Festmahl der Drachen . Морган Райс

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Festmahl der Drachen  - Морган Райс


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hinauswollte.

      „Dein Volk weiß nun, was ich immer schon gewusst habe: dass du ein Versager bist. Dass du nicht der Auserwählte bist. Herzlichen Glückwunsch. Zumindest ist es hiermit offiziell.“

      Er blickte sie erzürnt an.

      „Mein Vater ist ebenso gescheitert, das Schwert zu ziehen. Das hielt ihn nicht davon ab, erfolgreich als König zu regieren.“

      „Aber es hat sich auf sein Königtum ausgewirkt“, schnappte sie zurück. „Auf jeden Augenblick davon.“

      „Wenn du so unglücklich bist mit meinen Unfähigkeiten“, fauchte Gareth, „warum verschwindest du nicht einfach von hier? Verlass mich! Verlass unseren Scherz von einer Ehe. Ich bin jetzt König. Ich brauche dich nicht länger.“

      „Gut, dass du diesen Punkt zur Sprache bringst“, sagte sie, „denn genau das ist der Grund meines Besuches. Ich möchte, dass du unsere Ehe offiziell beendest. Ich will eine Scheidung. Da ist ein Mann, den ich liebe. Ein richtiger Mann. Einer deiner Ritter, genauer gesagt. Er ist ein Krieger. Wir sind verliebt, es ist wahre Liebe. Anders als jede Liebe, die ich je kannte. Lass dich von mir scheiden, damit ich diese Affäre nicht länger verheimlichen muss. Ich möchte, dass unsere Liebe öffentlich sein kann. Und ich will mich mit ihm verheiraten.“

      Gareth starrte sie schockiert an. Er fühlte sich ausgehöhlt, als wäre ein Dolch in sein Herz gestoßen worden. Warum musste Helena auftauchen? Warum ausgerechnet jetzt? Es war zu viel für ihn. Es fühlte sich an, als würde die Welt ihn treten, während er am Boden lag.

      Zu seiner Überraschung musste Gareth feststellen, dass er doch tiefe Gefühle für Helena hegte, denn als er von ihren eigenen Lippen hörte, dass sie eine Scheidung wollte, passierte etwas in ihm. Es störte ihn. Trotz allem wurde ihm dadurch klar, dass er keine Scheidung von ihr wollte. Wenn es von ihm ausging, war das eine Sache; doch wenn es von ihr ausging, war das etwas anderes. Er wollte nicht, dass sie bekam, was sie wollte, und schon gar nicht so einfach.

      Vor allem aber fragte er sich, wie eine Scheidung sein Königtum beeinflussen würde. Ein geschiedener König würde zu viele Fragen aufwerfen. Und trotz allem verspürte er Eifersucht gegenüber diesem Ritter. Und war gekränkt darüber, wie sie ihm seine mangelnde Männlichkeit unter die Nase rieb. Er wollte Rache üben. An ihnen beiden.

      „Das kannst du nicht haben“, schnappte er. „Du bist an mich gebunden. Du steckst für immer fest als meine Ehefrau. Ich werde dich nie gehen lassen. Und sollte ich diesem Ritter je begegnen, mit dem du mich betrügst, werde ich ihn foltern und hinrichten lassen.“

      Helena fauchte ihn an.

      „Ich bin nicht deine Ehefrau! Du bist nicht mein Ehemann. Du bist kein Mann. Unsere Verbindung ist unheilig. Das war sie von dem Tag an, an dem sie geknüpft wurde. Es war eine arrangierte Partnerschaft für Machtzwecke. Die ganze Sache ekelt mich an—hat sie schon immer. Und es hat meine einzige Möglichkeit ruiniert, wirklich verheiratet zu sein.“

      Sie keuchte vor aufsteigender Wut.

      „Du wirst mir diese Scheidung geben, oder ich werde vor dem gesamten Königreich enthüllen, was für eine Art Mann du wirklich bist. Du entscheidest.“

      Mit diesen Worten drehte ihm Helena den Rücken und marschierte durch den Raum und zur offen Tür hinaus, die sie einfach hinter sich offen stehen ließ.

      Gareth stand alleine in dem steinernen Gemach, lauschte dem Echo ihrer Schritte und spürte einen kalten Schauer durch seinen Körper ziehen, den er nicht abschütteln konnte. Gab es noch irgendetwas Handfestes, an das er sich halten konnte?

      Während Gareth bebend dastand und die offene Tür anstarrte, kam zu seiner Überraschung eine weitere Gestalt durch sie herein. Er hatte kaum Zeit gehabt, seine Unterhaltung mit Helena zu verdauen, alle ihre Drohungen zu verarbeiten, als ein allzu vertrautes Gesicht hereinspazierte. Firth. Der übliche Sprung in seinem Schritt fehlte, als er zaghaft ins Zimmer trat, mit einem schuldbewussten Ausdruck auf dem Gesicht.

      „Gareth?“, fragte er mit unsicherer Stimme.

      Firth starrte ihn mit weiten Augen an, und Gareth konnte sehen, wie schlecht er sich fühlte. Er sollte sich auch schlecht fühlen, dachte Gareth. Immerhin war es Firth gewesen, der es ihm in den Kopf gesetzt hatte, das Schwert zu ziehen; der ihn schlussendlich davon überzeugt hatte; der ihn glauben gemacht hatte, dass er mehr war, als er war. Ohne Firths Einflüsterungen, wer weiß? Vielleicht hätte Gareth nie versucht, es zu ziehen.

      Gareth wandte sich ihm brodelnd zu. In Firth hatte er endlich etwas gefunden, an dem er seine gesamte Wut auslassen konnte. Immerhin war Firth derjenige gewesen, der seinen Vater getötet hatte. Es war Firth, dieser dämliche Stalljunge, der ihn überhaupt in dieses ganze Schlamassel gebracht hatte. Nun war er nichts als ein weiterer gescheiterter Nachfolger in der MacGil-Linie.

      „Ich hasse dich“, brodelte Gareth. „Was habe ich jetzt von deinen Versprechungen? Was habe ich von deinem Vertrauen, dass ich das Schwert ziehen kann?“

      Firth schluckte und blickte nervös drein. Er war sprachlos. Es war deutlich, dass er nichts zu sagen hatte.

      „Es tut mir leid, mein Herr“, sagte er. „Ich habe mich geirrt.“

      „Du hast dich in vielen Dingen geirrt“, schnappte Gareth.

      In der Tat, je mehr Gareth darüber nachdachte, umso klarer wurde ihm, wie sehr sich Firth geirrt hatte. Tatsächlich, wenn Firth nicht gewesen wäre, wäre sein Vater heute noch am Leben—und Gareth würde nicht in diesem Schlamassel stecken. Das Gewicht des Königtums würde nicht auf seinem Haupt lasten, all diese Dinge würden nicht so schieflaufen. Gareth sehnte sich nach einfacheren Tagen, als er nicht König war; als sein Vater noch lebte. Er verspürte ein plötzliches Verlangen, dass alles wieder so wäre, wie es früher war. Aber das konnte er nicht. Und Firth war an allem schuld.

      „Was tust du hier?“, drängte Gareth.

      Firth räusperte sich, sichtlich nervös.

      „Ich hörte...Gerüchte...Getuschel unter den Dienern. Mir ist zu Ohren gekommen, dass dein Bruder und deine Schwester Fragen stellen. Sie wurden im Dienstbotenquartier gesichtet. Wo sie den Abfluss nach der Mordwaffe durchsuchten. Dem Dolch, mit dem ich deinen Vater erstochen habe.“

      Gareths Körper wurde bei diesen Worten eiskalt. Er war vor Schock und Furcht erstarrt. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden?

      Er räusperte sich.

      „Und was haben sie gefunden?“, fragte er mit trockener Kehle, aus der er die Worte kaum herausbrachte.

      Firth schüttelte den Kopf.

      „Das weiß ich nicht, mein Herr. Ich weiß nur, dass sie etwas verdächtig finden.“

      Gareth verspürte einen neu aufwallenden Hass auf Firth, von einer Kraft, die er nicht für möglich gehalten hatte. Wenn er nicht so ein Tollpatsch wäre, wenn er die Waffe ordentlich entsorgt hätte, wäre er jetzt nicht in dieser Lage. Firth hatte ihm eine Schwachstelle hinterlassen.

      „Ich werde dies nur einmal sagen“, sagte Gareth, näherte sich Firth, bis sie Gesicht an Gesicht standen, und warf ihm den härtesten Blick zu, den er aufbringen konnte. „Ich will dein Gesicht nie wieder sehen. Verstehst du mich? Verlasse meine Gegenwart und komm nie wieder zurück. Ich werde dir einen Posten weit weg von hier zuweisen. Und wenn du je wieder einen Fuß in diese Burg setzt, versichere ich dir, ich werde dich verhaften lassen.

      UND JETZT RAUS!“, kreischte Gareth.

      Mit Tränen in den Augen rannte Firth aus dem Zimmer. Seine Schritte hallten ihm lange nach, als er durch den Korridor davonlief.

      Gareths Gedanken trieben zurück zum Schwert, zu seinem misslungenen Versuch. Er wurde das Gefühl nicht los, dass er ein großes Unglück für sich selbst in Bewegung gesetzt hatte. Er fühlte sich, als hätte er sich gerade selbst eine Klippe hinuntergestoßen und würde von diesem Zeitpunkt an nur seinen


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