Ein Reich der Schatten. Морган Райс

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Ein Reich der Schatten - Морган Райс


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herum war Chaos und ihre Überlebenschancen standen schlecht. Auf der einen Seite war Duncan so erleichtert wieder frei zu sein und seinen Sohn wiederzusehen und so dankbar wieder mit all ihnen vereint zu sein. Und doch als er den Himmel absuchte, hatte er das Gefühl zwar das Gefängnis verlassen, aber in einen sicheren Tod geworfen worden zu sein. Der Himmel war voll von kreisenden Drachen, die hinabstürzten und Gebäude mit ihren Klauen wegwischten und die Stadt zerstörten, indem sie ihre schrecklichen Flammensäulen ausstießen. Ganze Straßenzüge standen in Flammen und blockierten ihren Fluchtweg. Eine Straße nach der anderen wurde unpassierbar und die Flucht aus der Hauptstadt schien immer unwahrscheinlicher.

      Motley schien diese Hinterstraßen offensichtlich gut zu kennen. Er führte sie gekonnt und bog eine Straße nach der anderen ab. Überall fand er Abkürzungen und schaffte es die umherstreifenden Gruppen von Pandesiern zu umgehen, die das andere Hindernis ihrer Flucht darstellten. Aber auch Motley konnte trotz  seiner Gerissenheit die Drachen nicht umgehen und als sie in eine weitere Gasse einbogen stand auch diese bereits in Flammen. Sie alle blieben abrupt stehen, ihre Gesichter brannten von der Hitze und sie zogen sich zurück.

      Duncan, in Schweiß gebadet, schaute zu Motley und dieses Mal konnte er keinen Trost darin finden, da auch Motley sich nun mit panischem Gesichtsausdruck suchend in alle Richtungen drehte.

      „Hier entlang!” sagte Motley schließlich.

      Er drehte sich um und führte sie eine weitere Straße hinunter, sie duckten sich genau in dem Moment unter einem Steinbogen hindurch, als ein Drache direkt vor ihnen den Platz, auf dem sie gerade noch gestanden hatten, in Brand setzte.

      Während sie rannten tat es Duncan in der Seele weh zu sehen, wie diese großartige Stadt zerstört wurde, dieser Ort den er einst geliebt und verteidigt hatte.  Er konnte nicht anders, er hatte das Gefühl, dass Escalon nie wieder zu seinem früheren Glanz zurückfinden würde und dass sein Heimatland für immer zerstört war.

      Ein Schrei ertönte. Duncan schaute über seine Schulter zurück und sah dutzende von pandesischen Soldaten, die sie entdeckt hatten. Sie verfolgten sie, kamen immer näher und Duncan wussten, dass sie sie nicht besiegen – und sie auch nicht abhängen konnten.  Der Stadtausgang war immer noch weit und ihre Zeit war abgelaufen.

      Auf einmal ertönte ein lautes Krachen – Duncan schaute nach oben und sah wie ein Drache den Glockenturm mit seinen Krallen zerstörte.

      „Vorsicht!” schrie er.

      Er griff nach vorne und zog Aidan und die anderen, kurz bevor die Brocken des Turmes genau neben ihnen einschlugen, aus dem Weg. Ein riesiges Stück landete mit einem ohrenbetäubenden Schlag direkt hinter ihm und wirbelte eine riesige Staubwolke auf.

      Aidan sah voller Schock und Dankbarkeit zu seinem Vater hoch und Duncan war glücklich, dass er zumindest das Leben seines Sohnes gerettet hatte.

      Duncan hörte gedämpfte Schreie, drehte sich um und realisierte voller Dankbarkeit, dass der heruntergefallene Schutt den Weg der Soldaten blockiert hatte.

      Sie rannten weiter. Duncan hatte Schwierigkeiten mitzuhalten, die Erschöpfung und die Verletzungen seiner Gefangenschafft nagten an ihm; er war immer noch unterernährt, verwundet und geschlagen und jeder Schritt war eine schmerzhafte Anstrengung. Dennoch zwang er sich weiter zu machen und wenn es auch nur dafür war um sicherzustellen, dass sein Sohn und seine Freunde überlebten. Er konnte sie nicht enttäuschen.

      Sie bogen an einer engen Biegung ab und erreichten eine Weggabelung. Sie blieben stehen und schauten zu Motley.

      „Wir müssen raus aus der Stadt!” schrie Cassandra frustriert Motley an. „Und du hast keine Ahnung wohin du läufst!”

      Motley sah nach links und dann nach rechts und war offensichtlich verblüfft:

      „Es gab hier die Straße hinunter ein Freudenhaus”, sagte er und schaute nach rechts. „Es führt aus der Stadt raus.”

      „Ein Freudenhaus?“ zischte Cassandra. „Schöne Gesellschaft suchst du dir.“

      „Mir ist es egal, was für Gesellschaft du hast“, fügte Anvin zu, „solange es uns hier rausbringt.“

      „Lasst uns nur hoffen, dass es nicht versperrt ist“, fügte Aidan hinzu.

      „Lasst uns gehen!“ schrie Duncan,

      Motley fing wieder an zu rennen und bog rechts ab. Er war untrainiert und keuchte.

      Sie bogen ab und folgten Motley. Ihre ganze Hoffnung lag auf ihm, während er durch die Hinterstraßen der Hauptstadt rannte.

      Wieder und wieder bogen sie ab und endlich kamen sie zu einem niedrigen, steinernen Torbogen. Sie duckten sich alle und rannten hindurch. Als sie auf der anderen Seite wieder auftauchten war Duncan erleichtert ihn offen vorzufinden. Aufgeregt stellte er fest, dass die Tore Andros nur einige hundert Meter entfernt und die offenen Ebenen und die Wüste dahinter lagen. Genau hinter dem Tor standen dutzende von pandesischen Pferden angebunden, die von ihren toten Reitern verlassen worden waren.

      Motley grinste.

      „Ich habe es euch gesagt“, sagte er.

      Duncan rannte mit den anderen, gewann an Geschwindigkeit und fühlte sich fast wieder in seiner alten Form. Ein neuer Hoffnungsschimmer erfüllte ihn – als auf einmal ein Schrei ertönte, der in seine Seele stach.

      Er blieb stehen und lauschte.

      „Wartet!“ schrie er den anderen zu.

      Sie alle blieben stehen und sahen zum ihm zurück, so als ob er wahnsinnig war.

      Duncan stand dort und wartete. War es möglich? Er hätte schwören können die Stimme seiner Tochter gehört zu haben. Kyra. Hörte er Dinge?

      Natürlich musste er es sich eingebildet haben. Wie konnte sie denn auch hier in Andros sein? Sie war weit weg von hier, auf der anderen Seite von Escalon, sicher im Turm von Ur.

      Und doch konnte er sich nicht überwinden zu gehen, nachdem er es gehört hatte.

      Er stand dort, erstarrt, wartete und dann hörte er es wieder. Ihm standen die Haare zu Berge. Dieses Mal war er sicher. Es war Kyra.

      „Kyra!“ sagte er laut mit großen Augen.

      Ohne weiter darüber nachzudenken drehte er den anderen und dem Ausgang den Rücken zu und rannte zurück in die brennende Stadt.

      „Wo gehst du hin?“ schrie Motley ihm hinterher.

      „Kyra ist hier!“ schrie er und rannte weiter. „Und sie ist in Gefahr!“

      „Bist du verrückt?“ sagte Motley, holte auf und ergriff seine Schulter. „Du rennst in den sicheren Tod!“

      Aber Duncan schob entschlossen Motleys Hand von seiner Schulter und rannte weiter.

      „Ein sicherer Tod“, antwortete er, „wäre es meiner Tochter, die ich liebe, den Rücken zu kehren.“

      Duncan blieb nicht stehen als er allein in eine Gasse eintauchte und zurück in Richtung Tod, in Richtung der brennenden Stadt rannte. Er wusste, dass es seinen Tod bedeutete und es war ihm egal, solange er Kyra noch einmal sehen konnte.

      Kyra, dachte er. Warte auf mich.

      KAPITEL FÜNF

      Der heiligste und höchste Ra saß auf seinem goldenen Thron inmitten der Hauptstadt Andros. Er schaute auf den Saal voller Generäle, Sklaven und Bittsteller und presste seine Handflächen verstimmt in die Arme des Throns. Er wusste, er sollte sich siegreich und erfüllt fühlen, nach allem, was er erreicht hatte. Denn Escalon war der letzte Verweigerer des Friedens in der Welt gewesen, der letzte Ort in seinem ganzen Reich, der noch nicht völlig von ihm unterworfen worden war und in den letzten Tagen hatte er es geschafft seine Streitmächte durch die glorreichsten Straßen aller Zeiten zu führen. Er schloss seine Augen und lächelte, wieder rief er sich das Bild ins Gedächtnis als sie das südliche Tor ungehindert überrannten und die ganzen Städte im südlichen Escalon ausrotteten und einen Pfad der Zerstörung Richtung Norden den ganzen Weg bis zur Hauptstadt einbrannten. Er grinste als ihm klar wurde, dass dieses Land, einst so schön, nun ein riesiges Grab war.

      Dem


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