Festmahl der Drachen . Морган Райс

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Festmahl der Drachen  - Морган Райс


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setzte ihn auf eine der leerstehenden Bänke.

      „Du hast mir das Geschäft für den ganzen Abend ruiniert“, beklagte sich der Wirt. „Dafür wirst du bezahlen.“

      Der Herzog trat vor und zog ihm den Handrücken übers Gesicht.

      „Ich kann dich dafür hinrichten lassen, dass du die Hand gegen diesen Mann erhoben hast“, schalt der Herzog. „Weißt du nicht, wer er ist? Dies ist Erec, der beste Ritter des Königs, der Kämpe der Silbernen. Wenn er so will, kann er dich selbst töten, jetzt gleich.“

      Der Wirt blickte zu Erec hoch, und zum ersten Mal zog echte Angst über sein Gesicht. Er bebte nahezu auf seinem Sitz.

      „Ich hatte keine Ahnung. Ihr habt Euch nicht angekündigt.“

      „Wo ist sie?“, forderte Erec ungeduldig.

      „Sie ist hinten und schrubbt die Küche. Was wollt Ihr von ihr? Hat sie etwas von Euch gestohlen? Sie ist nichts weiter als eine Schuldmagd, eine Dienerin.“

      Erec zog seinen Dolch und hielt ihn dem Mann an die Kehle.

      „Nenne sie noch einmal ‚Dienerin‘“, warnte Erec, „und du kannst dir sicher sein, ich schneide dir die Kehle durch. Verstehst du das?“, fragte er hart, während er die Klinge in die Haut des Mannes drückte.

      Die Augen des Mannes füllten sich mit Tränen, und er nickte langsam.

      „Bring sie her, und mach schnell“, befahl Erec und riss ihn auf die Beine, und versetzte ihm einen Stoß, der ihn quer durch den Raum schubste, auf die Hintertür zu.

      Als der Wirt draußen war, hörte man das Klirren von Töpfen hinter der Tür, gedämpftes Schreien, und dann, wenige Augenblicke später, öffnete sich die Tür und heraus traten mehrere Frauen, in Lumpen, Kittel und Hauben gekleidet, von Küchenschmutz bedeckt. Es waren drei ältere Frauen um die sechzig, und für einen Moment fragte sich Erec, ob der Wirt wusste, von wem er gesprochen hatte.

      Und dann trat sie heraus—und Erecs Herz blieb ihm in der Brust stehen.

      Er konnte kaum atmen. Sie war es.

      Sie trug eine Schürze, die mit Fettflecken übersät war, und hatte ihren Kopf tief gesenkt, zu beschämt, um hochzublicken. Ihr Haar war hochgebunden, von einem Tuch bedeckt, ihre Wangen klebten vor Dreck—und doch war Erec von ihr absolut hingerissen. Ihre Haut war so jung, so perfekt. Sie hatte hohe, feine Wangenknochen, eine kleine, sommersprossige Nase und volle Lippen. Sie hatte eine hohe, adelige Stirn, und ihr wunderschönes blondes Haar lugte unter der Haube hervor.

      Sie blickte zu ihm hoch, nur einen kurzen Augenblick lang, und ihre großen, wunderschönen mandelgrünen Augen, die mit dem Licht die Farbe änderten, erst kristallblau und dann wieder zurück, fesselten ihn an Ort und Stelle. Er stellte überrascht fest, dass er jetzt sogar noch faszinierter von ihr war als zuvor, als er ihr zum ersten Mal begegnete.

      Hinter ihr kam der Wirt hervor, mürrisch, immer noch Blut von seiner Nase wischend. Das Mädchen trat zaghaft vor, umringt von diesen älteren Damen, auf Erec zu und knickste, als sie nahe war. Erec erhob sich vor ihr, und einige Gefolgsleute des Herzogs taten es ihm nach.

      „Mein Herr“, sagte sie mit sanfter, süßer Stimme, die Erecs Herz erfüllte. „Bitte sagt mir, was ich getan habe, um Euch zu kränken. Ich weiß nicht, was es ist, doch es tut mir leid; was immer ich getan habe, um das Erscheinen des Herzogshofs zu begründen.“

      Erec lächelte. Ihre Worte, ihre Sprache, der Klang ihrer Stimme—all das erfrischte ihn. Er wollte nicht, dass sie je wieder zu sprechen aufhörte.

      Erec hob seine Hand, um ihr Kinn zu berühren und es hochzuheben, bis ihre sanften Augen die seinen trafen. Sein Herz raste, als er ihr in die Augen blickte. Es war, als würde er im tiefblauen Meer versinken.

      „Meine Dame, Ihr habt nichts Kränkendes getan. Ich glaube nicht, dass Ihr je in der Lage wärt, zu kränken. Ich komme nicht im Ärger—sondern aus Liebe. Seit ich Euch erblickte, konnte ich an nichts anderes mehr denken.“

      Das Mädchen wirkte aus der Fassung gebracht, und sie ließ augenblicklich ihren Blick zu Boden sinken und blinzelte einige Male. Sie rang ihre Hände und sah nervös aus, überwältigt. Sie war eindeutig nicht an das hier gewöhnt.

      „Ich bitte Euch, meine Dame. Verratet mir Euren Namen.“

      „Alistair“, antwortete sie demütig.

      „Alistair“, wiederholte Erec überwältigt. Es war der schönste Name, den er je vernommen hatte.

      „Doch weiß ich nicht, was es Euch nützt, ihn zu kennen“, fügte sie leise hinzu, immer noch zu Boden blickend. „Ihr seid ein hoher Herr. Ich bin nichts als eine Dienstmagd.“

      „Sie ist genauer gesagt meine Dienstmagd“, sagte der Wirt garstig, während er vortrat. „Sie steht in meiner Schuld. Sie hat vor Jahren den Vertrag unterschrieben. Für sieben Jahre hat sie sich verpflichtet. Im Gegenzug gebe ich ihr Kost und Logis. Sie ist im dritten Jahr. Ihr seht also, dies ist alles Zeitverschwendung. Sie gehört mir. Sie ist mein Eigentum. Die hier nehmt Ihr nicht mit. Sie gehört mir. Versteht Ihr das?“

      Erec verspürte einen Hass auf diesen Wirten jenseits von allem, was er je für einen Menschen empfunden hatte. Er war beinahe geneigt, sein Schwert zu ziehen, ihn ins Herz zu stechen und es hinter sich zu bringen. Doch so sehr der Mann es auch vielleicht verdient hätte, wollte Erec nicht das Königliche Recht brechen. Immerhin sprachen seine Handlungen direkt für den König.

      „Das Königliche Recht ist das Königliche Recht“, sagte Erec mit fester Stimme zu dem Mann. „Ich habe nicht vor, es zu brechen. Wie dem auch sei, morgen beginnen die Turniere. Und ich bin berechtigt, wie jeder Mann, mir eine Braut zu wählen. Und es soll hier und jetzt bekannt sein, dass ich Alistair wähle.“

      Ein Raunen zog durch den Raum, während alle einander schockierte Blicke zuwarfen.

      „Das heißt“, fügte Erec hinzu, „wenn sie zustimmt.“

      Erec blickte mit pochendem Herzen zu Alistair, die ihr Gesicht weiter zu Boden gesenkt hielt. Er konnte sehen, wie sie errötete.

      „Stimmt Ihr zu, meine Dame?“, fragte er.

      Das Zimmer wurde still.

      „Mein Herr“, sagte sie leise, „Ihr wisst nichts darüber, wer ich bin, woher ich komme, warum ich hier bin. Und ich fürchte, dies sind Dinge, die ich Euch nicht verraten kann.“

      Erec starrte verwirrt zurück.

      „Warum könnt Ihr mir das nicht sagen?“

      „Ich habe niemandem davon erzählt, seit meiner Ankunft. Ich legte einen Eid ab.“

      „Aber warum?“, drängte er, überaus neugierig.

      Doch Alistair hielt nur ihr Gesicht gesenkt und schwieg.

      „Es ist wahr“, fügte eine der Dienerinnen hinzu. „Die da hat uns nie erzählt, wer sie ist. Oder warum sie hier ist. Sie weigert sich. Wir versuchen es seit Jahren.“

      Erec fand sie zutiefst rätselhaft—doch das machte sie nur umso geheimnisvoller.

      „Wenn ich nicht wissen darf, wer Ihr seid, so sei es“, sagte Erec. „Ich respektiere Euren Eid. Doch das wird meine Zuneigung zu Euch nicht ändern. Meine Dame, wer immer Ihr seid, sollte ich dieses Turnier gewinnen, so werde ich Euch als meinen Preis wählen. Euch, aus allen Frauen in diesem gesamten Königreich. Ich frage Euch erneut: stimmt Ihr zu?“

      Alistair hielt ihren Blick fest zu Boden gerichtet, und Erec sah, wie Tränen über ihre Wangen strömten.

      Plötzlich kehrte sie um und rannte aus dem Zimmer hinaus, die Tür hinter sich zuziehend.

      Erec stand mit den anderen in verdutztem Schweigen. Er wusste kaum, wie er ihre Reaktion messen sollte.


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