Ein Lied für Waisen . Морган Райс

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Ein Lied für Waisen  - Морган Райс


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würden Sie nicht tun“, sagte Kate.

      Siobhan griff so schnell nach Kate, dass sie kaum Zeit hatte nachzudenken, ehe die andere Frau sie kopfüber in den Wasserbrunnen drückte. Sie schrie, aber das hieß nur, dass sie keine Zeit hatte zu atmen, als sie hineingestoßen wurde. Das kalte Wasser umgab sie, und obwohl Kate kämpfte, fühlte es sich an, als wenn sie ihre Stärke in diesem Moment verlassen hätte.

      „Du weißt nicht, was ich tun würde und was nicht“, sagte Siobhan, ihre Stimme schien von weit weg zukommen. „Du glaubst, dass ich die Welt so wie du sehe. Du glaubst, dass ich aufhöre oder freundlich bin oder deine Beleidigungen ignoriere. Ich könnte dich alles machen lassen, was ich will und du würdest immer noch mir gehören. Ich kann mit dir machen, was ich will.“

      Kate sah plötzlich Dinge im Wasser. Sie sah schreiende Figuren, vor Schmerzen gekrümmt. Sie sah einen Ort gefüllt mit Schmerz und Gewalt, Terror und Hilflosigkeit. Sie erkannte einige von ihnen, weil sie sie getötet hatte oder ihre Geister zumindest. Sie hatte ihre Bilder gesehen, als sie sie durch den Wald gejagt hatten. Sie waren Krieger, die Siobhan geschworen hatten.

      „Sie haben mich betrogen“, sagte Siobhan, „und sie haben für ihren Betrug bezahlt. Du wirst dein Wort halten oder ich werde dich in etwas Nützlicheres verwandeln. Tue, was ich sage oder du wirst zu ihnen gehen und mir so dienen wie sie.“

      Sie ließ Kate los und Kate kam hoch und spuckte, als sie nach Luft rang. Der Brunnen war weg und sie standen wieder im Hof des Schmieds. Siobhan stand jetzt ein wenig von ihr entfernt, als wenn nichts passiert wäre.

      “Ich will deine Freundin sein, Kate”, sagte sie. „Du willst mich nicht als Feindin haben. Aber ich werde tun, was ich tun muss.“

      „Was Sie müssen?“, schoss Kate zurück. „Glauben Sie, Sie müssen mich bedrohen oder Menschen umbringen?“

      Siobhan spreizte ihre Hände. „Wie ich sagte, das ist der Fluch der Macht. Du hast das Potenzial sehr nützlich dabei zu sein bei dem, was kommt und ich werde das Beste dabei herausholen.“

      „Ich werde es nicht tun“, sagte Kate. „Ich werde kein Mädchen grundlos töten.“

      Kate begann, um sich zu schlagen, nicht körperlich, aber mit ihrer Kraft. Sie sammelte all ihre Stärke und warf sie wie ein Stein auf die Mauer, die um Siobhans Gedanken saß. Es prallte ab, die Macht verschwand.

      „Du hast nicht die Macht mich zu besiegen“, sagte Siobhan, „und du solltest diese Entscheidung nicht treffen. Lass mich die Entscheidung für dich einfacher machen.“

      Sie gestikulierte und der Brunnen erschien wieder, das Wasser veränderte sich. Dieses Mal musste sie nicht nachfragen, wen sie sah, als das Bild fest wurde.

      „Sophia?“, sagte Kate. „Lass sie ihn Ruhe, Siobhan. Ich warne Sie –“

      Siobhan griff wieder nach ihr und zwang sie auf das Bild zu schauen mit ihrer starken Macht, die sie hier zu besitzen schien.

      „Jemand wird sterben“, sagte Siobhan. „Du kannst wählen wer, einfach, indem du wählst Gertrude Illiard zu töten. Du kannst sie töten oder deine Schwester kann sterben. Es ist deine Entscheidung.“

      Kate starrte sie an. Sie wusste, dass es keine Wahl gab, nicht wirklich. Nicht wenn es um ihre Schwester ging. „Okay“, sagte sie. “Ich tue es. Ich tue, was du willst.”

      Sie drehte sich um und ging nach Ashton. Sie verabschiedete sich nicht von Will, Thomas oder Winifred, teilweise, weil sie es nicht riskieren wollte, Siobhan zu nahe zu ihnen zu bringen und weil sie sich sicher war, dass sie irgendwie sehen würden, was sie als Nächstes tun würde und sie würden sich für sie schämen.

      Kate schämte sich. Sie hasste den Gedanken daran, was sie gleich tun würde und die Tatsache, dass sie so wenig Wahl dabei hatte. Sie musste einfach hoffen, dass all das ein Test war und Siobhan sie rechtzeitig aufhalten würde.

      „Ich muss das tun“, sagte sie zu sich selbst, während sie lief. „Ich muss.“

      Ja, flüsterte Siobhans Stimme ihr zu, du musst.

      KAPITEL ZWEI

      Sophia ging zurück in die Richtung des Camps, das sie mit den anderen gemacht hatte, und wusste nicht, was sie tun sollte, was sie denken sollte oder sogar was sie fühlen sollte. Sie musste sich auf jeden Schritt in der Dunkelheit konzentrieren, aber in Wirklichkeit konnte sie sich nicht konzentrieren, nicht nach dem, was sie gerade herausgefunden hatte. Sie stolperte über Wurzeln, hielt sich an Bäumen fest, während sie versuchte, Sinn in den Neuigkeiten zu sehen.

      Siennes Anwesenheit festigte sie. Die Waldkatze drückte gegen ihre Beine, führte sie den Weg zurück dorthin, wo der Wagen stand und wo der Lichtkreis des Feuers wie der einzige Sicherheitspunkt auf der Welt schien, die plötzlich keine Grundlage mehr hatte. Cora und Emeline waren da, die ehemalige Dienerin im Palast und die Heimatlose mit dem Talent Gedanken zu berühren und sie schauten Sophia an, als wenn sie sich in einen Geist verwandelt hätte.

      Im Moment war sich Sophia nicht sicher, ob sie das nicht getan hatte. Sie fühlte sich unwirklich; unreal, als wenn der reine Luftzug sie in Dutzende Richtungen werfen würde und sie nie wieder ganz wäre. Sophia wusste, dass der Ausflug zurück durch den Wald sie wie ein wildes Ding aussehen ließen. Sie lehnte sich gegen einer der Räder des Wagens und starrte stumm vor sich hin, während Sienne sich gegen sie lehnte, schon fast so, wie eine Hauskatze das tun würde, anstatt einer großen Raubkatze, wie sie eine war.

      „Was ist los?“, fragte Emeline. Ist etwas passiert? Fügte sie gedanklich hinzu.

      Cora kam zu ihr und berührte Sophias Schulter. „Ist etwas nicht in Ordnung?“

      „Ich …“ lachte Sophia, auch wenn lachen vielleicht nicht die geeignete Antwort dafür war, wie sie sich gerade fühlte. „Ich glaube, ich bin schwanger.“

      Irgendwo mittendrin beim Aussprechen wurden aus dem Gelächter Tränen, und als sie einmal anfingen zu laufen, konnte Sophia sie nicht aufhalten. Sie kamen einfach und sie konnte nicht einmal sagen, ob das Freudentränen oder Tränen der Verzweiflung waren, Anspannung bei dem Gedanken an alles, was auf sie zukam oder etwas völlig anderes.

      Die anderen umarmten sie, während die Welt durch den Nebel verschwand.

      „Es wird alles gut werden“, sagte Cora. „Wir schaffen das.“

      Sophia wusste nicht, wie das funktionieren sollte.

      „Ist Sebastian der Vater?“, fragte Emeline.

      Sophia nickte. Wie konnte sie glauben, dass da noch jemand anderes gewesen war? Dann erkannte sie… Emeline dachte an Rupert und fragte, ob sein Versuch sie zu vergewaltigen weiter gegangen war, als sie gedacht hatten.

      „Sebastian …“, schaffte Sophia es zu sagen. „Er ist der Einzige, mit dem ich je geschlafen habe. Es ist sein Kind.“

      Ihr Kind. Oder das wäre es zumindest bald.

      „Was wirst du tun?“, fragte Cora.

      Das war die Frage, auf die Sophia keine Antwort hatte. Es war die Frage, die sie erneut überwältigte und die Tränen erneut fließen ließ, nur bei dem Versuch darüber nachzudenken. Sie konnte sich nicht vorstellen, was als Nächstes kam. Sie schaffte es einfach nicht damit anzufangen herauszufinden, wie die Dinge funktionieren sollten.

      Dennoch gab sie sich Mühe darüber nachzudenken. In einer idealen Welt wären sie und Sebastian jetzt schon verheiratet und sie hätte, umgeben von Menschen, die ihr helfen würden, in einem warmen, sicheren Zuhause herausgefunden, dass sie schwanger wäre und Sophia hätte das Kind ohne Schwierigkeiten großgezogen.

      Stattdessen war sie jetzt im Freien, im Nassen und hatte die Neuigkeiten nur mit Cora und Emeline erfahren und nicht mal ihre Schwester war da, um zu


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