Ein Lied für Waisen . Морган Райс

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Ein Lied für Waisen  - Морган Райс


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      Dann kam Gertrude in das Zimmer und Kate wusste, dass sie sich bald entscheiden musste. Siobhan wartete und Kate zweifelte, dass die Geduld ihrer Lehrerin für immer anhalten würde.

      “Danke, Milly”, sagte Gertrude. “Ist mein Vater zu Hause?”

      „Er wird erst in ein paar Stunden zurück erwartet, Miss.“

      „In dem Fall werde ich glaube ich ein wenig schlafen. Ich bin so früh aufgewacht heute.“

      „Natürlich Miss. Ich werde zusehen, dass sie nicht gestört werden.“

      Das Dienstmädchen ging und schloss die Tür hinter sich mit einem Klicken. Kate sah, wie die bestickten Schuhe ausgezogen und direkt neben ihr Versteck gestellt wurden, sie fühlte, wie sich das Bett über ihr bewegte, als Gertrude Illiard sich hinsetzte. Der Lattenrost knackte, als sie sich hinlegte und Kate wartete.

      Sie musste es tun. Sie hatte gesehen, was passieren würde, wenn sie es nicht tat. Siobhan hatte das klar gemacht: Kate gehörte jetzt ihr, sie konnte mit ihr machen, was sie wollte. Kate war genauso eng an sie gebunden, wie an ihre Schulden, wenn sie an jemand anderen verkauft worden wäre. Noch enger, weil es nicht nur das Gesetz des Landes war, was Siobhan die Macht über Kate gab, sondern die Magie des Brunnens.

      Wenn sie Siobhan hierbei enttäuschte, würde sie bestenfalls in eine lebende Hölle gesteckt werden, gezwungen Dinge auszuhalten, die das Haus der Herrenlosen wie einen Palast aussehen lassen würden. Schlimmstenfalls … Kate hatte die Geister derjenigen gesehen, die Siobhan verraten hatten. Sie hatte gesehen, was ihnen passiert war. Kate würde nicht zu ihnen stoßen, egal was es kostete.

      Sie musste sich nur daran erinnern, dass dies ein Test war.

      Sie schaute sich Gertrudes Gedanken an, während sie einschlief, bemerkte ihren sich verändernden Rhythmus, als sie einschlief. Es war jetzt still im Raum, da die Dienerin sich fernhielt, um ihre Herrin sich ausruhen zu lassen. Es war der perfekte Moment. Kate wusste, sie musste jetzt handeln oder gar nicht.

      Sie glitt unter dem Bett hervor, ohne dabei ein Geräusch zu machen, stand auf und sah auf Gertrude Illiard. Im Schlaf sah sie noch unschuldiger aus, der Mund stand leicht offen, als sie mit ihrem Kopf auf einem der Gänsedaunenkissen lag.

      Es ist ein Test, sagte Kate sich selbst, nur ein Test. Siobhan wird das aufhalten, ehe ich sie töte.

      Es war das Einzige was Sinn machte. Die Frau vom Brunnen hatte keinen Grund dieses Mädchen töten lassen zu wollen und Kate konnte nicht glauben, dass sogar sie so unberechenbar sein konnte. Aber wie konnte sie den Test bestehen? Der einzige Weg, der ihr einfiel, war tatsächlich zu versuchen, das Mädchen umzubringen.

      Kate stand da und wog ihre Optionen ab. Sie hatte kein Gift und würde auch nicht wissen, wie man damit umging, das fiel also raus. Es gab keinen Weg einen Unfall zu erzeugen, so wie vielleicht auf der Straße. Sie könnte ein Schwert ziehen und Gertrudes Kehle durchschneiden, aber würde das genug Möglichkeiten für Siobhan geben, sie zu unterbrechen? Was, wenn sie so schnell zustieß oder schnitt, dass man das Opfer des Tests nicht retten konnte?

      Es gab nur eine mögliche Antwort und Kate zog es in Erwägung und hob eines der Seidenkissen. Es hatte eine Flussszene von einem weit entfernten Land darauf gewoben, in die sich die erhabenen Fäden unter ihren Fingern bohrten. Sie hielt es zwischen ihren Händen und machte einen Schritt, sodass sie über Gertrude Illiard stand, und hob das Kissen.

      Kate fühlte die Bewegung der Gedanken der jungen Frau, als sie etwas hörte und sah, wie sich ihre Augen öffneten.

      „Was … was ist das?“, fragte sie.

      „Es tut mir leid“, sagte Kate und zog das Kissen herunter.

      Gertrude kämpfte, aber sie war nicht stark genug, um Kate abzuschütteln. Mit der Stärke, die der Brunnen ihr gegeben hatte, konnte Kate das Kissen leicht an Ort und Stelle halten. Sie konnte die junge Frau kämpfen spüren, sie versuchte Platz zu finden, um zu atmen oder zu schreien oder zu kämpfen, aber Kate hielt ihr Gewicht auf dem Kissen und erlaubte nicht den kleinsten Luftzug hindurch.

      Sie wollte Gertrude versichern, dass alles gut sein würde, sie würde ihr das sagen, sobald Siobhan das stoppen würde. Sie wollte ihr sagen, dass auch wenn es sich jetzt schlimm anfühlte, es gut sein würde. Sie konnte aber nicht. Wenn sie das sagte, wäre es zu viel Risiko, dass Siobhan wissen würde, das sie dies hier nicht so ernst nahm und sie würde sie dazu zwingen das durchzuführen. Das Risiko war zu hoch, dass Siobhan ihre Seele in die höllischen Tiefen des Brunnens werfen würde.

      Sie musste stark sein. Sie musste weiter machen.

      Kate hielt das Kissen an Ort und Stelle, während Gertrude nach ihr trat und sie kratzte. Sie hielt es immer noch, als das Kämpfen abschwächte. Als sie ruhig war, schaute Kate sich um und erwartete halb, Siobhan von irgendwo auftauchen zu sehen, um ihr zu gratulieren, Gertrude Illiard wiederzubeleben und dies als erledigt zu erklären.

      Stattdessen gab es nur Stille.

      Kate zog das Kissen vom Gesicht der jungen Frau weg und erstaunlicherweise, sah sie immer noch friedlich aus, trotz der Sekunden der Gewalt vorher. Es gab kein Leben mehr in dem Ausdruck, nichts von der Animation, die da gewesen war, während Kate ihr in der Stadt gefolgt war.

      Sie konnte spüren, dass es keine Gedanken mehr gab, aber dennoch legte sie ihren Finger an Gertrudes Illiards Hals, um den Puls zu führen. Aber da war nichts. Die junge Frau war weg und Kate…

      „Ich habe sie umgebracht“, sagte Kate. Sie legte das Kissen zurück an die Stelle unter der Händlerstochter, neben ihr Opfer und stolperte zurück vom Bett, als wenn sie geschubst worden wäre. Ihre Füße erwischten die Stiefel, die Gertrude ausgezogen hatte und Kate fiel hin, stolperte zurück auf ihre Füße in Eile. „Ich habe sie umgebracht.“

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