Butler Parker Staffel 5 – Kriminalroman. Günter Dönges
Читать онлайн книгу.James Ortner am liebsten noch knapp vor seinem Ableben verbrannt hätte. Das alles interessierte den Butler ungemein.
Nun klangen ihm allerdings noch die recht eindeutigen Hinweise Mike Randers in den Ohren, der es abgelehnt hatte, sich mit diesem Fall zu beschäftigen. Butler Parker wollte nicht eigenmächtig handeln, entschloß sich dann aber doch plötzlich, den Bungalow auf dem Hochhausdach zu verlassen. Ihm konnte ja schließlich kein Mensch verwehren, in ein Restaurant zu gehen, noch dazu, wo er eigentlich noch immer keimen freien Tag hatte. Butler Parker schlüpfte also schleunigst in seinen schwarzen Covercoat, setzte sich die Melone auf und ging zur Tür. Dort blieb er eine Sekunde lang stehen, ging zurück in sein Zimmer und öffnete einen stabil aussehenden Aluminiumkoffer und entnahm einen handlichen Gegenstand aus bearbeitetem Stahl, den er in seine Manteltasche steckte. Nachdem er sich noch mit seinem Universal-Regenschirm ausgerüstet hatte, stand seinem Ausflug nichts mehr im Weg.
Weit entfernt war die Belgarten-Street nicht. Unter normalen Verhältnissen hätte der Butler sich gewiß in seinen Spezialwagen gesetzt, um seine Kräfte zu schonen, doch er verzichtete diesmal auf diese Annehmlichkeit, da er um keinen Preis der Welt auffallen wollte.
Der Schnellift brachte ihn nach unten. Parker betrat die Straße, die um diese Zeit recht belebt war, sah sich nicht weiter um, sondern marschierte schnurstracks zur Belgarten-Street, wo sich der verabredete Treffpunkt befand. Er war doch sehr gespannt, wer sich in dem Restaurant vorstellen würde. Vor allen Dingen fragte er sich, was man ihm wohl vorzuschlagen hatte.
Als die Gedanken Josuah Parkers diesen Punkt erreicht hatten, da spürte er plötzlich tief in seinem Unterbewußtsein, daß er auf dem besten Weg war, nicht nur zum Hotel zu gehen, sondern auch einen riesigen Fehler zu machen.
Bei aller Phantasie konnte er sich nämlich nicht vorstellen, was man ihm an guten Vorschlägen wohl zu unterbreiten hatte. Er besaß keine Cellophanhülle, wußte nichts von ihrem Inhalt und war im Grunde doch nichts anderes als ein lästiger Zeuge, auf den man gern verzichten konnte.
Josuah Parker nahm sich vor, noch vorsichtiger zu sein, als er sich ohnehin vorgenommen hatte. Doch dachte er nicht im Traum daran, wieder zurückzugehen.
Parker vergewisserte sich nun erst einmal, ob er verfolgt würde. Nach der Lage der Dinge war damit zu rechnen. Er kurvte also in einen x-beliebigen Hausflur eines ihm völlig unbekannten Hauses und war gespannt, ob sich ein Interessent einfinden würde. Da Parker es verstanden hatte, sich blitzschnell in eine dunkle Korridornische zurückzuziehen, konnte er in aller Ruhe abwarten.
Nun, es dauerte nicht lange, und schon erschien ein untersetzter, schlanker Mann von etwa dreißig Jahren, der zögernd und vorsichtig ebenfalls durch die Haustür kam und sich sichernd nach allen Seiten umschaute. Da dieser Mann auf Anhieb nichts zu sehen vermochte, pirschte er sich tiefer in das dunkle Treppenhaus und wurde zu einer Salzsäule, als Josuah Parker plötzlich aus seiner Deckung hervortrat und höflich seine schwarze Melone lüftete.
Der Mann schien zu Kurzschlußhandlungen zu neigen, denn er bemühte sich nicht etwa, den gleichaltrigen Bürger zu spielen, nein, er griff den Butler in einer Form an, die Josuah Parker wenige Sekunden später nur als ungemein ungehörig bezeichnen konnte. Bevor der Butler allerdings zu dieser Feststellung kam, handelte er. Kurz und bündig setzte er dem Gegner die Melone unter das Kinn.
Die Wirkung war geradezu frappierend. Es gab einen stählernen Laut, als die Melone das Kinn des Verfolgers traf. Wie von einem unsichtbaren Blitz getroffen, sackte der junge, noch recht unerfahrene Mann in sich zusammen und legte sich auf den Boden.
Josuah Parker bückte sich mitleidig zu dem ohnmächtigen Mann hinab. Zu seiner Zufriedenheit stellte er keine ernsthaften Schäden fest. Da der Butler sich schon niedergebeugt hatte, nutzte er diese Stellung aus, sich die Papiere des jungen Mannes anzusehen.
Leider wurde er bitter enttäuscht.
Der Ohnmächtige besaß keine Ausweise. Dafür allerdings ein Bündel Banknoten, insgesamt in einem Wert von gut dreihundert Dollar. Ja und einen Hotelschlüssel fand Parker noch. Dieser Schlüssel gehörte nach der Inschrift auf das Schlüsselbrett des Hotel »Gardeners«, die Zimmernummer war 16.
Josuah Parker steckte den Schlüssel zurück in die Rocktasche des Mannes, nahm die schwere Automatik aus dem Halfter des immer noch Schlafenden und leerte das Magazin, nachdem er auch noch die Patrone aus der Kammer entfernt hatte. Nachdem er die Waffe wieder äußerlich in Ordnung gebracht hatte, steckte er sie zurück in das Futteral.
Ohne sich dann allerdings weiter um den Mann zu kümmern, verließ der Butler den stillen Hausflur und näherte sich bald dem Restaurant, in dem der angebliche Cheffriseur Roger Calbot auf ihn wartete. Nachdem Parker die kurze Bekanntschaft mit dem Mann im Hausflur gemacht hatte, konnte er sich nun an fünf Fingern ausrechnen, wie der Cheffriseur wohl aussehen würde.
Das intim eingerichtete Restaurant im französischen Stil war um diese Zeit bereits gut besucht. Als Butler Parker in seiner typischen Aufmachung erschien, eilte ein befrackter Herr auf ihn zu, der sich knapp verbeugte.
»Mister Parker, wenn ich mich nicht irre?«
»Ich werde erwartet!«
»Monsieur Calbot wartet im oberen Gesellschaftszimmer auf Sie, Sir. Wenn ich Sie hinaufbegleiten darf...?«
»Danke, wirklich nicht notwendig, wenngleich ich Ihre Höflichkeit sehr zu schätzen weiß«, bedankte sich der Butler. »Übrigens, eine Frage... ich vermute, daß sich dort oben noch weitere Gesellschaftszimmer befinden?«
»Allerdings, noch zusätzlich drei größere Räume. Selbstverständlich auch Hotelzimmer.«
»Von hier aus zu erreichen?«
»Entweder hier von der Halle aus oder von nebenan, wo sich der eigentliche Hoteleingang befindet, Sir.«
»Sehr schön, ausgezeichnet!«
Parker schritt zur weit geschwungenen Freitreppe und stieg würdevoll nach oben. Er hatte sich den Weg genau beschreiben lassen und freute sich innerlich bereits darauf, daß die Dinge wieder einmal in Bewegung geraten waren.
Nun war Josuah Parker gewiß kein heuriger Hase.
Er hatte sich bereits seinen eigenen Vers auf die Vorbereitungen seines Gastgebers gemacht. Deshalb dachte er auch nicht daran, schnurstracks in das bezeichnete Gesellschaftszimmer zu marschieren. Er war nicht erpicht darauf, gleich nach seinem Eintreten niedergeschossen zu werden. Als versiertem Fachmann war ihm die Anwendung eines Schalldämpfers sehr vertraut.
Parker, der bereits auf den letzten noch zu überwindenden Treppenstufen sein Universalbesteck in die Hand genommen hatte, sah sich nach dem Erreichen des langen, mit dicken Teppichen ausgelegten Korridors nach einer geeigneten Tür um, die ihn aufnehmen konnte.
Dort also war das bewußte Gesellschaftszimmer.
Davor eine Tür ohne Aufschrift. Nach seinen Erfahrungen, die er in vielen Hotels hatte sammeln können, mußte es sich um einen Wirtschaftsraum handeln, in dem möglicherweise Putzvorräte gelagert wurden.
Blitzschnell gelang es dem Butler, die Tür zu öffnen. Er verschwand hinter der Tür und sah sich angenehm überrascht um. Er war nicht in ein Magazin geschlüpft, sondern in eine Art Anrichteraum. Einige Tische, Besteckkästen, Wärmeplatten, ein kleiner Elektrokocher und eine blitzende Kaffeemaschine deuteten darauf hin, daß von diesem Raum aus zwei benachbarte Gesellschaftszimmer versorgt werden konnten. Ja, es gab zur unermeßlichen Freude des Butlers sogar je eine Durchreiche, durch die man Speisen und Getränke in die einzelnen Räume schieben konnte.
Josuah Parker war, um es kurz und knapp zu sagen, begeistert. Das Schicksal hatte es tatsächlich wieder einmal gut mit ihm gemeint.
Auf Zehenspitzen näherte er sich der Durchreiche, hinter der das Gesellschaftszimmer lag, in dem er von dem angeblichen Cheffriseur Roger Calbot schon erwartet wurde. Ohne sich etwa zu genieren, legte der Butler sein Ohr an die Klappe der Durchreiche.
Vorerst war aber nichts anderes wahrzunehmen als starkes Husten. Aber ein Butler Parker gab sich schon mit solchen Kleinigkeiten zufrieden. Waren sie doch seinen