken, um ihnen die Nachricht zu bringen. Sie sollen wissen, dass ich der neue Herrscher des Empire bin. Sag Ihnen, dass ich sie vielleicht am Leben lasse, wenn sie sich vor mir verneigen.“
Der Kommandant sah sie sprachlos an, dann schüttelte er langsam den Kopf und lächelte.
„Ihr seid so verrückt wie man es Eurer Mutter nachgesagt hat“ sagte er, dann drehte er sich um, und ging die lange Rampe zu seinem Schiff hinauf. „Ladet das Gold in die unteren Laderäume“, rief er, und machte sich nicht einmal die Mühe, sich noch einmal zu ihr umzudrehen.
Volusia wandte sich ihrem Kommandanten zu, der am Bug seines Schiffs stand, und geduldig auf ihren Befehl wartete. Sie nickte ihm zu.
Sofort wandte sich der Kommandant um, und gab seinen Männern ein Zeichen. Kurz darauf war das Zischen von zehntausend brennenden Pfeilen zu hören, die durch die Luft sausten.
Sie füllten den Himmel und färbten ihn schwarz, bevor ein Regen aus Feuer auf Romulus Schiff niederging. Es geschah viel zu schnell, als dass seine Männer hätten reagieren können, und bald stand das ganze Schiff in Flammen. Die Männer schrien, allen voran der Kommandant, als sie versuchten die Flammen zu löschen – doch es war zu spät.
Volusia nickte erneut, und eine zweite Welle von Pfeilen segelte durch die Luft. Männer kreischten, als sie durchbohrt wurden, einige stolperten