Jane Eyre. Шарлотта Бронте

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Jane Eyre - Шарлотта Бронте


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      »Jetzt sind wir nicht mehr weit von Thorn­field.«

      Wie­der blick­te ich hin­aus; wir fuh­ren an ei­ner Kir­che vor­über; ich sah den nied­ri­gen, brei­ten Turm sich ge­gen den Him­mel ab­zeich­nen, sei­ne Glo­cken ver­kün­de­ten die Vier­tel­stun­de; dann sah ich auch eine schma­le Rei­he von Lich­tern auf ei­ner An­hö­he; es war ein Dorf oder ein Wei­ler. Nach un­ge­fähr zehn Mi­nu­ten stieg der Kut­scher ab und öff­ne­te eine Pfor­te; wir fuh­ren hin­durch und sie schlug hin­ter uns zu. Jetzt ka­men wir lang­sam über den großen Fahr­weg des Parks und fuh­ren an der lan­gen Front ei­nes Hau­ses ent­lang; aus ei­nem ver­häng­ten Bo­gen­fens­ter fiel ein Licht­schein; alle üb­ri­gen wa­ren dun­kel. Der Wa­gen hielt vor der Haus­tür. Eine Die­ne­rin öff­ne­te die­sel­be; ich stieg aus und ging hin­ein.

      »Bit­te, die­sen Weg, Fräu­lein«, sag­te das Mäd­chen, und ich folg­te ihr durch eine vier­e­cki­ge Hal­le, in wel­che von al­len Sei­ten Tü­ren mün­de­ten. Sie führ­te mich in ein Zim­mer, des­sen dop­pel­te Il­lu­mi­na­ti­on durch Ker­zen und Ka­min­feu­er mich im ers­ten Au­gen­blick blen­de­te, denn sie kon­tras­tier­te zu stark mit der Dun­kel­heit, an wel­che mei­ne Au­gen sich wäh­rend der letz­ten Stun­den ge­wöhnt hat­ten. Als ich je­doch im­stan­de war, wie­der zu se­hen, bot sich mei­nen Bli­cken ein ge­müt­li­ches und an­ge­neh­mes Bild dar.

      Ein hüb­sches, sau­be­res, klei­nes Zim­mer, ein runder Tisch an ei­nem lus­tig lo­dern­den Ka­min­feu­er; ein hoch­leh­ni­ger, alt­mo­di­scher Lehn­stuhl, in wel­chem die denk­bar zier­lichs­te, äl­te­re Dame saß. Sie trug eine Wit­wen­hau­be, ein schwar­zes Sei­den­kleid und eine schnee­wei­ße Mus­lin­schür­ze: ge­ra­de so wie ich mir Mrs. Fair­fax vor­ge­stellt hat­te, nur we­ni­ger statt­lich und viel mil­der und gü­ti­ger aus­se­hend. Sie war mit Stri­cken be­schäf­tigt; eine große Kat­ze lag schnur­rend zu ih­ren Fü­ßen, – kurz­um, nichts fehl­te, um das beau-idéal häus­li­chen Kom­forts zu ver­voll­stän­di­gen. Eine an­ge­neh­me­re In­tro­duk­ti­on für eine neue Gou­ver­nan­te ließ sich kaum den­ken; kei­ne Er­ha­ben­heit, die über­wäl­tig­te, kei­ne Herab­las­sung, die in Ver­le­gen­heit setz­te. Als ich ein­trat, er­hob die alte Dame sich und kam mir schnell und freund­lich ent­ge­gen.

      »Wie geht es Ih­nen, mei­ne Lie­be? Ich fürch­te, dass Sie eine sehr lang­wei­li­ge Fahrt ge­habt ha­ben. John fährt so lang­sam; es muss Ih­nen aber kalt sein, kom­men Sie ans Feu­er.«

      »Mrs. Fair­fax ver­mut­lich?« frag­te ich.

      »Die bin ich. Bit­te, neh­men Sie Platz.«

      Sie führ­te mich zu ih­rem ei­ge­nen Stuhl und dort be­gann sie, mir mei­nen Shawl ab­zu­neh­men und mei­ne Hut­bän­der zu lö­sen. Ich bat sie, sich mei­net­we­gen nicht so viel Um­stän­de zu ma­chen.

      »O, das sind kei­ne Um­stän­de. Ihre ei­ge­nen Hän­de müs­sen vor Käl­te ja ganz er­starrt sein. Leah, be­rei­te ein we­nig hei­ßen Ne­gus und strei­che ein paar But­ter­bro­te; hier sind die Schlüs­sel zur Spei­se­kam­mer.«

      Bei die­sen Wor­ten zog sie ein haus­fräu­li­ches Bund Schlüs­sel aus ih­rer Ta­sche und übergab es der Die­ne­rin.

      »Und jetzt rücken Sie nä­her an das Feu­er«, fuhr sie fort. »Nicht wahr, mei­ne Lie­be, Sie ha­ben Ihr Ge­päck mit­ge­bracht?«

      »Ja­wohl, Ma­da­me.«

      »Ich wer­de da­für sor­gen, dass man es auf Ihr Zim­mer trägt«, sag­te sie und trip­pel­te ge­schäf­tig hin­aus.

      »Sie be­han­delt mich wie einen Gast«, dach­te ich. »Solch einen Empfang habe ich wahr­lich nicht er­war­tet; ich sah nichts als Käl­te und Steif­heit vor­aus; dies gleicht we­nig den Er­zäh­lun­gen, die ich von der Be­hand­lung der Gou­ver­nan­ten ge­hört habe; – aber ich darf nicht zu früh ju­beln.«

      Sie kehr­te zu­rück; mit ih­ren ei­ge­nen Hän­den räum­te sie ih­ren Strick­strumpf­ap­pa­rat und meh­re Bü­cher vom Ti­sche, um Platz für das Spei­sen­brett zu ma­chen, wel­ches Leah jetzt brach­te, und dann reich­te sie selbst mir die Er­fri­schun­gen. Ich ward ein we­nig ver­wirrt, als ich mich in die­ser Wei­se zum Ge­gen­stand so zar­ter, un­ge­wohn­ter Auf­merk­sam­kei­ten ge­macht sah, und das noch oben­drein von mei­ner Bro­ther­rin; da sie selbst aber gar­nicht zu fin­den schi­en, dass sie et­was tat, was ihr nicht zu­kam, hielt ich es für das Bes­te, ihre Lie­bens­wür­dig­keit ru­hig hin­zu­neh­men.

      »Wer­de ich das Ver­gnü­gen ha­ben, Miss Fair­fax noch heu­te Abend zu se­hen?« frag­te ich, nach­dem ich von dem ge­nos­sen hat­te, was sie mir vor­ge­setzt.

      »Was sag­ten Sie, mei­ne Lie­be? Ich bin ein we­nig taub«, ent­geg­ne­te die gute Dame, in­dem sie ihr Ohr mei­nem Mun­de nä­her­te.

      Deut­li­cher wie­der­hol­te ich die Fra­ge.

      »Miss Fair­fax? O, Sie mei­nen Miss Va­rens! Va­rens ist der Name Ih­rer künf­ti­gen Schü­le­rin.«

      »In der Tat? Dann ist sie also nicht Ihre Toch­ter?«

      »Nein. – Ich habe kei­ne Fa­mi­lie.«

      Ei­gent­lich hät­te ich mei­ner ers­ten Fra­ge noch ei­ni­ge an­de­re fol­gen las­sen sol­len und mich er­kun­di­gen, in wel­cher Wei­se Miss Va­rens denn mit ihr ver­wandt sei; aber ich er­in­ner­te mich glück­li­cher­wei­se noch zu rech­ter Zeit, dass es nicht höf­lich sei, so vie­le Fra­gen zu stel­len; über­dies wuss­te ich ja, dass ich mit der Zeit wohl al­les er­fah­ren wür­de.

      »Ich bin so froh« – fuhr sie fort, als sie sich mir ge­gen­über setz­te und die Kat­ze auf ih­ren Schoß nahm, »ich bin so froh, dass Sie ge­kom­men sind. Jetzt wird das Le­ben hier mit ei­ner Ge­fähr­tin ganz an­ge­nehm sein. Nun, es ist auch wohl zu al­len Zei­ten an­ge­nehm, denn Thorn­field ist ein präch­ti­ger al­ter Her­ren­sitz; wäh­rend der letz­ten Jah­re ist es al­ler­dings ein we­nig ver­nach­läs­sigt wor­den, aber im­mer­hin ist es ein statt­li­cher Ort; aber Sie wis­sen wohl, selbst in dem schöns­ten Hau­se fühlt man sich zur Win­ters­zeit un­glück­lich, wenn man ganz al­lein ist. Ich sage al­lein – Leah ist ge­wiss ein lie­bes Mäd­chen, und John und sein Weib sind an­stän­di­ge, bra­ve Leu­te; aber se­hen Sie, es sind doch im­mer nur Dienst­bo­ten und man kann nicht mit ih­nen wie mit sei­nes­glei­chen ver­keh­ren; man muss sie sich im­mer zehn Schrit­te vom Lei­be hal­ten aus Furcht, sei­ne Au­to­ri­tät zu ver­lie­ren. Sie kön­nen mir glau­ben, im letz­ten Win­ter – er war sehr stren­ge, wenn Sie sich er­in­nern kön­nen, und wenn es nicht schnei­te, tob­te der Wind und es reg­ne­te – kam vom No­vem­ber bis zum Fe­bru­ar nicht eine le­ben­de See­le in dies Haus, mit Aus­nah­me des Schläch­ters und des Post­bo­ten; und ich wur­de wahr­haf­tig ganz me­lan­cho­lisch, wie ich so Abend für Abend al­lein da­saß. Al­ler­dings muss­te Leah mir zu­wei­len vor­le­sen, aber ich fürch­te, dass das arme Mäd­chen von die­ser Auf­ga­be nicht son­der­lich ent­zückt war; sie kam sich da­bei wohl wie eine Ge­fan­ge­ne vor. Im Früh­ling und Som­mer ging es dann na­tür­lich bes­ser. Son­nen­schein und lan­ge Tage ma­chen einen so großen Un­ter­schied. Und nun zu An­fang die­ses Herbs­tes kam die klei­ne Adèle Va­rens mit ih­rer Wär­te­rin; ein Kind bringt so­fort Le­ben ins Haus, und jetzt, da auch Sie hier sind, wer­den wir am Ende gar noch ganz lus­tig und ver­gnügt wer­den.«

      Als ich die wür­di­ge alte Dame so plau­dern hör­te, schlug mein Herz ihr warm ent­ge­gen; ich zog mei­nen


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