Meer Der Schilde . Морган Райс
Читать онлайн книгу.bis zu den Zehen schoss. Sie fühlte sich, als würde sich von innen heraus zerrissen.
Gwendolyn bog ihre Rücken und stöhnte während sie zum Himmel aufblickte, und versuchte sich vorzustellen, dass sie an irgendeinem anderen Ort war. Egal wo, nur nicht hier. Sie versuchte, sich in Gedanken an etwas festzuklammern, etwas, das ihr einen Gewissen Frieden geben würde.
Sie dachte an Thor. Sie sah sich mit ihm zusammen, als sie sich das erste Mal begegnet waren. Er hielt sie bei der Hand während sie über genau diese Felder hier liefen. Krohn sprang um ihre Beine herum. Sie versuchte ein Bild in ihrem Kopf zum Leben zu erwecken und versuchte, sich auf die Details zu konzentrieren.
Doch es funktionierte nicht. Sie riss die Augen weit auf, als der Schmerz sie plötzlich in die Realität zurückholte.
Sie fragte sich, warum sie mutterseelenallein hier oben war – dann erinnerte sie sich an Aberthol, der ihr die Nachricht von ihrer sterbenden Mutter gebracht hatte, und dass sie sofort losgestürmt war, um sie zu sehen. Musste sie etwa zur gleichen Zeit wie ihre Mutter sterben?
Plötzlich schrie sie auf. Sie fühlte sich, als wäre der Augenblick ihres Todes gekommen. Doch als sie nach unten blickte, sah sie, dass der Kopf ihres Babys hervortrat. Sie lehnte sich zurück und schrie während sie, schwitzend und mit rotem Gesicht, immer weiter presste.
Mit einer letzten Anstrengung zerriss plötzlich ein weiterer Schrei die Luft.
Der Schrei eines Babys.
Plötzlich verdunkelte sich der Himmel. Gwendolyn blickte auf und sah mit Schrecken, wie der wunderschöne Sommertag ohne Vorwarnung plötzlich zur finsteren Nacht wurde. Sie sah zu, wie beide Sonnen plötzlich von den Monden verdeckt wurden.
Eine totale Sonnenfinsternis beider Sonnen. Gwendolyn konnte es kaum fassen: Sie wusste, dass das nur einmal alle zehntausend Jahre vorkam.
Gwendolyn betrachtete voller Angst den Himmel. Plötzlich wurde die unheimliche Stille, die mit der Dunkelheit gekommen war, von Blitzen zerrissen, und Gwendolyn spürte Hagel auf ihrem Körper.
Sie wusste, dass es ein tiefgründiges Omen war, dass all das genau in dem Augenblick der Geburt ihres Babys geschah. Sie blickte auf ihr Kind herab und wusste sofort, dass es weitaus mächtiger war, als sie begreifen konnte. Er kam aus einem anderen Reich.
Er weinte, und Gwendolyn griff instinktiv nach ihm und zog ihn auf ihre Brust und legte schützend die Arme um ihn.
Er begann zu wimmern, und in genau dem Augenblick begann die Erde zu beben. Sie spürte wie der Boden erzitterte, und in der Ferne konnte sie sehen, wie Felsbrocken die Hügel hinunterrutschten. Sie spürte die Macht des Kindes durch ihre Adern pulsieren, konnte fühlen, dass er das ganze Universum veränderte.
Während sie ihn fest in den Armen hielt, fühlte sie sich mit jedem Augenblick schwächer; sie wusste, sie verlor zu viel Blut. Ihr wurde schwindelig, sie war zu schwach, sich zu bewegen, kaum stark genug, ihr Baby zu halten, das nicht aufhören wollte, an ihrer Brust zu weinen. Sie konnte ihre Beine kaum fühlen.
Gwendolyn hatte eine dunkle Vorahnung, dass sie hier, mitten auf dem Feld, sterben würde. Ihr war egal, was aus ihr wurde, doch sie konnte den Gedanken daran, dass auch ihr Baby sterben könnte, nicht ertragen.
„NEIN!“ schrie sie, und kratzte das letzte Bisschen Kraft zusammen, um gen Himmel zu protestieren.
Als Gwendolyn zurück zu Boden sank und flach auf dem Rücken lag, hörte sie einen Schrei als Antwort. Kein menschlicher Schrei. Es war der Schrei eines uralten Wesens.
Gwendolyn begann, das Bewusstsein zu verlieren. Mit flatternden Augenlidern blickte sie auf, und sah wie sich eine riesige Kreatur vom Himmel zu ihr hinab schwang. Da erkannte sie in der furchteinflößenden Kreatur ein Wesen, das sie über alles liebte.
Es war Ralibar.
Das letzte, was Gwendolyn sah, bevor ihre Augen ihr den Dienst versagten, war, dass sich ihr geliebter Ralibar mit glühenden Augen vom Himmel hinabschwang und mit ausgefahrenen Krallen auf sie zuflog.
KAPITEL ZWEI
Luanda stand vor Schreck stocksteif da, während sie auf Koovias toten Körper hinabblickte und noch immer den blutverschmierten Dolch in Händen hielt. Sie konnte kaum fassen, was sie gerade getan hatte.
Der ganze Festsaal verstummte und starrte sie verblüfft an – niemand wagte es, sich zu bewegen. Sie alle starrten auf Koovias Leichnam zu ihren Füssen, der unantastbare Koovia, der große Krieger des McCloud’schen Königreichs, der Mann, der nur vom alten König McCloud übertroffen wurde. Die Spannung war mehr als greifbar.
Luanda war von allen am meisten geschockt. Ihre Hand, mit der sich noch immer den Dolch hielt, brannte; sie spürte, wie Hitze ihren Körper durchströmte. Sie war freudig erregt und geschockt zugleich, dass sie gerade eben einen Mann getötet hatte. Doch vor allem war sie stolz, dass sie es getan hatte, stolz, dass sie dieses Monster aufgehalten hatte, bevor er Hand an die Braut oder den Bräutigam legen konnte. Er hatte bekommen, was er verdient hatte. Alle McClouds waren Wilde.
Ein Schrei hallte durch den Saal, und als Luanda aufblickte, sah sie Koovias engsten Vertrauten, der mit rachelüsternen Augen auf sie zustürzte. Er hob sein Schwert und zielte auf ihre Brust.
Luanda war noch immer viel zu benommen, um reagieren zu können, und der Mann war schnell. Sie wappnete sich, dann sie wusste, dass sie im nächsten Moment spüren würde, wie harter, kalter Stahl ihr Herz durchbohrte. Doch Luanda war es egal. Was auch immer ihr jetzt zustoßen würde, war nicht mehr von Bedeutung, nicht nachdem sie diesen Mann getötet hatte.
Bereit zu sterben, schloss Luanda die Augen, als der Stahl auf sie herabfuhr – und war überrascht, als sie plötzlich das Klirren von Metall über sich hörte.
Sie riss die Augen auf und sah Bronson, der den Schlag des Kriegers mit seinem Schwert abwehrte. Es überraschte sie; Luanda hatte nicht geglaubt, dass ihr Gemahl dazu fähig war, und schon gar nicht, dass er in der Lage war, einen so mächtigen Schlag mit nur einer Hand abzuwehren. Doch am allermeisten berührte es sie, als sie erkannte, dass er sie immer noch genug liebte, um sein Leben für sie zu riskieren.
Bronson schwang sein Schwert herum, und selbst mit nur einer Hand war er so geschickt und hatte so viel Kraft, dass er dem Krieger sein Schwert durchs Herz rammte und ihn auf der Stelle tötete.
Luanda konnte es kaum glauben. Bronson hatte zum wiederholten Male ihr Leben gerettet. Sie fühlte sich tief in seiner Schuld, und eine überwältigende Welle der Zuneigung für ihn überrollte sie. Vielleicht war er tatsächlich stärker, als sie gedacht hatte.
Schreie erhoben sich auf beiden Seiten des Festsaals als sich McClouds und MacGils aufeinander stürzten um einander zu töten. Alle Masken der vorgespiegelten Höflichkeit fielen, die sie während der Hochzeitsfeierlichkeiten am Tag und des Banketts mühsam aufrechterhalten hatten. Es herrschte offener Krieg: Ein Krieger gegen den anderen, aufgeheizt durch Alkohol, angefacht durch Wut, von der Schande, dass die McClouds versucht hatten die Ehre der Braut zu verletzen.
Die Männer sprangen über den massiven Holztisch, im Bestreben, sich gegenseitig zu töten. Sie stachen wütend aufeinander ein, schlugen einander ins Gesicht, rangen miteinander, warfen Speisen und Wein vom Tisch. Der Saal war so beengt und voller Menschen, dass sie beinahe Schulter an Schulter kämpften. Sie stöhnten und schrien während der Saal in ein heilloses, blutiges Chaos verfiel.
Luanda versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Die Kämpfe waren so plötzlich und intensiv ausgebrochen, die Männer so voller Blutdurst, so konzentriert darauf, einander zu töten, dass sie die einzige war, die sich umsah und beobachtete, was um sie herum geschah. Sie betrachtete alles wie aus einer entrückten Perspektive aus. Sie war die einzige, die bemerkte, wie die einige McClouds langsam eine Türe nach der anderen verbarrikadierten sich dabei hinaus schlichen.
Luandas Nackenhaare stellten sich auf, als sie plötzlich erkannte, was geschah. Die McClouds schlossen alle im Saal ein – und flohen aus ganz bestimmtem Grund. Sie sah zu, wie sie die Fackeln von