Agent Null . Джек Марс

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Agent Null  - Джек Марс


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Ausmaß seiner Situation klar wurde. Er war zu dem Treffen mit der Absicht gegangen, Informationen darüber, was vor sich ging, zu erhalten – nicht nur mit ihm, sondern auch mit all dem Gerede über Pläne und Scheichs und fremde Städte. Er war auf seiner Suche nach einer Quelle mit Yuri und den zwei Schlägertypen ins Auto gestiegen. Er hatte ihnen erlaubt, ihn aus dem Land und mitten hinein in eine dicht bewaldete Region zu bringen und nun befanden sie sich hinter einem hohen, bewachten Tor mit Eisenspitzen. Er hatte keine Ahnung, wie er hier herauskommen sollte, wenn irgendetwas schiefging.

      Entspann dich. Du hast so etwas schon mal gemacht.

      Nein, das habe ich nicht!, dachte er verzweifelt. Ich bin ein Universitätsprofessor aus New York. Ich weiß nicht, was ich tue. Warum habe ich das gemacht? Meine Mädchen …

      Gib einfach nach. Du wirst wissen, was zu tun ist.

      Reid atmete tief durch, aber es half nicht seine Nerven zu beruhigen. Er spähte aus dem Fenster. In der Dunkelheit konnte er die Umgebung kaum erkennen. Hinter dem Tor gab es keine Bäume, sondern reihenweise stämmige Reben, die sich durch hüfthohe Gitterwerke wanden und rankten … es war ein Weingut. Ob es wirklich ein Weingut war oder nur die Fassade, darüber war er sich nicht sicher, aber es war zumindest etwas Erkennbares, etwas, das man von einem Hubschrauber oder einer Drohne aus sehen konnte, wenn man darüber flog.

      Gut. Das wird später nützlich sein.

      Wenn es ein später gibt.

      Der Geländewagen fuhr für einen weiteren Kilometer langsam über die Schotterstraße, bis der Weinanbau endete. Vor ihnen lag ein palastartiges Anwesen, quasi ein Schloss, aus grauem Stein mit gewölbten Fenstern und Efeu, der die Südfassade hinauf rankte. Für den Bruchteil einer Sekunde wusste Reid die Schönheit der Architektur zu schätzen; das Schloss war wahrscheinlich zweihundert Jahre alt, vielleicht sogar noch älter. Aber auch hier hielten sie nicht an; stattdessen fuhr das Auto um das Anwesen herum und dahinter weiter. Nach einem weiteren knappen Kilometer erreichten sie ein kleines Grundstück und der Fahrer schaltete den Motor aus.

      Sie waren angekommen. Aber wo sie angekommen waren, das wusste er nicht.

      Die Schlägertypen stiegen zuerst aus, gefolgt von Reid und danach Yuri. Die bittere Kälte nahm ihm den Atem. Er biss die Zähne zusammen, damit sie nicht klapperten. Den beiden großen Begleitern schien die Kälte nichts auszumachen.

      Ungefähr vierzig Meter vor ihnen stand ein großes, gedrungenes Gebäude, zwei Etagen hoch und mehrere Male so breit; fensterlos und aus gewelltem Stahl, der beige lackiert war. Eine Art Produktionsstätte, dachte Reid – vielleicht für die Verarbeitung von Wein. Aber er bezweifelte es.

      Yuri stöhnte, als er seine Glieder streckte. Dann grinste er Reid an. „Ben, ich weiß, wir sind inzwischen gute Freunde, aber dennoch …“ Er zog ein schmales Stück schwarzen Stoffes aus seiner Jackentasche. „Ich muss darauf bestehen.“

      Reid nickte einmal kurz. Welche Wahl hatte er denn? Er drehte sich um, sodass Yuri die Augenbinde über seine Augen legen konnte. Eine kräftige, fleischige Hand griff seinen Oberarm – zweifellos einer der Schlägertypen.

      „Also los“, sagte Yuri, „weiter zu Otets.“ Die starke Hand zog ihn vorwärts und führte ihn in die Richtung der Stahlkonstruktion. Er fühlte eine weitere Schulter, die auf der anderen Seite gegen ihn drückte; die beiden großen Schlägertypen hatten ihn in ihre Mitte genommen.

      Reid atmete gleichmäßig durch seine Nase und versuchte sein Bestes, ruhig zu bleiben. Höre zu, sagte die Stimme in seinem Kopf.

      Ich höre zu.

      Nein, höre zu. Höre zu und gib nach.

      Jemand klopfte dreimal an eine Tür. Der Klang war dumpf und hohl, wie der einer Basstrommel. Obwohl er nichts sehen konnte, stellte sich Reid in seinen Gedanken vor, wie Yuri mit der flachen Faust gegen die schwarze schwere Stahltür schlug.

      Ein Riegel wurde zur Seite geschoben. Ein Schwall warmer Luft kam ihnen entgegen, als sich die Tür öffnete. Plötzlich, eine Mischung verschiedener Geräusche – Glas klirrte, Flüssigkeit spritzte, Riemen schwirrten. Winzerausrüstung, so wie es klang. Seltsam; von draußen hatte er nichts davon gehört. Die äußeren Wände des Gebäudes waren schallisoliert.

      Die starke Hand schob ihn hinein. Die Tür schloss sich wieder und der Riegel wurde zurückgeschoben. Der Boden unter ihm fühlte sich wie glatter Beton an. Seine Schuhe platschten in eine kleine Pfütze. Der saure Geruch der Gärung war am stärksten und darunter konnte man ebenfalls den süßeren vertrauten Geruch von Traubensaft riechen. Sie machten hier wirklich Wein.

      Reid zählte seine Schritte, als sie durch die Einrichtung liefen. Sie gingen durch eine weitere Tür und mit ihr ertönte eine Reihe neuer Klänge. Maschinen – eine hydraulische Presse. Eine Schlagbohrmaschine. Die klirrende Kette eines Förderbandes. Der Duft der Gärung wich Fett, Motorenöl und … Pulver. Hier wurde etwas hergestellt; höchstwahrscheinlich Munition. Es gab noch etwas anderes, etwas Vertrautes, außer dem Öl und dem Pulver. Es war etwas süßlich, fast wie Mandeln … Dinitrotoluol. Sie stellten Sprengstoff her.

      „Stufen“, sagte Yuris Stimme dicht an seinem Ohr, als Reids Schienbein gegen die unterste Treppenstufe stieß. Die starke Hand führte ihn weiter, als die vier Beinpaare die Stahltreppe hinaufstiegen. Dreizehn Stufen. Wer auch immer diesen Ort gebaut hatte, konnte nicht abergläubisch sein.

      Oben angekommen gab es noch eine Stahltür. Sobald sie hinter ihnen geschlossen wurde, konnte man keine Maschinengeräusche mehr hören – ein weiterer schallgedämpfter Raum. In der Nähe hörte man klassische Klaviermusik. Brahms. Variationen eines Stückes von Paganini. Die Klänge waren nicht intensiv genug, um von einem echten Klavier zu stammen; es musste eine Art Stereoanlage sein.

      „Yuri.“ Die neue Stimme war ein strenger Bariton, leicht krächzend, weil er entweder zu oft brüllte oder zu viele Zigarren rauchte. Dem Geruch des Zimmers nach zu urteilen, war es letzteres. Möglicherweise beides.

      „Otets“, sagte Yuri unterwürfig. Er sprach schnell auf Russisch. Reid tat sein Bestes, um Yuris Akzent zu verstehen. „Ich bringe Ihnen gute Nachrichten aus Frankreich ...“

      „Wer ist dieser Mann?“, wollte der Bariton wissen. Mit der Art, wie er Russisch sprach, schien es seine Muttersprache zu sein. Reid kam nicht umhin sich zu fragen, was wohl die Verbindung zwischen den Iranern und diesem russischen Mann sein konnte – oder den Schlägertypen im Geländewagen, wenn wir schon dabei waren, und sogar dem serbischen Yuri. Vielleicht ein Waffenhandel, sagte die Stimme in seinem Kopf. Oder etwas Schlimmeres.

      „Das ist der Bote der Iraner“, antwortete Yuri. „Er hat die Informationen, nach denen wir suchen –“

      „Und du hast ihn hierher gebracht?“, warf der Mann ein. Seine tiefe Stimme erhob sich zu einem Brüllen. „Du solltest nach Frankreich reisen und dich mit den Iranern treffen, nicht ihre Männer hierher zu mir zurückbringen! Du würdest wirklich alles mit deiner Dummheit kompromittieren!“ Es gab ein lautes Klatschen – eine solide Rückhand auf einem Gesicht – und ein Keuchen von Yuri. „Muss ich deine Arbeitsanweisungen auf eine Kugel schreiben, um sie durch deinen dicken Schädel zu bekommen?!“

      „Otets, bitte …“, stammelte Yuri.

      „Nenn mich nicht so!“, schrie der Mann laut. Eine Waffe wurde geladen – dem Geräusch nach zu urteilen, eine schwere Pistole. „Nenn mich bei überhaupt keinem Namen, in der Gegenwart dieses Fremden!“

      „Er ist kein Fremder!“, schrie Yuri zurück. „Er ist Agent Null! Ich habe dir Kent Steele gebracht!“

      KAPITEL SIEBEN

      Kent Steele.

      Für einige Sekunden, die sich wie Minuten anfühlten, herrschte totale Stille. Einhundert Visionen blitzten durch Reids Gedanken, als ob sie maschinell hindurchgeschoben wurden. Die CIA. Geheimoperationen, Division für Spezialaktivitäten, Sondereinheit.


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