Schwur des Ruhms . Морган Райс

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Schwur des Ruhms  - Морган Райс


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Rückenwind, der ihnen half, weiter an Geschwindigkeit zuzulegen.

      Sie hielten Ausschau und fragten sich, was wohl vor ihnen lag. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie wieder Land erreichen würden, das Land des Empire, und was sie dort erwarten würde. Er fragte sich, wie sie das Schwert finden sollten, und wie dieses Abenteuer enden würde. Er wusste, dass die Chancen schlecht standen und doch freute er sich darüber, endlich auf der Reise zu sein, war glücklich, dass sie es bis hierhin geschafft hatten und begierig darauf, das Schwert zurück zu holen.

      „Was wenn es nicht da ist?“, Reece schien seine Gedanken gelesen zu haben.

      Thor sah ihn an.

      „Das Schwert.”, fügte Reece hinzu. „Was ist, wenn es nicht da ist? Oder verloren? Oder zerstört? Oder wenn wir es einfach nicht finden können? Immerhin ist das Empire ist riesig!“

      „Oder was, wenn das Empire herausgefunden hat, wie man es anwendet?“, fragte Elden mit seiner tiefen Stimme.

      „Was wenn wir es finden, aber nicht zurück bringen können?“, wollte Conven wissen.

      Sie standen da und das, was vor ihnen lag, lastete wie ein Meer unbeantworteter Fragen schwer auf ihren Schultern. Thor wusste, das diese Mission Wahnsinn war.

      Blanker Wahnsinn.

      KAPITEL VIER

      Gareth ging auf den Steinboden des Arbeitszimmers seines Vaters auf und ab – eine kleine Kammer im obersten Stockwerk des Schlosses, die sein Vater sehr geschätzt hatte – und nahm sie Stück für Stück auseinander.

      Gareth ging von Bücherregal zu Bücherregal, zerrte wertvolle Bände heraus, uralte ledergebundene Bücher, die seit Generationen im Besitz seiner Familie waren, riss die Einbände herunter und zerriss die Seiten in kleine Stückchen. Wenn er sie in die Luft warf, fielen sie wie Schneeflocken auf seinen Kopf herab, blieben an seinem Körper hängen und am Sabber, der seine Wangen hinunterlief. Er war fest entschlossen, jedes einzelne Buch in dieser Kammer, die sein Vater so sehr geliebt hatte, zu zerreißen – einen Band nach dem anderen.

      Gareth ging zum Tisch in der Ecke, griff nach dem Rest seiner Opiumpfeife, und zog mit zitternden Händen fest daran. Er brauchte ihre Wirkung jetzt mehr denn je. Er war abhängig, rauchte sie, wann immer es ging, in der festen Überzeugung, damit die Bilder von seinem Vater, die ihn zunächst in seinen Träumen und nun selbst im Wachzustand verfolgten, vertreiben zu können.

      Als Gareth die Pfeife absetzte, sah er seinen Vater als verwesende Leiche vor sich stehen. Jedes Mal war der Leichnam mehr verwest, mehr Skelett als Fleisch; Gareth wandte sich von dem entsetzlichen Anblick ab.

      Gareth hatte die Vision sonst immer angegriffen – doch er hatte gelernt, dass das nichts half. Jetzt wandte er einfach seinen Kopf ab, immer wieder, bemüht wegzuschauen. Es war immer das gleiche: Sein Vater trug eine rostige Krone, sein Mund war geöffnet, und seine toten Augen starrten ihn missbilligend an. Dabei zeigte er anklagend mit dem Finger auf ihn. Es war ein furchtbarer Anblick und Gareth fühlte, dass seine Tage gezählt waren, fühlte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er ihm Gesellschaft leisten würde. Er hasste ihn zu sehen mehr als alles andere. Wenn der Mord an seinem Vater etwas Gutes an sich gehabt hatte, dann war es, dass er sein Gesicht nie wieder würde sehen müssen. Doch ironischer Weise sah er ihn nun mehr denn je. Gareth fuhr herum und warf die Opiumpfeife nach der Erscheinung, in der Hoffnung, sie schnell genug werfen zu können, um ihn vielleicht zu treffen. Doch die Pfeife flog lediglich durch die Luft und zerbrach an der Wand.

      Sein Vater stand immer noch da und starrte ihn zornig an.

      „Die Drogen werden dir nicht helfen“, schalt sein Vater ihn.

      Gareth konnte es nicht länger aushalten. Er stürzte sich auf die Erscheinung, mit ausgestreckten Händen sprang er vor, um das Gesicht seines Vaters zu zerkratzen; doch wie jedes Mal, segelte er durch nichts als Luft und stolperte durch den Raum, dieses Mal um hart auf dem hölzernen Schreibtisch seines Vaters aufzuschlagen und ihn laut polternd umzureißen während er fiel.

      Gareth fiel zu Boden, erschöpft und außer Atem und sah, dass er sich den Arm aufgerissen hatte. Blut tropfte von seinem Hemd, und er sah daran herab und stellte fest, dass er immer noch das gleiche Hemd trug, in dem er schon seit Tagen geschlafen hatte. Tatsächlich hatte er es schon seit Wochen nicht mehr gewechselt. Er sah sich im Spiegel und sah wie zerzaus sein Haar war; Er sah wie ein gemeiner Raufbold aus. Ein Teil von ihm konnte kaum glauben, dass er so tief gesunken war. Doch einem anderen Teil war das vollkommen gleich. Das einzige, was in ihm übrig war, war der brennende Wunsch, zu zerstören – und zwar jedes noch so kleine Überbleibsel von allem, was seinen Vater einst ausgemacht hatte. Er hätte am liebsten dieses Schloss dem Erdboden gleich gemacht und ganz King’s Court gleich mit ihm. Es wäre seine Rache für die Behandlung, die er als Kind hatte ertragen müssen. Die Erinnerungen daran stachen ihn wie ein Dorn, den er nicht herausziehen konnte.

      Die Türe zum Arbeitszimmer seines Vaters stand weit offen, und einer von Gareths Dienern kam hereingeeilt und sah ängstlich auf ihn herab.

      „Mein König.“, sagte der Diener, „Ich habe ein lautes Krachen gehört. Seid Ihr unverletzt? Mylord! Ihr blutet ja!”

      Gareth sah voller Hass zu dem Jungen auf. Er versuchte auf die Füße zu kommen um nach ihm zu schlagen, doch er rutschte auf irgendetwas aus und fiel zu Boden. Er war immer noch desorientiert vom letzten Zug an seiner Opiumpfeife.

      „Mein König, ich werde Euch helfen!“

      Der Junge griff nach Gareths Arm, der viel zu dünn war, kaum mehr als Haut und Knochen. Doch Gareth hatte immer noch Kraft, und als der Junge seinen Arm berührte, stieß er ihn weg, und schickte ihn stolpernd auf die gegenüberliegende Seite der Kammer.

      „Wage es, mich noch einmal anzufassen, und ich werde dir die Hände abhacken!“ zischte Gareth. Der Junge zog sich ängstlich zurück, und während er das tat, betrat ein weiterer Diener den Raum, begleitet von einem älteren Mann, den Gareth vage kannte. Irgendwoher kannte er ihn – doch er konnte ihn nicht zuordnen.

      „Mein König“, hörte er eine alte, harsche Stimme sagen. „Wir haben auf Euch den halben Tag lang in der Ratskammer gewartet. Die Ratsmitglieder können nicht länger warten. Es gibt dringende Neuigkeiten, die sie mit euch teilen müssen, bevor der Tag vorüber ist. Kommt Ihr?“

      Gareth kniff die Augen zusammen, versuchte zu erkennen, wer er war. Er erinnerte sich schwach daran, dass er seinem Vater gedient hatte. Die Ratskammer… Die Sitzung… Alles schwirrte in seinem Kopf.

      „Wer bist du?“, fragte Gareth.

      „Mein König, ich bin Aberthol. Der vertraute Berater Eures Vaters.“, sagte er und kam näher.

      Langsam erinnerte er sich. Aberthol. Der Rat. Die Sitzung. Gareths Gedanken drehten sich, sein Kopf schmerzte. Er wollte am liebsten alleine sein.

      „Verlasst mich!“, fauchte er. „Ich werde kommen.“

      Aberthol nickte, verließ zusammen mit dem Diener eilig die Kammer und schloss die Türe hinter sich.

      Gareth kniete da, hielt den Kopf in seine Hände gestützt und versuchte zu denken, sich zu erinnern. Es war alles so viel. Stück für Stück kamen seine Erinnerungen zurück. Der Schild war zusammengebrochen; das Empire griff an; die Hälfte seines Hofes hatte ihn verlassen; seine Schwester hatte sie weggeführt; nach Silesia… Gwendolyn… Das war es. Das war es, woran er sich versucht hatte zu erinnern.

      Gwendolyn. Er hasste sie mit einer Leidenschaft, die er nicht in Worte fassen konnte. Er wollte sie töten. Jetzt noch mehr als zuvor. Er musste sie töten. Alle seine Probleme kamen von ihr. Er würde einen Weg finden, sie zurückzubringen, selbst wenn er beim dem Versuch sterben sollte. Und danach würde er seine anderen Geschwister umbringen.

      Bei diesem Gedanken begann Gareth, sich besser zu fühlen.

      Mit größter Anstrengung gelang


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