Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band. Hans Dominik

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Gesammelte Sci-Fi-Romane in einem Band - Hans  Dominik


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angstvoll auf der Flucht nach allen Seiten hin.

      Der Adjutant trat ein, wollte melden. Der Kaiser winkte ihm zu schweigen, wies auf den Bildschirm an der Wand. Da, ein neuer Erdstoß. Ihre Hände suchten unwillkürlich nach einem Halt. Taumelnd starrten sie auf das Bild. Der neue Stoß hatte den Schachtmund und seine Umgebung gehoben, als drücke ein Riesenpilz durch die Erdkruste nach oben.

      Noch hatten ihre Augen das Bild nicht ganz erfaßt … ein neuer Stoß!

      Der Adjutant mahnte, den Raum zu verlassen, Sicherheit im Freien zu suchen. Der Palast könnte einstürzen. Der Kaiser achtete nicht auf die Warnung. Nur fester klammerten sich seine Hände an Grimmaud, der mit gespreizten Beinen dastand, sieghaften Glanz in den Augen.

      Das Bild des Schachtes! Der Boden seiner Umgebung hatte sich um ein weiteres Stück gehoben. Das früher gleichmäßig strömende Feuer loderte flackernd, bald kleiner, bald größer werdend. Und dann! War das noch der brennende Schacht? War es der Kratermund eines Vulkans? Durch die wabernde Lohe des brennenden Gases schossen in Eruptionen Massen empor geschleuderten Kalks. Noch einmal eine Rieseneruption, die Feuerfontäne schien sengend den Himmel zu fassen.

      Dann sank sie zusammen, wurde kleiner und kleiner … zuckte noch ein paar Mal kurz auf.

      Dann war sie verschwunden … noch eine Zeitlang ein feuriger Glast über dem Schachtmund, der verblaßte, langsam verschwand.

      »Gerettet?« schrie Grimmaud. Vergaß, daß es die Person des Kaisers war, dessen Hand er ergriff, schüttelte.

      »Gerettet unser Werk!«

      Die zweite Nacht hatten sie das Atoll umfahren. Am Abend des dritten Tages hatten sie es gefunden. Die Beschreibung Christies traf in allen Punkten zu. Die Felsen waren nach allen Seiten hin unbesteiglich. Der Eingang zur Lagune durch das Felsenriff? … Die Seeräuber hatten ihn einst gefunden, also mußten sie ihn auch finden. Doch alles Suchen war vergeblich. Immer wieder hatten sie das Atoll kreisend umfahren, stets bestrebt, sich nicht einem Wächter der Besatzung zu verraten.

      Ein Zufall mußte es gewesen sein, der irgendwann bei starker Ebbe den Piraten den unterseeischen Weg zeigte. Ein starker Sturm vielleicht könnte den Eingang freilegen. Aber die See war ruhig, spiegelglatt.

      Uhlenkorts Erregung hatte sich von Tag zu Tag gesteigert. Der Gedanke, Christie hier in unmittelbarer Nähe zu wissen … mehrmals hatten sie auf dem Rande der Klippen eine weibliche Gestalt zu sehen geglaubt, die wohl Christie sein konnte.

      Immer wieder hatte er sich an Tredrup gewandt, an ihn, den Findigen, Listenreichen. Der wußte keinen Ausweg, starrte mit zusammengebissenen Zähnen zu den Klippen hinüber, die wie Burgzinnen unersteiglich vor ihnen lagen. Die Welle nach Saltadera!

      Uhlenkorts Blicke gingen immer wieder zu dem Sender. Den Freund dort zu fragen, zu bitten …

      Die Nacht verging. Tredrup gab den Befehl zu tauchen. Die Fahrt ging unter Wasser weiter. Nur das Periskop, auf die Insel eingestellt, zeigte ihr Bild. Uhlenkort starrte darauf hin. Die Mauern der Klippen glitten vorüber, lückenlos. Fast jeder Stein in hellem Sonnenlicht deutlich erkennbar. Er trat zurück.

      »Vergeblich, unmöglich, Tredrup. Das schärfste Auge vermag nichts zu sehen. Wir nähern uns jetzt der Korallenbank im Osten, wir müssen ausweichen. Wär’s nicht doch möglich, daß eine andere Insel, dieser ähnlich, die gesuchte wäre, wo Christie verborgen ist?«

      Tredrup schüttelte den Kopf. »Meine Nase, und auf die schwöre ich, sagt mir, diese Insel ist’s und keine andere.« Er trat zum Periskop.

      Das Boot hatte seinen Kurs geändert. Er stellte das Periskop neu ein.

      Dann bohrte sich sein Auge in das Bild der Insel. Uhlenkort war im Begriff, den Raum zu verlassen. Ein Schrei aus Tredrups Mund hielt ihn zurück. Er stürzte zu ihm hin.

      »Ich sehe den Eingang … ich sehe ihn … dort liegt er.«

      Er wollte weitersprechen, da hatte ihn Uhlenkort weggerissen, schaute selbst hindurch.

      »Der Eingang! Dort liegt er!« murmelten seine Lippen noch. »Groß und breit das dunkle Tor in dem hell erleuchteten Gestein!«

      Er wandte sich zu Tredrup um.

      »Tredrup! Du, was ist das? Die Öffnung! Wohl über einen Meter hoch liegt sie frei da. Wie ist das möglich, daß wir sie nicht früher sahen?

      Mehr als ein Dutzend Mal kamen wir schon an dieser Stelle vorbei und sahen nichts.« Tredrup starrte auf den Boden. Eine leichte Blässe lag auf seinem Gesicht. Dann, als hätte er einen Entschluß gefaßt, ging er zu seinem Periskop. Stopp! schrie er ins Mikrofon. Das Boot bewegte sich ein kurzes Stück noch, dann stand es.

      Tredrup maß die Entfernung zur Küste. An dieser Stelle des Meeres hatten sie am Tag zuvor ebenfalls haltgemacht.

      Sein Blick ging über die Kronen der Klippen. Die beiden Palmenwipfel, die er gestern noch eben über der Felsenkante sah, waren jetzt nicht mehr zu sehen.

      »Saltadera!« murmelten seine Lippen. »Wibehafen! … Der vom Leuchtturm … Vineta … Black Island … eine Kette!«

      Er wandte sich zu Uhlenkort.

      »Du willst es wissen, wie das geschehen konnte, daß wir heute sehen, was gestern unsichtbar war? Frage ihn in Saltadera!«

      Uhlenkort trat einen Schritt zurück, sah Tredrup an, als verstände er ihn nicht.

      »Was sagst du? Er?«

      »… Er hob in dieser Nacht den Meeresboden hier und die Insel darauf!

      Sein Werk!«

      Uhlenkort legte die Hände über die Augen.

      »Sein Werk, Tredrup! Auch das ist sein Werk. Die Macht in seinen Händen. Mir graut. Zuviel, zuviel für schwache Menschenhand. Zuviel, was das Schicksal einem gab, der von irdischer Mutter geboren ward.

      Seine Hand umspannt den Erdball. Menschen, Meer und Land sind ihm untertan.«

      Ein knirschender Ton vom Kiel des U-Bootes riß sie aus ihren Gedanken. Im Schaukeln der Flut hatte das Boot leicht ein unterseeisches Riff gestreift.

      »Hallo!« rief Tredrup. »Sanfte Warnung! Gut, daß ich stoppen ließ.

      Das Boot in Fahrt … es hätte ein böses Leck geben können.«

      Schon stand er am Maschinentelegrafen. »Achtung! Rückwärts halbe Kraft!«

      Langsam schob sich das Boot rückwärts von der Untiefe ab. Neue Kommandos. Die Ballasttanks füllten sich, das Periskop wurde eingezogen. Das Boot sank, bis es in fünfzig Meter Tiefe ein sicheres Lager auf sandigem Grund fand.

      Die Sonne war untergegangen, als das Boot wieder auftauchte. Sie hatten lange beraten, ob sie ebenso wie die Piraten mit dem U-Boot durch den Tunnel fahren sollten. Der Plan war zurückgestellt worden.

      Erst sollte der Versuch gemacht werden, im Boot durch den Durchlaß zu schlüpfen. Die schwache Besatzung rechtfertigte ein solches Unternehmen.

      Eine breite, ziehende Wolkenbank verbarg die Mondscheibe, als das Beiboot mit Uhlenkort, Tredrup und einem Dutzend bewaffneter Matrosen abstieß. Mit leisen Ruderschlägen näherte es sich den Korallenfelsen. Nach kurzem Suchen fanden sie den Durchlaß.

      Es galt äußerste Vorsicht. Konnte man doch nicht wissen, ob die Tunnelhöhe gleichmäßig durch den zweihundert Meter breiten Korallenkranz lief. Vielleicht kam gar das Wasser im weiteren Verlauf wieder bis an die Tunneldecke heran.

      Im ersten Teil der Durchfahrt schoben sie das Boot vorwärts, indem sie die Hände gegen die Decke stemmten. Nach etwa hundert Meter wurde der Tunnel niedriger. Fast streiften ihre Köpfe die Felszacken der Decke. Nahm die Höhe so weiter ab, mußte die Ausfahrt zur Lagune versperrt sein.

      Da glitzerte es vor ihnen hell auf. Die Strahlen des Mondes brachen sich in dem Wasserspiegel der Lagune. Ein paar kurze Stöße noch, und sie waren in der Lagune. Ein Kranz sandigen Strandes darum. An der


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