Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik


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Keine Rettung. Der unterirdische Strom, der den Schacht bedrohte, wies keinen geschlossenen Lauf auf. Ein Netz von Quelladern, das sich erst kurz vor dem Schacht vereinigte, wo die ungeheure strahlende Hitze des Riesenbrandes jede Arbeit unmöglich machte. Wäre es anders gewesen, so hätte vielleicht die Möglichkeit bestanden, Gefrierrohre bis in den unterirdischen Strom zu schlagen, die Wasser durch Frost zu bannen. So blieb es – vorausgesetzt, daß die geologischen Angaben selbst stimmten – eine Riesenarbeit mit zweifelhaftem Erfolg, ganz abgesehen von den ungeheuren Kosten – die Quelladern gingen teilweise in größte Tiefen hinab –, Kosten, die aufzubringen selbst dem Kaiser Augustus schwer werden mußte.

      Es war nicht allein der brennende Schacht, die verlorene Energie. Fast ganz Mineapolis war zerstört, die Riesenindustrieanlagen, mit ungeheuren Kosten erbaut, jetzt ein wüstes Ruinenfeld. Gruben, Hüttenanlagen, teilweise weit im Landesinnern, eingestellt auf die Energie vom Tschadseeschacht, waren jetzt zum Stilliegen verurteilt.

      Das feste Gefüge des Großafrikanischen Reiches zitterte, wankte unter den Wirkungen der Katastrophe.

      »Glück oder Unglück?«

      Guy Rouse hatte die Worte gemurmelt, als er mit einem letzten Blick auf die riesige Feuersäule, die von der Erde bis zum Himmel reichte, zum Flugzeug schritt.

      »Ein Trümmerhaufen die Hoffnungen des Kaisers! Die meinen? Der Schacht mußte brennen … weiter … weiter … Jahre … Jahrzehnte …

      Jahrhunderte vielleicht. Unangreifbar, unlöschbar die Feuergluten für Menschenhand – bis vielleicht die Natur aus sich selbst heraus vollbrachte, was Menschengeist, menschenarm unmöglich war. Meine Forderungen an Seine Majestät werden in der nächsten Zeit schwer realisierbar sein. Er wird gar bald mit neuen Wünschen an mich herantreten. Wahrscheinlich heute schon, wenn ich mich verabschiede.

      Er wird mich bitten … bitten! Er, der Kaiser Augustus Salvator.« Er schloß sekundenlang die Augen. Ein Zug der Genugtuung, Befriedigung lag um seinen Mund, als koste er schon den Genuß der Szene. Das Flugzeug hatte sich vom Boden gehoben, umkreiste nach Süden hin die Stadt, den brennenden Schacht. Die Augen Rouses hafteten daran, bis das Flugzeug unter die Kimm tauchte, bis nur noch der Feuerschein am Himmel zeigte, wo der Sitz des Feuers lag. Er wandte sich um. Sein Fuß stampfte heftig den Boden.

      »Und das alles durch die Hand dieses Schurken! … Tredrup! Der Mensch muß verschwinden vom Erdboden. So! oder so! Die Rache des Kaisers … Wie ich den kenne, wär’s möglich, daß er sie verschmähte.

      Nationale Tat es wäre nicht ausgeschlossen, daß er so dächte. Mag er!

      Wo bliebe ich, nähme er seine Rache vorweg. Hat doch nur jeder Mensch ein Leben. Ich will meine Rache haben an dem Burschen. Sein Konto ist abgeschlossen. Ich werde hinter ihm her sein wie der Jäger hinter dem Wild, und ginge es bis ans Ende der Welt! Meine Hunde – eine stattliche Meute ist’s –, die würden ihn hetzen, bis ich ihn habe.

      Der … und der andere! Die Würfel sind gefallen. Tredrup und Smith!«

      Er blickte durch das Fenster der Kabine. Vor ihm tauchten, die Türme von Timbuktu auf.

      »Smith ist wieder hier, wie mir der Agent vor ein paar Stunden meldete. Seine Nachforschungen in Irwinga waren erfolglos.«

      Rouses Hand griff mechanisch in die Rocktasche, fühlte das kurze, kalte Metall.

      »Du wirst’s wohl sein, das den Knoten zerhaut. Er ist zu schade für die Meute!«

      Juanita … der Name drängte sich ihm auf. War es nicht ihre Schuld, daß er diese beiden Männer zu gefährlichen Feinden hatte? Sie war in Santa Barbara glücklich angekommen, würde vielleicht dort sterben.

      Der Arzt in Irwinga hatte wenig Hoffnungen gemacht. Sterben! Das junge, schöne Geschöpf …

      Rouses Gedanken flogen zurück, zum Kanal … Montegna … das erste Glied der Kette, an die sich die anderen schlossen … welches würde das letzte sein?

      Rouse stand vor dem Kaiser. Die Audienz war sehr kurz gewesen.

      Nichts von dem, was er erwartete, war geschehen. Keine Bitte, kein Wort des Bedauerns über seine Abreise. Gleichmütig, kühl hatte ihn der Kaiser empfangen. Ein paar belanglose Worte gesprochen. Ihm gezeigt, daß die Audienz zu Ende sei. Er stand, konnte es nicht fassen. Eine Niederlage, schwer … unvermutet.

      Der Adjutant, der eintrat, ihn hinausgeleitete, brachte es ihm erst voll zu Bewußtsein, daß er entlassen war. Er stieg in den Wagen, der ihn zum Flugplatz bringen sollte. Alles andere war vergessen. Der Kaiser … der Kaiser …

      Was war nur mit ihm? Er schloß die Augen … saß … und sann.

      Der Wagen hielt mit kurzem Ruck. Der Chauffeur riß die Tür auf.

      Rouse saß noch in Gedanken versunken. So mag’s sein …

      Er stieg aus dem Wagen, ging zum Flugzeug.

      »Der Kaiser ist klüger, als ich dachte. Das Spiel wurde ihm zu hoch.

      Kein Krieg! Er resigniert, wartet auf bessere Zeiten. Klug! … Du Kaiser.

      Kein Freund könnte dir einen besseren Rat geben. Krieg! Vabanque wär’s! Er ist kein Hasardeur. Er sieht die Grenzen und hütet sich, darüber hinauszugehen. Die Südafrikanische Union wird jubeln. Ihr diplomatischer Sieg ist sicher … so sicher, wie ihre Niederlage gewesen wäre, wenn nicht Tredrup … er allein ist schuld, daß alles so anders kam, als ich gehofft hatte. Der Steinwurf im Schacht … Diese Ungeschickten! Hätte ich einen von meinen Leuten hier gehabt, der hätte es besser gemacht. Doch gedulde dich, nicht lange sollst du den Ruhm genießen, Nationalheld zu sein!«

      Er saß in seiner Kabine. Der Funk gab den New Yorker Börsenbericht durch. Er hörte. Da kam es … Die Aktien der New Canal Company … um zehn Punkte gestiegen. Der dritte Tag war es, daß sie sprunghaft in die Höhe gingen. Vor drei Tagen hatte es die amerikanische Presse ihren Lesern mitgeteilt, daß Mr. Rouse, von seiner Krankheit völlig genesen, nach den Staaten zurückkehrte und die Leitung der New Canal Company wieder in die eigene Hand nehmen würde.

      Er lachte. Zehn Punkte! Gut! Noch weiter drei Tage so! Dann würde er die Gegenminen springen lassen.

      Dann wieder, durch seine Agenten, verstreut in den Großstädten der Welt, kaufen lassen …

      Die Enge der Kabine bedrückte ihn. Seine Hände umklammerten die Armlehnen. Die hohe, magere Gestalt zitterte wie im Fieberschauer.

      Geld! Macht! Die einzige Leidenschaft, die er kannte – mit furchtbarer Gewalt hatte sie ihn ergriffen, jede Faser seines Leibes sich Untertan gemacht. Der Körper des Mannes bebte unter dieser Leidenschaft wie der Sklave unter der Peitsche des Herrn.

      Im Scheinwerferraum des Leuchtturms saßen die beiden Freunde.

      Uhlenkort, reisefertig, stand auf.

      »So wäre alles für deine Fahrt geordnet. Wäre meine Anwesenheit nicht dringend erforderlich, würde ich dir mein Flugzeug hier lassen. So jedoch geht es nicht. Ich werde es aber sofort nach meiner Ankunft wieder hier herschicken. Du kennst ja die Maschine. Du wirst alle Bequemlichkeiten während der Fahrt haben. Meine einzige Sorge, Johannes, ich spreche sie immer wieder aus, ist, daß der schroffe Klimawechsel deiner Gesundheit schaden könnte. Von Nordpolbreite in Äquatornähe. Ich fürchte für dich. Die einzige Beruhigung ist, daß Tredrup, der Treue, mit dir fahren wird. Er wird für dich sorgen, er wird über dich wachen. Wo er nur bleibt? Er weiß doch, daß ich fahren muß.

      Das Flugzeug steht schon auf der Klippe startbereit.«

      Er blickte auf die Uhr.

      »Ich muß gehen. Zuviel ist für mich zu tun. Die Last ist aber leichter geworden.«

      Er reckte seine Gestalt hoch auf.

      »Nun, ich sehe, daß der Tag nicht fern ist, der die Schicksalswende bringt. Die Organisation der europäischen Staaten … wie stehe ich jetzt ihr gegenüber? Schicksalswende … auch für Christie Harlessen, für mich.«

      Die letzten Worte,


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