THE ASCENT - DER AUFSTIEG. Ronald Malfi

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THE ASCENT - DER AUFSTIEG - Ronald  Malfi


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den Kopf. »Vergiss es einfach.«

      Andrew fuhr damit fort, die Knöpfe seiner kurzen Hose zu öffnen.

      »Whoa, stopp mal.« Ich hielt die Hände hoch. Wahrscheinlich war ich auch den ein oder anderen Schritt nach hinten getreten, weg von Andrew. »Kumpel, nichts für ungut, aber ich lasse mich nicht rammeln.«

      Andrew lachte leise vor sich hin. »Ich bin keine Tunte, also kein Grund zur Sorge.«

      »Du machst dich also ohne besonderen Grund vor Heteros nackig?«

      Er ließ die aufgeknöpfte Hose ins Gras fallen und stand nun komplett nackt vor mir. Seine Haut war über das normale Maß hinaus blass und verlieh seiner Erscheinung im Mondlicht etwas geisterhaft Transparentes. Ich war davon überzeugt, sein Herz in der Brust schlagen sehen zu können, wenn ich nur genau hinschauen würde. Oberhalb seiner linken Hüfte verlief ein Tattoo. Er winkte mir kokett zu und schien sich offensichtlich an der überaus homosexuell angehauchten Situation zu erfreuen.

      »Sieh dir die Stadt da unten an«, sagte er. »All diese Lichter.«

      Sein Atem hörte sich verdächtig orgiastisch an.

      »Wunderschön!«

      Er stapfte durch das Gras an den Rand der Klippe. Darüber strahlte der Mond in seinem unirdischen Licht und schien dem Meer mit seiner Magie Leben einzuhauchen. Ich schloss die Augen und sah auf meiner Netzhaut das Nachbild des Erdtrabanten.

      »Das ist der Pfad zur Unsterblichkeit«, rief Andrew.

      Und dann war er plötzlich verschwunden, hatte sich über den Rand der Klippe geschwungen und in die Tiefe gestürzt.

      Ich hatte den Eindruck, dass er der Schwerkraft trotzte, wie er in der Haltung eines großen, fliegenden Vogels, mit eng anliegenden Beinen, nach hinten gestreckten Füßen und den zur beiden Seiten ausgebreiteten Armen für einen Moment in der Luft hing.

      Dann verschwand er aus meinem Sichtfeld und setzte seinen Sturz in die Dunkelheit fort. Der Atem stockte mir, als ich ungläubig an den Rand der Klippe eilte. Ich wappnete mich für den bevorstehenden, grausamen Anblick – wie sein blasser, dünner Körper gegen die schroffe Felswand geknallt wurde – und sah stattdessen, wie seine geisterhaft schimmernde Silhouette durch die Dunkelheit segelte, stetig kleiner werdend, bis er in einer perfekten Haltung die Wasseroberfläche durchschnitt und in das Meer hinabtauchte.

      Während die aufgewirbelten Wellen allmählich zur Ruhe kamen, zählte ich, den Atem anhaltend, die Sekunden, bis sein Kopf wieder aus dem Wasser auftauchte. Selbst aus dieser Entfernung war ich mir sicher, dass er wieder sein bizarres Grinsen aufgesetzt hatte.

      »Na, wie war das?«, schrie er zu mir hinauf, und seine Stimme wurde von den Felswänden als donnerndes Echo zurückgeworfen.

      Ich fühlte mich wie ein Trottel. Ich war in der Annahme hier erschienen, dass wir zusammen Pot rauchen oder ein paar Streifen Koks ziehen würden; unfähig, zu erkennen, das seine Metapher vom Fliegen keine gewesen war.

      Andrew stemmte sich aus dem Wasser und lief auf einem gewundenen, sandigen Pfad, der bis zur Spitze der Klippe reichte, wieder hoch. Es dauerte beinahe zwei Minuten, bis er wieder bei mir angelangt war. In der Zwischenzeit hatte ich das am Boden liegende Fahrrad an den Griffen aufgerichtet.

      »Wohin willst du?«, fragte er in einem unschuldigen Ton.

      »Zurück ins Hotel.«

      »Aber jetzt bist du an der Reihe.«

      »Ich will aber nicht an der Reihe sein«, entgegnete ich lachend.

      »Du wirst doch nicht etwa Angst vor ein bisschen Klippentauchen bei Mitternacht haben?«

      Wäre die Frage von einer anderen Person gestellt worden, hätte sie sich einfach lächerlich angehört; bei Andrew hingegen klang sie sonderbar, beinahe schon mitfühlend, als ob er in Sorge um mich wäre.

      »Du spinnst doch.«

      »Das Traurige daran ist, dass du etwas verpasst, was sich möglicherweise als die zehn berauschendsten Sekunden deines Lebens herausstellen könnte, und das nur, weil du zu feige bist, es zu versuchen.«

      »Das könnten die letzten zehn Sekunden meines Lebens sein.«

      Andrew fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Sein nasser, dürrer Körper glänzte ölig im Mondlicht. Mehrere Male ertappte ich mich dabei, wie ich auf seine Genitalien starrte, und musste mich zwingen, meinen Blick von seinem Geschlechtsteil loszureißen.

      »Lüg' mich nicht an. Du bist heute Nacht hergekommen, weil du gedacht hast, high werden zu können, oder nicht?«

      »Na und?«

      »Du hast also kein Problem damit, dir irgendeinen Scheiß die Nase hochzujagen, die Kontrolle über deine Sinne zu verlieren und dir deine Nasenscheidewand wegzuätzen, aber von einer Klippe ins Meer zu springen, birgt für dich nicht einkalkulierbare Risiken?« Er klang richtig wütend. »Fick dich, Tim.«

      »Hey. Hör mal, ich …«

      »Das ist deine Chance, es dir selbst zu beweisen«, unterbrach er mich. Und irgendwie schien mir diese Aussage sogar plausibel.

      Enttäusche dich nicht, dachte ich mir, während ich aus meinen Klamotten stieg. Lauf nicht vor dieser Chance davon.

      Es war dämlich, jenseits aller Vernunft. Ich saß wie ein Vogel auf der Spitze der Klippe, die kühle Brise strich stimulierend über meinen nackten Körper. Einen tiefen Atemzug nehmend, wobei mir ein einziger Gedanke wie eine hell erleuchtete Neonreklametafel durch den Kopf ging – du wirst deine Frau in euren Flitterwochen zur Witwe machen – stieß ich mich vom felsigen Untergrund ab und ließ mich von der Luft hinunter ins Meer tragen.

      Stunden später, kurz vor Sonnenaufgang, schlich ich mich zurück in unser Zimmer und schlüpfte sachte neben Hannah unter die Bettdecke. Sie seufzte, drehte sich um und legte einen Arm über meine Brust.

      Ich blickte hinauf zur Decke, die langsam vom einfallenden Tageslicht gesprenkelt wurde, und lauschte auf das Pochen meines Herzens. Aufgeputscht durch mein Erlebnis war an Schlaf nicht mehr zu denken.

      »Wo bist du gewesen?«, wisperte sie mir schlaftrunken ins Ohr.

      Ihre Stimme hatte mich aufgeschreckt.

      »Ich habe mich mit deinem Freund Andrew getroffen.« Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen und sagte grinsend: »Wir waren fliegen.«

      Ich spürte ihr Lachen, als sie die Lippen auf mein Ohr presste: »Klar, die Sache mit dem Klippentauchen.«

      Während unseres verbliebenen Urlaubs gerieten wir immer wieder mit Andrew zusammen. Er nahm uns mit in Kneipen mit spartanischer Ausstattung, den besten Plätzen zum Trinken überhaupt auf der ganzen Insel. Die Getränke waren alle hochprozentig, mit Rum versetzt und wurden mit dekorativen Fruchtscheiben serviert.

      Wir wanderten durch üppige, mit Gras bewachsene Landschaften, spähten über Zäune hinweg in verdreckte, schmutzige Hinterhöfe, auf denen sich suizidgefährdetes Geflügel und in Käfigen zusammengepferchte Landkrabben tummelten, am Leben gehalten durch billigen Körnerfraß, bis ihre kümmerliche Existenz ebenfalls als Futter enden würde. Es war eine Stadt der Schlafwandler, der Mondsüchtigen; für Menschen, die nachts einfach keine Ruhe fanden. Torkelnde, mit trübem Blick durch die Pampa watschelnde Gestalten, alle auf dem Weg zu irgendwelchen schäbigen Spelunken, in denen über den Theken Pin-ups von nackten Mädchen mit Perlweiß-Lächeln auf die Gäste niederstarrten.

      Eine Flora aus spatenförmigem, wie Sägeblätter gezahntem Pflanzenwuchs schob sich nach jeder Kurve in unser Sichtfeld. Von Rost zerfressene Autowracks lagen in den Straßengräben. Die Bäume und Sträucher warfen ihren grünen Schleier über die Landschaft, und jedem dunklen, feuchten Ort, an dem wir während unserer Erkundungstouren vorbeikamen, haftete ein amphibienähnlicher Duft an.

      In der letzten Nacht auf San Juan, nach einer Runde Sex mit akrobatischen Einlagen, verließ ich Hannah, die zusammengekauert eingeschlafen war, und traf mich am Hafen mit Andrew


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