Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik


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von dem Links und Rechts. Die deckenden Schichten, emporgehoben, klafften schon in tausend Rissen. Wie lange noch würden sie dem Druck standhalten?

      »Einmal noch!« murmelten seine Lippen. Das letzte Stück, das schwerste. Wohl abzuwägen jede Bewegung. Nicht zuviel, nicht zuwenig. Bis die Wunde verharscht, der Leib der Erde heilte.

      Weltordnung …

      In der Tür des Raumes erschien Tredrup. Bei dessen Eintritt sah Johannes Harte auf, nickte ihm zu.

      »Gute Fahrt gehabt, Tredrup?«

      Eine leichte Bewegung seiner Linken zu einem Schalterknopf. Das Bild an der Wand neben der Tür verschwand. Tredrup sah es nicht mehr.

      »Ich kam durch den Kanal hin und zurück durch die Kette der Zollboote. Keins sah mich, keins hielt mich an. Fuhr, wie ich mit Ihnen fuhr.«

      »Sonst nichts?«

      »Nichts! Kein Zeichen von Christie Harlessen. Unsere Empfangsstation war ständig besetzt, wir hörten kein Wort.«

      »Sonst nichts?« fragte der weiter und hob dabei leicht den Kopf.

      »Nichts«, erwiderte Tredrup. »Nichts Besonderes.«

      Seine Stimme schwankte. Fast stotternd brachte er die Worte hervor.

      Lauerte etwas hinter dessen Frage … die Lotung? Tredrup fühlte, wie sein Herz stärker zu schlagen begann. Hatte der andere sie gesehen?

      »Loteten Sie nicht im Kanal, Tredrup?«

      Tredrups Hand umklammerte den Türpfosten. Fast wäre er zurückgetaumelt. Da war die Frage! Der hatte es doch gesehen. Nein!

      wollten seine Lippen schreien, und dann sprach er leise: »Wir loteten. Die Messungen des Schiffahrtsamtes sind vielleicht unzuverlässig. Wir loteten in der Mitte des Kanals.«

      »Und fanden die Lotungen des Schiffahrtsamts nicht bestätigt?«

      »Nein! Differenz zweihundert Meter.«

      Der nickte. »Zweihundert Meter … die Differenz ist groß. Walter Uhlenkort aus Hamburg würde es interessieren. Vielleicht teilen Sie es ihm mit?«

      »Walter Uhlenkort. Jawohl, gewiß, Herr Harte.«

      Der Sender! Er stürzte auf den kleinen Apparat im Hintergrund zu.

      »Sofort werde ich es tun.« Stülpte die Hörer über, ergriff das Mikrofon.

      »Ah, ich vergaß, das ist ja unsere Welle, muß sie auf Uhlenkort-Welle umstellen.«

      Seine Hand bewegte die Skalenscheibe. Endlich hatten seine Finger die Station bestimmt. In seinem Innern rang es so heftig, daß er kaum die Worte fand, wie er es sagen wollte. Seine Lippen öffneten sich … da fuhr er mit einem Ruck zurück. Seine Augen starrten in das Weite, das Mikrofon entsank seiner Hand. In höchster Anspannung lauschte er dem, was die Uhlenkort-Welle ihm aus weiter Ferne ins Ohr rief.

      Vergessen war alles, was er an Uhlenkort melden wollte. Er saß und lauschte. Da war er wieder, der alte Notruf: Hier Christie … Harlessen-Uhlenkort …

      Mit den Augen winkte er den anderen heran, kritzelte auf ein Stück Papier: Christie Harlessen … Johannes Harte nickte, lächelte. Im Hörer war es stumm.

      »Hier Uhlenkort!« schrie Tredrup zur Antwort. Wandte sich zu dem neben ihm. »Was soll ich sagen?«

      »Sagen Sie, daß sie weitersprechen soll, immer dasselbe.«

      Tredrup starrte ihn fragend an. Die Stimme Christies rief wieder.

      »Wo … Wer ist da? Wo ist Walter Uhlenkort?«

      »Sagen Sie ihr, sie soll weitersprechen, damit Sie peilen können.«

      Tredrups Augen leuchteten auf. Ah, peilen! Daß der ihm das sagen mußte. Selbstverständlich peilen! Tredrup sprach, bis der Sinn seiner Worte dort verstanden wurde. Bis sie weiterrief. Mit fiebriger Hand bewegte er den Peilrahmen. Was sprach sie jetzt noch?

      »Atoll … Abgelegen … Südsee … Von hohen Korallenklippen umgeben … Etwa fünfzehn Meter hoch … Zwölf Palmenwipfel über den Rand ragend … Niedriges, langgestrecktes Riff an der Ostseite … Keine Insel in der Nähe mit dem Auge zu erkennen … Durchmesser der Insel etwa tausend Meter … Schwache Besatzung … U-Boot der Seeräuber auf Fahrt … Unterwassereinfahrt durch das Riff in die Lagune …«

      Tredrup hatte die Peilung längst scharf eingestellt. Seine Hand schrieb in rasender Hast die Worte mit.

      Da nochmals die Frage: »Wer dort? Wo ist Walter Uhlenkort?«

      Schon wollte Tredrup Antwort geben. Da, im Hörer ein Aufschrei der Stimme. Die gebrochenen Laute einer männlichen Stimme dazwischen.

      Er saß … lauschte. Kein Laut mehr. Was war das?

      Sein Geist flog zu der Stätte, von der Christies Notruf erklungen. Die Männerstimme? Christie war überrascht worden, hatte in der Erregung über die gelungene Verbindung alle Vorsicht vergessen. Was würde da weiter geschehen? Strafe … Mißhandlung?

      Sein Blick suchte den anderen, suchte Johannes Harte. Er sah ihn nicht. Die Tür war offen. Der war hinausgegangen.

      Zurück zum Sender, Uhlenkort-Welle … Hamburg. Da war sie, die Stimme des Freundes begrüßte ihn.

      »Christie Harlessen!« schrie Tredrup.

      Und dann, seine Worte stammelnd, jubelnd sprudelten heraus, was sein übervolles Herz hergab. Uhlenkort antwortete wieder, bestürmte ihn mit Fragen, wollte mit den Worten schließen.

      »Komme noch heute mit Flugzeug zu euch«, da schrie Tredrup als letztes ins Mikrofon:

      »Die Sohle des Kanals ist neunhundertzwanzig Meter tief …«

      Kein Laut von da drüben.

      »Hörst du, Walter Uhlenkort? Die Sohle des Kanals ist neunhundertzwanzig Meter tief. Hörst du?«

      »Ich höre, Tredrup … hörte es beim ersten Male. Konnte es nicht gleich fassen. Die Messungen lauten auf elfhundert.«

      »Elfhundert« schrie Tredrup zur Antwort, »waren’s. Neunhundert sind’s jetzt!«

      Und vergessend der Worte: sei gewarnt! rief er: »Die Kanalsohle ist gestiegen! Um zweihundert Meter gestiegen. Ich hab’s gemessen. Er hieß mich’s dir melden, Walter Uhlenkort.«

      Die Worte, Schreien … Lachen war es.

      Das U-Boot Tredrups hatte den Kanal hinter sich, fuhr mit äußerster Kraft Kurs Süd zu Südwest. Uhlenkort stand neben Tredrup im Kartenhaus. Der wies ihm die Peillinie, die er in Saltadera aufgenommen und in die Karte eingetragen hatte.

      »Hier!« Er deutete auf eine kleine Insel, die von der Peillinie geschnitten wurde. »Vielleicht ist dies die Insel. Bin dessen aber nicht sicher, denn so kleine Atolle sind wohl kaum auf dieser Karte verzeichnet. Jedenfalls wird es morgen abend werden, ehe wir in die Gegend kommen, die uns interessiert. Wir haben die schönste Zeit, uns unter das Sonnensegel zu setzen und ein Garn zu spinnen.«

      »Hamburg, das alte Nest. Wie sieht’s da jetzt aus?«

      »Nicht anders, wie du es zuletzt sahst«, gab Uhlenkort zur Antwort.

      »Öde Fabriken, tote Häuserzeilen. Die Menschen stumm, freudlos, in der Sorge um Zukunft und Leben. Nicht anders, als ginge der Schwarze Tod in der Stadt um. Der Hafen. Auf den ersten Blick kaum verändert.

      Schiff an Schiff. Aber doch so ganz anders als früher. Kaum noch, daß tote Fracht ankommt oder abgeht. Menschen … Menschen … voll beladene Schiffe bringen sie ein, voll beladene Schiffe bringen sie weiter. Die Bilder der Auswanderer: Entsetzen, Mitleid erregend. Der Norden Skandinaviens sollte geräumt sein. Geräumt. Aber nein, gerade hier, wo der Tod am nächsten war, ergab sich das Sonderbare, daß viele dieser Nordländer sich weigerten, Haus und Hof zu verlassen. Der ewige Kampf mit Schnee und Eis und Tod hat sie abgestumpft gegen die drohende, viel größere Gefahr. Je weiter nach


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