Die Herrschaft Der Königinnen . Морган Райс

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Die Herrschaft Der Königinnen  - Морган Райс


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und den Bergen und Tälern einen sanften Glanz verlieh. Ihre Hände und Füße steckten in hölzernen Fesseln und ihr Kopf ruhte auf dem Block, auf dem schon so viele Köpfe vor ihrem gelegen hatten. Sie konnte die getrockneten Blutflecken sehen und die Scharten, die das Henkersbeil auf dem Zedernholz hinterlassen hatte. Sie konnte die traurige Energie des Holzes spüren, als ihr Hals es berührte, die letzten Augenblicke, die letzten Emotionen all jener spüren, die hier den Tod gefunden hatten. Sie fühlte sich elend.

      Sie sah zu, wie der neue Tag anbrach. Es fühlte sich schrecklich unwirklich an, dass dies ihr letzter Sonnenaufgang sein sollte. Sie genoss ihn diesmal mehr denn je zuvor. Als sie an diesem kühlen Morgen hinaus blickte, sahen die Südlichen Inseln unter der sanften Brise unglaublich schön aus, der schönste Ort, den sie je gesehen hatte, die Bäume glühten in allen nur erdenklichen Schattierungen von Orange und Rot hin zu Pink und Violett, eine reiche Auswahl saftiger Früchte wartete darauf, geerntet zu werden, und der süße Duft der Blüten wurde vom Wind auf den Platz herübergetragen. Der Nebel glitzerte im Licht, die Atmosphäre war magisch. Sie hatte sich noch nie an einem Ort so zu Hause gefühlt; hier hätte sie gerne für immer gelebt.

      Alistair hörte Schritte. Sie sah sich um und sah, dass Bowyer sich näherte. Er hielt eine riesige Doppelaxt in der Hand, und blickte auf sie herab.

      Hinter ihm konnte Alistair in der Morgendämmerung hunderte von Bewohnern der Südlichen Inseln ausmachen, die offensichtlich loyal hinter ihm standen. Sie sammelten sich in einem weiten Kreis um sie herum – niemand wollte zu nahe stehen, wenn das Blut spritzte.

      Bowyer wollte es schnell hinter sich bringen. Alistair konnte sehen, dass er kaum erwarten konnte, König zu werden.

      Alistair zog aus einer einzigen Sache zumindest ein wenig Befriedigung: So ungerecht es auch war, ihr Opfer würde es Erec erlauben, weiterzuleben. Das bedeutete ihr mehr als ihr eigenes Leben.

      Bowyer trat näher und flüsterte ihr zu:

      „Mach dir keine Sorgen, ich werde dich schnell töten“, sagte er, wobei sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte, „und Erec auch.“

      Alistair sah verwirrt und erschrocken zu ihm auf.

      Er lächelte sie an, ein kleines Lächeln, nur für sie, das niemand anderes sehen konnte.

      „Ganz genau“, flüsterte er. „Vielleicht nicht heute; vielleicht sogar erst in ein paar Monden. Doch eines Tages, wenn er es am wenigsten erwartet, werde ich deinem Gemahl mein Messer in den Rücken rammen. Ich will dass du das weißt, bevor ich die zur Hölle schicke, Schönheit.“

      Bowyer trat zwei Schritte zurück, umfasste den Schaft der Axt fest mit beiden Händen, und bereitete sich auf den Hieb vor.

      Alistairs Herz pochte wild während sie vor dem Richtblock kniete, denn sie hatte bisher den Grad der Bösartigkeit dieses Mannes unterschätzt. Er war nicht nur grenzenlos ehrgeizig, und ging dafür über Leichen, er war auch ein Feigling und ein Lügner.

      „Lass sie frei!“, verlangte plötzlich eine Stimme, und zerriss die angespannte Stille des frühen Morgens.

      Alistair drehte sich so gut sie konnte um, und sah das Chaos, als zwei Gestalten sich ihren Weg durch die Menge bahnten, bis sie von Bowyers Wachen zurückgehalten wurden.

      Alistair war überrascht und dankbar, Erecs Mutter und Schwester zu sehen.

      „Sie ist unschuldig“, rief Erecs Mutter. „Du darfst sie nicht töten!“

      „Würdest du wirklich eine Frau töten?“, schrie Dauphine. „Sie ist eine Fremde. Lass sie gehen. Schick sie zurück in ihr eigenes Land. Sie muss nicht in unsere Angelegenheiten hineingezogen werden.“

      Bowyer drehte sich um und polterte los:

      „Sie ist eine Fremde, die unsere Königin werden wollte, um unseren ehemaligen König zu töten.“

      „Du bist ein Lügner“, schrie Erecs Mutter. „Du hast dich geweigert vom Brunnen der Wahrheit zu trinken!“

      Bowyer betrachtete die Gesichter der Menge.

      „Gibt es hier jemanden, der sich meinem Anspruch auf den Thron zu widersetzen wagt?“, schrie er, und blickte trotzig in die Menge.

      Alistair sah hoffnungsvoll zu, doch einer nach dem anderen senkten alle anwesenden Männer, die zumeist aus Bowyers eigenem Stamm kamen, den Blick – nicht einer wollte sich ihm im Kampf stellen.

      „Ich bin euer Champion“, polterte Bowyer. „Ich habe alle Gegner am Tourniertag besiegt. Es gibt niemanden hier, der mich schlagen könnte. Nicht einen. Wenn einer jedoch anderer Meinung sein sollte, soll er vortreten.“

      „Ist denn niemand hier, der Erec retten will?“, schrie Dauphine.

      Bowyer drehte sich um und sah sie böse an.

      „Und wo ist dein Bruder jetzt? Er liegt im Sterben. Wir wollen keinen Krüppel zum König. Ich bin euer König. Ich war sein Gegner im Tournier. Nach den Gesetzen des Landes bin ich König. So wie mein Vater vor Erecs Vater König war.“

      Erecs Mutter und Dauphine stürmten auf ihn zu, um ihn aufzuhalten, doch seine Männer hielten sie zurück. Neben ihnen sah Alistair Erecs Bruder, Strom, mit gefesselten Händen. Auch er wehrte sich, doch er konnte sich nicht befreien.

      „Dafür wirst du bezahlen, Bowyer!“, schrie Strom.

      Doch Bowyer ignorierte ihn. Stattdessen wandte er sich wieder Alistair zu, und sie konnte an seinen Augen sehen, dass er fest entschlossen war, es zu Ende zu bringen. Ihre Zeit war gekommen.

      „Eine Herrschaft, die auf Betrug begründet ist, steht auf tönernen Füssen“, sagte Alistair zu ihm.

      Er sah sie böse an; offensichtlich hatte sie einen wunden Punkt berührt.

      „Und diese Worte werden deine letzten sein“, knurrte er.

      Bowyer riss die Axt hoch über seinen Kopf.

      Alistair schloss die Augen, wissend, dass sie in wenigen Augenblicken nicht mehr auf dieser Welt weilen würde.

      Mit geschlossenen Augen spürte Alistair, wie die Zeit langsamer lief. Bilder blitzten vor ihr auf. Sie sah ihre erste Begegnung mit Erec, im Ring, beim Schloss des Barons, als sie eine Dienstmagd war, und sich beim ersten Blick in ihn verliebt hatte. Sie spürte ihre Liebe zu ihm, eine Liebe, die bis zu diesem Tag in ihr brannte. Sie sah ihren Bruder, Thorgrin, sah sein Gesicht; doch sie sah ihn nicht im Ring, in King’s Court, sondern in einem fernen Land, auf einem fernen Ozean. Sie sah ihre Mutter, die am Rande der Klippen vor ihrem Schloss stand, hoch über dem Ozean an der Brücke. Sie hatte die Arme ausgestreckt und lächelte sie liebevoll an.

      „Meine Tochter“, sagte sie.

      „Mutter“, sagte Alistair. „Ich komme zu dir.“

      Doch zu ihrer großen Überraschung schüttelte ihre Mutter den Kopf.

      „Deine Zeit ist noch nicht gekommen“, sagte sie. „Deine Aufgabe auf dieser Welt ist noch nicht erfüllt. Du hast noch immer ein großes Schicksal vor dir.“

      „Doch wie, Mutter“, fragte sie. „Wie kann ich überleben?“

      „Du bist grösser als diese Welt“, antwortete ihre Mutter. „Diese Klinge, das Eisen des Todes, ist von dieser Welt. Deine Fesseln sind von dieser Welt. Sie sind irdische Grenzen. Sie beschränken dich nur, wenn du an sie glaubst, wenn du ihnen Macht über dich zugestehst. Du bist Geist, Licht und Energie. Das ist, wo deine wahren Kräfte liegen. Du bist über alledem. Du lässt dich nur von physischen Grenzen zurückhalten. Dein Problem ist nicht die Stärke, es ist der Glaube daran. Der Glaube an dich. Wie stark ist dein Glauben?“

      Während Alistair zitternd und mit geschlossenen Augen vor dem Richtblock kniete, hallte die Frage ihrer Mutter in ihrem Kopf wider.

      Wie stark ist dein Glauben?

      Alistair ließ sich gehen, vergaß ihre Fesseln und begab sich in die Hände ihres Glaubens. Sie ließ die physischen Fesseln der Welt hinter sich, und wandte sich der überlegenen Macht zu, der einen Macht, die allem anderen auf dieser Welt überlegen war. Eine Macht hatte diese Welt erschaffen. Eine Macht


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