Meer Der Schilde . Морган Райс
Читать онлайн книгу.seufzte und starrte ins Feuer.
„Ich bin nun seit sechs Monden hier“, sagte er. „Und ich kann dir sagen, dieses Inselvolk ist nicht wie wir. Sie sind nur dem Namen nach MacGils. Ihnen fehlen all die Qualitäten deines Vaters. Sie sind nicht nur stur – man kann ihnen auch nicht vertrauen. Fast täglich sabotieren sie die Schiffe der Königin; und wenn man es genau nimmt, sabotieren sie alles was wir tun. Sie wollen uns nicht hier haben. Sie wollen nichts mit dem Festland zu tun haben – außer natürlich, wenn sie es überfallen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ein harmonisches Zusammenleben einfach nicht ihrer Natur entspricht.“
Srog seufzte.
„Wir verschwenden unsere Zeit hier. Deine Schwester sollte sich von hier zurückziehen und sie ihrem Schicksal überlassen.“
Reece nickte. Er rieb seine Hände über dem Feuer, als plötzlich die Sonne durch die Wolken brach und das finstere, regnerische Wetter einem strahlenden Sommertag Platz machte. In der Ferne ertönte ein Horn.
„Dein Schiff!“, rief Srog. „Wir müssen gehen. Ihr müsst Segel setzen, bevor das schlechte Wetter zurückkehrt. Ich bringe dich zum Hafen.“
Srog führte Reece durch ein Nebentor aus dem Kastell heraus, und erstaunt blinzelte er ins gleißende Sonnenlicht. Ein perfekter Sommertag.
Reece und Srog gingen schnell nebeneinander her, dicht gefolgt von mehreren von Srogs Männern. Kieselsteine knirschten unter ihren Stiefeln als sie durch die Hügel zum Hafen gingen. Sie kamen an grauen Felsblöcken vorbei und Hügeln auf denen Ziegen grasten. Als sie sich der Küste näherten, hallten Glocken über die Bucht – eine Warnung für die Schiffe vor dem aufziehenden Nebel.
„Die Lebensbedingungen hier sind wirklich nicht angenehm“, sagte Reece schließlich.
„Du hast es nicht leicht hier. Du hast die Dinge hier viel Länger im Zaum gehalten, als das anderen gelungen wäre, dessen bin ich mir sicher. Du hast gute Arbeit geleistet; das werde ich der Königin berichten“
Srog nickte dankend.
„Ich weiß zu schätzen, dass du das sagst“
„Was ist die Quelle der Unzufriedenheit dieser Leute?“, fragte Reece. „Sie sind schließlich frei. Wir wollen ihnen nichts Böses – im Gegenteil: Wir bringen Vorräte und bieten ihnen Schutz.“
Srog schüttelte den Kopf.
„Sie werden keine Ruhe geben, bis Tirus frei ist. Sie betrachten es als persönliche Beleidigung, dass ihr Anführer im Kerker sitzt.“
„Sie sollten sich glücklich schätzen, dass er nur im Kerker sitzt, und nicht für seinen Verrat hingerichtet worden ist.“
Srog nickte.
„Damit hast du vollkommen Recht. Doch diese Leute verstehen das nicht.“
„Und wenn wir ihn freilassen?“, fragte Reece. „Würden sie dann Ruhe geben?“
Srog schüttelte den Kopf.
„Ich bezweifle das. Ich glaube es würde sie nur ermutigen.“
„Was können wir dann tun?“, fragte Reece.
Srog seufzte.
„Diesen Ort aufgeben“, sagte er. „Und das, so schnell wie möglich. Mir gefällt nicht, was ich hier sehe. Ich spüre, dass sich ein Aufstand zusammenbraut.“
„Dabei sind sie uns doch zahlenmäßig, was Männer und Schiffe angeht weit unterlegen.“
Srog schüttelte den Kopf.
„Das ist eine Illusion.“, sagte er. „Sie sind gut organisiert. Wir sind auf ihrem Feld. Sie haben unzählige Möglichkeiten uns zu sabotieren, die wir nicht einmal erahnen können. Wir sitzen hier in einer Schlangengrube.“
„Doch Matus ist nicht wie sie“, sagte Reece.
„Das stimmt“, antwortete Srog. „Aber er ist der einzige.“
Es gibt noch jemanden, dachte Reece: Stara. Doch er behielt diesen Gedanken für sich. All das zu hören, weckte in ihm den Drang, Stara zu retten, sie so schnell wie möglich von hier fort zu bringen. Er schwor, dass er genau das tun würde. Doch zuerst musste er zurück segeln und seine Angelegenheiten klären. Dann konnte er zurückkehren um sie zu holen.
Als sie zum Stand kamen, blickte Reece auf und fand sein Schiff bereit zum Ablegen. All seine Männer waren bereits an Bord und warteten auf ihn.
Er blieb vor dem Schiff stehen und Srog legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Ich werde Gwendolyn alles erzählen“, sagte Reece. „Ich werde sie wissen lassen, dass du Bedenken hast. Doch ich weiß, dass sie fest entschlossen ist, die Inseln zu halten. Sie sieht sie als einen Teil einer größeren Strategie für den Ring. Für den Augenblick zumindest musst du versuchen, hier für Ruhe und Harmonie zu sorgen. Was immer auch dazu nötig ist. Was brauchst du? Mehr Schiffe? Mehr Männer?“
Srog schüttelte den Kopf.
„Alle Männer und Schiffe dieser Welt werden dieses Inselvolk nicht ändern. Nur die Klinge eines Schwertes vermag das.“
Reece sah ihn entsetzt an.
„Gwendolyn würde niemals den Mord an unschuldigen gut heißen“, sagte Reece.
„Ich weiß das“, antwortete Srog. „Und genau das ist der Grund aus dem viele unserer Männer sterben werden.“
KAPITEL NEUN
Stara stand auf den Zinnen des Kastells ihrer Mutter, einer aus Stein gebauten, quadratischen Festungsanlage die so alt war wie die Insel selbst, dem Ort, an dem Stara lebte, seit ihre Mutter, gestorben war. Sie ging bis zum Rand, dankbar, dass die Sonne endlich hervorgekommen war, und blickte zum Horizont, wo sie Reeces Schiff in der Ferne sehen konnte. Sie sah zu, wie sich sein Schiff vom Rest der Flotte trennte und sah dem Schiff so lange sie konnte nach, das mit jeder Welle Reece weiter von ihr fort trug.
Sie konnte Reeces Schiff noch den ganzen Tag lang sehen. Sie konnte es nicht ertragen, ihn gehen zu sehen. Sie fühlte sich, als ob mit ihr ein Teil ihres Herzens, ein Teil von ihr selbst, die Insel verlassen hatte.
Endlich, nach all diesen Jahren auf diesem furchtbaren, einsamen und kargen Eiland, fühlte sich Stara von Freue überwältigt. Reece wiederzusehen hatte ihr neues Leben eingehaucht. Es hatte eine Leere in ihr ausgefüllt, von der sie nicht einmal gewusst hatte, dass sie all die Jahre an ihr genagt hatte. Nun, da sie wusste, dass Reece die Hochzeit absagen würde, dass er zu ihr zurückkehren würde, dass er sie, Stara, heiraten würde, hatte sie das Gefühl, dass alles gut werden würde. All der Kummer, den sie in ihrem Leben ertragen hatte, würde endlich verschwinden.
Sie musste natürlich zugeben, dass ihr Selese Leid tat. Stara hatte niemals jemanden verletzen wollen. Doch es ging um ihre Zukunft, ihren Gemahl – und sie hatte das Gefühl, dass es nur fair war. Immerhin hatte sie, Stara, Reece ihr ganzes Leben lang gekannt, seit sie kleine Kinder waren. Sie war Reeces erste und einzige Liebe. Dieses neue Mädchen, Selese, kannte Reece kaum, und nur kurze Zeit. Sie konnte ihn nicht so gut kennen wie Stara es tat.
Selese, würde irgendwann darüber hinwegkommen und jemand anderen finden. Doch Stara würde niemals darüber hinwegkommen, ihn zu verlieren. Reece war ihr Leben, ihr Schicksal. Sie waren füreinander bestimmt. Reece gehörte ihr, und so wie sie es sah, wäre es Selese, die ihn ihr wegnahm und nicht umgekehrt. Stara nahm sich nur das zurück, was rechtmäßig ihr gehörte.
Davon abgesehen, hätte Stara auch keine andere Entscheidung treffen können, selbst wenn sie es versucht hätte. Was auch immer ihr Verstand für richtig oder falsch erklärt hatte, sie wäre ihm nicht gefolgt. Ihr ganzes Leben lang hatten ihr alle um sie herum – und das schloss auch ihren Verstand ein – erklärt, dass es falsch war,